Assassin’s Creed Valhalla, das epische Wikinger-Abenteuer von Ubisoft, entführte uns Ende 2020 in die raue Welt des 9. Jahrhunderts. Seitdem sind einige Jahre vergangen, die Spielwelt wurde durch zahlreiche Updates und umfangreiche DLCs erweitert und verfeinert. Doch stellt sich die Kernfrage: Lohnt sich Assassin’s Creed Valhalla heute noch im Jahr 2024 oder darüber hinaus? Hat es seine Faszination bewahrt, oder ist es in den Weiten der nordischen Sagenwelt verloren gegangen? Wir nehmen das Spiel erneut unter die Lupe und liefern unser detailliertes Test-Fazit.
Kurze Vorstellung: Was ist Assassin’s Creed Valhalla?
In Assassin’s Creed Valhalla schlüpfen Spieler in die Rolle von Eivor Wolfsmal, einem oder einer mächtigen Wikinger-Anführerin, die mit ihrem Rabenclan von Norwegen nach England aufbricht, um eine neue Heimat zu finden. Das Spiel ist der dritte Teil der Action-RPG-Trilogie, die mit Origins begann und mit Odyssey fortgesetzt wurde, und kombiniert die bekannten Open-World-Elemente der Serie mit tiefgreifenden Rollenspielmechaniken. Anstatt sich primär auf Stealth zu konzentrieren, wie es die klassischen AC-Titel taten, bietet Valhalla ein brachiales Kampfsystem, komplexe politische Intrigen, mythologische Elemente und den Aufbau einer eigenen Siedlung. Das Kernziel ist es, Allianzen zu schmieden, Feinde zu besiegen und letztendlich einen Platz für die Wikinger in einem zerrütteten England zu sichern.
Die Stärken von Valhalla – Was es gut macht
1. Das Immersive Wikinger-Setting und die Atmosphäre
Ubisoft hat mit Valhalla eine atemberaubende und glaubwürdige Wikingerwelt erschaffen. Von den verschneiten Fjorden Norwegens über die grünen Hügel Englands bis hin zu den mystischen Gefilden Asgards und Jotunheims – die Landschaften sind wunderschön gestaltet und laden zum Erkunden ein. Die authentische Darstellung der Kultur, der Mythen und der Bräuche der Wikinger ist ein absolutes Highlight. Überall spürt man die nordische Seele, sei es durch die Gesänge der Barden, die rauen Seefahrten oder die brutalen Raubzüge. Wer sich für die Wikingerzeit oder die nordische Mythologie begeistern kann, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
2. Eine gigantische, lebendige Open World
Die Spielwelt von Assassin’s Creed Valhalla ist schlichtweg riesig und prall gefüllt mit Aktivitäten. Neben der Hauptgeschichte gibt es unzählige Schätze, Rätsel, Weltereignisse (kurze, oft humorvolle Begegnungen mit NPCs), und optionale Gebiete wie die mythischen Reiche. Die Erkundung wird belohnt und ist nie wirklich langweilig, auch wenn manche Aufgaben sich wiederholen können. Die Open World fühlt sich dynamisch an, mit wechselndem Wetter, Tag-Nacht-Zyklen und einem ständigen Strom von kleinen Abenteuern, die Eivors Weg kreuzen. Das Gefühl, mit dem Langschiff durch die Flüsse Englands zu segeln und dabei alte angelsächsische Festungen zu plündern, ist einzigartig und befriedigend.
3. Das brachiale Kampfsystem
Das Kampfsystem ist eine der größten Stärken von Valhalla. Es ist wuchtig, brutal und macht eine Menge Spaß. Eivor kann eine Vielzahl von Waffen führen, oft auch zwei gleichzeitig – von Äxten über Schwerter bis hin zu Speeren und Schilden. Jede Waffe hat ein einzigartiges Gefühl und eigene Fähigkeiten. Die Finishing Moves sind besonders befriedigend und unterstreichen die Rohheit der Wikinger-Kriegsführung. Während Stealth eine Option bleibt, fühlt sich das Spiel oft wie ein wuchtiges Action-RPG an, das den Nahkampf in den Vordergrund stellt. Fähigkeitenbäume und Ausrüstungsanpassungen erlauben es Spielern, Eivor an ihren bevorzugten Kampfstil anzupassen, sei es als Berserker oder als geschickter Attententäter.
4. Eine epische Story mit starken Charakteren
Die Story von Eivor ist eine persönliche Reise, die sich um Familie, Loyalität und das Finden einer Heimat dreht. Die Hauptquestline, die sich über die verschiedenen englischen Regionen erstreckt, ist gut geschrieben und bietet spannende Wendungen sowie unvergessliche Charaktere, sowohl auf Seiten der Wikinger als auch der angelsächsischen Könige. Die politischen Intrigen sind komplex und gut inszeniert. Besonders hervorzuheben sind die mystischen Elemente, die die Geschichte von Odin und anderen nordischen Göttern auf einzigartige Weise in die Handlung einweben und eine faszinierende Meta-Ebene schaffen. Die Entscheidungen des Spielers haben oft spürbare Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte und die Beziehungen zu wichtigen Charakteren.
5. Der Aufbau der Siedlung Ravensthorpe
Ein zentrales neues Feature in Valhalla ist der Aufbau und die Erweiterung der eigenen Wikinger-Siedlung Ravensthorpe. Durch Raubzüge und das Absolvieren von Quests sammelt man Ressourcen, um neue Gebäude zu errichten, die wiederum Vorteile bieten – sei es ein Laden für neue Ausrüstung, ein Seher für mystische Visionen oder eine Jägerhütte für Belohnungen. Dies verleiht dem Spiel eine zusätzliche Ebene der Progression und des Spielerengagements. Die Siedlung entwickelt sich sichtbar und wird zu einem lebendigen Zentrum von Eivors Clan, was dem Spieler ein Gefühl von Heimat und Fortschritt vermittelt. Es ist befriedigend zu sehen, wie sich die kleine Ansiedlung im Laufe des Spiels zu einer florierenden Gemeinschaft entwickelt.
6. Der Umfang und die exzellenten DLCs
Assassin’s Creed Valhalla ist auch ohne DLCs ein Spiel, das gut und gerne 100 Stunden oder mehr verschlingen kann. Mit den drei großen Erweiterungen – „Zorn der Druiden”, „Die Belagerung von Paris” und „Die Zeichen Ragnaröks” – wird der Inhalt noch einmal massiv erweitert. Jedes DLC bietet neue Regionen (Irland, Frankenreich, Svartalfheim), eigene Geschichten, frische Gameplay-Mechaniken und teils völlig neue Feindtypen. Besonders „Die Zeichen Ragnaröks” ist ein umfangreiches Abenteuer, das sich stark auf die nordische Mythologie konzentriert und fast schon einem eigenständigen Spiel gleicht. Diese Erweiterungen sind hochwertig und bieten einen exzellenten Mehrwert, der die Spielzeit und den Spielspaß erheblich verlängert.
Die Schwächen von Valhalla – Wo es hakt
1. Der übermäßige Umfang und das Pacing
Während der Umfang eine Stärke sein kann, ist er für viele Spieler auch eine Achillesferse. Die schiere Größe der Karte und die Fülle an Aufgaben können überwältigend wirken und zu einer gewissen Ermüdung führen. Das Pacing der Hauptgeschichte leidet gelegentlich unter den langen Reisezeiten und der Notwendigkeit, Allianzen in jeder Region einzeln zu schmieden, was sich manchmal repetitiv anfühlen kann. Für Spieler, die eine straffere Erzählung bevorzugen, könnte Valhalla sich anfühlen, als würde es sich unnötig in die Länge ziehen. Nicht jeder hat die Zeit oder Lust, über 100 Stunden in ein einziges Spiel zu investieren.
2. Repetitive Quest-Designs und Weltereignisse
Obwohl die Weltereignisse oft charmant sind, wiederholen sich die grundlegenden Muster der Nebenquests und Sammelaufgaben im Laufe der Zeit. Das Suchen nach Schätzen, das Lösen einfacher Umwelt-Rätsel oder das Absolvieren von „Geheimnissen” kann sich nach Dutzenden von Stunden abnutzen. Hier hätte man sich mehr Vielfalt und tiefgründigere Nebenhandlungen gewünscht, die über bloße Fetch-Quests hinausgehen. Die Open World ist zwar groß, aber nicht jede Ecke bietet die gleiche Tiefe oder Überraschung.
3. Die Assassin’s Creed-Identität – Weniger Stealth, mehr Action
Puristen der Assassin’s Creed-Reihe könnten enttäuscht sein, dass die klassischen Stealth-Elemente in Valhalla weniger im Fokus stehen als in früheren Teilen. Obwohl man sich verstecken und Attentate ausführen kann, ermutigt das Spiel oft zum direkten Kampf. Eivor ist ein Wikinger-Krieger, kein lautloser Meuchelmörder im klassischen Sinne. Das Attentat mit der versteckten Klinge ist oft nicht tödlich bei starken Gegnern, was die Stealth-Option weniger attraktiv macht. Wer ein reines Stealth-Spiel erwartet, wird hier möglicherweise nicht fündig. Es ist mehr ein Action-RPG mit AC-Brand als ein traditionelles AC-Spiel.
4. Bugs und technische Kinderkrankheiten (zum Release)
Zum Release hatte Assassin’s Creed Valhalla mit einer Reihe von technischen Problemen zu kämpfen, darunter Bugs, Glitches, Abstürze und Performance-Schwächen. Viele dieser Probleme wurden im Laufe der Zeit durch Patches behoben, aber sie trübten das Spielerlebnis für Frühkäufer. Auch wenn das Spiel heute deutlich stabiler läuft, ist es wichtig zu erwähnen, dass der Start holprig war. Es ist ein großes, komplexes Spiel, und solche Probleme sind bei Ubisofts Open-World-Titeln leider keine Seltenheit mehr.
5. Mikrotransaktionen
Obwohl nicht zwingend notwendig, bietet Valhalla einen In-Game-Shop mit kosmetischen Gegenständen, Reittieren und zeitsparenden Boni an. Für ein Vollpreisspiel fühlen sich Mikrotransaktionen immer etwas deplatziert an, auch wenn sie den Spielfortschritt nicht direkt behindern. Man kann alles Notwendige auch ohne Echtgeldeinsatz erspielen, aber die Option, Inhalte zu kaufen, ist dennoch vorhanden und kann für einige Spieler störend sein.
Der aktuelle Stand: Was hat sich seit dem Release getan?
Seit der Veröffentlichung hat Ubisoft Assassin’s Creed Valhalla kontinuierlich mit Updates, kostenlosen Inhalten und Quality-of-Life-Verbesserungen versorgt.
- Bugfixes und Performance-Optimierungen: Zahlreiche Patches haben die Stabilität und Performance des Spiels, insbesondere auf den Konsolen, erheblich verbessert. Die meisten störenden Bugs des Releases sind behoben.
- Kostenlose Inhalte und Festivals: Über das Jahr verteilt gab es thematische In-Game-Events (z.B. Yule-Fest, Ostara-Fest) mit neuen Quests, Aktivitäten und Belohnungen.
- Neue Features: Es wurden neue Kampfmechaniken, Waffentypen und auch ein New Game+-Modus hinzugefügt, der es ermöglicht, die Geschichte mit allen bereits gesammelten Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenständen erneut zu erleben.
- Preisentwicklung: Der Preis für das Hauptspiel ist deutlich gesunken. Es ist regelmäßig in Sales zu finden und auch oft in Spieleabonnements wie dem Xbox Game Pass Ultimate oder PlayStation Plus Extra enthalten. Die Gold oder Ultimate Editions, die alle DLCs enthalten, sind ebenfalls günstiger geworden und bieten ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Lohnt sich Assassin’s Creed Valhalla heute noch? Die Entscheidungshilfe
Nachdem wir Stärken und Schwächen beleuchtet haben, kommen wir zur entscheidenden Frage: Ist Assassin’s Creed Valhalla heute noch eine lohnende Investition eurer Spielzeit? Unsere Antwort ist ein klares Ja, aber mit Einschränkungen.
Ja, wenn…
- …ihr euch für die Wikingerzeit und nordische Mythologie begeistern könnt. Das Setting ist fantastisch umgesetzt.
- …ihr gigantische Open-World-RPGs liebt, die euch für Hunderte von Stunden unterhalten können.
- …ihr ein brachiales Kampfsystem schätzt und gerne in großen Schlachten kämpft.
- …ihr die neueren Action-RPG-Teile der Assassin’s Creed-Reihe (Origins, Odyssey) mochtet.
- …ihr ein Spiel mit einem exzellenten Preis-Leistungs-Verhältnis sucht (besonders im Sale oder via Abo).
- …ihr bereit seid, euch auf eine lange und oft ausufernde Geschichte einzulassen.
- …ihr Wert auf hochwertige DLCs legt, die das Hauptspiel sinnvoll erweitern.
Eher nicht, wenn…
- …ihr euch ein klassisches Stealth-Spiel im Stil der älteren Assassin’s Creed-Titel wünscht.
- …ihr Spiele bevorzugt, die eine straffe, lineare Story mit einem schnellen Pacing bieten.
- …ihr schnell von repetitiven Aufgaben in Open-World-Spielen gelangweilt seid.
- …euch ein übermäßiger Umfang abschreckt und ihr nicht die Zeit für ein 100+-Stunden-Epos habt.
- …ihr euch von der anfänglichen Kritik an Bugs oder dem Mikrotransaktionsmodell abschrecken lasst (obwohl die Bugs meist behoben sind).
Preis und Verfügbarkeit:
Heute gibt es Assassin’s Creed Valhalla oft zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises. Besonders empfehlenswert sind die Complete Edition oder Ragnarök Edition, da diese alle drei großen DLCs enthalten und so das volle Spielerlebnis bieten. Prüft auch Spieleabos wie den Xbox Game Pass Ultimate oder PlayStation Plus Extra, wo es oft enthalten ist.
Fazit: Unser Test-Fazit zu Assassin’s Creed Valhalla heute
Assassin’s Creed Valhalla ist und bleibt ein monumentales Action-Rollenspiel, das die Welt der Wikinger auf faszinierende Weise zum Leben erweckt. Es hat seine Schwächen, insbesondere im Hinblick auf das Pacing und die manchmal repetitive Gestaltung der Nebenaktivitäten. Doch diese Mankos verblassen angesichts der beeindruckenden Welt, des packenden Kampfsystems, der fesselnden Geschichte und der schieren Menge an hochwertigen Inhalten, die das Spiel, insbesondere mit seinen DLCs, bietet.
Heute, nach zahlreichen Updates und Fehlerbehebungen, ist Valhalla in seiner besten Form und bietet ein stabiles und umfassendes Erlebnis. Wenn ihr die Zeit mitbringt und ein Faible für epische Open-World-Abenteuer im nordischen Setting habt, dann lohnt sich Assassin’s Creed Valhalla heute noch definitiv. Es ist ein Spiel, das euch für viele, viele Stunden in seinen Bann ziehen und euch in die raue, aber faszinierende Welt der Wikinger entführen wird. Lasst euch von Eivors Ruf zum Kampf nicht abschrecken – ein glorreicher Platz in Walhall wartet auf euch!