Die Welt der Videospiele hat viele ikonische Franchises hervorgebracht, doch nur wenige haben das Superhelden-Genre so nachhaltig geprägt wie die Batman: Arkham-Reihe. Seit dem ersten Auftritt von Batman: Arkham Asylum im Jahr 2009 haben die Spiele von Rocksteady Studios (und WB Games Montréal für einen Teil) einen neuen Standard für narratives Gameplay, innovatives Kampfsystem und atmosphärische Welten gesetzt. Mit vier Haupttiteln – **Arkham Asylum**, **Arkham City**, **Arkham Origins** und **Arkham Knight** – steht die Community seit Jahren vor der Frage: Welcher ist der beste? Diese Debatte ist so alt wie die Reihe selbst und so vielschichtig wie Gotham City. Lasst uns gemeinsam eintauchen und die Stärken und Schwächen jedes Teils beleuchten, um zu verstehen, warum die Meinungen so weit auseinandergehen.
### Der Ursprung des Mythos: Batman: Arkham Asylum (2009)
Alles begann mit **Batman: Arkham Asylum**. Rocksteady Studios schuf hier nicht nur ein Spiel, sondern ein Erlebnis, das sich wie ein interaktiver Comic anfühlte. Die Handlung war klaustrophobisch und intensiv: Der Joker übernimmt die Kontrolle über die Anstalt Arkham Asylum und Batman muss sich seinen größten Feinden stellen, während er tief in die Abgründe seiner eigenen Psyche blickt.
**Stärken:**
* **Atmosphäre und Setting:** Die geschlossene Anstalt bot eine unglaublich dichte, beklemmende Atmosphäre, die von Anfang bis Ende fesselte. Jeder Winkel war gefüllt mit Easter Eggs und Geschichten, die die reiche Lore von Batman zelebrierten.
* **Innovatives Kampfsystem:** Das „Freeflow Combat”-System war revolutionär. Es ermöglichte flüssige, rhythmische Schläge, Konter und Gadget-Einsätze gegen ganze Gegnergruppen und wurde zum Maßstab für unzählige nachfolgende Spiele.
* **Stealth- und Predator-Gameplay:** Die „Predator”-Räume, in denen Batman seine Gegner aus dem Schatten heraus ausschaltete, waren perfekt inszeniert und forderten taktisches Denken. Das Gefühl, der allmächtige Dunkle Ritter zu sein, der seine Feinde einzeln eliminiert, war unvergleichlich.
* **Narrative Dichte:** Die Geschichte war linear, aber packend. Mark Hamills Joker-Performance erreichte hier ihren absoluten Höhepunkt und wurde von Kevin Conroys Batman perfekt ergänzt.
* **Detektiv-Modus:** Obwohl es eine visuelle Hilfe war, fühlte sich der **Detektiv-Modus** als integraler Bestandteil des Batman-Erlebnisses an und trug zur Immersion bei.
**Schwächen:**
* **Linearität:** Für einige war die begrenzte Größe der Karte und die lineare Progression ein Nachteil, besonders im Vergleich zu späteren Open-World-Titeln.
* **Wiederholende Bosskämpfe:** Manche Bosskämpfe fühlten sich etwas formelhaft an und nutzten ähnliche Mechaniken.
Für viele Fans bleibt **Arkham Asylum** der puristischste und fokussierteste Teil der Reihe, ein Meisterwerk in puncto Atmosphäre und Gameplay-Design, das den Grundstein für alles legte, was danach kam.
### Die Erweiterung des Mythos: Batman: Arkham City (2011)
Nach dem Erfolg von Asylum wagte Rocksteady den Sprung in die **Open World**. **Batman: Arkham City** nahm die besten Elemente seines Vorgängers und blies sie auf epische Proportionen auf. Ein riesiger Teil von Gotham City wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis umgewandelt, in dem Batman nicht nur den Joker, sondern eine ganze Galerie seiner Schurken in Schach halten musste.
**Stärken:**
* **Erweiterte Open World:** Das Erkunden von Arkham City per Gleiten und Greifhaken war ein Highlight. Die Welt war riesig, detailliert und voller Geheimnisse.
* **Verfeinertes Kampfsystem:** Das **Kampfsystem** wurde um neue Gadgets, Animationen und Gegner erweitert und erreichte hier einen Höhepunkt an Perfektion.
* **Vielfältige Nebenmissionen:** Neben der fesselnden Hauptgeschichte gab es zahlreiche, oft überraschend komplexe Nebenmissionen, die die Spielzeit erheblich verlängerten und tiefer in die Welt eintauchten.
* **Umfangreicher Schurkenkatalog:** Selten zuvor sah man eine so beeindruckende Ansammlung von Batmans Erzfeinden in einem Spiel, jeder mit seiner eigenen Persönlichkeit und Rolle.
* **Narrative Spitze:** Die Geschichte erreichte einen emotionalen Höhepunkt und bot einen der denkwürdigsten Enden in der Geschichte der Videospiele.
* **Catwoman-Gameplay:** Die Möglichkeit, Catwoman zu spielen, bot eine erfrischende Abwechslung und ein anderes Spielgefühl.
**Schwächen:**
* **Story-Dichte:** Die vielen Handlungsstränge konnten manchmal etwas unübersichtlich wirken, auch wenn sie letztlich gut zusammengeführt wurden.
* **Manchmal überwältigend:** Für einige war die schiere Menge an Content und die Größe der Welt anfangs vielleicht etwas zu viel.
**Arkham City** wird oft als der Höhepunkt der Reihe angesehen, ein Spiel, das die Innovationen von Asylum nahm und zu einem nahezu perfekten Ganzen erweiterte. Es ist der Maßstab, an dem viele spätere **Open-World**-Superheldenspiele gemessen wurden.
### Der Prequel-Versuch: Batman: Arkham Origins (2013)
Mit **Batman: Arkham Origins** übernahm WB Games Montréal das Ruder, während Rocksteady an einem neuen Projekt arbeitete. Als Prequel angesiedelt, zeigte Origins einen jüngeren, unerfahreneren Batman in einer frühen Phase seiner Karriere, gejagt von acht tödlichen Attentätern in einer verschneiten Weihnachtsnacht.
**Stärken:**
* **Frische Perspektive:** Die Geschichte eines weniger etablierten Batmans war fesselnd. Seine Kämpfe waren rauer, seine Methoden noch nicht perfektioniert.
* **Hervorragende Bosskämpfe:** Origins glänzte mit einigen der besten und kreativsten Bosskämpfe der gesamten Reihe, die wirklich die Fähigkeiten Batmans und die Stärken seiner Gegner testeten.
* **Erweiterte Detektiv-Elemente:** Die Tatortanalyse wurde komplexer und interaktiver, was das Gefühl verstärkte, der größte Detektiv der Welt zu sein.
* **Gelungenes Voice Acting:** Roger Craig Smith als Batman und Troy Baker als Joker lieferten herausragende Performances ab, die den hohen Standards von Conroy und Hamill gerecht wurden.
* **Winterliches Gotham:** Die verschneite Kulisse bot eine einzigartige, stimmungsvolle Atmosphäre, die sich von den anderen Teilen abhob.
**Schwächen:**
* **Technische Probleme:** Bei der Veröffentlichung litt das Spiel unter zahlreichen Bugs und Glitches, die dem Ruf schadeten.
* **Wenig Innovation:** Gameplay-mechanisch ähnelte es stark Arkham City und brachte nur wenige wirklich neue Ideen ein, was von einigen als „mehr vom Gleichen” kritisiert wurde.
* **Batcave als Hub:** Die Einführung der Batcave als Missionshub war eine nette Idee, aber sie fühlte sich manchmal unnötig an und unterbrach den Spielfluss.
**Arkham Origins** ist oft der „vergessene” oder „unterschätzte” Teil. Obwohl es nicht die gleiche Innovationskraft wie seine Vorgänger besaß und unter technischen Problemen litt, bot es eine starke Geschichte, exzellente Bosskämpfe und eine tiefere Erkundung von Batmans Anfängen. Viele, die es gespielt haben, schätzen es hoch ein, gerade wegen seiner Einzigartigkeit innerhalb der Reihe.
### Der monumentale Abschluss: Batman: Arkham Knight (2015)
Rocksteady kehrte mit **Batman: Arkham Knight** zurück, um die Arkham-Saga zu einem fulminanten Abschluss zu bringen. Diesmal musste Batman Gotham vor einem koordinierten Angriff von Scarecrow und dem mysteriösen Arkham Knight retten, der eine Armee von Milizionären befehligte.
**Stärken:**
* **Grafische Pracht:** Arkham Knight war ein technisches Meisterwerk seiner Zeit, mit einer unglaublich detaillierten und atmosphärischen Gotham City, die bis ins kleinste Detail ausgearbeitet war.
* **Das Batmobil:** Die Einführung des voll spielbaren **Batmobil** war ein großer Schritt. Es bot schnelle Fortbewegung, Kampfoptionen im Panzer-Modus und neue Rätsel.
* **Dunkle, reife Story:** Die Erzählung war die bisher dunkelste und psychologischste, die tief in Batmans Geisteszustand eintauchte und ihn mit seinen inneren Dämonen konfrontierte. **Scarecrow** war ein furchteinflößender Antagonist.
* **Verfeinertes Kampfsystem:** Das **Kampfsystem** wurde erneut erweitert, inklusive Umgebungsinteraktionen und Team-Kampf-Modus, der dynamische Wechsel zwischen Batman und seinen Verbündeten ermöglichte.
* **Umfangreiche Welt:** Gotham war riesig und lebendig, mit zahlreichen Verbrechen, die man stoppen, und Geheimnissen, die man lüften konnte.
* **Endgültiger Abschluss:** Das Spiel bot ein sehr finales Gefühl und zog viele narrative Stränge aus der gesamten Serie zusammen.
**Schwächen:**
* **Batmobil-Übernutzung:** Obwohl das Batmobil eine beeindruckende Ergänzung war, empfanden viele Spieler die obligatorische und oft repetitive Nutzung in Rätseln und insbesondere in Panzerkämpfen als übertrieben und störend.
* **Arkham Knight-Identität:** Die Identität des Arkham Knights wurde von vielen Fans als zu offensichtlich empfunden, was einen Teil der Spannung nahm.
* **PC-Startprobleme:** Der PC-Launch war katastrophal, was zu einer vorübergehenden Entfernung aus den Stores und einem erheblichen Imageschaden führte.
**Arkham Knight** ist ein ambitioniertes Spiel, das die Serie zu einem grandiosen Ende bringen wollte. Seine visuellen und narrativen Stärken sind unbestreitbar, doch die Integration des Batmobils bleibt ein kontroverser Punkt, der die Meinungen spaltet.
### Die ewige Debatte: Welcher ist der Beste?
Die Frage nach dem „besten” Arkham-Spiel ist letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Präferenzen. Jedes Spiel hat einzigartige Qualitäten, die es in den Augen seiner Fans zum Champion machen:
* **Für den Puristen und Geschichtenerzähler:** Viele wählen **Arkham Asylum** wegen seiner makellosen Atmosphäre, seiner fokussierten Erzählung und seiner revolutionären Gameplay-Grundlagen. Es war das Spiel, das alles begann, und es tat dies mit einer beispiellosen Vision.
* **Für den Entdecker und Perfektionisten:** **Arkham City** wird oft als der Höhepunkt angesehen. Es nahm die exzellenten Mechaniken von Asylum und erweiterte sie in eine lebendige, offene Welt, vollgepackt mit Inhalten, die sich nie leer anfühlten. Die Balance aus Story, Gameplay und Open-World-Design ist hier nahezu perfekt.
* **Für den Story-Liebhaber und Sammler von Bosskämpfen:** **Arkham Origins** wird von denen geschätzt, die eine frische Geschichte über Batmans Anfänge sehen wollten und die exzellenten, herausfordernden Bosskämpfe genießen konnten. Es hat vielleicht nicht revolutioniert, aber es hat die Formel solide und unterhaltsam angewendet.
* **Für den Grafik-Enthusiasten und den, der ein episches Ende sucht:** **Arkham Knight** beeindruckt mit seiner visuellen Brillanz, seiner düsteren Geschichte und dem Versuch, die Batmobil-Mechanik zu integrieren. Wer ein kompromissloses, filmisches Finale mit einem riesigen Gotham sucht, findet hier sein Glück – solange er sich mit dem Batmobil anfreunden kann.
**Was meine persönliche Präferenz angeht:** Wenn ich mich entscheiden müsste, würde meine Wahl auf **Batman: Arkham City** fallen. Es verkörpert für mich die perfekte Balance aus der dichten Atmosphäre von Asylum und der Freiheit einer **Open World**. Das Kampfsystem war ausgereift, die Nebenmissionen faszinierend und die Geschichte kulminierte in einem emotionalen und denkwürdigen Finale. Es ist das Spiel, das ich am häufigsten erneut gespielt habe und das mich jedes Mal aufs Neue begeistert. Die Vielfalt der Schurken, das Gefühl der Gefahr, das ständige Verlangen, jeden Winkel der Karte zu erkunden – all das macht es für mich zum ultimativen **Batman-Erlebnis**.
### Fazit: Das Vermächtnis bleibt
Unabhängig davon, welchen Teil man persönlich favorisiert, steht fest, dass die **Batman: Arkham-Reihe** ein bahnbrechendes Vermächtnis hinterlassen hat. Sie hat bewiesen, dass Superheldenspiele nicht nur Lizenzprodukte sein müssen, sondern auch eigenständige, künstlerische Meisterwerke sein können, die Standards für das gesamte Medium setzen. Die Debatte wird weitergehen, und das ist auch gut so, denn sie zeigt die Leidenschaft und die Liebe, die Fans für diesen einzigartigen Dunklen Ritter in seiner Videospiel-Inkarnation hegen. Welcher ist euer Favorit und warum? Die Antwort liegt in den Schatten Gothams, und jeder hat seine eigene Geschichte zu erzählen.