Warum funktioniert bei der Hälfte des Hauses der Strom nicht mehr? – Die häufigsten Ursachen und Lösungen

Stellen Sie sich vor: Sie kommen nach Hause, schalten das Licht im Wohnzimmer an – nichts. Doch in der Küche brennt es munter weiter, und das Schlafzimmer hat ebenfalls Strom. Ein teilweiser Stromausfall ist eine frustrierende Angelegenheit, die sich von einem kompletten Blackout unterscheidet, aber ebenso irritierend sein kann. Wenn die Hälfte des Hauses ohne Strom ist, deutet dies auf spezifische Probleme hin, die oft im Herzen Ihrer Elektroinstallation liegen. Aber keine Sorge, in den meisten Fällen lässt sich das Problem eingrenzen und beheben. Wichtig ist nur, besonnen zu handeln und die richtigen Schritte zu kennen.

In diesem umfassenden Leitfaden beleuchten wir die häufigsten Ursachen für einen solchen Teilausfall, erklären, wie Sie selbst erste Diagnosen stellen können, und zeigen auf, wann es absolut unerlässlich ist, einen qualifizierten Elektriker hinzuzuziehen. Unser Ziel ist es, Ihnen nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch Sicherheit im Umgang mit elektrischen Problemen zu geben.

Die Grundlagen verstehen: Wie Ihr Haus mit Strom versorgt wird

Bevor wir uns den Problemen widmen, werfen wir einen kurzen Blick darauf, wie Strom in Ihr Zuhause gelangt. Die meisten modernen Haushalte in Deutschland sind an ein Drei-Phasen-Wechselstromnetz angeschlossen. Das bedeutet, es kommen drei „Hauptphasen” (L1, L2, L3) und ein Neutralleiter (N) sowie der Schutzleiter (PE) an Ihrem Hausanschluss an. Für die üblichen Steckdosen und Lichtschalter wird in der Regel eine Phase und der Neutralleiter verwendet, was eine Spannung von 230 Volt ergibt.

Im Sicherungskasten (oder Verteilerkasten) wird dieser Strom dann auf verschiedene Stromkreise aufgeteilt. Jeder dieser Stromkreise ist durch einen eigenen Sicherungsautomat geschützt. Zusätzlich sind FI-Schutzschalter (Fehlerstrom-Schutzschalter) installiert, die ganze Bereiche oder das gesamte Haus vor gefährlichen Fehlerströmen schützen. Das Verständnis dieser Aufteilung ist entscheidend, um zu verstehen, warum nicht das gesamte Haus auf einmal dunkel wird.

Die häufigsten Ursachen, wenn die Hälfte des Hauses keinen Strom hat

1. Ausgelöste Sicherungsautomaten (Überlastung)

Dies ist die wohl häufigste und harmloseste Ursache für einen Teilausfall. Ein Sicherungsautomat ist dazu da, einen Stromkreis vor Überlastung und Kurzschlüssen zu schützen. Wenn zu viele Geräte gleichzeitig an einem Stromkreis betrieben werden (z.B. Wasserkocher, Mikrowelle und Toaster in der Küche), fließt zu viel Strom, und der Sicherungsautomat „springt raus”, um Schäden an Geräten oder der Verkabelung zu verhindern. Der betroffene Bereich oder Raum ist dann stromlos.

• Symptome: Der Strom ist in einem bestimmten Raum oder Bereich ausgefallen (z.B. nur die Küche, nur das Bad). Am Sicherungskasten ist der Hebel eines Automaten umgelegt (meist nach unten).
• Lösung: Schalten Sie alle betroffenen Geräte ab oder ziehen Sie sie aus der Steckdose. Warten Sie einen Moment und legen Sie den Hebel des Sicherungsautomaten wieder nach oben. Schalten Sie die Geräte anschließend nacheinander wieder ein, um das überlastende oder defekte Gerät zu identifizieren. Wenn die Sicherung sofort wieder auslöst, könnte ein defektes Gerät oder ein Problem mit der Verkabelung vorliegen.

2. Ausgelöster FI-Schutzschalter (Fehlerstrom)

Der FI-Schutzschalter (auch RCD genannt) ist ein lebenswichtiges Sicherheitsbauteil. Er erkennt kleinste „Fehlerströme”, die zum Beispiel durch eine beschädigte Isolierung oder einen Kontakt mit einem spannungsführenden Teil entstehen können – und schaltet sofort ab, um einen Stromschlag zu verhindern. Da moderne Installationen oft mehrere FI-Schalter für verschiedene Bereiche haben, kann das Auslösen eines FI-Schalters dazu führen, dass nur ein Teil des Hauses betroffen ist.

• Symptome: Ein größerer Bereich oder mehrere Stromkreise sind betroffen (z.B. ein gesamtes Stockwerk oder alle Steckdosen, aber nicht das Licht). Der Hebel des FI-Schalters im Sicherungskasten ist umgelegt (oft mit einem „T”-Knopf zum Testen).
• Lösung: Wie bei einem Sicherungsautomat: Ziehen Sie alle Geräte aus den Steckdosen in den betroffenen Bereichen. Versuchen Sie dann, den FI-Schalter wieder einzuschalten. Wenn er hält, stecken Sie die Geräte nacheinander wieder ein, bis Sie das fehlerhafte Gerät gefunden haben. Löst der FI-Schalter sofort wieder aus, ohne dass Geräte angeschlossen sind, liegt ein Problem in der festen Installation vor, das dringend von einem Elektriker überprüft werden muss.

3. Probleme mit einer der Hauptphasen (Phasenausfall)

Dies ist oft die Erklärung, wenn wirklich die „Hälfte” (oder ein signifikanter Teil) des Hauses betroffen ist. Wie oben erwähnt, wird die Stromversorgung im Haus auf mehrere Phasen verteilt. Fällt eine dieser Phasen aus – sei es durch ein Problem außerhalb des Hauses (z.B. am Transformator, am Hausanschluss oder im Verteilerkasten des Energieversorgers) oder durch eine lose Verbindung / einen Fehler in Ihrer Hauptverteilung im Haus –, dann verlieren alle Stromkreise, die an diese Phase angeschlossen sind, ihren Strom.

• Symptome: Eine große Anzahl von Stromkreisen ist gleichzeitig betroffen, die sich über verschiedene Räume erstrecken können. Zum Beispiel funktionieren alle Steckdosen im Wohnzimmer und Schlafzimmer nicht, aber die Küche und das Bad haben noch Strom. Am Sicherungskasten scheinen alle Sicherungsautomaten und FI-Schalter in Ordnung zu sein (nicht ausgelöst).
• Lösung: Dies ist ein ernstes Problem, das nicht von Laien behoben werden sollte. Überprüfen Sie zunächst, ob Ihre Nachbarn ebenfalls von einem Stromausfall betroffen sind. Wenn ja, liegt das Problem wahrscheinlich beim Netzbetreiber, den Sie kontaktieren sollten. Wenn Ihre Nachbarn Strom haben und alle Sicherungen im Haus in Ordnung sind, deutet dies auf ein Problem innerhalb Ihrer Hauptverteilung oder am Hausanschluss hin. Rufen Sie in diesem Fall umgehend einen qualifizierten Elektriker an. Er wird die Spannungen an den einzelnen Phasen messen und die Fehlerquelle lokalisieren können.

4. Lose Verbindungen oder beschädigte Verkabelung

Besonders in älteren Häusern oder nach unsachgemäßen Renovierungsarbeiten können sich elektrische Verbindungen mit der Zeit lösen oder beschädigt werden. Eine lose Klemmstelle in einer Steckdose, einem Schalter, einer Abzweigdose oder sogar im Sicherungskasten selbst kann dazu führen, dass ein ganzer Bereich oder bestimmte Geräte keinen Strom mehr erhalten. Auch durch Bohren in Wänden oder Nagetiere kann die Verkabelung beschädigt werden.

• Symptome: Der Strom fällt in einem bestimmten Bereich oder an bestimmten Steckdosen/Lichtschaltern immer wieder aus oder flackert. Manchmal gibt es auch ein leises Summen, einen Brandgeruch oder Funken.
• Lösung: Bei diesen Symptomen besteht Brandgefahr! Schalten Sie den betroffenen Stromkreis sofort ab und rufen Sie umgehend einen Elektriker. Versuchen Sie keinesfalls, lose Verbindungen selbst zu reparieren, da dies lebensgefährlich sein kann und spezielle Fachkenntnisse erfordert.

5. Defekte Geräte

Manchmal ist nicht die Installation selbst das Problem, sondern ein einziges, defektes Gerät, das einen Kurzschluss verursacht. Dieser Kurzschluss kann dann den Sicherungsautomaten oder sogar den FI-Schutzschalter für den gesamten Stromkreis auslösen, an dem das Gerät angeschlossen ist.

• Symptome: Der Stromausfall tritt unmittelbar nach dem Einschalten oder Einstecken eines bestimmten Geräts auf. Nachdem das Gerät entfernt wurde, lässt sich die Sicherung wieder einschalten und der Strom funktioniert wieder.
• Lösung: Ziehen Sie das defekte Gerät aus der Steckdose und versuchen Sie, die Sicherung wieder einzuschalten. Wenn der Strom dann wieder funktioniert, haben Sie den Übeltäter gefunden. Lassen Sie das Gerät reparieren oder entsorgen Sie es fachgerecht.

6. Probleme außerhalb des Hauses (Netzstörung)

In seltenen Fällen kann ein teilweiser Stromausfall auch durch Probleme im Stromnetz außerhalb Ihres Hauses verursacht werden, die nur einen Teil der Versorgungslinien betreffen. Dies kann zum Beispiel ein Fehler an einem örtlichen Transformator oder eine Beschädigung einer Hauptleitung in Ihrer Straße sein, die nur einen bestimmten Straßenzug oder eine Hausreihe betrifft.

• Symptome: Einige Ihrer Nachbarn könnten ebenfalls betroffen sein, aber vielleicht nicht alle. Ihre eigenen Sicherungen und FI-Schalter sind nicht ausgelöst.
• Lösung: Kontaktieren Sie Ihren Netzbetreiber, um sich nach Störungen in Ihrer Region zu erkundigen. Oftmals gibt es online oder telefonische Hotlines für solche Meldungen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung bei teilweisem Stromausfall

1. Ruhe bewahren und Sicherheit priorisieren

Keine Panik! Ein teilweiser Stromausfall ist zwar ärgerlich, aber in den meisten Fällen harmlos, wenn man richtig reagiert. Riecht es verbrannt, sehen Sie Funken oder hören Sie ungewöhnliche Geräusche? Dann ist Vorsicht geboten: Halten Sie Abstand und schalten Sie, falls sicher möglich, die Hauptsicherung des betroffenen Bereichs ab. Rufen Sie sofort einen Elektriker!

2. Den Sicherungskasten prüfen

Gehen Sie zum Sicherungskasten. Schauen Sie, ob ein oder mehrere Hebel der Sicherungsautomaten oder des FI-Schutzschalters umgelegt sind. Die Hebel zeigen normalerweise nach oben, wenn Strom fließt, und nach unten, wenn sie ausgelöst sind.

3. Auslöser identifizieren und beheben

• Wenn ein Sicherungsautomat ausgelöst hat: Ziehen Sie alle Geräte aus den Steckdosen im betroffenen Bereich. Legen Sie den Hebel des Sicherungsautomaten wieder nach oben. Wenn er hält, stecken Sie die Geräte einzeln wieder ein, bis die Sicherung erneut auslöst. Das zuletzt eingesteckte Gerät ist wahrscheinlich defekt oder verursacht die Überlastung.
• Wenn ein FI-Schutzschalter ausgelöst hat: Verfahren Sie wie beim Sicherungsautomaten. Ziehen Sie alle Geräte aus den Steckdosen in den durch den FI-Schalter geschützten Bereichen. Legen Sie den Hebel des FI-Schutzschalters wieder nach oben. Stecken Sie die Geräte nacheinander wieder ein. Wenn der FI-Schalter wieder auslöst, haben Sie das fehlerhafte Gerät gefunden. Wenn der FI-Schalter ohne angeschlossene Geräte wieder auslöst, liegt ein schwerwiegender Fehler in der festen Installation vor.

4. Nachbarn fragen

Wenn keine Sicherung ausgelöst hat und der Strom dennoch teilweise fehlt, fragen Sie Ihre Nachbarn. Haben diese auch Probleme? Dies hilft Ihnen zu unterscheiden, ob das Problem in Ihrem Haus oder im öffentlichen Stromnetz liegt.

5. Wann Sie unbedingt einen Elektriker rufen müssen

Es gibt Situationen, in denen Sie nicht zögern sollten, einen Fachmann zu Rate zu ziehen:

• Sicherungen oder der FI-Schutzschalter lösen immer wieder aus, obwohl Sie keine Ursache finden können.
• Sie können kein defektes Gerät identifizieren, und die Sicherungen halten trotzdem nicht.
• Der Strom ist in einem großen Teil des Hauses ausgefallen, aber alle Sicherungen sind im Sicherungskasten intakt (möglicher Phasenausfall oder Problem am Hausanschluss).
• Sie riechen Brand, sehen Funken, hören ungewöhnliche Geräusche aus Steckdosen oder dem Sicherungskasten.
• Sie fühlen sich unsicher oder haben keine Erfahrung mit Elektrizität.

Prävention und Wartung: Damit der Stromfluss nicht gestört wird

Einige einfache Maßnahmen können helfen, zukünftige Stromprobleme zu vermeiden:

• Nicht überlasten: Vermeiden Sie es, zu viele energieintensive Geräte an einer einzelnen Mehrfachsteckdose oder an einem Stromkreis zu betreiben.
• Geräte prüfen: Achten Sie auf den Zustand Ihrer elektrischen Geräte. Beschädigte Kabel oder Gehäuse sind ein Warnsignal.
• Vorsicht bei Bohrungen: Seien Sie äußerst vorsichtig, wenn Sie in Wände bohren. Nutzen Sie einen Leitungssucher, um versteckte Kabel zu finden.
• Regelmäßiger E-Check: Besonders in älteren Häusern kann eine regelmäßige Überprüfung der Elektroinstallation durch einen Fachmann (E-Check) sinnvoll sein, um potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
• Qualität bei Erweiterungen: Lassen Sie Neuinstallationen oder Erweiterungen (z.B. neue Steckdosen) immer von einem qualifizierten Elektriker durchführen.

Fazit: Bei Unsicherheit immer den Profi rufen

Ein teilweiser Stromausfall, bei dem die Hälfte des Hauses keinen Strom mehr hat, ist meist ein klares Zeichen für ein Problem im Verteilersystem Ihres Hauses oder eine Überlastung. Während Sie kleinere Probleme wie eine ausgelöste Sicherung nach einer Überlastung oft selbst beheben können, ist bei anhaltenden oder unklaren Problemen, insbesondere bei einem Phasenausfall oder wenn der FI-Schutzschalter ohne ersichtlichen Grund auslöst, größte Vorsicht geboten.

Elektrizität ist keine Spielerei. Falsches Handeln kann zu schweren Verletzungen oder sogar tödlichen Stromschlägen führen. Zögern Sie daher niemals, im Zweifelsfall einen qualifizierten Elektriker zu kontaktieren. Ein Fachmann kann die Ursache sicher und effektiv identifizieren und beheben, sodass Ihr Zuhause schnell wieder voll funktionsfähig und sicher mit Strom versorgt ist.