Es war ein ganz normaler Dienstagmorgen. Der Wecker klingelte viel zu früh, die übliche Routine, die dem Beginn eines lang ersehnten Urlaubs voranging. Endlich, nach Monaten harter Arbeit, stand ein Trip nach Thailand vor der Tür. Sonne, Strand und Entspannung – genau das, was ich brauchte. Am Flughafen lief alles reibungslos. Check-in, Sicherheitskontrolle, alles im grünen Bereich. Ich hatte sogar noch Zeit, mir einen Kaffee und ein Croissant zu gönnen, bevor das Boarding begann.
An Bord des Flugzeugs herrschte eine aufgeregte, erwartungsvolle Stimmung. Familien mit kleinen Kindern, Paare auf Hochzeitsreise, Rucksacktouristen mit abenteuerlustigen Blicken – sie alle teilten die Vorfreude auf ihr jeweiliges Ziel. Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück, schloss die Augen und stellte mir bereits den warmen Sand unter meinen Füßen vor. Der Start verlief ohne Probleme, und bald glitten wir über den Wolken Richtung Osten.
Doch dann passierte es. Etwa eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft, als die Flugbegleiter bereits die letzten Vorbereitungen trafen und die Passagiere begannen, ihre Handgepäckfächer zu öffnen, wurde über die Lautsprecher eine Durchsage gemacht. Mein Name. Ungläubig horchte ich auf. Mein Name wurde ein zweites Mal genannt, begleitet von der Aufforderung, mich beim Flugpersonal zu melden. Sofort schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Hatte ich etwas falsch gemacht? Gab es ein Problem mit meinem Gepäck? War jemandem zu Hause etwas zugestoßen?
Verunsichert stand ich auf und ging nach vorne zum Bordpersonal. Eine Stewardess, die mir zuvor freundlich meinen Orangensaft serviert hatte, blickte mich nun ernst an. „Bitte folgen Sie mir”, sagte sie mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. Sie führte mich durch den Gang nach vorne, wo bereits zwei uniformierte Beamte der Zollbehörde warteten.
Ich muss zugeben, in diesem Moment bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Was hatte ich verbrochen? Die Beamten erklärten mir, dass es eine Unstimmigkeit in Bezug auf meine Reiseunterlagen gäbe und sie mich bitten müssten, sie nach der Landung zu begleiten. Die Formulierung war höflich, aber der Unterton ließ keinen Zweifel daran, dass ich keine Wahl hatte. Ich nickte stumm und setzte mich wieder auf meinen Platz. Die restliche Flugzeit verbrachte ich in quälender Ungewissheit.
Nach der Landung, während die anderen Passagiere freudestrahlend das Flugzeug verließen, wurde ich von den Zollbeamten in Empfang genommen. Sie führten mich in ein kleines Büro direkt am Flughafen. Dort wurde ich gebeten, meinen Pass und meine Bordkarte vorzulegen. Dann begann das Verhör.
„Herr [Mein Nachname], wir haben festgestellt, dass Sie im Verdacht stehen, gegen das Devisenrecht verstoßen zu haben”, erklärte einer der Beamten. „Wir haben Informationen erhalten, dass Sie beabsichtigen, eine größere Summe Bargeld außer Landes zu bringen, ohne dies ordnungsgemäß anzumelden.”
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Devisenrecht? Bargeld? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon die redeten. Ich erklärte ihnen, dass ich lediglich meinen Jahresurlaub antreten wollte und nur das übliche Urlaubsgeld bei mir hatte – ein paar Hundert Euro für kleinere Ausgaben vor Ort. „Können Sie das beweisen?”, fragte der Beamte mit skeptischem Blick.
Ich holte meine Geldbörse heraus und zeigte ihnen das Geld, das ich dabei hatte. Sie schauten sich alles genau an, durchsuchten meine Taschen und durchwühlten sogar mein Handgepäck. Natürlich fanden sie nichts Verdächtiges. Trotzdem blieben sie misstrauisch. Sie fragten mich nach meinen Bankkonten, meinen Vermögensverhältnissen und dem Zweck meiner Reise. Das Verhör zog sich in die Länge. Ich versuchte, so ruhig und kooperativ wie möglich zu bleiben, aber innerlich kochte ich vor Wut und Frustration. Ich verpasste meinen Anschlussflug und mein sorgfältig geplanter Urlaub drohte, ins Wasser zu fallen.
Schließlich, nach über zwei Stunden, schien sich die Situation zu entspannen. Die Beamten hatten meine Angaben überprüft und festgestellt, dass ich tatsächlich keine größeren Mengen Bargeld bei mir führte. Sie entschuldigten sich für die entstandenen Unannehmlichkeiten, erklärten aber, dass sie aufgrund eines anonymen Hinweises zu dieser Kontrolle verpflichtet gewesen seien. Wer diesen Hinweis gegeben hatte und warum, konnten oder wollten sie mir nicht sagen.
Ich war erleichtert, dass ich nicht verhaftet wurde oder eine hohe Geldstrafe zahlen musste, aber die Erleichterung währte nicht lange. Denn die Beamten teilten mir mit, dass ich aufgrund der Umstände und der entstandenen Verzögerung nicht mehr mit dem geplanten Flug nach Thailand reisen dürfe. Die Fluggesellschaft hatte meinen Platz an einen anderen Passagier vergeben, und es gab keine anderen Flüge mehr, die mich rechtzeitig an mein Ziel bringen würden. Mein Urlaub war geplatzt.
Enttäuscht und frustriert verließ ich den Flughafen. Was war passiert? Wer hatte mich angeschwärzt? Und warum? Ich werde es wohl nie erfahren. Was ich aber weiß ist, dass dieser Vorfall mein Vertrauen in das System erschüttert hat. Ich fühlte mich ungerecht behandelt und machtlos. Ich habe nichts falsch gemacht, und trotzdem musste ich die Konsequenzen tragen. Die Vorstellung, dass ein anonymer Hinweis ausreicht, um das Leben eines Menschen so durcheinander zu bringen, ist beängstigend.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit, meinen Urlaub zu stornieren und die entstandenen Kosten zu minimieren. Zum Glück konnte ich einen Teil des Geldes zurückbekommen, aber die Enttäuschung blieb. Statt unter thailändischer Sonne zu liegen, saß ich wieder im Büro und arbeitete. Die Erinnerung an den Vorfall am Flughafen wird mich wohl noch lange begleiten. Und ich werde in Zukunft bei Auslandsreisen wohl immer ein mulmiges Gefühl haben.
Ich habe gelernt, dass man sich vor solchen Situationen kaum schützen kann. Man kann alle Dokumente korrekt ausfüllen, sich an alle Regeln halten und trotzdem in Schwierigkeiten geraten. Das einzige, was man tun kann, ist, ruhig zu bleiben, mit den Behörden zu kooperieren und auf das Beste zu hoffen. Und vielleicht sollte man sich überlegen, ob man wirklich jedem von seinen Reiseplänen erzählen muss.
Inzwischen habe ich mir geschworen, bald einen neuen Urlaub zu buchen. Dieses Mal vielleicht innerhalb Europas. Oder vielleicht bleibe ich auch einfach zu Hause. Hauptsache, ich komme nicht wieder in eine Situation, in der ich vom Zoll aus dem Flugzeug geholt werde.