Bestellungen aus den USA sind für viele Deutsche Alltag. Ob es die heiß ersehnte neue Elektronik, exklusive Modeartikel oder rare Sammlerstücke sind – die Verlockung ist groß. Doch mit der Vorfreude kommt oft die Frage auf: Muss mein Paket zum Zoll? Und wenn ja, was bedeutet das eigentlich?
Um diese Frage ranken sich viele Mythen. Wir wollen Licht ins Dunkel bringen und die Fakten aufdecken, damit du genau weißt, was dich bei einer Bestellung aus den Vereinigten Staaten erwartet.
Mythos 1: Jede Sendung aus den USA wird automatisch vom Zoll kontrolliert
Fakt ist: Nicht jede Sendung aus den USA landet zwangsläufig beim Zoll. Es ist eher eine Stichprobenkontrolle. Der deutsche Zoll hat nicht die Kapazität, jedes einzelne Paket zu überprüfen. Stattdessen werden Risikobasierte Auswahlverfahren angewendet.
Das bedeutet: Sendungen, die aufgrund ihrer Deklaration, des Absenders, des Empfängers oder anderer Faktoren als potenziell risikoreich eingestuft werden, werden eher einer genauen Prüfung unterzogen. Das Risiko kann sich auf falsche oder fehlende Angaben, verdächtige Absender oder Empfänger, oder einfach eine zufällige Auswahl beziehen.
Mythos 2: Kleine Geschenke sind immer zollfrei
Fakt ist: Auch für Geschenke aus den USA gibt es Freigrenzen. Geschenksendungen sind bis zu einem Warenwert von 45 Euro zollfrei, vorausgesetzt, sie werden von einer Privatperson an eine andere Privatperson geschickt und sind als Geschenk deklariert. Liegt der Wert darüber, werden Zoll und Einfuhrumsatzsteuer fällig.
Wichtig ist, dass das Paket eindeutig als Geschenk gekennzeichnet sein muss. Eine entsprechende Deklaration auf dem Paket oder eine beiliegende Rechnung, die den Geschenkcharakter bestätigt, ist hierbei hilfreich. Auch wenn das Paket als Geschenk deklariert ist, behält sich der Zoll das Recht vor, den Wert zu überprüfen. Im Zweifelsfall kann ein Nachweis über den tatsächlichen Wert (z.B. ein Screenshot der Produktseite) verlangt werden.
Mythos 3: Der Zoll ist immer kompliziert und teuer
Fakt ist: Der Zoll kann zwar etwas bürokratisch sein, muss aber nicht zwangsläufig teuer sein. Ob und wie viel Zoll und Einfuhrumsatzsteuer anfallen, hängt vom Warenwert, der Art der Ware und dem Ursprungsland ab.
Für Sendungen mit einem Warenwert bis 150 Euro wird lediglich die Einfuhrumsatzsteuer (in der Regel 19%, für bestimmte Waren wie Bücher 7%) erhoben. Ab einem Warenwert von 150 Euro können zusätzlich Zollgebühren anfallen. Die Höhe des Zolls ist abhängig von der Ware und kann im Elektronischen Zolltarif (EZT-Online) eingesehen werden. Die Einfuhrumsatzsteuer wird immer auf den Warenwert inklusive Versandkosten und gegebenenfalls anfallendem Zoll berechnet.
Mythos 4: Der Versanddienstleister erledigt automatisch alles mit dem Zoll
Fakt ist: Viele Versanddienstleister bieten zwar eine Zollabwicklung an, das bedeutet aber nicht, dass du dich um nichts kümmern musst. Oftmals benötigen sie von dir zusätzliche Informationen oder Unterlagen, um die Zollabfertigung korrekt durchführen zu können.
In den meisten Fällen wirst du vom Versanddienstleister kontaktiert, wenn die Sendung beim Zoll liegt. Du musst dann die notwendigen Dokumente (z.B. Kaufbeleg, Zahlungsbestätigung) vorlegen, damit der Zoll die Einfuhrabgaben berechnen kann. Einige Versanddienstleister bieten auch an, die Zollabfertigung gegen eine Gebühr komplett zu übernehmen. Ob sich das lohnt, hängt von der Komplexität des Falls und deinem eigenen Zeitaufwand ab.
Mythos 5: Wenn das Paket durch den Zoll kommt, fallen keine weiteren Gebühren an
Fakt ist: Neben Zoll und Einfuhrumsatzsteuer können unter Umständen weitere Gebühren anfallen. Einige Versanddienstleister erheben beispielsweise eine Servicegebühr für die Zollabfertigung. Diese Gebühr wird zusätzlich zu den Einfuhrabgaben fällig.
Informiere dich im Vorfeld, welche Gebühren dein Versanddienstleister für die Zollabfertigung erhebt, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Diese Gebühren sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern werden von den Versanddienstleistern individuell festgelegt.
Wie du dich optimal auf den Zoll vorbereitest
Um den Zollprozess so reibungslos wie möglich zu gestalten, hier einige Tipps:
- Achte auf eine korrekte Deklaration: Der Absender sollte den Warenwert und den Inhalt des Pakets korrekt und detailliert angeben. Eine ungenaue oder fehlende Deklaration kann zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führen.
- Bewahre alle Belege auf: Kaufbelege, Zahlungsbestätigungen und Bestellbestätigungen sind wichtige Dokumente, die du dem Zoll vorlegen musst.
- Informiere dich über die Zollbestimmungen: Auf der Website des deutschen Zolls findest du umfassende Informationen zu den Einfuhrbestimmungen und Zollgebühren.
- Nutze den Einfuhrabgabenrechner: Der Zoll bietet einen Einfuhrabgabenrechner an, mit dem du die voraussichtlichen Kosten für deine Sendung berechnen kannst.
- Sei bereit, zusätzliche Informationen zu liefern: Der Zoll kann im Einzelfall zusätzliche Informationen oder Unterlagen anfordern. Sei bereit, diese schnellstmöglich bereitzustellen.
Was passiert, wenn das Paket beim Zoll landet?
Wenn dein Paket vom Zoll kontrolliert wird, wirst du in der Regel vom Versanddienstleister benachrichtigt. Du erhältst dann eine Aufforderung, die notwendigen Dokumente (Kaufbeleg, Zahlungsbestätigung) vorzulegen. Du kannst die Dokumente entweder online hochladen oder persönlich beim Zollamt vorlegen.
Nachdem der Zoll die Dokumente geprüft und die Einfuhrabgaben berechnet hat, kannst du die Abgaben entweder online bezahlen oder direkt beim Zollamt entrichten. Sobald die Abgaben bezahlt sind, wird das Paket freigegeben und an dich weitergeleitet.
In einigen Fällen kann es vorkommen, dass der Zoll das Paket einbehält, wenn beispielsweise gefälschte Waren oder verbotene Gegenstände enthalten sind. In diesem Fall wirst du vom Zoll benachrichtigt und erhältst weitere Informationen zum weiteren Vorgehen.
Fazit
Nicht jede Sendung aus den USA wird vom Zoll kontrolliert, aber die Wahrscheinlichkeit ist durchaus gegeben. Mit einer guten Vorbereitung und dem Wissen um die geltenden Bestimmungen kannst du den Zollprozess jedoch deutlich vereinfachen und unangenehme Überraschungen vermeiden. Informiere dich, behalte den Überblick und dann steht der Freude über deine Bestellung aus den USA nichts mehr im Wege!