Die Welt des Tabletop-Hobbys ist faszinierend und vielschichtig. Eine der größten Freuden ist es, sorgfältig recherchierte und detaillierte Miniaturen zusammenzubauen, die dann auf dem Spieltisch zum Leben erwachen. Ob du dich in die Schlachten von Bolt Action stürzt, die mythologischen Konflikte in Mythic Americas erlebst oder in eine andere der zahlreichen Spielwelten von Warlord Games eintauchst – der erste Schritt zu einem beeindruckenden Modell ist immer der korrekte und präzise Zusammenbau. Diese Schritt-für-Schritt-Anleitung soll dir dabei helfen, deine Warlord Games Figuren mit Perfektion im Detail zu montieren und ein Ergebnis zu erzielen, das dich und deine Mitspieler begeistern wird.
Der Zusammenbau einer Miniatur ist mehr als nur das Aneinanderkleben von Teilen; es ist ein Kunsthandwerk, das Geduld, Präzision und die richtigen Techniken erfordert. Ein sauber gebautes Modell sieht nicht nur besser aus, sondern ist auch widerstandsfähiger und einfacher zu bemalen. Tauchen wir ein in die Welt des Modellbaus und lernen, wie du deine Warlord Games Figuren in Bestform bringst.
Bevor wir beginnen: Der richtige Arbeitsplatz und die notwendigen Werkzeuge
Ein guter Start beginnt mit der richtigen Vorbereitung. Dein Arbeitsplatz sollte gut beleuchtet, sauber und ordentlich sein, um kleine Teile nicht zu verlieren und konzentriert arbeiten zu können. Eine Schutzunterlage, wie eine Schneidematte, ist unerlässlich, um deinen Tisch vor Klebstoff und scharfen Werkzeugen zu schützen.
Für den Zusammenbau deiner Warlord Games Miniaturen benötigst du eine Reihe spezifischer Werkzeuge. Es lohnt sich, in gute Qualität zu investieren, da dies den Bauprozess erheblich erleichtert und die Ergebnisse verbessert:
1. Seitenschneider (Sprue Cutter): Dies sind kleine, scharfe Zangen, die speziell dafür entwickelt wurden, Plastikteile sauber vom Gussrahmen (Sprue) zu trennen. Verwende niemals eine normale Schere oder eine zu große Zange, da dies die Teile beschädigen kann.
2. Bastelmesser/Skalpell (Hobby Knife/Scalpel): Ein scharfes Messer mit austauschbaren Klingen ist unverzichtbar zum Entfernen von Gussgraten, Entgraten von Teilen und für feine Anpassungen. Sei äußerst vorsichtig im Umgang damit und schneide immer von deinem Körper weg.
3. Feinfeilen und Schleifpapier: Verschiedene Körnungen von Modellbaufeilen oder Schleifstäbchen helfen, Gussgrate und Unebenheiten zu glätten. Auch feines Schleifpapier (z.B. 400er bis 1000er Körnung) leistet hier gute Dienste.
4. Pinzette: Eine feine Pinzette ist Gold wert, um kleine Teile zu greifen und präzise zu positionieren, besonders wenn der Klebstoff bereits aufgetragen ist.
5. Klebstoffe:
* Plastikkleber (Plastic Cement): Dieser Klebstoff (z.B. Tamiya Extra Thin Cement, Revell Contacta Professional) funktioniert durch chemisches Verschmelzen des Kunststoffs. Er eignet sich hervorragend für Plastikmodelle, da er eine sehr starke, dauerhafte Verbindung schafft. Weniger ist oft mehr!
* Sekundenkleber (Super Glue / Cyanoacrylat): Unverzichtbar für Resinfiguren und Metallminiaturen sowie für kleine Plastikteile, die nicht verschmolzen werden sollen. Er trocknet schnell und hält verschiedene Materialien zusammen. Achte auf eine gute Belüftung. Ein Klebstoff-Aktivator (Accelerator) kann die Trocknungszeit verkürzen.
* Optional: 2-Komponenten-Kleber (Epoxidharz-Kleber): Für besonders schwere oder strukturell beanspruchte Teile kann ein 2-Komponenten-Kleber von Vorteil sein, da er eine extrem starke Verbindung schafft.
6. Modellier-Knetmasse (z.B. Green Stuff): Ideal zum Auffüllen von Spalten, zum Modellieren fehlender Details oder für einfache Konversionen.
7. Schneidematte: Schützt deinen Arbeitsbereich und bietet eine rutschfeste Unterlage.
8. Zahnstocher oder kleine Spachtel: Nützlich, um Klebstoff präzise aufzutragen oder Green Stuff zu verarbeiten.
9. Reinigungsmittel: Isopropanol oder warmes Seifenwasser, besonders für Resin- und Metallteile, um Trennmittelrückstände zu entfernen.
Die Vorbereitung: Reinigung und Entgraten
Bevor du mit dem Kleben beginnst, ist eine gründliche Vorbereitung entscheidend für ein makelloses Ergebnis.
1. Unboxing und Teileprüfung: Öffne die Packung und überprüfe den Inhalt sorgfältig anhand der Anleitung. Vergewissere dich, dass alle Teile vorhanden und unbeschädigt sind. Mache dich mit den verschiedenen Komponenten und ihrer Positionierung vertraut.
2. Materialien erkennen: Warlord Games verwendet verschiedene Materialien. Die meisten Infanterie-Boxen bestehen aus hochdetailliertem Hartplastik. Spezielle Charaktermodelle, Fahrzeuge oder größere Kreaturen können jedoch aus Resin oder Zinn/Metall bestehen. Jedes Material erfordert eine leicht unterschiedliche Handhabung.
3. Reinigung (besonders Resin und Metall): Sowohl Resin- als auch Metallteile werden bei der Herstellung mit einem Trennmittel behandelt, das das Lösen aus der Gussform erleichtert. Dieses Trennmittel muss vor dem Kleben und Bemalen entfernt werden, da sonst Klebstoff und Farbe schlecht haften. Reinige diese Teile vorsichtig mit warmem Wasser, etwas Spülmittel und einer alten Zahnbürste. Spüle sie anschließend gründlich ab und lass sie vollständig trocknen. Plastikteile benötigen in der Regel keine solche Reinigung.
4. Entgraten (Flash Removal): Dies ist einer der wichtigsten Schritte. Gussgrate (Flash) sind dünne Materialüberstände, die während des Gießprozesses entstehen und entfernt werden müssen, damit die Teile sauber zusammenpassen.
* Trenne die Teile vorsichtig mit dem Seitenschneider vom Gussrahmen. Schneide nicht direkt am Teil, sondern lass einen kleinen Rest des Gussrahmens stehen, um Beschädigungen zu vermeiden.
* Nutze dann dein scharfes Bastelmesser oder Skalpell, um die restlichen Gussrahmenreste und alle feinen Gussgrate sorgfältig zu entfernen. Führe das Messer immer vorsichtig und von dir weg.
* Verwende Feinfeilen oder Schleifpapier, um die geschnittenen Kanten und eventuelle Gusslinien (Mold Lines) zu glätten. Gusslinien sind feine Linien, die an den Übergängen der Gussformhälften entstehen können und über das Modell laufen. Das Entfernen dieser Linien ist aufwendig, aber entscheidend für ein professionelles Aussehen deiner Tabletop-Figuren. Achte besonders auf exponierte Stellen, wie Helme, Waffen oder Umhänge.
Der eigentliche Zusammenbau: Schritt für Schritt
Nachdem alle Teile gereinigt und entgratet sind, beginnt der eigentliche Zusammenbau.
1. Analyse der Anleitung und Trockenpassen: Nimm dir Zeit, die Bauanleitung genau zu studieren. Verstehe die Reihenfolge der Schritte. Bevor du Klebstoff verwendest, probiere immer zuerst, die Teile „trocken” zusammenzusetzen (Dry-Fit). Das hilft dir, die Passgenauigkeit zu überprüfen, potenzielle Probleme zu erkennen und die beste Positionierung zu finden.
2. Der Klebstoff macht den Unterschied:
* Plastikmodelle: Für Plastikteile ist Plastikkleber die beste Wahl. Trage eine kleine Menge Klebstoff auf eine der zu verbindenden Flächen auf und drücke die Teile sofort fest zusammen. Der Klebstoff weicht den Kunststoff leicht an und verschmilzt die Oberflächen. Halte die Teile für einige Sekunden oder Minuten zusammen, bis der Kleber anfängt zu wirken. Ein dünnflüssiger Plastikkleber kann auch auf die Fuge aufgetragen werden, nachdem die Teile zusammengehalten werden, und zieht dann durch Kapillarwirkung in den Spalt.
* Resin- und Metallminiaturen: Hier kommt Sekundenkleber zum Einsatz. Trage einen winzigen Tropfen auf eine der Kontaktflächen auf. Weniger ist hier wirklich mehr, da zu viel Sekundenkleber weiße Rückstände (Fogging) hinterlassen und die Details des Modells verkleistern kann. Drücke die Teile fest zusammen und halte sie für 10-30 Sekunden, bis der Klebstoff eine erste Verbindung eingeht. Bei größeren oder komplexeren Teilen kann ein Klebstoff-Aktivator die Aushärtung beschleunigen.
3. Untergruppen (Sub-Assemblies) bilden: Oft ist es sinnvoll, das Modell in Untergruppen zusammenzubauen, bevor die gesamte Figur komplettiert wird. Zum Beispiel Körper und Beine als eine Einheit, Arme und Waffen als eine andere, und der Kopf separat. Dies erleichtert das spätere Bemalen, da alle Bereiche leichter zugänglich sind. Überlege, welche Teile später beim Bemalen im Weg sein könnten, und montiere diese erst nach dem Grundieren oder Bemalen der Untergruppen.
4. Passung verbessern und Spalten füllen: Trotz sorgfältiger Vorbereitung können manchmal kleine Spalten oder Ungenauigkeiten zwischen den Teilen entstehen.
* Für winzige Spalten kann eine Mischung aus Sekundenkleber und Backpulver verwendet werden. Trage Sekundenkleber auf den Spalt auf und streue sofort etwas Backpulver darüber. Es reagiert und bildet eine sehr harte, füllende Masse, die nach dem Aushärten geschliffen werden kann.
* Für größere Spalten ist Modellier-Knetmasse (wie Green Stuff) ideal. Mische die beiden Komponenten gemäß Anleitung, rolle eine kleine Wurst und drücke sie in den Spalt. Mit einem angefeuchteten Werkzeug (oder Zahnstocher) kannst du die Masse glätten und an die umliegenden Details anpassen. Lasse sie vollständig aushärten, bevor du weiterarbeitest.
5. Stifte anbringen (Pinning): Bei schweren Metallminiaturen oder größeren Resinfiguren, die nur kleine Kontaktflächen haben, ist das Stiften (Pinning) oft unerlässlich, um eine dauerhafte und stabile Verbindung zu gewährleisten.
* Bohre mit einem feinen Handbohrer (Pin Vise) kleine Löcher in die Mitte der Kontaktflächen beider zu verbindenden Teile. Achte darauf, dass die Löcher exakt aufeinander ausgerichtet sind.
* Schneide einen kurzen Abschnitt eines dünnen Metalldrahtes (z.B. Büroklammer, Modellbaustifte) ab und klebe ihn mit Sekundenkleber in eines der Löcher.
* Trage dann Klebstoff auf die andere Kontaktfläche auf und führe den Stift in das gegenüberliegende Loch. Der Stift sorgt für eine zusätzliche mechanische Verbindung, die die Klebestelle erheblich verstärkt.
6. Basisgestaltung (Basing): Die meisten Warlord Games Figuren werden mit Bases geliefert. Klebe die fertige Figur mit Plastikkleber (bei Plastikmodellen) oder Sekundenkleber (bei Resin/Metall) auf die Base. Du kannst bereits jetzt Basismaterialien wie Sand, kleine Steine oder Strukturpasten hinzufügen, um die Base zu gestalten. Dies bietet eine gute Oberfläche für die Grundierung.
Fortgeschrittene Techniken und Tipps
Wenn du die Grundlagen beherrschst, gibt es weitere Techniken, die deine Modelle noch besser machen können:
* Magnetisierung: Bei Modellen mit optionalen Waffen oder Ausrüstungsteilen, insbesondere bei Fahrzeugen, kann es sich lohnen, kleine Magnete zu verwenden. Dies ermöglicht es dir, verschiedene Optionen nach Belieben zu wechseln und deine Modelle flexibler zu gestalten.
* Individualisierung (Konversion): Nutze Green Stuff, Teile aus anderen Bausätzen („Bitz”) oder kleine Drähte, um deinen Figuren eine persönliche Note zu verleihen. Dies kann von einfachen Umhängen bis hin zu völlig neuen Posen oder Ausrüstungsgegenständen reichen.
* Posing: Manchmal möchtest du eine dynamischere Pose, als der Bausatz vorsieht. Mit einem scharfen Messer und Klebstoff kannst du Arme oder Beine neu positionieren. Sei dabei aber sehr vorsichtig und plane deine Schnitte gut.
* Lagerung während des Baus: Halte alle Kleinteile, die du nicht sofort benötigst, in kleinen Sortierboxen oder Plastikbeuteln, um sie nicht zu verlieren.
Problemlösung
Auch bei sorgfältigem Arbeiten können Probleme auftreten. Hier ein paar häufige und ihre Lösungen:
* Kleber trocknet nicht/hält nicht: Überprüfe, ob du den richtigen Kleber für das Material verwendest. Stelle sicher, dass die Oberflächen sauber und frei von Trennmittel oder Fett sind. Bei Plastikkleber kann es sein, dass du zu wenig aufgetragen hast, bei Sekundenkleber oft zu viel.
* Teile passen nicht sauber zusammen: Meist liegt es an unzureichendem Entgraten oder nicht entfernten Gusslinien. Gehe die Schritte zur Reinigung und Entgratung nochmals durch. Bei Resin können Teile manchmal leicht verzogen sein; ein kurzes Bad in warmem (nicht kochendem!) Wasser kann helfen, das Resin weicher zu machen, sodass du es vorsichtig in die richtige Form biegen kannst, während es abkühlt.
* Teile brechen: Dies ist besonders bei feinen Resin- oder Metallteilen ärgerlich. Sei immer vorsichtig. Wenn ein Teil bricht, kann es oft mit Sekundenkleber repariert werden. Bei strukturell wichtigen Brüchen kann auch hier das Stiften helfen.
Der letzte Schliff vor dem Bemalen
Bevor die Farbe ins Spiel kommt, mache eine abschließende Qualitätskontrolle. Überprüfe alle Klebestellen, entferne letzte Gussgrate oder Staubpartikel. Stelle sicher, dass alle Spalten gefüllt sind und die Oberfläche glatt ist. Dann ist es Zeit für die Grundierung. Eine gute Grundierung sorgt nicht nur für eine bessere Haftung der Farbe, sondern auch für eine einheitliche Farbbasis.
Fazit
Der Zusammenbau von Warlord Games Figuren ist eine lohnende Erfahrung, die deine Geduld testet, aber auch deine Kreativität und dein handwerkliches Geschick fördert. Mit den richtigen Werkzeugen, einer sauberen Arbeitsweise und dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung wirst du in der Lage sein, makellose Miniaturen zu erschaffen, die die perfekte Grundlage für deine Bemalprojekte bilden und dir auf dem Spielfeld viel Freude bereiten werden. Jede sorgfältig montierte Figur ist ein kleines Kunstwerk und ein Beweis für deine Hingabe zum Hobby. Also, ran an die Zange, den Kleber und das Messer – deine Armee wartet darauf, gebaut zu werden! Viel Spaß beim Basteln!