Der Anfang des Schreckens: Was Sie über das unheimliche Internet-Phänomen backrooms pt1 wissen müssen

Haben Sie jemals davon geträumt, in einem endlosen Labyrinth aus gelben Wänden und summenden Leuchtstoffröhren aufzuwachen, ohne zu wissen, wie Sie dorthin gekommen sind oder wie Sie wieder herauskommen? Eine Umgebung, die auf unheimliche Weise vertraut und doch völlig fremd ist? Dieses beklemmende Gefühl fängt die Essenz eines der fesselndsten und verstörendsten digitalen Folklorephänomene der letzten Jahre ein: die Backrooms. Was als einfaches Bild mit einem kurzen Text begann, hat sich zu einem riesigen, kollaborativen Horror-Universum entwickelt, das Millionen von Menschen in seinen Bann zieht.

In diesem ersten Teil unserer Erkundung tauchen wir tief in die Ursprünge dieses mysteriösen Ortes ein, der jenseits unserer Realität zu existieren scheint. Wir beleuchten, wie ein einziger Internet-Post zu einem modernen Mythos wurde, der die Grenzen zwischen digitaler Fiktion und tiefsitzenden Ängsten verwischt. Bereiten Sie sich darauf vor, die gelben Korridore von Level 0 zu betreten und zu verstehen, warum dieses Internet-Phänomen so tiefgreifend auf uns wirkt.

Die Geburt eines Albtraums: Der Ursprung auf 4chan

Die Geschichte der Backrooms beginnt, wie so viele seltsame und wunderbare Internet-Geschichten, auf der berüchtigten Bildtafel 4chan. Im Mai 2019 fragte ein anonymer Nutzer im /x/ (Paranormal) Board nach „verstörenden Bildern, die sich einfach ‘falsch’ anfühlen”. Unter den vielen Antworten stach ein Bild hervor, das sofort eine seltsame Saite in den Köpfen der Betrachter anschlug.

Das Bild zeigte eine Reihe von leeren Räumen, deren Wände mit abblätternder, gelber Tapete bedeckt waren. Der Boden schien ein feuchter, brauner Teppich zu sein, und die Decke war eine Ansammlung von Neonröhren, die ein unerbittliches, künstliches Licht verströmten. Das Faszinierendste daran war die offensichtliche Endlosigkeit der Gänge, die in ein Nichts von schattigem Gelb verschwanden. Es war ein Ort, der für Menschen gebaut schien, aber merkwürdigerweise völlig menschenleer war.

Begleitet wurde das Bild von einem kurzen, aber unvergesslichen Text:

„Wenn Sie nicht vorsichtig sind und in den falschen Gegenden aus der Realität „noclip“ (herausbrechen), landen Sie in den Backrooms, wo es nichts gibt außer dem Gestank von altem, feuchtem Teppich, dem Wahnsinn des Monochroms von Gelb und dem unendlichen Hintergrundgeräusch summender Leuchtstoffröhren bei maximaler Lautstärke. Gott bewahre, dass Sie etwas hören, das in der Nähe herumwandert, denn es hat Sie mit Sicherheit gehört.“

Dieser Post war der Zündfunke. Die Kombination aus dem verstörenden Bild und dem suggestiven Text, der die sensorischen Details (Gestank, Geräusch, Farbe) und die unheimliche Bedrohung beschrieb, war so wirkungsvoll, dass sie sich viral verbreitete. Die Nutzer begannen sofort, Geschichten und Theorien über diesen mysteriösen Ort zu entwickeln. Der Grundstein für eine der größten Creepypasta-Erzählungen unserer Zeit war gelegt.

Was sind die Backrooms? Das Konzept des „Liminal Space”

Der Kern der Backrooms liegt im Konzept des „Liminal Space“. Der Begriff „liminal“ stammt vom lateinischen Wort „limen“ für „Schwelle“ und beschreibt einen Zustand oder Ort des Übergangs. In diesem Zusammenhang sind Liminal Spaces Orte, die für einen bestimmten Zweck geschaffen wurden – oft soziale Interaktion oder Bewegung – die aber in einem Zustand der Leere oder des Übergangs gefangen sind. Denken Sie an verlassene Einkaufszentren, leere Schulflure nach Unterrichtsschluss, verwaiste Spielplätze oder Hotellobbys mitten in der Nacht.

Diese Orte sind auf unheimliche Weise vertraut, denn wir kennen sie aus unserem Alltag. Doch ihre Leere und Stille, ihre Zweckentfremdung von ihrem eigentlichen Gebrauch, rufen ein Gefühl der Beklemmung hervor. Sie wirken, als wären sie für Menschen gemacht, aber ohne sie sind sie eine leere Hülle, die eine latente Bedrohung oder eine Erinnerung an Vergangenes in sich trägt.

Die Backrooms verkörpern dieses Konzept perfekt. Sie sind eine scheinbar unendliche Ansammlung von Bürogängen, Hotelkorridoren oder Kellerräumen, die wir im Wachzustand nur als Durchgangsorte wahrnehmen. Doch in den Backrooms werden sie zur finalen Destination, einem Labyrinth ohne Anfang und Ende, ohne Ausgang. Die monochrome Farbgebung von Gelb, das unaufhörliche Summen der Leuchtstoffröhren und der Geruch von feuchtem Teppich schaffen eine sensorische Überflutung, die gleichzeitig steril und unerträglich beklemmend ist.

Die Psychologie des Schreckens: Warum wirken die Backrooms so verstörend?

Der Erfolg der Backrooms ist kein Zufall, sondern tief in der menschlichen Psychologie verwurzelt. Mehrere Faktoren tragen zu ihrer verstörenden Wirkung bei:

• Die Angst vor dem Unbekannten und der Isolation: Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Vorstellung, an einem endlosen, leeren Ort ohne menschliche Interaktion gefangen zu sein, löst tiefe Ängste aus. Die Backrooms sind der ultimative Ausdruck von Einsamkeit und Orientierungslosigkeit.
• Das Uncanny Valley der Umgebung: Ähnlich wie Roboter, die zu menschlich, aber nicht menschlich genug sind, wirken, erzeugen die Backrooms ein „Uncanny Valley“ (unheimliches Tal) der Umgebung. Sie ähneln realen Orten, aber ihre Überbetonung des Banalen, ihre absolute Leere und die subtilen „Fehler“ (wie die absurde Tapete oder der feuchte Teppich) erzeugen ein tiefes Gefühl des „Falschseins“.
• Verlust der Kontrolle und der Realität: Der Begriff „noclip out of reality“ ist entscheidend. Er suggeriert einen unfreiwilligen Bruch mit der Realität, ein Heraustreten aus dem, was wir für gegeben halten. Diese Vorstellung, dass unsere Realität nur eine dünne Hülle ist, die jederzeit reißen kann, ist zutiefst beunruhigend.
• Die Macht der Andeutung: Die ursprüngliche Beschreibung deutet nur an, dass „etwas“ in der Nähe herumwandert. Das Unsichtbare ist oft furchteinflößender als das Sichtbare. Unsere Vorstellungskraft füllt die Lücken mit unseren größten Ängsten.
• Nostalgie und Vertrautheit: Für viele wecken die gelben Gänge Erinnerungen an Orte aus ihrer Kindheit – alte Arztpraxen, Gemeindezentren, Bibliotheken oder Büros, die man mit den Eltern besuchte. Diese unschuldigen Erinnerungen werden pervertiert und verwandelt, was die emotionale Wirkung verstärkt.

Von einem Bild zum Mythos: Die frühe Community-Entwicklung

Die Magie der Backrooms liegt auch in ihrer offenen Natur. Als die Geschichte auf 4chan viral ging, begannen die Nutzer schnell, die Lücken zu füllen und das Konzept zu erweitern. Es war eine kollaborative Schöpfung, die sich aus unzähligen Beiträgen speiste. Fan-Art, kurze Geschichten, detaillierte Beschreibungen neuer „Level“ und Theorien über die Herkunft und die „Entitäten“, die in ihnen lauern könnten, entstanden in Windeseile.

YouTube wurde zu einer wichtigen Plattform, auf der Künstler und Geschichtenerzähler visuelle Darstellungen der Backrooms erstellten, oft begleitet von verstörenden Soundkulissen. Diese Videos verstärkten das Gefühl der Immersion und halfen, die spezifischen Details – das ständige Summen der Leuchtstoffröhren, der Geruch des feuchten Teppichs – zu festigen. Die Backrooms entwickelten sich von einem einzelnen Bild zu einem reichhaltigen und vielschichtigen Universum, das sich ständig weiterentwickelt.

Die frühe Community schuf die ersten Regeln und Konzepte: Die Idee, dass es verschiedene „Level” gibt, die jeweils ihre eigenen einzigartigen (und oft gefährlichen) Eigenschaften haben; die Existenz von „Entitäten” oder Kreaturen, die die Backrooms bewohnen; und die Möglichkeit, Wege zu finden, um zwischen den Leveln zu navigieren oder sogar zu versuchen, in die Realität zurückzukehren. Dieses kollektive World-Building verlieh den Backrooms eine Tiefe, die weit über das hinausging, was der ursprüngliche Post andeutete.

Die unendlichen Korridore: Eine Einführung in die Level (Teil 1 – Level 0)

Obwohl das Backrooms-Universum inzwischen Hunderte, wenn nicht Tausende von Leveln umfasst, ist Level 0, auch bekannt als „Das Lobby“ oder „Das Klassenzimmer“, der Ausgangspunkt für alle, die das Pech haben, aus der Realität herauszubrechen. Es ist die ikonische gelbe Welt, die wir bereits kennen, und sie ist der Schrecken schlechthin.

Merkmale von Level 0:

• Farbe und Textur: Überall dominieren monochrome Gelbtöne. Die Wände sind mit einer feuchten, fleckigen und manchmal abblätternden gelben Tapete bedeckt. Der Boden ist ein feuchter, schmutziger, braun-gelblicher Teppich, der bei jedem Schritt ein leichtes, beunruhigendes „Sumpf“-Geräusch von sich gibt.
• Beleuchtung und Akustik: Die Decke ist von zahllosen, ungleichmäßig verteilten Leuchtstoffröhren gesäumt, die ein hartes, unnatürliches Licht aussenden. Ihr konstantes, lautes Summen erfüllt den Raum und dröhnt unaufhörlich in den Ohren. Es ist ein Geräusch, das sowohl irritiert als auch eine tiefsitzende Angst vor dem Stillstand vermittelt.
• Architektur und Layout: Level 0 besteht aus scheinbar endlosen, labyrinthartigen Korridoren, leeren Räumen und manchmal auch Hallen, die an alte Bürogebäude, Schulen oder Einkaufszentren erinnern. Es gibt keine erkennbaren Ausgänge, Fenster oder Markierungen, die eine Orientierung ermöglichen würden. Die Gänge biegen unerwartet ab, Räume führen in andere Räume, die zuvor nicht da waren.
• Gefühl der Endlosigkeit: Es gibt keinen Hinweis auf einen Anfang oder ein Ende. Die Räume scheinen sich ins Unendliche zu erstrecken und sich ständig zu verändern, sobald man den Blick abwendet. Die Entfernungen sind trügerisch, und man hat das Gefühl, Meilen zurückzulegen, nur um festzustellen, dass man sich kaum von der Stelle bewegt hat.
• Die Abwesenheit: Das beängstigendste Merkmal ist die vollständige Abwesenheit von Leben, von anderen Menschen. Man ist absolut allein in dieser endlosen, sterilen Umgebung. Doch die beunruhigende Stille, die nur vom Summen unterbrochen wird, lässt die Frage aufkommen: Ist man *wirklich* allein?

Level 0 ist die Verkörperung der existentialen Angst. Die Isolation, die Orientierungslosigkeit und die konstante Bedrohung durch das Unbekannte machen es zu einem der furchteinflößendsten Orte im gesamten Backrooms-Mythos.

Gibt es etwas dort? Die frühe Andeutung von Entitäten

Die ursprüngliche 4chan-Nachricht enthielt bereits die ominöse Warnung: „Gott bewahre, dass Sie etwas hören, das in der Nähe herumwandert, denn es hat Sie mit Sicherheit gehört.“ Diese Zeile war entscheidend, um den Schrecken der Backrooms zu zementieren. Es war nicht nur die Leere, die Angst machte, sondern die Möglichkeit, dass man nicht allein war.

In den frühen Tagen der Backrooms-Lore waren die „Entitäten“ noch sehr vage und mysteriös. Sie wurden selten direkt beschrieben, sondern eher angedeutet – ein Schatten im Augenwinkel, ein Geräusch aus einem entfernten Korridor, das Gefühl, beobachtet zu werden. Diese Ambiguität war ein starkes Werkzeug. Indem sie der Vorstellungskraft des Lesers freien Lauf ließ, wurden die Entitäten zu personalisierten Ängsten, die auf die individuellen Schrecken zugeschnitten waren.

Die Bedrohung war allgegenwärtig, aber unsichtbar. Das Wissen, dass etwas in den endlosen Korridoren lauern könnte, das einen verfolgt oder auf einen wartet, verwandelte die Isolation von einer Plage in eine tödliche Falle. Diese frühen Andeutungen legten den Grundstein für die spätere Entwicklung einer Vielzahl spezifischer Entitäten, aber die ursprüngliche, unklare Angst vor dem Unbekannten bleibt eine der stärksten Komponenten des Backrooms-Horror.

Der Reiz des Morbiden: Warum wir uns dem Schrecken aussetzen

Warum fasziniert uns ein so beunruhigendes Konzept wie die Backrooms so sehr? Die Antwort liegt in der menschlichen Neigung, sich dem Horror auszusetzen, wenn er in einem sicheren Kontext stattfindet. Die Backrooms bieten:

• Eine sichere Katharsis: Wir können die Ängste vor Isolation, Orientierungslosigkeit und dem Unbekannten erleben, ohne tatsächlich in Gefahr zu sein.
• Kreative Freiheit: Das offene Konzept lädt zur kollektiven Geschichtenerzählung ein. Jeder kann beitragen, neue Level, Entitäten oder Überlebenstipps erfinden und so Teil eines großen, lebendigen Mythos werden.
• Ein modernes Rätsel: Die Backrooms sind ein digitales Mysterium, das die Grenzen zwischen Spiel, Kunst und Erzählung verwischt. Es gibt immer neue Inhalte zu entdecken, neue Theorien zu diskutieren.
• Die Faszination des Unheimlichen: Die Kombination aus Vertrautheit und Entfremdung, die Liminal Spaces auszeichnet, übt einen unwiderstehlichen Reiz aus. Wir wollen verstehen, was an diesen Orten „falsch“ ist.

Backrooms in der Popkultur: Ein modernes Horror-Phänomen

Seit ihrer Entstehung haben die Backrooms einen festen Platz in der Popkultur eingenommen. Sie wurden in Videospielen adaptiert, die das Gefühl der Erkundung und des Überlebens in den endlosen Korridoren nachbilden. Kurzfilme auf YouTube, oft mit beeindruckendem Produktionswert, haben das Konzept visuell zum Leben erweckt und Millionen von Aufrufen gesammelt. Musiker haben Soundtracks kreiert, die die Atmosphäre der summenden Leuchtstoffröhren und der beklemmenden Stille einfangen. Influencer und Content Creator auf Plattformen wie TikTok haben das Phänomen weiter popularisiert und für ein jüngeres Publikum zugänglich gemacht.

Die Backrooms sind mehr als nur eine Creepypasta; sie sind ein Zeugnis der kollektiven Vorstellungskraft und der Fähigkeit des Internets, Geschichten zu gebären und zu verbreiten, die sich tief in unser Unterbewusstsein eingraben. Sie spiegeln unsere modernen Ängste wider: die Isolation in einer vernetzten Welt, die Unsicherheit der Realität und die Faszination für das, was jenseits des Sichtbaren liegt.

Fazit: Ein Schrecken ohne Ende in Sicht?

Die Backrooms begannen als ein einziges, unheimliches Bild, das die Vorstellungskraft der Internetgemeinschaft beflügelte. Von einem anonymen Post auf 4chan entwickelte sich ein komplexes und sich ständig erweiterndes Universum des digitalen Horrors. Das Konzept des Liminal Space, die psychologische Wirkung der Isolation und das geschickte Spiel mit der Andeutung des Unbekannten machen die Backrooms zu einem einzigartigen und nachhaltig verstörenden Internet-Phänomen.

Level 0 – die gelben, summenden Korridore – ist der ultimative Ausgangspunkt für alle, die in dieses surreale Labyrinth stolpern. Es ist ein Ort der endlosen Beklemmung, der ständigen Gefahr und der tiefen Verzweiflung. Doch dies ist nur der Anfang. Die Backrooms sind ein Reich mit unzähligen weiteren Ebenen, Gefahren und Mysterien, die darauf warten, entdeckt zu werden. Im nächsten Teil unserer Reise werden wir uns tiefer in die verschiedenen Level und die vielfältigen Entitäten wagen, die diese unwirkliche Welt bevölkern. Bis dahin, seien Sie vorsichtig, wo Sie hintreten, und versuchen Sie, nicht aus der Realität herauszubrechen – denn Sie könnten sich schneller in den Backrooms wiederfinden, als Ihnen lieb ist.