Rise of the Tomb Raider: Ein Abenteuer, das man nicht verpassen sollte – Unsere Analyse

In der Welt der Videospiele gibt es Momente, in denen ein Titel nicht nur unterhält, sondern auch neue Maßstäbe setzt und das Gefühl von echtem Abenteuer neu definiert. Rise of the Tomb Raider ist genau ein solcher Titel. Als direkter Nachfolger des gefeierten Reboots von 2013 sollte dieses Spiel nicht nur die bewährten Elemente beibehalten, sondern auch erweitern und perfektionieren. Unsere Analyse zeigt, warum dieses Kapitel in Lara Crofts Entwicklung ein unverzichtbares Erlebnis für jeden Liebhaber von Action-Adventure-Spielen ist.

Das Spiel, entwickelt von Crystal Dynamics und ursprünglich Ende 2015 für Xbox-Plattformen und später 2016 für PC und PlayStation 4 veröffentlicht, nimmt uns mit auf eine packende Reise, die sich tief in die Mythologie und Familiengeschichte von Lara Croft gräbt. Von den schneebedeckten Gipfeln Sibiriens bis zu den geheimnisvollen Ruinen der verlorenen Stadt Kitesch – Rise of the Tomb Raider ist eine Odyssee voller Gefahren, Entdeckungen und unvergesslicher Momente. Es ist ein Spiel, das die Essenz des Überlebens, der Erkundung und des Werdens einer Legende meisterhaft einfängt.

Die fesselnde Handlung: Auf den Spuren der Unsterblichkeit

Die Geschichte von Rise of the Tomb Raider knüpft nahtlos an die Ereignisse auf Yamatai an und vertieft Laras Obsession mit den unerklärlichen Phänomenen der Welt. Getrieben vom Vermächtnis ihres verstorbenen Vaters, Lord Richard Croft, der sein Leben der Suche nach der „Göttlichen Quelle” – einer Quelle der Unsterblichkeit – widmete und dafür verpönt wurde, begibt sich Lara auf eine riskante Expedition nach Sibirien. Hier vermutet sie die Überreste der verlorenen Stadt Kitesch, die einst von der geheimnisvollen Prophetin von Konstantinopel und ihren Anhängern bewohnt wurde, welche ebenfalls die Göttliche Quelle hüteten. Doch Lara ist nicht allein auf ihrer Jagd nach der Wahrheit. Die skrupellose paramilitärische Organisation Trinity, die schon ihren Vater verfolgte, ist ebenfalls hinter der Göttlichen Quelle her, um ihre Macht für eigene Zwecke zu missbrauchen.

Die Handlung ist reich an Wendungen, emotionalen Momenten und komplexen Charakterbeziehungen. Laras Entwicklung ist spürbar; sie ist nicht mehr das traumatisierte Mädchen von Yamatai, sondern eine entschlossenere, aber immer noch verletzliche Überlebenskünstlerin, die bereit ist, bis an ihre Grenzen zu gehen. Die Beziehung zu Jonah, ihrem treuen Begleiter, und die Einführung von neuen Verbündeten wie den Remnants, einem indigenen Stamm, der Kitesch beschützt, verleihen der Geschichte Tiefe. Die Motivationen der Charaktere sind glaubwürdig, die Dialoge packend und die mystische Atmosphäre, die sich um die Legende der Göttlichen Quelle rankt, ist durchweg fesselnd. Es ist eine Geschichte über den Glauben, die Familie, das Überleben und die Frage, welchen Preis man für die Ewigkeit zu zahlen bereit ist.

Gameplay-Mechaniken: Perfektionierung eines bewährten Rezepts

Was Rise of the Tomb Raider wirklich auszeichnet, ist die gelungene Weiterentwicklung der Gameplay-Mechaniken, die schon im Vorgänger begeistert haben. Crystal Dynamics hat das Fundament genommen und es in nahezu jeder Hinsicht verfeinert und erweitert.

Erkundung & Rätsel: Das Herzstück des Abenteuers

Die Erkundung ist zweifellos das Herzstück des Spiels. Die Spielwelt, insbesondere die weitläufigen Hub-Gebiete wie die sibirische Wildnis und das Geothermische Tal, ist deutlich größer und komplexer gestaltet als zuvor. Überall gibt es versteckte Winkel, optionale Gräber und Geheimnisse zu entdecken. Diese Herausforderungsgräber sind ein absolutes Highlight. Sie sind kunstvoll gestaltet, erfordern oft clevere physikbasierte Rätsel und belohnen den Spieler mit wertvollen Fähigkeiten, die Laras Überlebenschancen erhöhen. Die Rätsel sind fordernder und kreativer geworden, erinnern an die glorreichen Tage der Serie und geben dem Spieler ein echtes Gefühl von Triumph, wenn er sie löst. Das Finden von Relikten, Dokumenten und Wandmalereien vertieft nicht nur die Lore der Spielwelt, sondern offenbart auch die tragische Geschichte der früheren Bewohner Kiteschs und Trinities Einfluss auf die Region.

Die Bewegungsfreiheit Laras wurde ebenfalls erweitert. Mit neuen Werkzeugen wie dem Kletterpfeil, dem Greifhaken und der Seilrutsche navigiert sie geschmeidiger und dynamischer durch die Umgebungen. Vertikalität spielt eine entscheidende Rolle, und das Gefühl, einen scheinbar unerreichbaren Punkt durch geschicktes Klettern und Springen zu erreichen, ist enorm befriedigend.

Kampf & Stealth: Taktische Freiheit

Der Kampf in Rise of the Tomb Raider ist brutal und taktisch zugleich. Lara verfügt über ein beeindruckendes Arsenal an Waffen, darunter ihren charakteristischen Bogen, verschiedene Pistolen, Sturmgewehre und Schrotflinten. Jede Waffe kann umfassend verbessert und an den individuellen Spielstil angepasst werden. Das Crafting-System, das es Lara ermöglicht, Munition und Spezialpfeile (Giftpfeile, Brandpfeile, Granatpfeile) mitten im Kampf herzustellen, verleiht den Gefechten eine zusätzliche strategische Ebene. Ressourcen wie Holz, Stoff und Kräuter sind überall in der Welt verstreut und ermutigen zur ständigen Sammlung.

Besonders hervorzuheben ist die verbesserte Stealth-Mechanik. Lara kann sich jetzt noch besser in der Umgebung verstecken, Ablenkungen erzeugen und Gegner lautlos ausschalten. Ob sie nun Büsche als Deckung nutzt, Gegenstände wirft, um Wachen anzulocken, oder geräuschlos von oben herabspringt – die Möglichkeiten, Konfrontationen zu umgehen oder einzuleiten, sind vielfältig. Das Spiel belohnt den Spieler für eine vorsichtige Herangehensweise, bietet aber auch die Möglichkeit, im offenen Kampf zu bestehen, was zu spannenden Feuergefechten führt. Die Gegnervielfalt wurde ebenfalls erweitert, von einfachen Trinity-Soldaten bis hin zu gepanzerten Einheiten und wilden Tieren, die unterschiedliche Taktiken erfordern.

Rollenspielelemente & Progression: Die Entwicklung einer Legende

Die Rollenspielelemente sind tiefer integriert und erlauben eine noch größere Personalisierung von Laras Fähigkeiten. Der Fertigkeitenbaum ist in drei Kategorien unterteilt: „Brawler” (Nahkampf und Gesundheit), „Hunter” (Bogen, Waffen und Stealth-Kills) und „Survivor” (Ressourcensammlung und Heilung). Durch das Sammeln von Erfahrungspunkten, das Abschließen von Missionen und das Entdecken von Geheimnissen schaltet Lara neue Fähigkeiten frei, die ihre Effizienz im Kampf und in der Erkundung erheblich steigern. Auch die Möglichkeit, verschiedene Outfits freizuschalten, die teils kleine Boni mit sich bringen, trägt zur Immersion bei. Das Gefühl der stetigen Weiterentwicklung und Stärkung Laras ist ein wichtiger Motivator und integraler Bestandteil des Überlebens-Gameplays.

Die atemberaubende Welt: Visuelle Pracht und immersive Atmosphäre

Rise of the Tomb Raider ist nicht nur spielerisch, sondern auch visuell eine Offenbarung. Die von Crystal Dynamics genutzte Engine (die Foundation Engine) zaubert atemberaubende Landschaften auf den Bildschirm. Von den eisigen, stürmischen Bergpässen Sibiriens über die üppigen, grünen Wälder des Geothermischen Tals bis hin zu den prächtigen, alten Städten unter der Erde – jede Umgebung ist mit unglaublicher Detailverliebtheit gestaltet. Der Schnee knirscht realistisch unter Laras Füßen, Windböen peitschen ihr ins Gesicht, und das dynamische Wetter- und Tag-Nacht-System trägt maßgeblich zur Immersion bei. Die Lichtstimmung ist fantastisch, sei es das warme Glühen einer Fackel in einer dunklen Höhle oder die blendende Sonne, die durch die Baumwipfel bricht.

Die Grafik ist detailreich, die Charaktermodelle sind lebensecht und die Animationen flüssig und realistisch. Aber nicht nur die Grafik überzeugt, auch das Sounddesign ist von höchster Qualität. Camilla Luddington liefert erneut eine hervorragende Leistung als Lara Croft, die ihre emotionale Bandbreite perfekt einfängt. Die Umgebungsgeräusche sind immersiv – das Heulen des Windes, das Knistern des Feuers, das ferne Knurren eines Bären. Der orchestrale Soundtrack, komponiert von Bobby Tahouri, untermalt die Action und die ruhigen Momente gleichermaßen meisterhaft und verstärkt das Gefühl von Spannung und Ehrfurcht. Das Leveldesign ist ebenfalls herausragend, mit einer cleveren Mischung aus linearen, storygetriebenen Abschnitten und großen, offenen Hubs, die zur ausführlichen Erkundung einladen.

Herausforderungen und Wiederspielwert

Rise of the Tomb Raider bietet eine Fülle von Inhalten, die den Wiederspielwert immens erhöhen. Neben der Hauptkampagne gibt es zahlreiche optionale Gräber, Herausforderungen und Sammelobjekte, die auch nach dem ersten Durchspielen zum Verweilen einladen. Verschiedene Schwierigkeitsgrade, von leicht bis extrem fordernd, passen sich unterschiedlichen Spielertypen an. Der „Überlebenskünstler”-Modus, bei dem Ressourcen knapper sind und Gegner aggressiver agieren, bietet eine echte Herausforderung.

Zudem wurden „Expeditionen” eingeführt, die es Spielern ermöglichen, bestimmte Abschnitte des Spiels mit Modifikatoren („Expeditionskarten”) erneut zu spielen, um Highscores zu erzielen oder besondere Boni zu erhalten. Dies fördert den Wettkampfgedanken und die Langzeitmotivation. Die verschiedenen DLCs, darunter „Baba Yaga: Der Tempel der Hexe” mit einer spannenden Nebengeschichte und psychedelischen Elementen, „Kalte Finsternis erwacht” mit einem Survival-Modus gegen Zombies und „Blutsbande” mit einer erzählerischen Erkundung von Croft Manor, erweitern das Erlebnis nochmals erheblich und sind definitiv eine Empfehlung wert.

Kritische Würdigung: Ein Meisterwerk der modernen Action-Adventure-Spiele

Rise of the Tomb Raider wird oft als das „bessere” Spiel im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger von 2013 bezeichnet, und das aus gutem Grund. Es nimmt die Stärken des Reboots – das packende Überlebens-Gameplay, die emotionale Charakterentwicklung und die cineastische Inszenierung – und hebt sie auf ein neues Niveau. Die Rätsel sind komplexer, die Erkundung lohnender und die Welt noch lebendiger und detaillierter. Es fühlt sich an wie der Höhepunkt dessen, was das „Survivor Trilogy”-Konzept erreichen wollte.

Das Spiel schafft eine nahezu perfekte Balance zwischen Action, Erkundung und Storytelling. Es respektiert die Wurzeln der Serie, indem es den Fokus auf das Entdecken alter Gräber legt, während es gleichzeitig moderne Gameplay-Standards setzt. Es ist ein Spiel, das seine Ambitionen vollends erfüllt und Lara Croft als eine der ikonischsten und komplexesten Figuren der Videospielgeschichte weiter festigt. Seine technische Brillanz, die fesselnde Geschichte und die herausragenden Gameplay-Mechaniken machen es zu einem Musterbeispiel für das Genre.

Fazit: Warum „Rise of the Tomb Raider” ein Muss ist

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rise of the Tomb Raider weit mehr ist als nur eine Fortsetzung. Es ist eine meisterhafte Verfeinerung, die das Action-Adventure-Genre bereichert und ein unvergleichliches Spielerlebnis bietet. Mit seiner packenden Geschichte, den herausfordernden Rätseln, dem flüssigen Gameplay, der atemberaubenden Grafik und der immersiven Atmosphäre ist es ein Titel, der in keiner Spielesammlung fehlen sollte.

Ob Sie ein langjähriger Fan von Lara Croft sind oder ein Neuling, der ein episches Abenteuer sucht – Rise of the Tomb Raider wird Sie von Anfang bis Ende fesseln. Es ist ein Beweis dafür, dass gute Spiele mit Liebe zum Detail und dem Mut zur Weiterentwicklung entstehen. Nehmen Sie die Herausforderung an, tauchen Sie ein in die Geheimnisse Sibiriens und erleben Sie, wie Lara Croft endgültig zu der Tomb Raider wird, die wir kennen und lieben. Dieses Abenteuer sollten Sie sich definitiv nicht entgehen lassen.