Der erste Führerschein – ein Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und dem Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Doch die Euphorie kann schnell einem gehörigen Frust weichen, besonders wenn es ums Anfahren geht. Ständig würgt man den Motor ab, der Hintermann hupt ungeduldig und der Schweiß bricht einem auf der Stirn aus. Keine Sorge, das ist völlig normal! Fast jeder Fahranfänger kennt dieses Problem. In diesem Artikel gehen wir den Ursachen für das Abwürgen auf den Grund und geben Ihnen praktische Tipps, wie Sie es in Zukunft vermeiden können.
Warum würgt man den Motor beim Anfahren ab?
Bevor wir uns den Lösungen widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum der Motor überhaupt abgewürgt wird. Es gibt mehrere Gründe, die oft zusammenspielen:
- Der Schleifpunkt: Das Herzstück des Problems ist der sogenannte Schleifpunkt. Er bezeichnet den Punkt, an dem die Kupplung beginnt, die Kraft des Motors auf das Getriebe und somit auf die Räder zu übertragen. Wird die Kupplung zu schnell gelöst oder zu wenig Gas gegeben, fehlt dem Motor die nötige Kraft, um die Drehzahl aufrechtzuerhalten. Die Folge: Der Motor stirbt ab.
- Mangelnde Koordination: Das Zusammenspiel von Kupplung, Gaspedal und Bremse erfordert Übung und Feingefühl. Als Fahranfänger fehlt es oft noch an der nötigen Koordination, um diese drei Elemente gleichzeitig richtig zu bedienen.
- Unsicherheit und Nervosität: Stress und Nervosität können die Konzentration beeinträchtigen und die Koordination zusätzlich erschweren. Oftmals führt die Angst, den Motor abzuwürgen, erst recht dazu, dass es passiert.
- Unterschiedliche Autos: Jedes Auto hat einen etwas anderen Schleifpunkt und eine andere Gaspedal-Charakteristik. Was in der Fahrschule funktioniert hat, muss in Ihrem eigenen Auto oder in einem Mietwagen nicht zwangsläufig genauso funktionieren.
- Falsche Drehzahl: Wird beim Anfahren zu wenig Gas gegeben, hat der Motor nicht genug Kraft, um das Auto in Bewegung zu setzen. Wird zu viel Gas gegeben, kann das Auto ruckartig anfahren und die Reifen können durchdrehen.
- Steigung: Am Berg wird es noch schwieriger, da die Schwerkraft zusätzlich überwunden werden muss. Hier ist mehr Gas und ein feinfühligeres Kupplungsspiel erforderlich.
- Motor abstellen verhindern: Moderne Autos verfügen über eine Start-Stopp-Automatik, die den Motor automatisch abstellt, wenn das Auto steht und man die Kupplung tritt. Das kann verwirrend sein, wenn man gerade erst mit dem Fahren beginnt.
Die Lösung: Schritt für Schritt zum sicheren Anfahren
Mit etwas Übung und den richtigen Tipps können Sie das Problem des Abwürgens in den Griff bekommen. Hier eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Die richtige Vorbereitung: Stellen Sie sicher, dass Sie bequem sitzen und alle Spiegel richtig eingestellt sind. Konzentrieren Sie sich auf das Anfahren und blenden Sie Ablenkungen aus.
- Fußposition: Positionieren Sie Ihren linken Fuß auf der Kupplung und Ihren rechten Fuß auf dem Gaspedal. Achten Sie darauf, dass Ihre Füße stabil stehen und Sie genügend Bewegungsfreiheit haben.
- Gang einlegen: Legen Sie den ersten Gang ein.
- Kupplung treten: Treten Sie die Kupplung vollständig durch.
- Handbremse lösen (falls nötig): Wenn Sie am Berg stehen, lösen Sie die Handbremse.
- Gas geben: Geben Sie gefühlvoll Gas. Die Drehzahl sollte etwas über der Leerlaufdrehzahl liegen (ca. 1000-1500 U/min, je nach Fahrzeug).
- Kupplung kommen lassen: Lassen Sie die Kupplung langsam und kontrolliert kommen. Achten Sie dabei auf das Geräusch des Motors und die Vibrationen im Auto.
- Der Schleifpunkt: Sobald Sie den Schleifpunkt erreicht haben, wird sich das Geräusch des Motors verändern und das Auto beginnt leicht zu vibrieren. Halten Sie die Kupplung in dieser Position kurz fest.
- Weiter Gas geben: Geben Sie gleichzeitig mit dem Weiterkommen der Kupplung etwas mehr Gas.
- Kupplung vollständig lösen: Sobald das Auto sicher anfährt, können Sie die Kupplung vollständig lösen.
- Fehlerkorrektur: Wenn Sie merken, dass der Motor droht abzuwürgen, treten Sie die Kupplung schnell wieder durch und geben Sie etwas mehr Gas.
Zusätzliche Tipps und Tricks
Neben der Schritt-für-Schritt-Anleitung gibt es noch einige weitere Tipps, die Ihnen das Anfahren erleichtern können:
- Üben, üben, üben: Die beste Methode, um das Abwürgen zu vermeiden, ist Übung. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, z.B. einen leeren Parkplatz, und üben Sie das Anfahren so lange, bis Sie sich sicher fühlen.
- Auf Geräusche achten: Achten Sie auf die Geräusche des Motors. Sie geben Ihnen wichtige Hinweise darauf, ob Sie genug Gas geben und ob die Kupplung richtig bedient wird.
- Gefühl für die Kupplung entwickeln: Versuchen Sie, ein Gefühl für den Schleifpunkt zu entwickeln. Je besser Sie ihn kennen, desto leichter wird Ihnen das Anfahren fallen.
- Ruhig bleiben: Lassen Sie sich nicht von Hupkonzerten oder ungeduldigen Blicken aus der Ruhe bringen. Konzentrieren Sie sich auf das Anfahren und ignorieren Sie alles andere.
- Anfahren am Berg: Am Berg ist es besonders wichtig, genügend Gas zu geben und die Kupplung feinfühlig zu bedienen. Die Handbremse kann Ihnen helfen, das Auto am Zurückrollen zu hindern. Alternativ können Sie auch die „Fuß-auf-Bremse-Technik” anwenden, bei der Sie den Fuß von der Bremse auf das Gaspedal verlagern, sobald Sie den Schleifpunkt erreicht haben. Moderne Autos verfügen oft über eine Berganfahrhilfe, die das Anfahren am Berg erleichtert.
- Start-Stopp-Automatik deaktivieren: Wenn Sie mit der Start-Stopp-Automatik Ihres Autos noch nicht vertraut sind, kann es hilfreich sein, sie vorübergehend zu deaktivieren, um Verwirrung zu vermeiden.
- Professionelle Hilfe suchen: Wenn Sie trotz aller Bemühungen Schwierigkeiten haben, das Abwürgen zu vermeiden, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Fahrlehrer kann Ihnen individuelle Tipps geben und Ihnen helfen, Ihre Technik zu verbessern.
Fazit: Geduld und Übung führen zum Ziel
Das Abwürgen des Motors ist ein häufiges Problem für Fahranfänger, aber kein Grund zur Verzweiflung. Mit Geduld, Übung und den richtigen Techniken können Sie dieses Problem in den Griff bekommen und Ihre Fahrkünste verbessern. Denken Sie daran: Jeder hat mal klein angefangen. Bleiben Sie ruhig, konzentrieren Sie sich auf das Anfahren und lassen Sie sich nicht entmutigen. Bald werden Sie sicher und souverän anfahren, ohne den Motor abzuwürgen. Genießen Sie die Fahrt!