In der schillernden Welt der JRPGs gibt es wenige Serien, die eine so einzigartige und herzliche Anziehungskraft besitzen wie Ni no Kuni. Mit seiner unverwechselbaren Ästhetik, die an die Meisterwerke von Studio Ghibli erinnert, und seinen epischen Geschichten hat es die Herzen von Millionen Spielern weltweit erobert. Doch seit dem Erscheinen von Ni no Kuni II: Revenant Kingdom im Jahr 2018 schweigt der Entwickler Level-5 beharrlich über die Zukunft der Reihe. Die Frage, die viele Fans umtreibt, ist omnipräsent: Kommt jemals ein Ni no Kuni 3? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und so klammern sich Liebhaber der magischen Welt an jede kleine Andeutung, jedes Gerücht und jede Spekulation. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Fakten und die Wunschvorstellungen ein, um die Chancen eines dritten Teils zu beleuchten.
Die Magie von Ni no Kuni: Eine Retrospektive
Bevor wir über die Zukunft spekulieren, werfen wir einen Blick zurück auf das, was Ni no Kuni so besonders macht. Die Serie wurde aus einer ungewöhnlichen und überaus fruchtbaren Zusammenarbeit geboren: Der renommierte JRPG-Entwickler Level-5 (bekannt für Dark Cloud, Dragon Quest VIII und Professor Layton) traf auf das legendäre Studio Ghibli, die Meister der japanischen Animation. Das Ergebnis war Ni no Kuni: Wrath of the White Witch (ursprünglich auf der PS3, später für Switch, PC und PS4 remastert). Das Spiel erzählte die rührende Geschichte des jungen Oliver, der nach dem Tod seiner Mutter in eine Parallelwelt reist, um sie wiederzubeleben. Die wunderschönen, handgezeichneten Animationen von Ghibli und die Musik von Joe Hisaishi verliehen dem Spiel eine unvergleichliche Atmosphäre, die es von anderen Rollenspielen abhob.
Ni no Kuni II: Revenant Kingdom folgte 2018 und wechselte den Ton ein wenig. Während das erste Spiel eine sehr persönliche, märchenhafte Reise war, konzentrierte sich der zweite Teil auf eine größere politische Geschichte um den jungen König Evan, der ein neues Königreich aufbauen will. Obwohl Studio Ghibli nicht mehr direkt an der Produktion beteiligt war, gelang es Level-5 mit Hilfe von Ghibli-Veteranen wie Yoshiyuki Momose (Charakterdesigner) und Komponist Joe Hisaishi, den ikonischen visuellen und auditiven Stil beizubehalten. Das Kampfsystem wurde actionreicher, und Elemente wie der Königreichsaufbau und die Skirmish-Schlachten fügten neue Dimensionen hinzu. Beide Spiele wurden von Kritikern gelobt und fanden eine treue Fangemeinde.
Die Faktenlage: Was sagt Level-5?
Die wichtigste Informationsquelle für die Zukunft einer Spieleserie ist in der Regel der Entwickler selbst. Im Fall von Ni no Kuni 3 ist die Lage jedoch eher düster. Level-5 hat sich in den letzten Jahren sehr bedeckt gehalten, was neue Konsolen-JRPGs angeht. Stattdessen schien der Fokus des Unternehmens auf andere Projekte und Märkte zu liegen:
- Verschiebung des Fokus: Level-5, einst ein Gigant im Konsolensegment, hat sich in den letzten Jahren stärker auf mobile Spiele und Serien wie Yo-kai Watch und Inazuma Eleven konzentriert. Viele dieser Titel sind primär für den japanischen Markt konzipiert. Die internationale Präsenz von Level-5 im Konsolenbereich hat merklich abgenommen.
- Internationale Präsenz: Es gab Berichte, dass Level-5 seine nordamerikanischen Operationen eingestellt und seine Veröffentlichungen in westlichen Märkten stark reduziert hat. Dies wäre ein erhebliches Hindernis für ein potenzielles Ni no Kuni 3, da die Serie außerhalb Japans eine starke Anhängerschaft besitzt. Ein großer Teil des Charmes von Ni no Kuni liegt in seiner Fähigkeit, westliche Rollenspieler mit seiner Anime-Ästhetik und klassischen Erzählweise zu begeistern.
- Mobile Erfolge und Misserfolge: Während das Studio mit Spielen wie Ni no Kuni: Cross Worlds im Mobilbereich durchaus erfolgreich war (insbesondere in Asien), ist ein Free-to-Play-MMORPG eine ganz andere Art von Spiel als ein storygetriebenes Einzelspieler-Rollenspiel der Hauptserie. Der Erfolg eines mobilen Spin-offs garantiert nicht die Fortsetzung der Hauptreihe, sondern könnte sogar Ressourcen von ihr abziehen.
- Keine Ankündigungen: Seit der Veröffentlichung von Ni no Kuni II und dessen DLCs gab es keine offiziellen Ankündigungen oder auch nur Andeutungen eines dritten Teils. Dies ist ungewöhnlich für eine so beliebte Marke und lässt Fans mit vielen Fragen zurück. Normalerweise würden bei einer erfolgreichen Serie zumindest Gerüchte oder kleine Teaser zirkulieren.
Die aktuelle Strategie von Level-5 scheint darin zu bestehen, sich auf etablierte Marken zu konzentrieren, die weniger Risiko bergen und eine schnellere Entwicklung ermöglichen, oder sich auf den lukrativen Mobilmarkt zu verlassen. Ein großes, aufwendiges JRPG wie Ni no Kuni 3 würde erhebliche Investitionen und eine lange Entwicklungszeit erfordern, was möglicherweise nicht mit der aktuellen Unternehmensphilosophie übereinstimmt.
Die Gerüchte und die Wunschvorstellungen der Fans
Wo offizielle Informationen fehlen, füllen Gerüchte und Wunschvorstellungen die Lücke. Leider gibt es im Falle von Ni no Kuni 3 kaum handfeste Gerüchte, die auf internen Leaks oder Datamining basieren. Stattdessen sind die meisten „Gerüchte” eher Ausdrücke der kollektiven Hoffnung der Fangemeinde. Doch was wünschen sich die Fans von einem potenziellen Nachfolger?
- Rückkehr zum Ghibli-Feeling: Viele Fans sehnen sich nach einer stärkeren Rückkehr zum intimeren, märchenhaften Erzählstil des ersten Teils und einer noch stärkeren optischen Anlehnung an Studio Ghibli. Die politische Geschichte von Ni no Kuni II wurde zwar geschätzt, aber die emotionale Tiefe von Olivers Reise hat bei vielen einen bleibenderen Eindruck hinterlassen.
- Mischung der Kampfsysteme: Das rundenbasierte, monsterfangende System des ersten Teils und das actionreiche Kampfsystem des zweiten Teils hatten beide ihre Vorzüge. Ein idealer dritter Teil könnte versuchen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen oder ein innovatives Hybrid-System zu schaffen.
- Eine neue Geschichte, eine neue Welt: Die Ni no Kuni-Spiele sind in der Regel eigenständige Geschichten mit unterschiedlichen Protagonisten, die in der gleichen universellen Mythologie angesiedelt sind. Ein dritter Teil könnte eine völlig neue Region oder ein neues Paar Parallelwelten erkunden, um die Welt weiter auszubauen.
- Veröffentlichung auf modernen Plattformen: Fans hoffen natürlich, dass ein potenzielles Ni no Kuni 3 auf den neuesten Konsolen wie PlayStation 5, Xbox Series X/S, Nintendo Switch und PC verfügbar sein würde, um die bestmögliche grafische Qualität und Performance zu gewährleisten.
Diese Wünsche zeigen, wie lebendig die Marke in den Köpfen der Fans ist, selbst ohne neue Inhalte. Der Mangel an konkreten Gerüchten ist jedoch ein starkes Indiz dafür, dass sich intern bei Level-5 derzeit wenig in diese Richtung bewegt.
Die Rolle von Studio Ghibli: Missverständnisse und Realitäten
Ein oft wiederholtes Argument für die Schwierigkeiten eines Ni no Kuni 3 ist die angebliche „fehlende Beteiligung” von Studio Ghibli. Hier ist es wichtig, eine wichtige Unterscheidung zu treffen:
- Ni no Kuni: Wrath of the White Witch: Für diesen Titel war Studio Ghibli direkt als Produzent der Animationen beteiligt. Das war ein großer Teil seiner Identität und seines Marketing.
- Ni no Kuni II: Revenant Kingdom: Hier war Studio Ghibli nicht direkt als Studio beteiligt. Stattdessen wurden wichtige Ghibli-Veteranen wie der Animator Yoshiyuki Momose und der Komponist Joe Hisaishi als freie Mitarbeiter hinzugezogen. Sie verliehen dem Spiel weiterhin den unverkennbaren Ghibli-Touch, aber die offizielle Studiobeteiligung fehlte.
Für ein potenzielles Ni no Kuni 3 wäre die Situation wahrscheinlich ähnlich wie bei Teil 2. Es ist unwahrscheinlich, dass Studio Ghibli (das sich seit Wie der Wind sich hebt von der aktiven Spielfilmproduktion zurückgezogen und nun mit Filmen wie Der Junge und der Reiher wieder aktiv ist, aber nicht für Videospiele bekannt ist) jemals wieder direkt in die Entwicklung eines Spiels involviert sein wird. Der einzigartige Stil könnte jedoch weiterhin durch ehemalige Mitarbeiter oder durch eine geschickte Nachahmung von Level-5 beibehalten werden. Die wahre Herausforderung liegt also nicht primär in der Ghibli-Beteiligung, sondern in der Bereitschaft von Level-5, ein Projekt dieser Größenordnung anzugehen.
Hürden und Herausforderungen für ein Ni no Kuni 3
Die Entwicklung eines modernen JRPGs ist eine immense Aufgabe. Für Ni no Kuni 3 würden sich mehrere große Hürden auftun:
- Kosten und Ressourcen: Die Entwicklungskosten für ein Triple-A-Spiel sind exorbitant gestiegen. Ein Spiel mit der visuellen Qualität und dem Umfang von Ni no Kuni erfordert ein großes Team und Jahre an Arbeit. Angesichts der scheinbaren Neuausrichtung von Level-5 auf kleinere Projekte oder Mobilspiele ist die Bereitstellung dieser Ressourcen fraglich.
- Kreative Vision: Nach zwei erfolgreichen, aber stilistisch und spielerisch unterschiedlichen Teilen, müsste Level-5 eine klare Vision für Ni no Kuni 3 entwickeln, die sowohl Fans des ersten als auch des zweiten Teils ansprechen kann, ohne die Serie zu verwässern.
- Marktumfeld: Der JRPG-Markt ist hart umkämpft. Mit Serien wie Final Fantasy, Persona, Dragon Quest und vielen anderen, die regelmäßig neue Titel veröffentlichen, müsste Ni no Kuni 3 herausstechen, um erfolgreich zu sein.
- Zeitlicher Abstand: Je länger die Pause zwischen den Hauptteilen, desto schwieriger wird es, das Momentum und die Aufmerksamkeit der Fans aufrechtzuerhalten. Seit Ni no Kuni II sind nun schon über fünf Jahre vergangen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Optimismus vs. Pessimismus
Ist es also eher eine Frage des „ob” oder des „wann” für Ni no Kuni 3?
Gründe für Optimismus:
- Starke Marke: Die Marke Ni no Kuni hat weltweit eine hohe Wiedererkennung und einen guten Ruf. Das ist ein wertvolles Gut, das Level-5 nicht einfach aufgeben sollte.
- Erfolgreicher JRPG-Markt: Der Markt für gut gemachte JRPGs ist nach wie vor groß und wächst stetig, insbesondere durch Remaster und neue IPs. Spieler sehnen sich nach tiefgründigen Geschichten und charaktergetriebenen Abenteuern.
- Die „Never Say Never”-Mentalität: In der Spielebranche gibt es immer wieder Überraschungen. Serien, die für tot gehalten wurden, kehren Jahre später triumphierend zurück (man denke an Shenmue 3 oder die Wiederbelebung von Final Fantasy VII).
- Potenzielle Partnerschaften: Sollte Level-5 die internen Ressourcen fehlen, könnten sie eine Partnerschaft mit einem anderen Studio oder einem Publisher eingehen, der die Entwicklung finanziert und unterstützt.
Gründe für Pessimismus:
- Level-5s aktuelle Strategie: Wie bereits erwähnt, scheint das Unternehmen derzeit andere Prioritäten zu haben.
- Keine Kommunikation: Das komplette Fehlen jeglicher Kommunikation über die Zukunft der Serie ist das stärkste Argument gegen ein baldiges Ni no Kuni 3.
- Geringere internationale Präsenz: Die Rückzüge aus westlichen Märkten erschweren eine globale Marketingkampagne und den Vertrieb für ein großes Konsolenspiel.
- Hoher Erwartungsdruck: Die Fußstapfen, die die ersten beiden Spiele hinterlassen haben, sind groß. Ein dritter Teil müsste diesen gerecht werden, was enormen Druck auf das Entwicklerteam ausüben würde.
Fazit: Ein magischer Traum in der Schwebe
Die Frage, ob jemals ein Ni no Kuni 3 erscheinen wird, bleibt eine, die die Herzen vieler JRPG-Fans mit einer Mischung aus Sehnsucht und Sorge erfüllt. Die Faktenlage deutet darauf hin, dass Level-5 derzeit andere Wege geht und ein neues Konsolen-Rollenspiel dieser Größenordnung keine unmittelbare Priorität hat. Der Mangel an konkreten Informationen und die strategische Neuausrichtung des Studios sind ernüchternde Realitäten. Doch die einzigartige Magie, die visuellen Wunder und die herzerwärmenden Geschichten von Ni no Kuni haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Diese tiefe Zuneigung der Community ist ein starker Anreiz und ein Beweis für das Potenzial der Serie.
Solange Level-5 die Marke nicht offiziell auf Eis legt oder sich gänzlich aus dem Konsolenmarkt zurückzieht, wird die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit einer neuen magischen Welt von Ni no Kuni weiterleben. Vielleicht braucht es nur den richtigen Zeitpunkt, eine neue kreative Vision oder eine strategische Kurskorrektur bei Level-5, um den Funken neu zu entfachen. Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als die Erinnerungen an Olivers und Evans Abenteuer zu genießen und zu hoffen, dass die Märchenwelt von Ni no Kuni eines Tages eine neue Tür öffnen wird. Denn wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in der Welt von Ni no Kuni sind Wunder ja bekanntlich keine Seltenheit.