Ärger im **Rufbus**: Darf der **Busfahrer** einen Fahrgast einfach so **rausschmeißen**?

Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sei es im Stadtbus, der Straßenbahn oder eben im immer beliebter werdenden **Rufbus**, sollte für alle Beteiligten eine angenehme und sichere Erfahrung sein. Doch was passiert, wenn die Stimmung kippt? Wenn aus einem kleinen Ärgernis ein ausgewachsener Konflikt wird und die Frage im Raum steht: Darf der Busfahrer einen **Fahrgast einfach so rausschmeißen**? Diese Frage ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint, und berührt die Rechte von Fahrgästen, die Pflichten des Fahrpersonals sowie die allgemeinen **Beförderungsbedingungen** des **öffentlichen Nahverkehrs**.

### Der Rufbus im Fokus: Was ihn besonders macht

Bevor wir uns den rechtlichen Aspekten widmen, werfen wir einen kurzen Blick auf das Konzept des **Rufbusses**. Anders als Linienbusse, die feste Routen und Fahrpläne haben, verkehrt der Rufbus nach Bedarf und auf Bestellung. Er schließt oft Lücken im ländlichen Raum oder zu verkehrsschwachen Zeiten und bietet eine flexible, kundennahe Mobilitätslösung. Diese Flexibilität führt jedoch nicht zu grundlegend anderen Regeln bezüglich der Beförderung. Die grundlegenden Rechte und Pflichten, die im Personenbeförderungsgesetz (PBefG) und den Allgemeinen Beförderungsbedingungen verankert sind, gelten auch hier.

### Die rechtliche Grundlage: Beförderungsbedingungen und Hausrecht

Jedes Verkehrsunternehmen, das Fahrgäste befördert, hat **Allgemeine Beförderungsbedingungen**. Diese sind quasi das „Gesetzbuch“ für die Fahrt und regeln die Rechte und Pflichten von Fahrgast und Unternehmen. Sie müssen öffentlich einsehbar sein, meist in den Fahrzeugen selbst, an Haltestellen oder auf der Webseite des Unternehmens.

Eng verknüpft mit den Beförderungsbedingungen ist das sogenannte **Hausrecht**. Der Busfahrer übt stellvertretend für das Verkehrsunternehmen das **Hausrecht** im Bus aus. Ähnlich wie ein Ladenbesitzer das Recht hat, unerwünschte Personen aus seinem Geschäft zu verweisen, hat der Busfahrer die Befugnis, Fahrgäste, die die Ordnung stören oder die Sicherheit gefährden, von der Fahrt auszuschließen. Dieses Recht ist jedoch nicht willkürlich, sondern an klare Voraussetzungen gebunden. Es muss verhältnismäßig sein und darf nicht diskriminierend ausgeübt werden.

### Wann ist ein Rauswurf gerechtfertigt? Die Gründe für eine Fahrtausschließung

Ein **Busfahrer** darf einen **Fahrgast rausschmeißen**, aber nicht „einfach so”. Es müssen triftige Gründe vorliegen, die in den Beförderungsbedingungen verankert sind oder direkt aus der Fürsorgepflicht für die anderen Fahrgäste und die eigene Sicherheit resultieren. Hier sind die häufigsten und wichtigsten Gründe:

1. **Kein gültiger Fahrausweis (Schwarzfahren):** Dies ist wohl der bekannteste Grund. Wer ohne gültiges Ticket erwischt wird und auch auf Aufforderung keinen Nachweis erbringen kann, muss den Bus verlassen. Neben dem erhöhten Beförderungsentgelt (umgangssprachlich „Strafe“) kann der Fahrer in diesem Fall die Weiterfahrt verweigern. Das gilt auch, wenn ein Ticket gefälscht oder manipuliert wurde.

2. **Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit:**
* **Aggressives oder belästigendes Verhalten:** Wer andere Fahrgäste oder das Fahrpersonal verbal oder körperlich angreift, beleidigt, bedroht oder belästigt, kann des Busses verwiesen werden. Dies umfasst auch sexuelle Belästigung.
* **Gefährdung der Sicherheit:** Handlungen, die die Verkehrssicherheit oder die Sicherheit der anderen Fahrgäste gefährden, wie das Manipulieren von Notbremsen oder Türen, das Blockieren von Gängen oder der Aufenthalt auf dem Fahrersitzbereich, sind absolute Rauswurfgründe.
* **Extreme Lärmbelästigung:** Während normale Gespräche und Geräusche zum Alltag gehören, kann exzessiver Lärm, laute Musik ohne Kopfhörer oder ständiges Schreien einen Rauswurf rechtfertigen, wenn andere Fahrgäste oder der Fahrer dadurch erheblich gestört werden.

3. **Starke Alkoholisierung oder Drogenkonsum:** Ein **Fahrgast**, der aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum nicht mehr Herr seiner Sinne ist, andere belästigt, sich gefährdet oder den Bus verunreinigt, kann von der Beförderung ausgeschlossen werden. Die reine Anwesenheit unter Alkoholeinfluss ist dabei in der Regel kein Grund, solange keine Störung oder Gefährdung vorliegt.

4. **Verunreinigung oder Beschädigung des Fahrzeugs:** Wer das Fahrzeug mutwillig verunreinigt (z.B. Erbrechen, Essensreste auf Sitzen) oder beschädigt, muss den Bus verlassen und kann für den Schaden haftbar gemacht werden.

5. **Nichtbeachtung von Anweisungen des Fahrpersonals:** Das Fahrpersonal ist für die Sicherheit und Ordnung im Bus verantwortlich. Wer wiederholt Anweisungen des Fahrers ignoriert (z.B. das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, sofern vorgeschrieben, oder das Einhalten von Abstandsregeln in besonderen Situationen) und damit die Bedingungen verletzt, riskiert den Ausschluss.

6. **Mitführen verbotener Gegenstände:** Gefährliche Gegenstände wie Waffen, entzündliche Stoffe oder große, sperrige Güter, die andere Fahrgäste behindern oder gefährden könnten, sind im Bus nicht gestattet und können zum Ausschluss führen.

### Wann ist ein Rauswurf NICHT gerechtfertigt? Diskriminierung im Bus

Ebenso wichtig wie die Gründe für einen gerechtfertigten Rauswurf sind die Gründe, die einen solchen unzulässig machen. Ein **Busfahrer** darf einen **Fahrgast** niemals aufgrund von:
* **Ethnischer Herkunft oder Hautfarbe**
* **Religion oder Weltanschauung**
* **Geschlecht oder sexueller Identität**
* **Behinderung**
* **Alter**
* **Sozialem Status**
* **Äußerem Erscheinungsbild (solange keine Verunreinigung vorliegt)**

diskriminieren und deswegen von der Beförderung ausschließen. Das **Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)** schützt Fahrgäste vor solcher Diskriminierung. Ein willkürlicher oder auf Vorurteilen basierender Rauswurf ist illegal und kann rechtliche Konsequenzen für das Verkehrsunternehmen haben. In solchen Fällen haben Fahrgäste das Recht, sich zu beschweren und gegebenenfalls Schadensersatz zu fordern.

### Der Ablauf eines Rauswurfs: Deeskalation und Konsequenzen

Ein Rauswurf sollte immer der letzte Ausweg sein. Ein verantwortungsbewusster **Busfahrer** wird in der Regel eine Eskalation vermeiden und zunächst versuchen, die Situation durch **Deeskalation** und Kommunikation zu beruhigen.

1. **Ermahnung und Warnung:** Zunächst wird der Fahrer den **Fahrgast** mündlich ermahnen und auf sein Fehlverhalten hinweisen. Oft reicht dies bereits aus, um die Situation zu klären.
2. **Aufforderung zum Verlassen des Busses:** Bleibt die Ermahnung erfolglos oder ist das Fehlverhalten gravierend, wird der Fahrer den Fahrgast explizit auffordern, den **Rufbus** an der nächsten sicheren Haltestelle zu verlassen.
3. **Erzwingung und Polizei:** Weigert sich der Fahrgast hartnäckig zu gehen, darf der Fahrer keine körperliche Gewalt anwenden. In solchen Fällen ist er berechtigt und oft sogar verpflichtet, die Polizei zu rufen. Die Polizei kann den Fahrgast dann unter Umständen auch mit Zwang aus dem Bus entfernen und gegebenenfalls eine Anzeige erstatten. Der Busfahrer kann in solchen Situationen auch entscheiden, die Fahrt fortzusetzen, sobald die Polizei am Ort des Geschehens eingetroffen ist, um die anderen **Fahrgäste** nicht unnötig lange warten zu lassen.
4. **Dokumentation:** Idealerweise dokumentiert der Fahrer den Vorfall, um bei Rückfragen oder Beschwerden eine klare Darstellung der Ereignisse zu haben.

Für den ausgeschlossenen **Fahrgast** bedeutet dies nicht nur den Verlust der Weiterfahrt, sondern möglicherweise auch zusätzliche Kosten für ein Taxi oder andere Transportmittel, um ans Ziel zu gelangen. Bei wiederholten Verstößen kann das Verkehrsunternehmen sogar ein befristetes oder unbefristetes Hausverbot aussprechen.

### Die Perspektive des Busfahrers: Verantwortung und Herausforderungen

Für den **Busfahrer** ist die Entscheidung, einen **Fahrgast rauszuschmeißen**, keine leichte. Er trägt die Verantwortung für die **Sicherheit im Bus** – nicht nur für sich selbst, sondern für alle Insassen. Konflikte können belastend und gefährlich sein. Fahrer sind oft schwierigen Situationen ausgesetzt, sei es durch aggressive Fahrgäste, Betrunkene oder Personen, die mutwillig Sachbeschädigung begehen. Unternehmen bieten ihren Fahrern daher zunehmend **Deeskalationstraining** und Schulungen zum Umgang mit Konflikten an, um sie auf solche Situationen vorzubereiten und zu schützen. Die Fähigkeit, in Stresssituationen ruhig und professionell zu bleiben, ist für einen Busfahrer von entscheidender Bedeutung.

### Was tun bei ungerechtfertigtem Rauswurf? Fahrgastrechte und Beschwerdemöglichkeiten

Fühlt sich ein **Fahrgast** ungerechtfertigt aus dem **Rufbus** verwiesen, hat er verschiedene Möglichkeiten, sich zu wehren:

1. **Sofortige Dokumentation:** Name des Busfahrers (wenn möglich), Datum, Uhrzeit, Linie, Ort des Vorfalls, Kennzeichen des Busses und Zeugen festhalten.
2. **Beschwerde beim Verkehrsunternehmen:** Der erste und wichtigste Schritt ist eine schriftliche **Beschwerde Busunternehmen**. Diese sollte präzise den Hergang schildern und Beweise (z.B. Zeugenaussagen, Fotos) beifügen. Das Unternehmen ist verpflichtet, der Beschwerde nachzugehen.
3. **Schlichtungsstelle:** In Deutschland gibt es Schlichtungsstellen für den **öffentlichen Nahverkehr**, die bei Streitigkeiten zwischen Fahrgästen und Verkehrsunternehmen vermitteln können. Dies ist oft ein einfacherer und schnellerer Weg als ein Gerichtsverfahren.
4. **Rechtliche Schritte:** Im Falle einer klaren Diskriminierung oder eines grob rechtswidrigen Rauswurfs können auch rechtliche Schritte, wie eine Klage auf **Schadensersatz** oder Schmerzensgeld, in Betracht gezogen werden. Dies ist jedoch meist mit einem höheren Aufwand verbunden.

### Prävention und ein Appell an alle

Um solche Konflikte von vornherein zu vermeiden, ist eine klare Kommunikation der Regeln seitens der Verkehrsunternehmen essenziell. Ebenso wichtig ist gegenseitiger Respekt. **Fahrgäste** sollten sich der **Beförderungsbedingungen** bewusst sein und diese einhalten. Das Fahrpersonal wiederum sollte stets professionell und deeskalierend agieren, das **Hausrecht** mit Bedacht ausüben und Diskriminierung strikt vermeiden.

Der **Rufbus**, als Teil des **öffentlichen Nahverkehrs**, ist ein Service für die Gemeinschaft. Damit dieser reibungslos funktioniert und allen zur Verfügung steht, ist ein Mindestmaß an Rücksichtnahme und die Einhaltung gemeinsamer Regeln unerlässlich. Ein Rauswurf ist immer ein Zeichen dafür, dass diese Regeln massiv verletzt wurden – zum Nachteil aller Beteiligten.

### Fazit

Die Frage, ob ein **Busfahrer** einen **Fahrgast einfach so rausschmeißen** darf, lässt sich klar mit „Nein” beantworten. Es müssen stets triftige, in den **Beförderungsbedingungen** verankerte Gründe vorliegen, die sich auf die Sicherheit, Ordnung oder das Wohlbefinden der anderen **Fahrgäste** oder des Fahrpersonals auswirken. Das **Hausrecht** ist keine Lizenz zur Willkür, sondern ein Instrument zur Gewährleistung eines sicheren und geordneten Betriebs. Im Falle eines ungerechtfertigten Rauswurfs stehen Fahrgästen verschiedene Beschwerde- und Rechtsmittel zur Verfügung. Letztlich ist das Ziel, dass jede Fahrt im **Rufbus** – und generell im **öffentlichen Nahverkehr** – für alle Beteiligten so angenehm und störungsfrei wie möglich verläuft.