Der Golf 4 – für viele ein Auto, das ihre Jugend begleitet hat. Solide, zuverlässig und ein echter Wolfsburger Klassiker. Doch wie sieht es heute aus? Ist der Kauf eines gebrauchten Golf 4 im Jahr 2024 noch eine kluge Entscheidung oder eher ein Griff ins Geldgrab? Wir nehmen den Golf 4 genau unter die Lupe und klären, was Käufer wissen sollten.
Der Golf 4: Eine Legende auf Rädern
Der VW Golf 4, gebaut von 1997 bis 2006, verkörpert eine Ära, in der Autos noch ohne viel Schnickschnack auskamen. Er war bekannt für seine solide Bauweise, die vergleichsweise einfache Technik und die große Auswahl an Motorisierungen und Ausstattungslinien. Vom sparsamen Diesel bis zum sportlichen GTI – für jeden Geschmack war etwas dabei. Gerade diese Vielfalt macht den Golf 4 auch heute noch interessant.
Was spricht für den Kauf eines gebrauchten Golf 4?
- Günstige Anschaffungskosten: Gebrauchte Golf 4 sind auf dem Markt bereits für kleines Geld zu finden. Oftmals bekommt man fahrtüchtige Modelle für unter 2.000 Euro.
- Einfache Technik: Die Technik des Golf 4 ist überschaubar, was Reparaturen und Wartung erleichtert. Viele Arbeiten können selbst durchgeführt werden, wenn man etwas Schraubererfahrung hat.
- Gute Ersatzteilversorgung: Ersatzteile für den Golf 4 sind in der Regel gut verfügbar und relativ günstig. Zahlreiche Online-Shops und Schrottplätze bieten eine große Auswahl.
- Große Auswahl: Auf dem Gebrauchtmarkt ist eine riesige Auswahl an Golf 4 Modellen vorhanden. So findet man leicht ein Fahrzeug, das den eigenen Bedürfnissen entspricht.
- Robuste Motoren: Insbesondere die Dieselmotoren gelten als sehr langlebig und zuverlässig, sofern sie regelmäßig gewartet wurden.
- Kultfaktor: Der Golf 4 hat mittlerweile einen gewissen Kultstatus erreicht. Viele schätzen das schlichte Design und die unkomplizierte Technik.
Die Schattenseiten: Worauf muss man achten?
Trotz seiner Vorzüge gibt es beim Kauf eines gebrauchten Golf 4 auch einige Risiken, die man nicht außer Acht lassen sollte:
- Hohes Alter: Die meisten Golf 4 sind mittlerweile über 20 Jahre alt. Das bedeutet, dass Verschleißerscheinungen und Reparaturen unausweichlich sind.
- Rost: Rost ist ein bekanntes Problem beim Golf 4, insbesondere an den Radläufen, Schwellern und der Heckklappe.
- Verschleißteile: Fahrwerksteile, Bremsen und Auspuffanlage sind typische Verschleißteile, die bei älteren Fahrzeugen häufig ausgetauscht werden müssen.
- Elektronikprobleme: Auch wenn der Golf 4 im Vergleich zu neueren Fahrzeugen wenig Elektronik besitzt, können dennoch Probleme auftreten, beispielsweise mit dem Steuergerät oder der Wegfahrsperre.
- Umweltzonen: Viele ältere Dieselmodelle dürfen aufgrund der Abgasnormen nicht mehr in Umweltzonen fahren.
- Sicherheitsstandards: Die Sicherheitsstandards des Golf 4 sind im Vergleich zu modernen Fahrzeugen natürlich veraltet.
Die wichtigsten Kaufkriterien: Worauf sollte man achten?
Um ein Geldgrab zu vermeiden, sollte man beim Kauf eines gebrauchten Golf 4 folgende Punkte besonders beachten:
- Zustand der Karosserie: Überprüfen Sie die Karosserie sorgfältig auf Rost, insbesondere an den Radläufen, Schwellern, der Heckklappe und den Türunterkanten.
- Motor und Getriebe: Achten Sie auf ungewöhnliche Geräusche, Ruckeln oder Leistungsverlust. Lassen Sie den Motor im kalten Zustand an und überprüfen Sie, ob er sauber anspringt.
- Fahrwerk und Bremsen: Machen Sie eine Probefahrt und achten Sie auf Poltern, Quietschen oder ein schwammiges Fahrgefühl. Überprüfen Sie die Bremsen auf Funktion und Verschleiß.
- Elektronik: Testen Sie alle elektrischen Funktionen, wie z.B. Fensterheber, Zentralverriegelung, Lichtanlage und Klimaanlage (falls vorhanden).
- Historie: Fragen Sie nach dem Serviceheft und prüfen Sie, ob die Wartungsintervalle eingehalten wurden. Fragen Sie nach bekannten Mängeln und Reparaturen.
- Probefahrt: Eine ausführliche Probefahrt ist unerlässlich, um den Zustand des Fahrzeugs zu beurteilen.
- Gutachten: Im Zweifelsfall kann es sinnvoll sein, ein unabhängiges Gutachten erstellen zu lassen.
Welche Motorvarianten sind empfehlenswert?
Die Wahl der richtigen Motorisierung hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Generell gelten folgende Motorvarianten als empfehlenswert:
- 1.9 TDI (Diesel): Die TDI-Motoren sind bekannt für ihre Zuverlässigkeit und ihren sparsamen Verbrauch. Insbesondere die 90 PS und 110 PS Varianten sind eine gute Wahl. Beachten Sie jedoch die Einschränkungen in Umweltzonen.
- 1.6 (Benziner): Der 1.6 Liter Benziner ist ein solider und zuverlässiger Motor, der ausreichend Leistung für den Alltag bietet.
- 1.4 (Benziner): Der 1.4 Liter Benziner ist die sparsamste Variante und eignet sich für Kurzstreckenfahrer.
Von den leistungsstärkeren Motoren, wie dem 1.8T oder dem V6, sollte man absehen, wenn man ein günstiges und unkompliziertes Fahrzeug sucht. Diese Motoren sind in der Regel wartungsintensiver und teurer im Unterhalt.
Fazit: Lohnt sich der Kauf eines Golf 4 noch?
Ob sich der Kauf eines Golf 4 lohnt, hängt stark vom individuellen Zustand des Fahrzeugs, den eigenen Ansprüchen und dem Budget ab. Wenn man ein günstiges und unkompliziertes Auto sucht und bereit ist, Abstriche beim Komfort und der Sicherheit zu machen, kann der Golf 4 durchaus eine Option sein. Wichtig ist jedoch, den Wagen vor dem Kauf gründlich zu prüfen und sich bewusst zu sein, dass Reparaturen und Wartungsarbeiten anfallen können. Wer ein zuverlässiges und modernes Auto sucht, sollte sich eher nach neueren Modellen umsehen. Letztendlich ist der Golf 4 ein Kult-Klassiker, der mit etwas Glück und Sorgfalt noch lange Freude bereiten kann – aber eben auch ein Geldgrab werden kann, wenn man die Risiken unterschätzt.