Unterflurhydranten, oft unauffällig im Straßenbelag versenkt, sind lebenswichtige Bestandteile unserer öffentlichen Wasserversorgung. Sie dienen in erster Linie der Feuerwehr zur Löschwasserentnahme, können aber auch von anderen autorisierten Fachkräften genutzt werden. Doch was steckt hinter dem Öffnen dieser unscheinbaren Deckel? Und warum ist es so wichtig, dass Laien die Finger davon lassen?
Das Geheimnis unter dem Deckel: Die Anatomie eines Unterflurhydranten
Bevor wir uns damit beschäftigen, wer einen Unterflurhydranten öffnen darf und warum, werfen wir einen Blick auf seine Konstruktion. Ein typischer Unterflurhydrant besteht aus:
- Dem Hydrantendeckel: Er schützt den Hydranten vor Schmutz, Eis und Schnee und ist oft mit einem Schraubenschlüssel oder einem speziellen Haken zu öffnen.
- Dem Hydrantenkörper: Das ist der eigentliche „Körper” des Hydranten, der unterirdisch mit dem Wassernetz verbunden ist.
- Dem Ventil: Dieses Ventil reguliert den Wasserdurchfluss. Es wird mit einer Hydrantenstandrohr bedient.
- Der Entwässerungseinrichtung: Nach der Wasserentnahme sorgt diese dafür, dass das Restwasser im Hydranten abfließen kann, um Frostschäden zu vermeiden.
Diese Komponenten arbeiten zusammen, um eine zuverlässige und sichere Wasserentnahme zu gewährleisten. Ein unsachgemäßer Umgang kann jedoch zu schweren Schäden und Gefahren führen.
Die professionelle Handhabung: So öffnen Profis einen Unterflurhydranten
Das Öffnen eines Unterflurhydranten ist kein Hexenwerk, erfordert aber Fachkenntnisse und das richtige Werkzeug. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Profis vorgehen:
- Sicherheit geht vor: Bevor überhaupt Hand angelegt wird, muss sichergestellt werden, dass der Bereich um den Hydranten gesichert ist. Dies beinhaltet das Aufstellen von Warnschildern und gegebenenfalls Absperrungen, um Passanten zu schützen.
- Deckel entfernen: Der Hydrantendeckel wird mit einem speziellen Hydrantenschlüssel oder einem Haken entfernt. Oft sind die Deckel durch Rost oder Schmutz verklemmt, weshalb etwas Kraftaufwand erforderlich sein kann.
- Hydrantenstandrohr anbringen: Ein Hydrantenstandrohr, oft auch einfach als „Standrohr” bezeichnet, wird in den Hydrantenkörper eingesetzt. Dieses Standrohr ist mit einem oder mehreren Ventilen und einem Anschluss für einen Feuerwehrschlauch oder eine andere Entnahmevorrichtung ausgestattet.
- Ventil öffnen: Mit dem entsprechenden Schlüssel wird das Ventil des Hydrantenstandrohrs langsam geöffnet. Es ist wichtig, dies behutsam zu tun, um einen plötzlichen Druckstoß im Wassernetz zu vermeiden.
- Wasserentnahme: Nach dem Öffnen des Ventils kann das Wasser entnommen werden. Die Durchflussmenge wird über das Ventil reguliert.
- Schließen und Entleeren: Nach der Wasserentnahme wird das Ventil am Hydrantenstandrohr sorgfältig geschlossen. Anschließend wird das Standrohr entfernt und die Entwässerungseinrichtung des Hydranten betätigt, um Restwasser zu entfernen.
- Deckel sichern: Zum Schluss wird der Hydrantendeckel wieder sicher verschlossen.
Wichtiger Hinweis: Professionelle Anwender dokumentieren die Wasserentnahme, um den Wasserverbrauch zu erfassen und eventuelle Auswirkungen auf das Wassernetz zu überwachen.
Warum Laien die Finger davon lassen sollten: Die Risiken und Gefahren
Auch wenn das Öffnen eines Unterflurhydranten auf den ersten Blick einfach erscheint, birgt es erhebliche Risiken für Laien:
- Beschädigung des Wassernetzes: Ein unsachgemäßes Öffnen oder Schließen des Ventils kann zu Druckschlägen im Wassernetz führen, die Rohre beschädigen oder sogar zum Platzen bringen können. Dies kann zu Wasserschäden und Versorgungsengpässen führen.
- Kontamination des Trinkwassers: Wird der Hydrant nicht ordnungsgemäß entleert oder verunreinigtes Wasser zurückgesaugt, kann dies das Trinkwasser verunreinigen und gesundheitliche Risiken bergen.
- Verletzungsgefahr: Der Wasserdruck in den Leitungen kann enorm sein. Ein unkontrollierter Wasseraustritt kann zu Verletzungen führen. Auch der Hydrantendeckel selbst kann eine Stolperfalle darstellen.
- Bußgelder und Strafen: Das unbefugte Öffnen eines Unterflurhydranten ist in den meisten Gemeinden und Städten illegal und kann mit hohen Bußgeldern geahndet werden.
- Beeinträchtigung der Löschwasserversorgung: Im Brandfall muss die Feuerwehr sich auf eine funktionierende und zuverlässige Löschwasserversorgung verlassen können. Ein manipulierter Hydrant kann diese Versorgung gefährden und im schlimmsten Fall Menschenleben kosten.
Darüber hinaus fehlt Laien oft das nötige Verständnis für die komplexen Zusammenhänge im Wassernetz. Sie können die Auswirkungen ihrer Handlungen nicht abschätzen und somit unabsichtlich großen Schaden anrichten.
Wer darf einen Unterflurhydranten öffnen?
Die Berechtigung zur Nutzung von Unterflurhydranten ist klar geregelt. In der Regel sind folgende Personengruppen dazu befugt:
- Feuerwehr: Sie ist der Hauptnutzer der Hydranten und nutzt sie zur Löschwasserentnahme im Brandfall.
- Wasserversorger: Sie nutzen die Hydranten zur Wartung und Reparatur des Wassernetzes sowie zur Spülung von Leitungen.
- Behördliche Stellen: In bestimmten Fällen können auch andere Behörden, beispielsweise das Tiefbauamt, eine Genehmigung zur Nutzung von Hydranten erhalten.
- Autorisierte Unternehmen: Einige Unternehmen, wie beispielsweise Bauunternehmen oder Straßenreinigungsfirmen, können eine Genehmigung zur Nutzung von Hydranten für bestimmte Zwecke erhalten.
Diese Personen und Organisationen verfügen über die notwendige Ausbildung, das Equipment und die Genehmigungen, um die Hydranten sicher und fachgerecht zu bedienen.
Alternativen zur illegalen Wasserentnahme
Wenn Sie Wasser für bestimmte Zwecke benötigen, sollten Sie auf keinen Fall illegalerweise einen Unterflurhydranten öffnen. Stattdessen gibt es legale Alternativen:
- Beantragen Sie eine Genehmigung: Wenden Sie sich an Ihren örtlichen Wasserversorger oder die zuständige Behörde, um eine Genehmigung zur Nutzung eines Hydranten zu beantragen.
- Nutzen Sie einen Wasseranschluss: Wenn Sie regelmäßig Wasser benötigen, ist ein fester Wasseranschluss die beste Lösung.
- Kaufen Sie Wasser: In vielen Fällen können Sie Wasser auch von Ihrem Wasserversorger oder einem anderen Anbieter beziehen.
Diese legalen Alternativen sind zwar möglicherweise mit Kosten verbunden, aber sie sind die sichere und verantwortungsvolle Wahl.
Fazit: Unterflurhydranten sind kein Spielzeug
Unterflurhydranten sind essenzielle Bestandteile unserer Infrastruktur, die eine sichere und zuverlässige Wasserversorgung gewährleisten. Das Öffnen und Bedienen dieser Hydranten ist jedoch eine Aufgabe für Fachleute mit der entsprechenden Ausbildung und Ausrüstung. Laien sollten unbedingt die Finger davon lassen, um Schäden am Wassernetz, Verunreinigungen des Trinkwassers, Verletzungen und hohe Bußgelder zu vermeiden. Im Zweifelsfall gilt: Fragen Sie Ihren Wasserversorger oder die zuständige Behörde.