Jeder Heimwerker kennt das frustrierende Gefühl: Man arbeitet an einem Projekt, ist fast fertig und dann – *knack* – der Schraubenkopf ist rund, die Schraube sitzt bombenfest und scheint sich mit dem Werkstück verklebt zu haben. Die Verzweiflung steigt, das Projekt droht zu scheitern. Aber keine Panik! Auch hoffnungslos fest verborrte Schrauben können besiegt werden. In diesem Artikel zeige ich Ihnen verschiedene Methoden, mit denen Sie auch die hartnäckigsten Exemplare bezwingen und Ihr Projekt retten können.
Warum sitzen Schrauben so fest?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum Schrauben überhaupt so fest sitzen können. Die Gründe sind vielfältig:
- Korrosion: Rost und andere Korrosionsprodukte bilden eine feste Verbindung zwischen Schraube und Mutter bzw. dem Werkstück.
- Verklemmen: Durch zu starkes Anziehen oder ungleichmäßige Belastung kann sich die Schraube im Gewinde verklemmen.
- Beschädigter Schraubenkopf: Ein abgenutzter oder beschädigter Schraubenkopf verhindert, dass der Schraubendreher oder Bit richtig greifen kann.
- Fremdkörper: Schmutz, Sand oder andere Fremdkörper im Gewinde können die Bewegung der Schraube behindern.
- Materialverbindung: Bei bestimmten Materialien, wie z.B. Aluminium, kann es zu einer chemischen Reaktion kommen, die die Schraube „festfrisst”.
Die Werkzeugkiste des Schraubenretters
Bevor Sie loslegen, stellen Sie sicher, dass Sie das richtige Werkzeug zur Hand haben. Hier eine Übersicht der wichtigsten Helfer:
- Schraubendreher und Bits in verschiedenen Größen: Achten Sie auf passgenaue Werkzeuge, um den Schraubenkopf nicht weiter zu beschädigen.
- Schlagschrauber: Ideal, um festsitzende Schrauben mit gezielten Schlägen und Drehbewegungen zu lösen.
- Rostlöser: Dringt in das Gewinde ein und löst Korrosion.
- Kriechöl: Ähnlich wie Rostlöser, aber mit noch besseren Kriecheigenschaften.
- Hammer und Durchschlag: Zum gezielten Aufbringen von Schlägen.
- Zange (Wasserpumpenzange, Rohrzange, Gripzange): Zum Greifen und Drehen des Schraubenkopfes (wenn er noch zugänglich ist).
- Schraubenausdreher-Set (Linksausdreher): Ein Spezialwerkzeug, das sich in das beschädigte Gewinde „einfraest” und die Schraube beim Linksdrehen herausdreht.
- Bohrmaschine: Zum Ausbohren der Schraube (als letzte Option).
- Schweißgerät (optional): Zum Anschweißen einer Mutter oder Schraube (nur für erfahrene Handwerker!).
- Heißluftpistole: Zum Erwärmen der Schraube und des umgebenden Materials (Vorsicht bei Kunststoffen!).
Die sanfte Tour: Erste Hilfe für festsitzende Schrauben
Bevor Sie zu drastischen Maßnahmen greifen, versuchen Sie es mit diesen schonenden Methoden:
- Passenden Schraubendreher/Bit verwenden: Das klingt banal, ist aber oft die Lösung. Ein zu kleiner oder abgenutzter Schraubendreher/Bit rutscht leicht ab und beschädigt den Schraubenkopf.
- Druck ausüben: Drücken Sie den Schraubendreher/Bit fest in den Schraubenkopf, während Sie drehen. Das verhindert das Abrutschen.
- Schlagschrauber einsetzen: Der Schlagschrauber kombiniert Drehbewegung und Schläge, um die Schraube zu lösen. Achten Sie darauf, den Schlagschrauber in die richtige Richtung zu drehen (Lösen!).
- Rostlöser oder Kriechöl verwenden: Sprühen Sie Rostlöser oder Kriechöl auf die Schraube und lassen Sie es einige Zeit einwirken (am besten über Nacht). Die Flüssigkeit dringt in das Gewinde ein und löst die Korrosion.
- Erwärmen: Erwärmen Sie die Schraube und das umgebende Material mit einer Heißluftpistole. Die Wärme dehnt die Materialien aus und kann die Schraube lösen.
- Leichte Schläge: Klopfen Sie vorsichtig mit einem Hammer auf den Schraubenkopf. Die Vibrationen können helfen, die Schraube zu lockern.
Wenn es hart auf hart kommt: Fortgeschrittene Techniken
Wenn die sanften Methoden versagen, müssen Sie zu härteren Geschützen greifen:
- Gripzange/Rohrzange verwenden: Wenn der Schraubenkopf noch genügend Halt bietet, können Sie ihn mit einer Gripzange oder Rohrzange packen und die Schraube herausdrehen.
- Schlitz in den Schraubenkopf sägen: Mit einer Metallsäge oder einem Dremel können Sie einen Schlitz in den Schraubenkopf sägen und dann mit einem Schlitzschraubendreher die Schraube herausdrehen.
- Schraubenausdreher (Linksausdreher) verwenden: Bohren Sie mit einem Bohrer ein Loch in den Schraubenkopf. Setzen Sie dann den Schraubenausdreher ein und drehen Sie ihn gegen den Uhrzeigersinn. Der Ausdreher „frisst” sich in das Gewinde und dreht die Schraube heraus.
- Schraube ausbohren: Als letzte Option können Sie die Schraube ausbohren. Verwenden Sie dafür einen Metallbohrer, der etwas kleiner ist als der Durchmesser der Schraube. Bohren Sie vorsichtig durch die Schraube. Danach können Sie das Gewinde mit einem Gewindebohrer reinigen.
- Mutter anschweißen (nur für Profis!): Wenn Sie ein Schweißgerät haben, können Sie eine Mutter auf den Schraubenkopf schweißen und dann die Mutter mit einem Schraubenschlüssel drehen. Diese Methode ist sehr effektiv, erfordert aber Erfahrung im Schweißen.
Prävention ist besser als Heilung: So vermeiden Sie festsitzende Schrauben
Am besten ist es natürlich, wenn Schrauben gar nicht erst fest sitzen. Hier einige Tipps zur Vorbeugung:
- Edelstahlschrauben verwenden: Edelstahlschrauben sind korrosionsbeständiger als herkömmliche Stahlschrauben.
- Schrauben einfetten: Fetten Sie die Schrauben vor dem Eindrehen mit Kupferpaste oder speziellem Schraubenfett ein. Das verhindert Korrosion und Verklemmen.
- Nicht zu fest anziehen: Ziehen Sie die Schrauben nicht zu fest an. Beachten Sie die Drehmomentangaben des Herstellers.
- Regelmäßige Wartung: Überprüfen Sie regelmäßig die Schrauben und ziehen Sie sie gegebenenfalls nach.
Fazit: Geben Sie nicht auf!
Festsitzende Schrauben können frustrierend sein, aber mit den richtigen Werkzeugen und Techniken können Sie sie in den meisten Fällen entfernen. Geben Sie nicht auf und probieren Sie verschiedene Methoden aus. Und denken Sie daran: Prävention ist besser als Heilung. Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen können Sie das Problem festsitzender Schrauben von vornherein vermeiden. Viel Erfolg!