Lohnt sich VR auf der PlayStation 5? Ein ehrlicher Testbericht zu Sonys Virtual-Reality-Erlebnis

Die Virtual Reality ist seit Jahren ein Traum vieler Technikbegeisterter und Gamer. Das Versprechen, in digitale Welten einzutauchen, war schon immer verlockend. Mit der PlayStation VR2 hat Sony nun seinen zweiten Anlauf genommen, dieses Versprechen in die Wohnzimmer der PS5-Besitzer zu bringen. Doch bei einem stattlichen Preis und der Tatsache, dass VR-Systeme oft eine Nische bleiben, stellt sich die entscheidende Frage: Lohnt sich die Investition wirklich? Wir haben das System ausgiebig getestet und liefern einen ehrlichen Bericht über die Stärken, Schwächen und das Potenzial von Sonys VR-Erlebnis.

### Die Evolution der Immersion: Was PlayStation VR2 von PS VR1 unterscheidet

Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, die Positionierung der PS VR2 zu verstehen. Das erste PlayStation VR-Headset (PS VR1) für die PS4 war ein mutiger erster Schritt. Es bot VR für eine breite Masse zu einem erschwinglichen Preis, hatte aber technische Limitierungen – die Auflösung war nicht die höchste, das Tracking war oft unpräzise und die PlayStation Move-Controller waren nicht ideal.

Mit der PlayStation VR2 hat Sony fast alles von Grund auf neu gedacht. Es ist kein inkrementelles Upgrade, sondern ein komplett neues System, das die Leistung der PlayStation 5 voll ausnutzen soll. Das merkt man an jeder Ecke – von der Hardware bis zum Spielerlebnis. Es gibt jedoch einen wichtigen Aspekt, den man beachten sollte: PS VR2 ist *nicht* abwärtskompatibel mit PS VR1-Spielen. Das bedeutet, eure alte PS VR-Spielebibliothek kann nicht direkt auf dem neuen Headset gespielt werden; Entwickler müssen entsprechende Upgrades oder neue Versionen anbieten. Das ist eine herbe Enttäuschung für viele Langzeit-VR-Fans, aber technisch bedingt, da die Tracking-Methoden und die Controller komplett anders sind.

### Technik, die begeistert: Ein Blick unter die Haube der PS VR2

Die technischen Spezifikationen der PS VR2 lesen sich beeindruckend und sind ein klares Statement gegen die Kompromisse des Vorgängers:

* **OLED-Displays mit HDR**: Statt LCDs setzt Sony auf zwei OLED-Bildschirme mit einer Auflösung von 2000×2040 Pixel pro Auge. Das ergibt eine kombinierte Auflösung von 4000×2040 Pixel. Die Unterstützung von HDR sorgt für atemberaubende Kontraste und Farben, was in dunklen Spielen wie „Resident Evil Village” besonders zur Geltung kommt. Schwarz ist wirklich schwarz, was die Immersion erheblich steigert.
* **Breites Sichtfeld (FOV)**: Mit ca. 110 Grad bietet die PS VR2 ein deutlich größeres Sichtfeld als ihr Vorgänger (96 Grad). Das hilft, den „Taucherbrillen-Effekt” zu minimieren und das periphere Sehen besser zu nutzen.
* **Bildwiederholfrequenz**: Wahlweise 90 Hz oder 120 Hz sorgen für eine butterweiche Darstellung und tragen maßgeblich zur Reduzierung von Motion Sickness bei.
* **Inside-Out-Tracking**: Das ist einer der größten Fortschritte. Statt externer Kameras wie bei PS VR1, die man umständlich positionieren musste, nutzt die PS VR2 vier integrierte Kameras am Headset selbst. Diese scannen den Raum und die Position der Controller. Das Setup ist dadurch blitzschnell und die Freiheit in der Bewegung ist enorm verbessert. Man muss sich keine Sorgen mehr machen, ob man im Sichtfeld der Kamera ist.
* **Eye-Tracking**: Eine absolute Innovation im Consumer-VR-Bereich. Zwei interne Kameras verfolgen die Augenbewegungen des Spielers. Dies ermöglicht nicht nur eine intuitivere Menüsteuerung und Interaktion, sondern auch das sogenannte Foveated Rendering. Dabei wird nur der Bereich scharf und hochauflösend gerendert, den der Spieler gerade ansieht, während der Rest etwas unschärfer bleibt. Das spart enorme Rechenleistung und ermöglicht eine bessere Grafikqualität bei geringerem Hardware-Aufwand.
* **Haptisches Feedback im Headset**: Ja, das Headset selbst vibriert! Diese subtilen Vibrationen, beispielsweise bei Explosionen, einem Monsterbrüllen oder einem Windstoß, tragen überraschend stark zur Immersion bei und sind ein Alleinstellungsmerkmal.
* **3D-Audio**: Über die 3,5-mm-Klinkenbuchse lassen sich eigene Kopfhörer anschließen (oder die mitgelieferten In-Ears nutzen), um von Sonys Tempest 3D AudioTech zu profitieren. Die räumliche Klangkulisse ist entscheidend für das Gefühl, wirklich in einer anderen Welt zu sein, und die PS VR2 liefert hier exzellent ab.

### Komfort und Einrichtung: Plug & Play auf die feine Art

Einer der größten Pluspunkte der PS VR2 ist die Einfachheit der Einrichtung. Im Gegensatz zum PS VR1, das ein Gewirr von Kabeln und eine separate Processing Unit erforderte, benötigt die PS VR2 lediglich *ein einziges USB-C-Kabel*, das mit der Vorderseite der PlayStation 5 verbunden wird. Das ist ein wahrer Segen für jeden, der schon einmal ein VR-System installiert hat.

Das Headset selbst ist angenehm leicht und gut ausbalanciert. Der Verstellmechanismus mit dem Rad an der Rückseite erlaubt eine schnelle Anpassung an verschiedene Kopfgrößen. Auch Brillenträger können die PS VR2 problemlos nutzen, da ausreichend Platz für die Brille vorhanden ist. Die Linsen lassen sich ebenfalls an den Augenabstand anpassen (IPD-Einstellung). Der Tragekomfort ist über längere Spielsitzungen hinweg erstaunlich gut, auch wenn man natürlich merkt, dass man ein Gerät auf dem Kopf hat. Das Kabel ist zwar immer noch vorhanden, aber es ist lang genug und stört beim Spielen in der Regel weniger, als man befürchten würde, besonders wenn man primär im Sitzen oder Stehen ohne extreme Drehungen spielt.

### Das Spielerlebnis: Wo die Magie geschieht

Hier kommt es darauf an: Wie fühlt es sich an, mit der PS VR2 zu spielen? Die kurze Antwort: Fantastisch. Die lange Antwort:

* **Grafische Brillanz**: Titel wie „Horizon Call of the Mountain” sind eine Augenweide. Die Detailverliebtheit der Umgebung, die Größe der Roboter-Dinos und die satte Farbgebung sind beeindruckend. „Resident Evil Village VR” ist beängstigend realistisch und intensiv. Manchmal fragt man sich, wie die PS5 diese Grafikpracht bei gleichzeitiger VR-Anforderung stemmt. Hier spielt das Foveated Rendering eine große Rolle. Obwohl es technisch dahintersteckt, merkt man es im Spiel nicht bewusst – man nimmt einfach eine hohe Schärfe wahr, wo man hinschaut.
* **Die Sense Controller**: Diese sind ein Meisterwerk. Sie lösen die alten Move-Controller ab und bieten eine Präzision und Haptik, die ihresgleichen sucht. Mit adaptiven Triggern und haptischem Feedback, ähnlich dem DualSense-Controller, fühlt sich jede Interaktion unglaublich immersiv an. Wenn man einen Bogen spannt, spürt man den Widerstand im Trigger. Wenn man etwas greift, hat man das Gefühl, es wirklich in der Hand zu halten. Die Finger-Tracking-Funktion (ohne direkten Kontakt) ermöglicht auch das Zeigen oder das Bilden einer Faust, was die Interaktion mit der virtuellen Welt natürlicher macht.
* **Headset-Haptik**: Diese subtile Ergänzung ist ein echter Game-Changer. Ein Erdbeben, ein Monster, das über einem hinwegfliegt, oder ein Schlag auf den Kopf – all das wird durch Vibrationen des Headsets untermauert. Es ist kein Gimmick, sondern eine weitere Ebene der Immersion, die man schnell nicht mehr missen möchte.
* **Motion Sickness**: Ein heikles Thema. Trotz hoher Bildraten und flüssigem Tracking kann es bei empfindlichen Personen immer noch zu Übelkeit kommen. Sony hat jedoch Vorkehrungen getroffen, indem viele Spiele verschiedene Komfort-Optionen anbieten (Teleport-Bewegung, Vignette-Effekte beim Drehen etc.). Mit der Zeit gewöhnt man sich meistens daran, aber es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und Pausen einzulegen.

### Die Spielebibliothek: Das Herzstück des Systems

Ein VR-System ist nur so gut wie seine Spiele. Bei der Markteinführung war die Bibliothek der PS VR2 solide, aber nicht überragend. Highlights sind aber ohne Zweifel:

* **Horizon Call of the Mountain**: Ein wunderschönes Action-Adventure, das exklusiv für PS VR2 entwickelt wurde und die Stärken des Systems voll ausspielt. Klettern, Bogenschießen und die Begegnungen mit den gigantischen Maschinen sind ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.
* **Resident Evil Village VR Mode**: Eine komplette Portierung des gefeierten Horror-Hits in VR. Das ist schlichtweg eine der intensivsten und beängstigendsten VR-Erfahrungen, die man derzeit haben kann. Die Immersion in dieser düsteren Welt ist unglaublich.
* **Gran Turismo 7 (VR Mode)**: Das Rennspiel-Highlight auf der PS5 lässt sich komplett in VR erleben. Das Gefühl, in einem hochdetaillierten Cockpit zu sitzen und über die Rennstrecke zu rasen, ist unvergleichlich und ein Traum für jeden Rennspiel-Fan.
* **Weitere Highlights**: Viele bekannte VR-Titel wie „Beat Saber”, „Synth Riders”, „Pistol Whip” oder „Walkabout Mini Golf” haben Upgrades für die PS VR2 erhalten und profitieren von der besseren Grafik und den Sense Controllern. Neue Titel wie „Kayak VR: Mirage” zeigen die grafischen Möglichkeiten eindrucksvoll.

Die größte Herausforderung für die PS VR2 wird die langfristige Unterstützung mit neuen, hochwertigen Titeln sein. Sony muss hier weiterhin investieren und Entwickler ermutigen, neue und bestehende Spiele für die Plattform zu adaptieren. Die Zukunft sieht mit angekündigten Titeln wie „Crossfire: Sierra Squad” oder „Firewall Ultra” vielversprechend aus, aber eine konstante Zufuhr an AAA-Erfahrungen ist entscheidend für den Erfolg.

### Der Kostenfaktor: Eine Investition, die sich lohnt?

Kommen wir zum Elefanten im Raum: Der Preis. Mit einem UVP von 599,99 Euro (für das Headset und die Sense Controller) ist die PlayStation VR2 ein teures Vergnügen. Dazu kommen die Preise für die Spiele, die oft zwischen 20 und 60 Euro liegen.

Im Vergleich zu PC-VR-Systemen wie dem Valve Index ist die PS VR2 zwar immer noch günstiger, erfordert aber eine **PlayStation 5** (ca. 550 Euro), falls man diese nicht schon besitzt. Standalone-Headsets wie die Meta Quest 3 bieten zwar kabellose Freiheit und sind günstiger, können aber in Sachen Grafikleistung und Immersion (speziell mit kabelgebundener PC-VR oder PS VR2) nicht mithalten.

Die Entscheidung, ob sich die Investition lohnt, hängt stark von persönlichen Präferenzen ab:

* **Casual-Gamer**: Wenn ihr nur ab und zu spielt und nicht tief in die VR-Welt eintauchen wollt, könnte der Preis zu hoch sein.
* **VR-Enthusiasten**: Wer bereits VR-Erfahrung hat oder schon lange auf ein zugängliches High-End-System gewartet hat, findet in der PS VR2 ein überzeugendes Paket.
* **PS5-Besitzer, die Abwechslung suchen**: Wer seine PS5 bereits besitzt und nach einem neuen, intensiven Spielerlebnis sucht, wird mit der PS VR2 fündig. Die Immersion ist ein Game-Changer für viele bekannte Genres.

### Vor- und Nachteile auf einen Blick

**Vorteile:**
* **Hervorragende visuelle Qualität**: OLED, HDR, hohe Auflösung und Foveated Rendering sorgen für eine beeindruckende Grafik.
* **Innovative Sense Controller**: Präzises Tracking, adaptive Trigger und haptisches Feedback für maximale Immersion.
* **Einfache Einrichtung**: Ein einziges Kabel, keine externen Kameras.
* **Komfort**: Gutes Design, relativ leicht, auch für Brillenträger geeignet.
* **Starke Exklusivtitel**: „Horizon Call of the Mountain”, „Resident Evil Village VR” und „Gran Turismo 7 VR” sind herausragend.
* **Eye-Tracking und Headset-Haptik**: Zwei Features, die die Immersion auf ein neues Level heben.
* **3D-Audio**: Exzellente räumliche Klangkulisse.

**Nachteile:**
* **Hoher Preis**: Die Anschaffung ist eine erhebliche Investition.
* **Kabelgebunden**: Trotz des einfacheren Setups bleibt das Kabel ein Faktor.
* **Keine Abwärtskompatibilität zu PS VR1-Spielen**: Alte Spiele können nicht übernommen werden.
* **Anfänglich begrenzte Spielebibliothek**: Während es tolle Titel gibt, muss das Portfolio langfristig wachsen.
* **Potenzial für Motion Sickness**: Wie bei jeder VR-Erfahrung möglich.

### Fazit: Lohnt sich VR auf der PlayStation 5?

Die PlayStation VR2 ist ein beeindruckendes Stück Technik und ein großer Sprung nach vorne für die Konsolen-VR. Sie liefert ein erstklassiges VR-Erlebnis, das technisch auf Augenhöhe mit vielen PC-VR-Systemen ist, dabei aber die Einfachheit und Zugänglichkeit einer Konsole bietet.

Für wen lohnt es sich also?

Wenn ihr eine PlayStation 5 besitzt, das nötige Kleingeld habt und offen für wirklich neue und intensive Spielerfahrungen seid, dann lautet die klare Empfehlung: Ja, die PS VR2 lohnt sich! Die Immersion, die man in Titeln wie „Horizon Call of the Mountain” oder „Resident Evil Village” erlebt, ist einzigartig und hebt das Gaming auf ein völlig neues Niveau. Es ist kein Gimmick, sondern eine vollwertige, oft atemberaubende Art zu spielen.

Wer jedoch preissensibel ist, selten spielt oder noch unsicher ist, ob VR das Richtige für ihn ist, sollte vielleicht noch abwarten. Der Preis ist nicht zu unterschätzen, und obwohl die Spielebibliothek wächst, ist sie noch nicht so umfangreich wie bei traditionellen Konsolenspielen.

Die PlayStation VR2 ist eine Investition in eine faszinierende Zukunft des Gamings. Sie ist nicht perfekt, und das Kabel ist ein kleiner Wermutstropfen, aber das gebotene Erlebnis ist so packend und neuartig, dass es schwer ist, dem Reiz zu widerstehen. Sony hat hier ein High-End-System geschaffen, das zeigt, wohin die Reise der Virtual Reality gehen kann. Für Enthusiasten ist es definitiv ein „Must-have”, für alle anderen ein starkes „Nice-to-have” mit dem Potenzial, zum absoluten Lieblings-Gaming-Zubehör zu werden. Es ist ein Erlebnis, das man schwer beschreiben kann – man muss es fühlen.