E-Scooter sind aus dem Stadtbild vielerorts nicht mehr wegzudenken. Sie bieten eine flexible und umweltfreundliche Möglichkeit, kurze Strecken zurückzulegen. Doch die Frage nach der legalen Leistungssteigerung, sprich dem Tuning, beschäftigt viele Nutzer. Insbesondere die Frage, ob eine minimale Erhöhung der Geschwindigkeit von beispielsweise 20 km/h auf 21.9 km/h bei einem E-Scooter mit ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) zulässig ist, wirft viele Fragen auf. Dieser Artikel beleuchtet die rechtliche Situation, technische Aspekte und mögliche Konsequenzen von E-Scooter Tuning im Detail.
Was bedeutet ABE für E-Scooter?
Die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) ist eine in Deutschland notwendige Zulassung für Fahrzeuge, die am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen sollen. Sie bestätigt, dass das Fahrzeug den geltenden Sicherheitsstandards und Vorschriften entspricht. Für E-Scooter bedeutet das insbesondere, dass sie bestimmte Kriterien erfüllen müssen, darunter:
* Eine maximale Motorleistung von 500 Watt.
* Eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h.
* Bestimmte Anforderungen an Bremsen, Beleuchtung und sonstige sicherheitsrelevante Bauteile.
Die ABE wird für ein bestimmtes Modell eines E-Scooters erteilt und gilt nur, wenn das Fahrzeug in dem Zustand betrieben wird, der in der ABE beschrieben ist. Jede Veränderung, die über die in der ABE zugelassenen Toleranzen hinausgeht, führt zum Erlöschen der ABE.
Warum wollen E-Scooter-Fahrer ihre Roller tunen?
Es gibt verschiedene Gründe, warum E-Scooter-Fahrer eine Leistungssteigerung in Erwägung ziehen. Einige der häufigsten Motive sind:
* **Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit:** Der Wunsch nach etwas mehr Geschwindigkeit ist oft der Hauptgrund. Die Begrenzung auf 20 km/h wird von manchen als zu restriktiv empfunden, insbesondere auf längeren, geraden Strecken.
* **Verbesserte Beschleunigung:** Ein schnelleres Ansprechverhalten beim Beschleunigen kann das Fahrgefühl verbessern und die Sicherheit erhöhen, beispielsweise beim Einfädeln in den Verkehr.
* **Bewältigung von Steigungen:** Mehr Leistung kann helfen, Steigungen leichter zu überwinden, insbesondere für schwerere Fahrer oder bei ungünstigen Straßenverhältnissen.
* **Individuelle Anpassung:** Manche Fahrer möchten ihren E-Scooter einfach individuell an ihre Bedürfnisse anpassen und das Fahrerlebnis optimieren.
Die rechtliche Situation beim E-Scooter Tuning
Die wichtigste Frage ist: Ist es legal, einen E-Scooter mit ABE so zu tunen, dass er schneller als 20 km/h fährt? Die Antwort ist eindeutig: **Nein, es ist nicht legal.**
Sobald die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h überschritten wird, erlischt die ABE. Das hat weitreichende Konsequenzen:
* **Fahren ohne Betriebserlaubnis:** Das Fahren eines E-Scooters ohne gültige ABE ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Bußgeld geahndet werden.
* **Verlust des Versicherungsschutzes:** E-Scooter benötigen in Deutschland eine Haftpflichtversicherung. Durch das Tuning erlischt der Versicherungsschutz, da das Fahrzeug nicht mehr den Bedingungen der Versicherung entspricht. Im Falle eines Unfalls kann der Fahrer für alle Schäden haftbar gemacht werden.
* **Strafrechtliche Konsequenzen:** Bei einem Unfall mit einem getunten E-Scooter können dem Fahrer sogar strafrechtliche Konsequenzen drohen, insbesondere wenn der Unfall auf die Leistungssteigerung zurückzuführen ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die erhöhte Geschwindigkeit zu einem Kontrollverlust führt.
* **Erlöschen der Herstellergarantie:** Jede Veränderung am E-Scooter, die nicht vom Hersteller autorisiert ist, führt in der Regel zum Erlöschen der Garantie.
Selbst eine geringfügige Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit, wie beispielsweise von 20 km/h auf 21.9 km/h, ist nicht erlaubt. Die ABE ist an strikte Vorgaben gebunden, und jede Abweichung führt zum Verlust der Gültigkeit. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Veränderung technisch bedingt ist (z.B. durch Toleranzen) oder bewusst herbeigeführt wurde.
Technische Aspekte des E-Scooter Tunings
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen E-Scooter zu tunen. Die gängigsten Methoden sind:
* **Software-Modifikation:** Durch das Verändern der Software des Controllers kann die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben oder erhöht werden. Diese Methode ist oft relativ einfach durchzuführen, birgt aber das Risiko, die Elektronik des E-Scooters zu beschädigen.
* **Austausch des Controllers:** Ein neuer Controller mit geänderter Software kann die Leistung des E-Scooters steigern.
* **Erhöhung der Akkuspannung:** Durch den Einbau eines Akkus mit höherer Spannung kann die Motorleistung erhöht werden. Dies ist jedoch eine riskante Methode, da sie zu einer Überlastung des Motors und anderer Komponenten führen kann.
* **Motor-Tausch:** Der Austausch des Motors gegen ein leistungsstärkeres Modell ist eine aufwendigere, aber potenziell effektive Methode, die Leistung zu steigern.
Unabhängig von der gewählten Methode birgt E-Scooter Tuning immer Risiken:
* **Überlastung des Motors und der Elektronik:** Durch die Leistungssteigerung werden die Komponenten des E-Scooters stärker beansprucht, was zu vorzeitigem Verschleiß oder sogar zu Defekten führen kann.
* **Beeinträchtigung der Fahrsicherheit:** Die Erhöhung der Geschwindigkeit kann die Fahrstabilität und das Bremsverhalten des E-Scooters negativ beeinflussen. Insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten kann es schwieriger sein, den E-Scooter sicher zu kontrollieren.
* **Erhöhtes Unfallrisiko:** Das Tuning kann zu einem erhöhten Unfallrisiko führen, da der Fahrer möglicherweise nicht in der Lage ist, die erhöhte Geschwindigkeit und die veränderten Fahreigenschaften des E-Scooters zu beherrschen.
Alternativen zum illegalen Tuning
Wer mit der Leistung seines E-Scooters unzufrieden ist, sollte nicht zu illegalen Tuning-Methoden greifen. Es gibt legale Alternativen, die eine bessere Lösung darstellen:
* **Kauf eines E-Scooters mit höherer Leistung (wenn legal):** In einigen Ländern sind E-Scooter mit höherer Leistung und Geschwindigkeit erlaubt. Wer Wert auf eine höhere Geschwindigkeit legt, kann sich nach einem solchen Modell umsehen.
* **Nutzung von E-Scootern auf Privatgelände:** Auf Privatgelände gelten in der Regel keine Geschwindigkeitsbeschränkungen. Wer seinen E-Scooter gerne schneller fahren möchte, kann dies auf einem geeigneten Privatgelände tun.
* **Fahrertraining:** Ein Fahrertraining kann helfen, die eigenen Fahrfähigkeiten zu verbessern und den E-Scooter sicherer zu beherrschen.
Fazit: Lieber legal unterwegs sein
Das Tuning eines E-Scooters mit ABE, um die Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h zu überschreiten, ist illegal und birgt erhebliche Risiken. Der Verlust der ABE, des Versicherungsschutzes und mögliche strafrechtliche Konsequenzen sind die potenziellen Folgen. Stattdessen sollten Fahrer, die mit der Leistung ihres E-Scooters unzufrieden sind, legale Alternativen in Betracht ziehen. Die Sicherheit und die Einhaltung der Gesetze sollten immer im Vordergrund stehen. Eine geringfügige Erhöhung der Geschwindigkeit mag verlockend erscheinen, die Risiken und Konsequenzen sind jedoch in keinem Verhältnis dazu. Denken Sie daran: Sicherheit geht vor Geschwindigkeit.