Die Assassin’s Creed-Reihe ist eine der bekanntesten und langlebigsten im gesamten Gaming-Universum. Seit dem ersten Teil im Jahr 2007 hat sie uns in unzählige historische Epochen entführt, von den Kreuzzügen bis ins alte Ägypten, von der Französischen Revolution bis ins Wikingerzeitalter. Mit jedem neuen Titel stellt sich jedoch erneut die brennende Frage: Wird es ein Meisterwerk, das die Fans begeistert, oder eine Enttäuschung, die die Erwartungen nicht erfüllen kann? Und genau diese Frage schwebt nun über Assassin’s Creed Shadows, dem mit Spannung erwarteten nächsten Hauptableger, der uns ins Feudal Japan entführt.
Die Ankündigung eines Assassin’s Creed in Japan war für viele Fans ein lang gehegter Traum. Doch die ersten Trailer und Gameplay-Einblicke haben nicht nur Begeisterung ausgelöst, sondern auch eine Welle der Diskussion und Skepsis. Ist Shadows der „Return to Form”, den sich viele nach den gigantischen, oft überladenen RPGs der letzten Jahre wünschen? Oder handelt es sich um eine weitere Iteration der bekannten Ubisoft-Formel, die uns mit Schönheitsfehlern und Kontroversen zurücklässt? Bevor wir unser hart verdientes Geld ausgeben, beleuchten wir alle Facetten – den Hype, die Befürchtungen und die entscheidenden Fragen, die uns bei der Kaufentscheidung beschäftigen.
Ein Blick zurück: Die Evolution und Kontroversen der Reihe
Bevor wir uns Shadows im Detail widmen, lohnt sich ein kurzer Blick auf die jüngere Geschichte der Franchise. Mit Assassin’s Creed Origins (2017) vollzog Ubisoft einen radikalen Wandel vom traditionellen Action-Adventure mit Stealth-Fokus hin zu einem vollwertigen Open-World-RPG. Odyssey und Valhalla setzten diesen Trend fort, boten riesige Welten, komplexe Skill Trees und unzählige Nebenquests. Während diese Titel kommerziell erfolgreich waren, spalteten sie die Fangemeinde. Viele vermissten die klassischen Stealth-Elemente, die linearere Erzählweise und die Fokussierung auf die Assassinen-Philosophie.
Assassin’s Creed Mirage (2023) wurde als eine Art „Rückbesinnung” vermarktet, kleiner, kompakter und mit einem stärkeren Fokus auf Stealth. Es war ein Schritt in die richtige Richtung für Puristen, konnte aber aufgrund seiner Kürze und der teilweise noch spürbaren RPG-Mechaniken nicht alle überzeugen. Diese wechselvolle Geschichte ist der Nährboden für die Skepsis gegenüber AC Shadows. Ubisoft hat bewiesen, dass sie die Wünsche der Fans hören – aber setzen sie diese auch konsequent um, oder versuchen sie, alle Geschmäcker gleichzeitig zu bedienen und landen dabei in der Mittelmäßigkeit?
Der Hype-Train rollt: Was macht Assassin’s Creed Shadows so verlockend?
Das größte Verkaufsargument von Shadows ist unbestreitbar das Setting: Feudal Japan. Seit Jahren steht dieses Setting an der Spitze der Wunschliste vieler Fans. Die Vorstellung, als Shinobi durch Bambuswälder zu schleichen, Burgen zu infiltrieren und die geheimnisvolle Kultur der Samurai zu erleben, ist unglaublich reizvoll. Ubisoft hat hier die Chance, eine der faszinierendsten Epochen der Menschheitsgeschichte mit ihrer bewährten Formel zu verbinden.
Ein weiteres vielversprechendes Merkmal ist die Einführung von zwei spielbaren Charakteren: Naoe, eine gewiefte Shinobi, und Yasuke, ein mächtiger Samurai. Diese Dualität verspricht nicht nur eine abwechslungsreiche Geschichte, sondern auch unterschiedliche Spielstile. Naoe steht für den klassischen Stealth-Ansatz, das lautlose Meucheln aus dem Schatten, das Überwinden von Hindernissen durch Parkour und Gadgets. Yasuke hingegen verkörpert den offenen Kampf, die brachiale Stärke eines Samurai, der sich seinen Weg durch Horden von Feinden bahnt. Dies könnte eine clevere Lösung sein, um sowohl Fans des traditionellen Stealth-Gameplays als auch Liebhaber der kampforientierten RPG-Titel zufriedenzustellen.
Erste Gameplay-Szenen deuten auf eine Rückkehr zu ausgefeilteren Stealth-Mechaniken hin. Das Licht- und Schattensystem scheint eine größere Rolle zu spielen, Verstecke in hohem Gras oder unter Wasser werden offenbar besser integriert. Auch die Parkour-Elemente wirken flüssiger und sollen anspruchsvoller sein als in den letzten RPG-Ablegern. Grafisch verspricht das Spiel atemberaubende Landschaften, detaillierte Städte und eine authentische Darstellung der japanischen Architektur und Natur.
Schattenseiten und Skepsis: Wo lauern Enttäuschungen?
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und bei Assassin’s Creed Shadows gibt es einige Bereiche, die Anlass zur Sorge geben und den Hype-Train ins Stocken bringen könnten.
- Die Yasuke-Kontroverse: Die Entscheidung, Yasuke, einen historischen afrikanischen Samurai, als einen der beiden Protagonisten zu wählen, hat online für heftige Diskussionen gesorgt. Während einige die Inklusion und die neue Perspektive loben, kritisieren andere die historische Ungenauigkeit und sehen darin einen Versuch, „Wokeness” über Authentizität zu stellen. Unabhängig von der persönlichen Meinung hat diese Kontroverse die Wahrnehmung des Spiels bereits vor der Veröffentlichung stark beeinflusst und könnte potenzielle Käufer abschrecken, die eine rein japanische Perspektive bevorzugt hätten. Es ist entscheidend, wie Ubisoft diese Geschichte erzählt und ob sie der historischen Figur gerecht wird, ohne die Immersion zu brechen.
- Ubisoft-Formel-Müdigkeit: Obwohl Shadows vielversprechend aussieht, bleibt die Sorge vor der bekannten „Ubisoft-Formel”. Riesige Open Worlds, vollgestopft mit Icons, repetitiven Nebenquests, überladenen Sammelaufgaben und einem generischen Questdesign können schnell zu Ermüdung führen. Die Frage ist, ob Shadows es schafft, dem Spieler eine bedeutungsvolle und abwechslungsreiche Erfahrung zu bieten oder ob es sich wie ein weiteres „Abarbeiten” von Checklisten anfühlt.
- RPG-Elemente und Grind: Trotz des Versprechens eines stärkeren Stealth-Fokus ist davon auszugehen, dass RPG-Elemente weiterhin eine große Rolle spielen werden. Ausrüstung, Leveling, Skill Trees – all das kann ein Spiel unnötig strecken und den Spielfluss unterbrechen, wenn es nicht gut ausbalanciert ist. Ein zu starker Fokus auf Grind, um im Level aufzusteigen und bestimmte Gebiete betreten zu können, war in früheren Teilen ein Kritikpunkt und könnte auch hier wieder aufkommen.
- Technische Probleme und Performance: Ubisoft-Titel sind in der Vergangenheit oft mit technischen Schwierigkeiten, Bugs und Performance-Problemen zum Launch erschienen. Angesichts der Komplexität eines Open-World-Spiels wie AC Shadows auf verschiedenen Plattformen (PC, PS5, Xbox Series X/S) ist dies eine berechtigte Sorge. Niemand möchte ein Spiel zum Vollpreis kaufen, das dann von Abstürzen und Framerate-Einbrüchen geplagt wird.
- Monetarisierung: Ubisoft ist bekannt für seine umfangreichen In-Game-Shops, Season Passes und optionalen kosmetischen Gegenstände. Die Befürchtung ist, dass das Spiel von Anfang an auf zusätzliche Käufe ausgelegt sein könnte, um das Spielerlebnis zu „verbessern” oder zu beschleunigen, was den Spielspaß trüben würde.
Die große Frage: Lohnt sich die Investition?
Angesichts all dieser Punkte – dem großen Potenzial auf der einen Seite und den berechtigten Bedenken auf der anderen – stellt sich die Frage: Lohnt sich Assassin’s Creed Shadows wirklich? Und noch wichtiger: Sollte man zum Launch kaufen oder sogar vorbestellen?
Für Hardcore-Fans des Settings, die schon immer ein Assassin’s Creed in Japan wollten, mag die Antwort klar sein. Der Reiz, als Shinobi oder Samurai durch das Feudal Japan zu streifen, ist für diese Gruppe oft schon genug, um die eine oder andere Schwäche zu verzeihen. Die Möglichkeit, zwei unterschiedliche Spielstile zu erleben, könnte ebenfalls ein starkes Argument sein.
Für Spieler, die eine Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe suchen und ein strafferes, stealth-orientiertes Erlebnis bevorzugen, hängt viel davon ab, wie konsequent Ubisoft seine Versprechen einhält. Wenn der Stealth-Ansatz von Naoe wirklich tiefgreifend und belohnend ist und die Open World nicht zu repetitiv wird, könnte Shadows genau das Richtige sein.
Für Skeptiker, die von den jüngsten Ubisoft-Titeln enttäuscht waren oder die Yasuke-Kontroverse kritisch sehen, ist Vorsicht geboten. Die Investition eines Vollpreistitels ist nicht unerheblich, und es wäre ärgerlich, am Ende ein Spiel zu erhalten, das die gleichen Fehler wie seine Vorgänger macht.
Pre-Order: Ja oder Nein?
Die Vorbestellung von Videospielen ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite locken Publisher mit Boni wie zusätzlichen Missionen, Skins oder frühzeitigem Zugang. Auf der anderen Seite birgt sie das Risiko, ein unfertiges oder enttäuschendes Produkt zu kaufen, dessen Qualität sich erst nach der Veröffentlichung zeigt. Angesichts der genannten Bedenken und Ubisofts Vergangenheit mit Bugs und repetitiven Spielmechaniken, ist eine Vorbestellung von Assassin’s Creed Shadows eine reine Vertrauensfrage.
Unsere Empfehlung für die meisten Spieler lautet: Warte auf die ersten unabhängigen Testberichte und Spieler-Reviews. Gib dem Spiel ein paar Tage oder eine Woche Zeit, um sich zu beweisen. Schau dir Gameplay-Videos von Spielern an, die keine gesponserten Inhalte produzieren. So bekommst du ein realistisches Bild von der tatsächlichen Qualität, Performance und dem Umfang des Spiels, bevor du dein Geld investierst.
Fazit: Ein potenzieller Hit mit großen Fragezeichen
Assassin’s Creed Shadows steht an einem Scheideweg für die Franchise. Es hat das Potenzial, ein absoluter Blockbuster zu werden und den lang gehegten Traum vieler Fans von einem AC in Feudal Japan zu erfüllen. Das Dual-Protagonist-System und der angekündigte Fokus auf verbesserte Stealth-Mechaniken sind vielversprechend. Doch die Schatten der Vergangenheit, die Yasuke-Kontroverse, die Sorge vor der „Ubisoft-Formel” und potenziellen technischen Problemen trüben das Bild.
Ob es sich wirklich lohnt, Assassin’s Creed Shadows zu kaufen, wird sich erst nach der Veröffentlichung zeigen. Bis dahin bleibt es ein Tanz zwischen brennendem Hype und kalter Skepsis. Halte die Augen offen, informiere dich gründlich und triff dann deine persönliche Kaufentscheidung. Eines ist sicher: Dieses Spiel wird die Diskussionen in der Gaming-Welt noch lange befeuern – hoffentlich zum größten Teil positive.