Tanken ist für Autofahrer eine regelmäßige und oft unerfreuliche Notwendigkeit. Doch neben der Frage nach dem Preis stellt sich oft auch die Frage nach der richtigen Kraftstoffsorte. Sollte man zum günstigeren Normalbenzin greifen oder doch lieber das teurere Superbenzin (oder gar Super Plus) wählen? Bringt es wirklich etwas, den teureren Kraftstoff zu tanken, oder handelt es sich dabei nur um einen teuren Mythos? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen.
Was bedeuten die Oktanzahlen überhaupt?
Bevor wir uns mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Benzinsorten beschäftigen, ist es wichtig, die Bedeutung der Oktanzahl zu verstehen. Die Oktanzahl, angegeben als ROZ (Research Octane Number) oder MOZ (Motor Octane Number), ist ein Maß für die Klopffestigkeit eines Kraftstoffs. Klopfen ist eine unkontrollierte, vorzeitige Verbrennung des Kraftstoff-Luft-Gemisches im Zylinder, die zu Motorschäden führen kann. Je höher die Oktanzahl, desto klopffester ist der Kraftstoff und desto geringer ist das Risiko von Klopfschäden.
In Deutschland sind Normalbenzin (ROZ 91), Superbenzin (ROZ 95) und Super Plus (ROZ 98 oder höher) erhältlich. Theoretisch ist Super Plus also klopffester als Super, und Super klopffester als Normalbenzin.
Wann ist welche Benzinsorte die richtige?
Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Man sollte immer den Kraftstoff tanken, der vom Hersteller des Fahrzeugs empfohlen wird. Diese Empfehlung findet man in der Bedienungsanleitung des Autos oder oft auch auf einem Aufkleber im Tankdeckel. Die Empfehlung des Herstellers basiert auf der Konstruktion des Motors und den darin verbauten Komponenten. Motoren sind oft auf eine bestimmte Oktanzahl ausgelegt, um eine optimale Leistung und Lebensdauer zu gewährleisten.
Was passiert, wenn man einen Kraftstoff mit niedrigerer Oktanzahl tankt, als empfohlen? In modernen Fahrzeugen ist in der Regel ein Klopfsensor verbaut. Dieser Sensor erkennt, wenn es im Motor zu Klopfgeräuschen kommt und passt die Zündung entsprechend an, um Klopfschäden zu verhindern. Dies führt jedoch in der Regel zu einem Leistungsverlust und einem höheren Kraftstoffverbrauch. Im schlimmsten Fall kann es bei älteren Fahrzeugen ohne Klopfsensor zu Motorschäden kommen, wenn ein zu niedrigoktaniger Kraftstoff getankt wird.
Was passiert, wenn man einen Kraftstoff mit höherer Oktanzahl tankt, als empfohlen? Hier scheiden sich die Geister. Grundsätzlich gilt: Wenn der Motor nicht auf die höhere Oktanzahl ausgelegt ist, bringt das Tanken von Super Plus oder ähnlichem keine spürbaren Vorteile. Es führt weder zu einer höheren Leistung noch zu einem geringeren Verbrauch. Der einzige Vorteil könnte sein, dass der Motor etwas sauberer verbrennt und Ablagerungen vermieden werden. Allerdings ist dieser Effekt in der Regel gering und rechtfertigt den höheren Preis nicht.
Die Rolle moderner Motoren und Klopfsensoren
Wie bereits erwähnt, spielen Klopfsensoren in modernen Motoren eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen es, dass der Motor auch mit Kraftstoffen betrieben werden kann, die eine etwas niedrigere Oktanzahl haben als empfohlen. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass dies nur eine Notlösung sein sollte und nicht zur Gewohnheit werden sollte. Denn auch wenn der Klopfsensor den Motor vor Schäden bewahrt, so führt das Tanken von Kraftstoffen mit zu geringer Oktanzahl in der Regel zu einem Effizienzverlust. Der Motor muss die Zündung anpassen, um das Klopfen zu verhindern, was wiederum die Leistung reduziert und den Verbrauch erhöht.
Einige Hersteller empfehlen sogar explizit die Verwendung von Kraftstoffen mit höherer Oktanzahl, um die maximale Leistung des Motors abzurufen. Dies ist besonders bei Sportwagen oder Hochleistungsmotoren der Fall. In solchen Fällen kann das Tanken von Super Plus oder einem noch höheroktanigen Kraftstoff tatsächlich einen spürbaren Unterschied machen.
Additivierte Kraftstoffe: Mehr als nur Oktanzahl?
Ein weiterer Aspekt, der bei der Wahl des Kraftstoffs eine Rolle spielt, sind die Additive. Viele Super– und Super Plus-Kraftstoffe enthalten Additive, die den Motor reinigen und vor Ablagerungen schützen sollen. Diese Additive können tatsächlich dazu beitragen, die Lebensdauer des Motors zu verlängern und die Leistung zu verbessern. Allerdings gibt es auch Normalbenzin-Sorten, die mit Additiven versetzt sind. Es lohnt sich also, die Zusammensetzung der verschiedenen Kraftstoffe zu vergleichen, bevor man eine Entscheidung trifft.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Qualität der Additive variieren kann. Einige Additive sind wirksamer als andere. Es gibt sogar Additive, die dem Kraftstoff nachträglich beigemischt werden können. Ob diese jedoch tatsächlich etwas bringen, ist umstritten.
Faktoren, die die Wahl des Kraftstoffs beeinflussen
Neben der Empfehlung des Herstellers und der Oktanzahl gibt es noch weitere Faktoren, die die Wahl des Kraftstoffs beeinflussen können:
* **Alter des Fahrzeugs:** Ältere Fahrzeuge ohne Klopfsensor sind anfälliger für Klopfschäden und sollten daher unbedingt mit dem empfohlenen Kraftstoff betankt werden.
* **Fahrweise:** Wer sein Fahrzeug häufig unter hoher Last betreibt, beispielsweise beim Ziehen eines Anhängers oder bei sportlicher Fahrweise, sollte ebenfalls den empfohlenen Kraftstoff tanken, um Klopfschäden zu vermeiden.
* **Jahreszeit:** Bei hohen Außentemperaturen kann die Klopfneigung des Motors steigen. In solchen Fällen kann das Tanken von Super Plus oder einem ähnlichen Kraftstoff sinnvoll sein.
Fazit: Die Wahrheit hinter dem Mythos
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frage, ob das Tanken von Super statt Normalbenzin etwas bringt, nicht pauschal beantwortet werden kann. Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Empfehlung des Herstellers, dem Alter des Fahrzeugs und der Fahrweise. Grundsätzlich gilt: Tanken Sie den Kraftstoff, der vom Hersteller empfohlen wird. Wenn der Hersteller Superbenzin empfiehlt, sollten Sie auch Superbenzin tanken. Wenn der Hersteller Normalbenzin empfiehlt, reicht Normalbenzin in der Regel aus.
Das Tanken von Kraftstoffen mit einer höheren Oktanzahl als empfohlen bringt in den meisten Fällen keine spürbaren Vorteile. Es kann jedoch in bestimmten Situationen sinnvoll sein, beispielsweise bei hohen Außentemperaturen oder bei sportlicher Fahrweise. Auch die Additive in den Kraftstoffen können eine Rolle spielen, allerdings sollte man sich nicht von Werbeversprechen blenden lassen und die Zusammensetzung der verschiedenen Kraftstoffe genau vergleichen.
Letztendlich ist die Wahl des Kraftstoffs eine individuelle Entscheidung. Es lohnt sich, sich mit den verschiedenen Faktoren auseinanderzusetzen und abzuwägen, welche Kraftstoffsorte für das eigene Fahrzeug und die eigenen Fahrgewohnheiten am besten geeignet ist.