In der schillernden Welt der Videospiele, die auf der legendären Anime-Serie Dragonball basieren, haben wir uns an epische Kampfspiele, actiongeladene Abenteuer und RPGs gewöhnt, die uns in die Rolle unbesiegbarer Krieger schlüpfen lassen. Doch im Jahr 2022 wagte Bandai Namco einen mutigen, unerwarteten Schritt und präsentierte uns Dragonball The Breakers – ein asymmetrisches Survival-Game. Die Ankündigung löste gleichermaßen Aufregung und Skepsis aus: Würde dieses völlig neue Konzept dem geliebten Franchise gerecht werden, oder würde es wie ein missglückter Genkidama in sich zusammenfallen? Nach über einem Jahr intensiver Spielerfahrung, zahlreichen Updates und einer sich wandelnden Community ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ist Dragonball The Breakers ein triumphaler Hit, der das Genre neu definiert, oder eine Enttäuschung, die die Erwartungen der Fans nicht erfüllen konnte?
Das Spielprinzip: Ein mutiger Schritt für Dragonball?
Im Kern ist Dragonball The Breakers ein 7-gegen-1-Multiplayer-Spiel. Sieben schwache Überlebende (Survivors) treten gegen einen übermächtigen Räuber (Raider) an. Die Überlebenden sind gewöhnliche Zivilisten, die in einer Zeitdimension namens „Temporal Seam” gefangen sind und von einem der ikonischen Schurken des Dragonball-Universums gejagt werden. Ihr Ziel ist es, aus dieser Zeitschleife zu entkommen, indem sie eine Super-Zeitmaschine aktivieren oder den Räuber besiegen. Der Räuber hingegen hat die Aufgabe, alle Überlebenden zu eliminieren, bevor sie fliehen können.
Dieses Konzept, das von Spielen wie „Dead by Daylight” oder „Friday the 13th: The Game” bekannt ist, war eine radikale Abkehr von dem, was man traditionell von einem Dragonball-Spiel erwartet hätte. Anstatt mächtige Ki-Angriffe zu entfesseln, müssen Überlebende Ressourcen sammeln, sich verstecken, Fallen stellen und vor allem zusammenarbeiten. Die Idee, die legendären Bösewichte als unaufhaltbare Jäger zu erleben, während man selbst in die Rolle eines verzweifelten Opfers schlüpft, hatte ein immenses Potenzial, die Faszination der Dragonball-Welt aus einer völlig neuen Perspektive zu beleuchten.
Die Faszination des Jägers: Das Raider-Erlebnis
Eine der größten Attraktionen von Dragonball The Breakers ist zweifellos die Möglichkeit, in die Rolle eines legendären Räubers zu schlüpfen. Charaktere wie Frieza, Cell, Buu, Vegeta oder der Neuzugang Goku Black/Zamasu sind hier die Stars. Jeder Räuber beginnt in seiner schwächsten Form (z.B. Cell als Larve, Frieza in seiner ersten Form) und entwickelt sich im Laufe des Spiels, indem er Zivilisten und Überlebende eliminiert oder bestimmte Ziele erreicht. Mit jeder Evolution wird der Räuber nicht nur physisch stärker, sondern erhält auch neue, verheerende Fähigkeiten, die das Schlachtfeld dominieren.
Das Spielen als Räuber ist eine Machtfantasie pur. Man jagt die panischen Überlebenden, zerstört ganze Areale der Karte, um ihre Fluchtwege abzuschneiden, und fühlt sich wie der unaufhaltbare Antagonist, der man aus der Serie kennt. Die authentischen Sprachsamples, die ikonischen Transformationen und die zerstörerische Kraft, die man entfesseln kann, sind für Dragonball-Fans ein absolutes Highlight. Die strategische Tiefe liegt darin, geschickt zu entscheiden, welche Gebiete man zuerst angreift, wie man seine Fähigkeiten einsetzt, um Gruppen zu spalten, und wie man die Super-Zeitmaschine effektiv bewacht. Es ist eine Gratwanderung zwischen aggressivem Jagen und strategischem Verteidigen, die bei Erfolg ein unglaublich befriedigendes Gefühl hinterlässt.
Die Herausforderung der Gejagten: Das Survivor-Erlebnis
Auf der anderen Seite der Medaille stehen die Überlebenden. Spieler erstellen ihren eigenen Avatar und können diesen mit kosmetischen Gegenständen sowie „Transpheres” anpassen. Transpheres sind die Kernmechanik, die den Überlebenden ihre einzige Chance gegen den Räuber gibt. Sie erlauben es, für eine begrenzte Zeit die Fähigkeiten und das Aussehen berühmter Dragonball-Krieger (wie Goku, Vegeta oder Piccolo) anzunehmen und Ki-Angriffe oder spezielle Manöver auszuführen.
Das Ziel der Überlebenden ist es, Power Keys zu finden und in bestimmten Gebieten zu platzieren, um die Super-Zeitmaschine zu rufen. Währenddessen müssen sie dem Räuber ausweichen, sich verstecken, Ressourcen wie Dragon Balls sammeln (die es ihnen ermöglichen, Shenron zu rufen und sich einen Wunsch zu erfüllen – oft eine temporäre Stärkung oder die Wiederbelebung von Teammitgliedern) und, wenn nötig, kooperativ gegen den Räuber kämpfen. Die Spannung als Überlebender ist immens. Jeder Schritt, jede Entscheidung kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Die Angst, entdeckt zu werden, die Erleichterung, einem Angriff zu entkommen, und die Freude, gemeinsam mit dem Team die Super-Zeitmaschine zu aktivieren, sind Momente, die Dragonball The Breakers zu einem nervenaufreibenden Erlebnis machen können. Die Notwendigkeit zur Teamarbeit und Kommunikation ist entscheidend, was in einem Online-Spiel oft eine Herausforderung darstellt.
Was lief gut? Die Stärken von Dragonball The Breakers
Trotz aller Kritikpunkte gibt es unbestreitbare Stärken, die Dragonball The Breakers zu einem faszinierenden Experiment machen:
1. Authentische IP-Integration: Die Entwickler haben die Essenz von Dragonball gut eingefangen. Die Soundeffekte, die Musik, die Charaktermodelle und die ikonischen Fähigkeiten sind originalgetreu und wecken nostalgische Gefühle. Als Räuber die Schreie panischer Zivilisten zu hören oder als Überlebender die Aura eines Super Saiyajins zu spüren, ist atmosphärisch dicht.
2. Einzigartiges Gameplay-Konzept: Die Idee, Dragonball in ein asymmetrisches Survival-Format zu pressen, ist mutig und erfrischend. Es bietet eine Perspektive, die Fans der Serie bisher nicht kannten und ermöglicht eine ganz neue Art von Spannung.
3. Spannung und Nervenkitzel: Besonders in den ersten Stunden ist das Spiel unglaublich spannend. Als Überlebender zu versuchen, unentdeckt zu bleiben und dem übermächtigen Räuber zu entkommen, sorgt für echte Adrenalinkicks. Das Gefühl, als schwacher Mensch einem Frieza oder Cell gegenüberzustehen, ist genau das, was die Serie oft vermittelt hat.
4. Potenzial für strategische Tiefe: Wenn Teams gut zusammenarbeiten und Räuber ihre Fähigkeiten clever einsetzen, kann das Spiel sehr taktisch und abwechslungsreich sein. Die verschiedenen Transphere-Fähigkeiten erlauben unterschiedliche Spielweisen und Teamzusammenstellungen.
5. Regelmäßige Updates: Bandai Namco hat das Spiel stetig mit neuen Räubern, Überlebenden und Anpassungsmöglichkeiten versorgt, was zeigt, dass sie an das Produkt glauben und versuchen, es zu verbessern.
Wo hakte es? Die Schwächen und Kritikpunkte
Leider überwiegen die Schwächen, die Dragonball The Breakers daran hindern, ein echter Hit zu werden, oft die Stärken und haben zu einer Enttäuschung bei vielen Spielern geführt:
1. Matchmaking und Wartezeiten: Ein chronisches Problem seit dem Launch sind die ewig langen Wartezeiten, insbesondere wenn man als Räuber spielen möchte. Das System priorisiert es, Spieler, die als Überlebende spielen wollen, schneller ins Match zu bringen, was dazu führt, dass Räuberspieler teils 15 Minuten oder länger warten müssen. Dies bremst den Spielspaß erheblich aus und führt zu Frustration.
2. Balancing-Probleme: Das Balancing zwischen Räubern und Überlebenden ist oft unausgewogen. Während ein gut koordiniertes Überlebenden-Team einen Räuber in die Enge treiben oder sogar besiegen kann, fühlen sich Einzelspieler oder ungeübte Teams dem Räuber oft hilflos ausgeliefert. Einige Räuber sind in bestimmten Entwicklungsstufen zu stark, andere zu schwach. Auch die Effektivität von Transpheres variiert stark und führt zu einer „Meta”, in der nur bestimmte Skills wirklich nützlich sind.
3. Monotonie und mangelnde Langzeitmotivation: Die Kernziele des Spiels – Power Keys finden und Super-Zeitmaschine rufen – sind in jeder Runde identisch. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Karten, die sich nur marginal unterscheiden. Dies führt schnell zu einer gewissen Monotonie. Der Mangel an diversen Spielmodi oder variablen Zielen trägt dazu bei, dass die Langzeitmotivation für viele Spieler schwindet.
4. Aggressives Gacha-System: Dies ist vielleicht der größte Kritikpunkt. Viele der nützlichsten Transphere-Fähigkeiten und kosmetischen Gegenstände sind hinter einem Gacha-System (Lootboxen) versteckt. Spieler müssen entweder Ingame-Währung grinden oder Echtgeld ausgeben, um eine Chance zu haben, die gewünschten Fähigkeiten zu erhalten. Dies wird oft als „Pay-to-Win” oder zumindest „Pay-for-Advantage” empfunden, da es den Spielfortschritt stark beeinflusst und für eine unfaire Spielerfahrung sorgt. Ein Vollpreistitel mit einem so aggressiven Monetarisierungsmodell stößt auf wenig Gegenliebe.
5. Technische Mängel und Performance: Seit dem Launch gab es Berichte über Lags, Serverprobleme und gelegentliche Bugs, die das Spielerlebnis trüben. Die allgemeine Performance, insbesondere auf älteren Konsolen, lässt oft zu wünschen übrig.
6. Grafik und Präsentation: Obwohl die Charaktermodelle und Effekte authentisch sind, wirken einige Umgebungen und Animationen steif und nicht mehr zeitgemäß. Für ein Spiel, das 2022 veröffentlicht wurde, hätte man eine höhere technische und visuelle Qualität erwartet, insbesondere da es sich um eine so beliebte IP handelt.
7. Toxische Community-Aspekte: Wie bei vielen Online-Multiplayer-Spielen hat auch The Breakers mit einem gewissen Grad an Toxizität zu kämpfen. Frustration über das Balancing oder das Gacha-System kann sich in hitzigen Diskussionen oder unfreundlichem Verhalten im Spiel äußern.
Ein Blick in die Zukunft: Kann Dragonball The Breakers noch gerettet werden?
Bandai Namco hat das Spiel nicht aufgegeben und veröffentlicht weiterhin neue Inhalte und Balance-Patches. Die Aufnahme von neuen Räubern wie Vegeta oder Goku Black/Zamasu hat immer wieder für frischen Wind gesorgt und Spieler temporär zurückgelockt. Doch die grundlegenden Probleme, insbesondere das Gacha-System und die langen Wartezeiten, bleiben bestehen.
Um das Spiel langfristig zu retten und zu einem Erfolg zu machen, müsste der Entwickler möglicherweise drastischere Schritte unternehmen. Ein Überdenken des Monetarisierungsmodells, eine deutliche Verbesserung des Matchmakings und des Balancings, sowie die Einführung von mehr Abwechslung in Form von neuen Spielmodi oder variableren Zielen wären essenziell. Es wäre auch denkbar, dass das Spiel irgendwann in ein Free-to-Play-Modell übergeht, um die Spielerbasis zu vergrößern und die Wartezeiten zu verkürzen. Andere asymmetrische Survival-Games wie Dead by Daylight haben bewiesen, dass ein kontinuierlicher Support mit sinnvollen Inhalten und einem fairen Monetarisierungssystem ein Spiel über Jahre hinweg am Leben erhalten kann. The Breakers hat die Chance dazu, aber der Weg ist steinig.
Fazit: Hit oder Enttäuschung? Die abschließende Bewertung
Nach einer ausführlichen Betrachtung lässt sich sagen: Dragonball The Breakers ist leider eher eine Enttäuschung mit einem enormen ungenutzten Potenzial. Die innovative Idee, das Dragonball-Universum in ein asymmetrisches Survival-Game zu übersetzen, war mutig und hatte durchaus ihre Momente brillanter Spannung und Immersion. Das Gefühl, als übermächtiger Räuber Chaos zu stiften oder als verzweifelter Überlebender mit knapper Not zu entkommen, ist einzigartig und authentisch Dragonball.
Doch diese Glanzpunkte werden überschattet von schwerwiegenden Problemen: einem frustrierenden Gacha-System, das als „Pay-to-Win” empfunden werden kann, langen Wartezeiten, Balancing-Problemen und einer schnell eintretenden Monotonie. Das Spiel wirkt oft unfertig und nicht vollends durchdacht, besonders in Anbetracht des Preises und der Bedeutung der Marke Dragonball.
Dragonball The Breakers ist kein kompletter Flop, aber es ist weit davon entfernt, ein Hit zu sein. Es ist ein Spiel, das seine Fangemeinde spaltet und das Potenzial hatte, etwas wirklich Besonderes zu werden. Stattdessen bleibt es ein interessantes Experiment, das an seinen eigenen strukturellen und designtechnischen Entscheidungen gescheitert ist. Für Hardcore-Fans der Marke, die neugierig auf eine andere Art von Dragonball-Erfahrung sind, kann es kurzweiligen Spaß bieten, doch für die breite Masse und als überzeugendes asymmetrisches Survival-Game fehlt es an der nötigen Politur, Fairness und Langzeitmotivation. Es bleibt abzuwarten, ob Bandai Namco die richtigen Schlüsse zieht, um The Breakers doch noch zu einem „Super Saiyajin” des Genres zu transformieren.