Die Schlacht im Hürtgenwald – allein der Name weckt Assoziationen an eine der blutigsten und zermürbendsten Auseinandersetzungen des Zweiten Weltkriegs. Von September 1944 bis Februar 1945 tobten hier im deutsch-belgischen Grenzgebiet Kämpfe, die oft als „Verdun des Westens“ beschrieben werden. Es war ein Kampf Mensch gegen Mensch, Baum gegen Baum, ein erbarmungsloser Fleischwolf, in dem zehntausende Soldaten auf beiden Seiten ihr Leben ließen oder schwer verwundet wurden. Doch welche deutschen Divisionen waren es eigentlich, die diesen verzweifelten und oft aussichtslosen Widerstand leisteten? Wer waren die Männer, die in diesem undurchdringlichen Waldgebiet unter widrigsten Bedingungen kämpften? Dieser Artikel taucht tief in die Militärgeschichte ein, um genau diese Frage umfassend und detailliert zu beantworten.
### Der Hürtgenwald: Eine Hölle auf Erden
Bevor wir uns den spezifischen Einheiten widmen, ist es wichtig, die einzigartigen Bedingungen zu verstehen, die den Hürtgenwald zu einem so furchtbaren Schlachtfeld machten. Es war ein dicht bewaldetes, hügeliges Terrain mit tiefen Schluchten und engem Baumbestand, der die Sicht auf wenige Meter reduzierte. Der Herbst und Winter 1944/45 brachten unerbittlichen Regen, Schnee und eisige Temperaturen mit sich, die den Boden in Schlamm verwandelten und das Vorankommen fast unmöglich machten. Artilleriegranaten zerfetzten die Baumwipfel und ließen einen tödlichen Regen aus Holzsplittern und Metall auf die kämpfenden Soldaten niedergehen – die gefürchteten „Tree Bursts”.
Die strategische Bedeutung des Hürtgenwaldes lag in seiner Lage vor dem Westwall und den wichtigen Rur-Staudämmen. Für die Amerikaner war er ein Hindernis auf dem Weg zur Rheinebene; für die Deutschen eine letzte Bastion, deren Verteidigung die westliche Flanke für die geplante Ardennenoffensive sichern und den Vormarsch der Alliierten nach Deutschland verzögern sollte. Diese Konstellation garantierte einen Kampf bis zum Äußersten, in dem jede Geländebewegung unter enormen Verlusten erkauft werden musste.
### Die ersten Verteidiger: Westwall und verzweifelter Widerstand (September – Oktober 1944)
Die ersten amerikanischen Vorstöße im September 1944, hauptsächlich durch Teile des US V Corps, trafen auf eine deutsche Verteidigung, die sich bereits in Auflösung befand, aber schnell verstärkt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Armee an der Westfront nach dem Desaster von Falaise und dem Rückzug durch Frankreich stark dezimiert.
Eine der ersten bedeutenden deutschen Divisionen, die im Hürtgenwald eingesetzt wurde, war die 275. Infanterie-Division. Diese Einheit, bereits durch frühere Kämpfe stark angeschlagen und mit vielen unerfahrenen Rekruten aufgefüllt, wurde in die Stellungen des Westwalls geworfen, um den Vormarsch der Amerikaner zu blockieren. Sie verteidigte sich mit äußerster Zähigkeit, litt aber unter massiven Verlusten und musste nach kurzer Zeit aus der Front genommen werden.
Parallel dazu kämpften auch Teile der 89. Infanterie-Division in diesem Sektor. Oft waren es keine intakten Divisionen mehr, sondern zusammengewürfelte „Kampfgruppen“, die aus Resten verschiedener Einheiten bestanden. Dieses Phänomen der Kampfgruppen – ad hoc gebildete Einheiten unterschiedlicher Größe und Zusammensetzung – sollte ein durchgängiges Merkmal der deutschen Kriegsführung im Hürtgenwald sein und unterstreicht die verzweifelte Lage und den Mangel an intakten Großverbänden. Die Männer waren oft schlecht ausgerüstet, unterversorgt, aber hoch motiviert, ihr Heimatland zu verteidigen.
### Die Eskalation: Operation Queen und die Ankunft der Eliten (November 1944)
Im November 1944 starteten die Alliierten die „Operation Queen“, eine Großoffensive, die den Hürtgenwald endgültig durchbrechen und die Rur-Staudämme sichern sollte. Dies führte zu einer weiteren Intensivierung der Kämpfe und zog frische, oft als Elite geltende deutsche Einheiten in den Wald.
Eine der prominentesten Divisionen, die hier eingesetzt wurde, war die 3. Fallschirmjäger-Division. Obwohl als Fallschirmjäger ausgebildet, kämpfte diese Division aufgrund des Geländes als reguläre Infanterie. Ihre Soldaten, oft erfahrene und gut ausgebildete Kämpfer, waren berühmt für ihre hohe Moral und Zähigkeit. Sie verteidigten sich in erbitterten Nahkämpfen gegen die amerikanischen Angriffe und führten auch Gegenangriffe durch, die den Amerikanern schwere Verluste zufügten. Besonders um Orte wie Kommerscheidt und Schmidt entbrannten heftigste Gefechte, in denen die 3. Fallschirmjäger-Division eine zentrale Rolle spielte.
Ebenfalls in dieser Phase stießen weitere neu aufgestellte oder neu formierte Einheiten hinzu, darunter die 12. Volksgrenadier-Division und die 47. Volksgrenadier-Division. Diese Divisionen bestanden oft aus einer Mischung aus erfahrenen Frontsoldaten, die von anderen Einheiten abgezogen wurden, und jungen, oft weniger ausgebildeten Rekruten, darunter viele aus der Marine und Luftwaffe, die zu Infanteristen umfunktioniert worden waren. Trotz ihrer oft heterogenen Zusammensetzung kämpften diese Volksgrenadier-Divisionen mit bemerkenswerter Härte und Verzweiflung, getrieben von einem letzten Aufbäumen und dem Befehl, jeden Meter Boden zu halten.
Auch wenn der Hürtgenwald aufgrund seiner Bewaldung und des schwierigen Geländes kein ideales Panzerterrain war, wurden doch Panzerdivisionen zur Unterstützung und für Gegenangriffe herangezogen. Insbesondere die 116. Panzer-Division („Windhund-Division”) war in verschiedenen Abschnitten des Kampfes beteiligt. Ihre Panzer konnten jedoch nur begrenzt eingesetzt werden und dienten oft als mobile Artillerie oder zur Infanterieunterstützung auf den wenigen befahrbaren Wegen. Teile der 9. Panzer-Division und auch der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg” sahen ebenfalls begrenzte Einsätze, hauptsächlich um Gegenangriffe zu starten oder besonders kritische Frontabschnitte zu stabilisieren.
### Der Schatten der Ardennen: Truppenbewegungen und neue Formationen (Dezember 1944)
Die deutsche Heeresführung traf im Dezember 1944 eine folgenschwere Entscheidung: Sie zog erhebliche Kräfte vom Hürtgenwald ab, um sie für die Ardennenoffensive (Unternehmen „Wacht am Rhein“) zu sammeln. Dies führte zu einer kurzzeitigen Entlastung der Amerikaner, aber auch zu einer weiteren Rotation und Reorganisation der deutschen Verteidigungslinien.
Nach dem Scheitern der Ardennenoffensive wurden viele dieser Einheiten, oft schwer angeschlagen, wieder in den Hürtgenwald zurückverlegt oder durch neue Formationen ersetzt, um die Front zu stabilisieren. In dieser Phase des Kampfes, die bereits in den Januar 1945 überging, sahen weitere Volksgrenadier-Divisionen und Infanterie-Divisionen ihren Einsatz. Dazu gehörten unter anderem die 272. Volksgrenadier-Division, die 326. Volksgrenadier-Division und die 340. Volksgrenadier-Division. Diese Einheiten waren oft aus den Trümmern früherer Schlachten neu aufgestellt worden und bestanden zum Teil aus hastig ausgebildeten Soldaten, die direkt von der Heimatfront oder aus Ersatzeinheiten kamen.
### Die letzten Kämpfe und der Fall der Rur-Staudämme (Januar – Februar 1945)
Die letzten Wochen der Schlacht im Hürtgenwald, die bis in den Februar 1945 reichten, waren geprägt vom Kampf um die Kontrolle der strategisch wichtigen Rur-Staudämme. Die deutsche Verteidigung war zu diesem Zeitpunkt extrem ausgedünnt und der Nachschub an Männern und Material kritisch.
Dennoch kämpften Divisionen wie die 353. Infanterie-Division und weitere Reste der bereits erwähnten Volksgrenadier-Divisionen bis zum letzten Atemzug. Der Widerstand war verzweifelt, aber die deutsche Kampfkraft war nach Monaten ununterbrochener Kämpfe im Wald und den Verlusten der Ardennenoffensive weitgehend erschöpft. Die amerikanischen Truppen, die ihrerseits unter enormen Verlusten litten, konnten die Staudämme schließlich einnehmen und damit eine der blutigsten Schlachten des Westfeldzugs beenden.
### Das Phänomen der „Kampfgruppen” und die Zermürbungsschlacht
Es ist entscheidend zu betonen, dass die oben genannten Divisionen zwar die größeren Formationen waren, aber die Realität an der Front oft anders aussah. Im Hürtgenwald kämpften selten intakte Divisionen über längere Zeiträume. Die hohen Verluste durch Artillerie, Minen, Nahkämpfe, Kälte und Krankheiten führten dazu, dass Divisionen innerhalb weniger Tage oder Wochen auf Bataillonsstärke oder noch weniger reduziert wurden.
Die deutsche Heeresführung reagierte darauf, indem sie immer wieder improvisierte „Kampfgruppen” bildete. Diese bestanden aus den Resten zerschlagener Einheiten, ergänzt durch neu eingetroffene Rekruten, Artillerieabteilungen, Pioniereinheiten oder sogar Luftwaffen-Felddivisionen, die zu Infanterie umfunktioniert wurden. Diese Kampfgruppen trugen oft die Namen ihrer Kommandeure (z.B. Kampfgruppe Hübner, Kampfgruppe Grollmann) und waren ein Spiegelbild der zunehmenden deutschen Material- und Personalnot. Dies macht es im Nachhinein schwierig, eine exakte Auflistung aller „Divisionen” zu geben, da die Front im Hürtgenwald ein fließendes Mosaik aus ständig wechselnden, zerschlagenen und neu zusammengefügten Einheiten war.
### Warum der Hürtgenwald so grausam war: Ein Rückblick aus deutscher Sicht
Aus deutscher Sicht war der Hürtgenwald nicht nur ein strategisch wichtiger Abschnitt des Westwalls und der Weg zu den Rur-Staudämmen, sondern auch ein Symbol für den verzweifelten Kampf um die Heimat. Die Soldaten, ob erfahrene Fallschirmjäger oder junge Volksgrenadiere, wussten, dass sie ihre Familien und ihr Land verteidigten. Diese Motivation, gepaart mit der brutalen Effizienz der deutschen Verteidigungstaktik, dem Einsatz von Minen und Sprengfallen sowie der Nutzung des schwierigen Geländes, führte zu dem hohen Blutzoll, den die Alliierten hier zahlen mussten. Der Hürtgenwald ist ein Paradebeispiel für eine Zermürbungsschlacht, in der beide Seiten bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit getrieben wurden.
### Fazit
Die Frage, welche deutschen Divisionen wirklich im Hürtgenwald am Kämpfen waren, führt uns zu einer langen Liste von Einheiten – von der 275. Infanterie-Division über die 3. Fallschirmjäger-Division bis hin zu zahlreichen Volksgrenadier-Divisionen und Ad-hoc-Kampfgruppen. Es waren Divisionen, die oft schon vor ihrer Ankunft im Wald schwere Verluste erlitten hatten und hier endgültig zerschlagen wurden. Es waren Einheiten, die aus den unterschiedlichsten Menschen zusammengewürfelt wurden, von erfahrenen Veteranen bis zu blutjungen Rekruten.
Die Schlacht im Hürtgenwald war ein tragisches Kapitel des Zweiten Weltkriegs, geprägt von extremen Bedingungen, unvorstellbaren Verlusten und einem unerbittlichen Kampf um jeden Meter Boden. Die deutschen Soldaten, die hier kämpften, taten dies unter einem immensen Druck, oft mit dem Wissen um die aussichtslose Lage, aber mit einer Zähigkeit und Entschlossenheit, die selbst die Alliierten immer wieder überraschte. Ihre Geschichte ist ein komplexes Geflecht aus Verzweiflung, Befehlsgehorsam und dem Wunsch, das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern. Der Hürtgenwald bleibt ein düsteres Mahnmal für die Grausamkeit des Krieges und die Opfer, die auf allen Seiten gebracht wurden.