Viele Motorradfahrer stehen irgendwann vor der Frage: Was tun, wenn ich mein Motorrad abmelde, um es zu verkaufen oder weil ich es vorübergehend nicht nutze, und später wieder anmelden möchte? Darf ich in der Zwischenzeit mit den alten Kennzeichen weiterfahren, bis die neuen da sind? Die kurze Antwort lautet: Nein! Aber warum ist das so und welche Konsequenzen drohen, wenn man es trotzdem tut? Dieser Artikel beleuchtet die Details und gibt Ihnen alle wichtigen Informationen an die Hand, damit Sie rechtlich auf der sicheren Seite sind.
Warum Sie nicht mit alten Kennzeichen fahren dürfen
Der Grund, warum das Fahren mit alten Kennzeichen nach der Abmeldung illegal ist, ist eng mit dem Zulassungsrecht und der Versicherungspflicht verbunden. Mit der Abmeldung eines Fahrzeugs wird die Zulassung widerrufen. Das bedeutet, dass das Fahrzeug offiziell nicht mehr zum öffentlichen Straßenverkehr zugelassen ist. Gleichzeitig erlischt in der Regel auch die Kfz-Haftpflichtversicherung, die für jedes zugelassene Fahrzeug in Deutschland Pflicht ist.
Das Kennzeichen ist somit mehr als nur eine Nummerntafel. Es ist untrennbar mit der Zulassung und der Versicherung des Fahrzeugs verbunden. Es dient dazu, das Fahrzeug eindeutig zu identifizieren und im Falle eines Unfalls oder einer anderen Ordnungswidrigkeit den Fahrzeughalter zur Verantwortung zu ziehen. Ohne gültige Zulassung und Versicherung besteht kein Versicherungsschutz, und das Fahren mit alten Kennzeichen wird als Fahren ohne Zulassung und ohne Versicherungsschutz gewertet.
Die rechtlichen Konsequenzen im Detail
Die Konsequenzen für das Fahren mit abgemeldeten Kennzeichen können gravierend sein. Hier eine detaillierte Auflistung:
- Ordnungswidrigkeit oder Straftat?: Das Fahren ohne Zulassung ist grundsätzlich eine Ordnungswidrigkeit. Allerdings kann es auch als Straftat gewertet werden, insbesondere dann, wenn zusätzlich kein Versicherungsschutz besteht. Das Fahren ohne Versicherungsschutz ist nämlich eine Straftat nach § 6 PflVG (Pflichtversicherungsgesetz).
- Geldstrafe: Im Falle einer Ordnungswidrigkeit droht eine Geldstrafe. Die Höhe der Strafe richtet sich nach den Umständen des Einzelfalls, kann aber mehrere hundert Euro betragen.
- Punkte in Flensburg: Neben der Geldstrafe können auch Punkte in Flensburg vergeben werden. Das gilt insbesondere dann, wenn durch das Fahren ohne Zulassung oder Versicherungsschutz eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer entstanden ist.
- Freiheitsstrafe: Im Falle einer Straftat, also wenn Sie ohne Versicherungsschutz gefahren sind, droht sogar eine Freiheitsstrafe. Diese kann bis zu einem Jahr betragen. Auch hier hängt das genaue Strafmaß von den Umständen ab.
- Entzug der Fahrerlaubnis: In besonders schweren Fällen kann Ihnen sogar die Fahrerlaubnis entzogen werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn Sie bereits einschlägig vorbestraft sind oder wenn Sie durch Ihr Verhalten andere Verkehrsteilnehmer gefährdet haben.
- Kosten bei einem Unfall: Kommt es zu einem Unfall, während Sie mit abgemeldeten Kennzeichen unterwegs sind, tragen Sie die vollen Kosten. Da keine Versicherung greift, müssen Sie für alle Schäden an Ihrem eigenen Fahrzeug, an fremden Fahrzeugen und für eventuelle Personenschäden selbst aufkommen. Diese Kosten können schnell in die Höhe schnellen und Sie finanziell ruinieren.
Alternativen zum Fahren mit alten Kennzeichen
Angesichts der hohen Risiken, die mit dem Fahren mit alten Kennzeichen verbunden sind, sollten Sie unbedingt alternative Lösungen in Betracht ziehen:
- Kurzzeitkennzeichen: Wenn Sie Ihr Motorrad nach der Abmeldung nur kurzzeitig bewegen müssen, beispielsweise um es zum TÜV oder in eine Werkstatt zu bringen, sind Kurzzeitkennzeichen eine gute Option. Diese sind maximal fünf Tage gültig und beinhalten eine Kfz-Haftpflichtversicherung. Sie müssen bei der Zulassungsstelle beantragt werden und erfordern einen gültigen Fahrzeugschein oder eine vergleichbare Bescheinigung.
- Überführungskennzeichen: Überführungskennzeichen (auch bekannt als Ausfuhrkennzeichen) sind für die Überführung von Fahrzeugen ins Ausland gedacht. Sie sind länger gültig als Kurzzeitkennzeichen und beinhalten ebenfalls eine Versicherung. Die Beantragung ist etwas aufwendiger als bei Kurzzeitkennzeichen.
- Transport auf einem Anhänger: Die sicherste und rechtlich unbedenklichste Methode ist der Transport Ihres Motorrads auf einem Anhänger. Dies ist zwar mit etwas Aufwand verbunden, vermeidet aber jegliches Risiko von Bußgeldern oder Strafen.
- Abwarten der neuen Kennzeichen: Die einfachste Lösung ist oft, einfach abzuwarten, bis die neuen Kennzeichen da sind, bevor Sie Ihr Motorrad wieder in Betrieb nehmen. Dies erfordert zwar etwas Geduld, ist aber in jedem Fall die stressfreiste und kostengünstigste Variante.
Tipps zur Wiederzulassung Ihres Motorrads
Um die Wiederzulassung Ihres Motorrads möglichst reibungslos zu gestalten, hier noch einige praktische Tipps:
- Dokumente vorbereiten: Stellen Sie sicher, dass Sie alle erforderlichen Dokumente bereithalten. Dazu gehören in der Regel der Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II), der Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I), der Personalausweis oder Reisepass, die elektronische Versicherungsbestätigung (eVB-Nummer) und gegebenenfalls der Nachweis über eine gültige Hauptuntersuchung (HU).
- Termin vereinbaren: Vereinbaren Sie im Vorfeld einen Termin bei der Zulassungsstelle. Dies spart Ihnen Zeit und Wartezeit. Viele Zulassungsstellen bieten die Möglichkeit, Termine online zu buchen.
- eVB-Nummer besorgen: Besorgen Sie sich rechtzeitig eine eVB-Nummer von Ihrer Versicherung. Diese benötigen Sie, um Ihr Motorrad wieder zuzulassen. Die eVB-Nummer dient als Nachweis, dass Sie eine gültige Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen haben.
- Kennzeichen reservieren: Wenn Sie ein Wunschkennzeichen haben, können Sie dieses in der Regel online reservieren. Dies verhindert, dass Ihr Wunschkennzeichen bereits vergeben ist, wenn Sie es bei der Zulassungsstelle beantragen.
- Geduld haben: Die Bearbeitung der Wiederzulassung kann je nach Zulassungsstelle und aktueller Auslastung etwas Zeit in Anspruch nehmen. Bleiben Sie geduldig und freundlich zu den Mitarbeitern der Zulassungsstelle.
Fazit: Sicherheit geht vor!
Das Fahren mit alten Kennzeichen ist ein unnötiges Risiko, das schwerwiegende Konsequenzen haben kann. Die potenziellen Strafen und finanziellen Belastungen sind es einfach nicht wert. Nutzen Sie stattdessen die angebotenen Alternativen wie Kurzzeitkennzeichen, den Transport auf einem Anhänger oder warten Sie einfach ab, bis Ihre neuen Kennzeichen da sind. Denken Sie daran: Sicherheit geht vor! Indem Sie sich an die Gesetze halten, schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.