Ihr Auto ist in der Werkstatt zur Reparatur – eine Situation, die wohl jeder Autofahrer kennt. Doch was passiert eigentlich, wenn die Werkstatt Ihr Fahrzeug im öffentlichen Raum parkt und es dort zu Schäden kommt? Wer haftet in diesem Fall? Dieser Frage widmen wir uns in diesem Artikel detailliert, um Ihnen als Autobesitzer Klarheit und Sicherheit zu verschaffen.
Die Ausgangslage: Ihr Auto in fremder Obhut
Sobald Sie Ihr Fahrzeug zur Reparatur in die Hände einer Werkstatt geben, entsteht ein sogenanntes Werkstattvertragsverhältnis. Dieses Vertragsverhältnis regelt die Rechte und Pflichten beider Parteien, also von Ihnen als Auftraggeber und der Werkstatt als Auftragnehmer. Ein wesentlicher Punkt ist die Sorgfaltspflicht der Werkstatt im Umgang mit Ihrem Eigentum.
Die Sorgfaltspflicht der Werkstatt
Die Werkstatt ist verpflichtet, Ihr Auto sorgfältig zu behandeln und vor Schäden zu bewahren. Dies beinhaltet nicht nur die fachgerechte Durchführung der Reparaturarbeiten, sondern auch den Schutz des Fahrzeugs vor äußeren Einflüssen. Dazu gehört auch die sichere Verwahrung des Fahrzeugs, solange es sich im Besitz der Werkstatt befindet. Das bedeutet konkret: Die Werkstatt muss geeignete Maßnahmen treffen, um Ihr Auto vor Diebstahl, Beschädigung durch Dritte oder Umwelteinflüsse zu schützen.
Das Parken im öffentlichen Raum: Ein Risiko
Das Parken eines Kundenfahrzeugs im öffentlichen Raum birgt naturgemäß Risiken. Das Auto ist dort ungeschützt potenziellen Gefahren ausgesetzt, wie z.B.:
- Vandalismus: Beschädigung durch Dritte, z.B. Kratzer, Lackschäden, zerstochene Reifen.
- Diebstahl: Entwendung des gesamten Fahrzeugs oder von Teilen (z.B. Autoradio, Navigationssystem).
- Unwetterschäden: Hagel, Sturm, Überschwemmungen können erhebliche Schäden verursachen.
- Parkschäden: Beschädigung durch andere Fahrzeuge beim Ein- oder Ausparken.
- Verkehrsunfälle: Kollision mit anderen Fahrzeugen oder Hindernissen.
Wer haftet für Schäden am geparkten Fahrzeug?
Die entscheidende Frage ist nun: Wer trägt die Verantwortung und haftet für Schäden, die am Fahrzeug entstehen, während es von der Werkstatt im öffentlichen Raum geparkt wird?
Grundsätzlich gilt: Die Werkstatt haftet für Schäden, die während der Dauer des Werkstattvertrags entstehen, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht verletzt hat. Das bedeutet, die Werkstatt muss beweisen, dass sie alle zumutbaren Maßnahmen ergriffen hat, um Schäden am Fahrzeug zu verhindern. Kann sie dies nicht, haftet sie für den entstandenen Schaden.
Ausnahmen von der Haftung:
- Höhere Gewalt: Die Werkstatt haftet in der Regel nicht für Schäden, die durch höhere Gewalt (z.B. Naturkatastrophen) verursacht werden, sofern sie nachweisen kann, dass sie auch bei sorgfältigem Handeln den Schaden nicht hätte verhindern können.
- Eigenverschulden des Kunden: Hat der Kunde beispielsweise ausdrücklich verlangt, dass das Fahrzeug an einem bestimmten Ort geparkt wird, und dieser Ort ist erkennbar unsicher, kann dies zu einer Mithaftung des Kunden führen.
Die Beweislast liegt bei der Werkstatt
Wichtig zu wissen: Im Streitfall liegt die Beweislast bei der Werkstatt. Sie muss nachweisen, dass sie ihre Sorgfaltspflicht nicht verletzt hat. Kann die Werkstatt dies nicht beweisen, haftet sie für den entstandenen Schaden. Das bedeutet aber nicht, dass der Kunde von jeglicher Pflicht befreit ist. Er sollte den Schaden unverzüglich der Werkstatt melden und Beweise sichern (z.B. Fotos von den Schäden, Zeugenaussagen).
Was tun im Schadensfall?
Wenn Ihr Fahrzeug während der Reparaturzeit in der Werkstatt beschädigt wurde, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Schaden dokumentieren: Machen Sie Fotos von den Schäden und notieren Sie den genauen Zeitpunkt und Ort des Schadens.
- Werkstatt informieren: Melden Sie den Schaden unverzüglich der Werkstatt und fordern Sie eine schriftliche Bestätigung.
- Beweise sichern: Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen, wie z.B. den Werkstattauftrag, Zeugenaussagen und Polizeiberichte.
- Rechtliche Beratung einholen: Bei größeren Schäden oder Uneinigkeiten mit der Werkstatt ist es ratsam, einen Rechtsanwalt zu konsultieren.
- Versicherung informieren: Melden Sie den Schaden Ihrer Kfz-Versicherung. Je nach Schadensart und Versicherungsbedingungen kann Ihre Versicherung den Schaden regulieren und sich anschließend an die Werkstatt wenden.
Wie Sie sich im Vorfeld schützen können
Um Ärger und Streitigkeiten im Schadensfall zu vermeiden, können Sie bereits im Vorfeld einige Vorkehrungen treffen:
- Werkstattwahl: Wählen Sie eine vertrauenswürdige Werkstatt mit guten Bewertungen. Achten Sie auf einen professionellen Eindruck und fragen Sie nach, wie die Werkstatt mit Kundenfahrzeugen umgeht.
- Werkstattauftrag: Lassen Sie sich einen detaillierten Werkstattauftrag ausstellen, in dem alle Reparaturarbeiten und Vereinbarungen festgehalten sind.
- Nachfragen: Fragen Sie explizit nach, wo Ihr Fahrzeug während der Reparatur geparkt wird und wie es vor Schäden geschützt wird.
- Zusatzversicherung: Prüfen Sie, ob Ihre Kfz-Versicherung auch Schäden abdeckt, die während der Reparaturzeit entstehen. Gegebenenfalls kann eine Zusatzversicherung sinnvoll sein.
Fazit: Sorgfaltspflicht und Beweislast sind entscheidend
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Werkstatt grundsätzlich für Schäden haftet, die an Ihrem Fahrzeug entstehen, während es sich in ihrer Obhut befindet und im öffentlichen Raum geparkt wird. Allerdings muss die Werkstatt nicht für Schäden durch höhere Gewalt aufkommen. Die Beweislast liegt dabei bei der Werkstatt. Als Autobesitzer können Sie sich durch eine sorgfältige Werkstattwahl und eine gute Dokumentation vor bösen Überraschungen schützen. Im Schadensfall ist es wichtig, schnell zu handeln, den Schaden zu dokumentieren und sich gegebenenfalls rechtlich beraten zu lassen.
Dieser Artikel dient lediglich der Information und stellt keine Rechtsberatung dar. Im konkreten Einzelfall sollten Sie sich von einem Rechtsanwalt beraten lassen.