Fahrschule ist für viele ein aufregender, aber auch stressiger Lebensabschnitt. Endlich den Führerschein in den Händen halten und die Freiheit genießen – das ist das Ziel. Doch was, wenn der Weg dorthin von negativen Erlebnissen überschattet wird? Wenn der Fahrlehrer anstatt zu motivieren, durch abwertende Bemerkungen und erniedrigendes Verhalten demotiviert?
Du bist damit nicht allein. Leider kommt es immer wieder vor, dass Fahrschülerinnen und Fahrschüler unter dem Verhalten ihrer Fahrlehrer leiden. In diesem Artikel erfährst du, was du tun kannst, wenn du dich von deinem Fahrlehrer erniedrigt fühlst, welche Rechte du hast und wie du dich dagegen wehren kannst.
Was bedeutet Erniedrigung im Kontext der Fahrschule?
Zunächst ist es wichtig zu definieren, was unter Erniedrigung zu verstehen ist. Es geht hier nicht um konstruktive Kritik oder eine direkte, aber faire Ansprache bei Fehlern. Erniedrigung äußert sich durch:
- Abwertende Bemerkungen über deine Person, dein Können oder deine Intelligenz.
- Sarkasmus und Zynismus, die darauf abzielen, dich lächerlich zu machen.
- Öffentliche Bloßstellung vor anderen Fahrschülern oder im Straßenverkehr.
- Unangemessene Kommentare zu deinem Aussehen oder deiner Herkunft.
- Unfairer oder übertriebener Druck, der dich emotional belastet.
- Diskriminierendes Verhalten aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Religion oder anderer persönlicher Merkmale.
Wichtig ist: Auch wenn du Fehler machst – und das ist beim Autofahren lernen völlig normal – hat dein Fahrlehrer nicht das Recht, dich herabzuwürdigen oder zu beleidigen. Eine professionelle und respektvolle Kommunikation ist das A und O.
Bin ich zu empfindlich? Wann ist es wirklich Erniedrigung?
Es ist verständlich, dass du dir vielleicht unsicher bist. Gerade in stressigen Situationen kann man etwas schneller missverstehen. Frage dich, ob das Verhalten des Fahrlehrers regelmäßig auftritt und ob es ein Muster gibt. Folgende Fragen können dir helfen:
- Fühlst du dich nach den Fahrstunden regelmäßig schlecht und demotiviert?
- Hast du Angst vor den Fahrstunden wegen des Verhaltens deines Fahrlehrers?
- Redet der Fahrlehrer auch mit anderen Fahrschülern so, oder betrifft es nur dich?
- Würdest du das Verhalten des Fahrlehrers als respektlos oder beleidigend bezeichnen, wenn es eine andere Person betreffen würde?
Wenn du die meisten dieser Fragen mit „Ja” beantworten kannst, ist es wahrscheinlich, dass du tatsächlich unter erniedrigendem Verhalten leidest. Vertraue auf dein Bauchgefühl.
Was du tun kannst: Schritt für Schritt Anleitung
- Dokumentation: Führe ein Tagebuch, in dem du Datum, Uhrzeit und genaue Beschreibungen der Vorfälle notierst. Schreibe auf, was der Fahrlehrer gesagt oder getan hat und wie du dich dabei gefühlt hast. Diese Dokumentation ist wichtig, falls du später Beweise brauchst.
- Gespräch suchen: Versuche, das Gespräch mit deinem Fahrlehrer zu suchen. Schildere ihm ruhig und sachlich, wie sein Verhalten auf dich wirkt. Vielleicht ist ihm gar nicht bewusst, dass er dich verletzt. Bereite dich auf das Gespräch vor und formuliere deine Kritik konkret und ich-bezogen.
- Gespräch mit dem Fahrschulinhaber: Wenn das Gespräch mit dem Fahrlehrer nicht fruchtet oder du dich nicht traust, ihn direkt anzusprechen, wende dich an den Inhaber der Fahrschule. Schildere ihm die Situation und zeige ihm deine Dokumentation. Der Fahrschulinhaber ist verpflichtet, die Situation zu prüfen und Abhilfe zu schaffen.
- Fahrlehrer wechseln: Wenn die Fahrschule keine angemessenen Maßnahmen ergreift oder du dich weiterhin unwohl fühlst, hast du das Recht, den Fahrlehrer zu wechseln. Sprich mit dem Fahrschulinhaber darüber. In den meisten Fällen ist ein Wechsel problemlos möglich.
- Fahrschule wechseln: Wenn auch ein Fahrlehrerwechsel innerhalb der Fahrschule nicht möglich ist oder du das Vertrauen in die Fahrschule verloren hast, kannst du die Fahrschule wechseln. Kündige deinen Vertrag und suche dir eine neue Fahrschule, in der du dich wohlfühlst. Beachte dabei die Kündigungsfristen in deinem Vertrag.
- Beschwerde einreichen: Wenn du das Gefühl hast, dass die Fahrschule deiner Beschwerde nicht nachgeht oder das Verhalten des Fahrlehrers inakzeptabel ist, kannst du dich an die zuständige Aufsichtsbehörde wenden. Das ist in der Regel das Straßenverkehrsamt oder die zuständige Behörde des jeweiligen Bundeslandes.
- Rechtliche Schritte: In extremen Fällen, wenn das Verhalten des Fahrlehrers eine Straftat darstellt (z.B. Beleidigung, Nötigung, sexuelle Belästigung), kannst du auch rechtliche Schritte einleiten. Wende dich an einen Anwalt oder die Polizei.
- Unterstützung suchen: Sprich mit Freunden, Familie oder einer Vertrauensperson über deine Erfahrungen. Es hilft, sich auszutauschen und Unterstützung zu bekommen.
Deine Rechte als Fahrschüler
Du hast als Fahrschüler bestimmte Rechte, die du kennen solltest:
- Recht auf eine respektvolle Behandlung: Dein Fahrlehrer muss dich respektvoll behandeln und darf dich nicht beleidigen oder erniedrigen.
- Recht auf eine qualifizierte Ausbildung: Dein Fahrlehrer muss dir eine fachgerechte und umfassende Ausbildung bieten, die dich optimal auf die Fahrprüfung vorbereitet.
- Recht auf Information: Du hast das Recht, über den Ablauf der Ausbildung, die Kosten und deine Rechte und Pflichten informiert zu werden.
- Recht auf freie Wahl des Fahrlehrers (innerhalb der Fahrschule): In der Regel hast du das Recht, innerhalb der Fahrschule den Fahrlehrer zu wählen oder zu wechseln.
- Recht auf Kündigung: Du hast das Recht, den Vertrag mit der Fahrschule unter Einhaltung der Kündigungsfristen zu kündigen.
Wie du eine gute Fahrschule findest
Um von vornherein negative Erfahrungen zu vermeiden, solltest du bei der Wahl der Fahrschule sorgfältig vorgehen:
- Recherche: Informiere dich im Internet über verschiedene Fahrschulen in deiner Umgebung. Lies Bewertungen und Erfahrungsberichte anderer Fahrschüler.
- Beratungsgespräch: Vereinbare ein unverbindliches Beratungsgespräch mit verschiedenen Fahrschulen. Nutze das Gespräch, um Fragen zu stellen und einen Eindruck von der Atmosphäre und dem Personal zu bekommen.
- Empfehlungen: Frage Freunde, Familie oder Bekannte nach ihren Erfahrungen mit Fahrschulen.
- Probestunde: Manche Fahrschulen bieten Probestunden an. Nutze diese Möglichkeit, um den Unterricht und den Fahrlehrer kennenzulernen.
- Achte auf die Atmosphäre: Achte darauf, ob du dich in der Fahrschule wohlfühlst und ob die Mitarbeiter freundlich und kompetent wirken.
Fazit
Erniedrigendes Verhalten durch den Fahrlehrer ist inakzeptabel und du musst es nicht hinnehmen. Kenne deine Rechte und scheue dich nicht, diese auch einzufordern. Sprich das Problem an, suche dir Unterstützung und wechsle im Zweifelsfall den Fahrlehrer oder die Fahrschule. Deine Fahrausbildung sollte eine positive Erfahrung sein, die dich sicher und selbstbewusst auf die Straße bringt.