Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2017 hat The Legend of Zelda: Breath of the Wild (BotW) Millionen von Spielern weltweit in seinen Bann gezogen. Es ist ein Spiel, das für seine offene Welt, seine Geheimnisse und die Freiheit, die es den Spielern bietet, bekannt ist. Doch gerade diese Freiheit führt oft zu faszinierenden Fragen und hartnäckigen Mythen. Eine dieser Fragen, die immer wieder in der Community auftaucht, dreht sich um das Hateno-Observatorium und eine ganz bestimmte Zwischensequenz: Ist es wirklich möglich, diesen Ort zu betreten, ohne der allgegenwärtigen Bedrohung durch Ganon ins Auge zu blicken?
Tauchen wir tief ein in die Spielmechaniken, die Erzählung und die Möglichkeiten, um herauszufinden, ob dieser Mythos der Wahrheit entspricht oder ob er sich als reine Spielerfantasie entpuppt.
Das Hateno Antik-Labor: Ein Zentrum des Fortschritts
Bevor wir uns dem Observatorium selbst widmen, sollten wir den Kontext verstehen. Das Hateno Antik-Labor, hoch oben auf einem Hügel in Hateno gelegen, ist ein Leuchtturm des Wissens und der Technologie in Hyrule. Unter der Leitung der brillanten, aber exzentrischen Purah und unterstützt von ihrem treuen Assistenten Symin dient es als Basis für die Erforschung alter Shiekah-Technologie. Es ist der Ort, an dem Link seine Shiekah-Stein-Fähigkeiten wiederherstellt und verbessert, insbesondere die Kamera und den Sensor.
Das Labor ist ein wichtiger Knotenpunkt auf Links Reise. Hier erhält er nicht nur die Möglichkeit, Fotos zu machen, sondern auch wichtige Informationen über die Verheerung und die Geschichte Hyrules. Die Interaktion mit Purah ist entscheidend für den Fortschritt in der Hauptquest „Erinnerungen an Orte”, die Link letztendlich dazu führt, die Welt zu erkunden und seine verlorenen Erinnerungen wiederzuerlangen.
Die erste Begegnung: Links Reise zum Observatorium
Der Weg ins Observatorium ist eng mit der Hauptquest „Erinnerungen an Orte” (im Original: „Locked Mementos”) verbunden. Nachdem Link den Shiekah-Stein in Kakariko erhalten und Impa getroffen hat, wird er nach Hateno geschickt, um Purah aufzusuchen. Purah hat die Fähigkeit, Links Shiekah-Stein zu reparieren und zu verbessern. Zuerst aktiviert sie die fehlende Kamera-Funktion. Dies ist ein entscheidender Schritt, da die Kamera nicht nur für Nebenquests und das Sammeln von Hyrule-Kompendium-Einträgen wichtig ist, sondern auch für die Suche nach Links verlorenen Erinnerungen.
Sobald die Kamera-Funktion wiederhergestellt ist, folgt ein unvergesslicher Moment. Purah bittet Link, ihr nach oben zu folgen – ins Observatorium. Dieser Raum ist mit einem massiven Teleskop ausgestattet, das auf das ferne Schloss Hyrule gerichtet ist. Die Atmosphäre ist gespannt, denn Purah hat etwas Wichtiges zu zeigen.
Der Moment der Wahrheit: Ganon’s Schreckensherrschaft
Genau in diesem Moment der ersten Besteigung des Observatoriums spielt sich die entscheidende Zwischensequenz ab, die den Kern unserer Frage bildet. Purah richtet das Teleskop auf Schloss Hyrule und zeigt Link die schreckliche Wahrheit: Die Verheerung Ganon, eine leuchtend rote, unheilvolle Masse, die das gesamte Schloss umhüllt und bedroht. Es ist ein visueller Schlag, der dem Spieler die enorme Bedrohung vor Augen führt, die über Hyrule schwebt. Diese Szene ist nicht nur ein Schockmoment, sondern auch eine wichtige narrative Erklärung. Sie verdeutlicht Links Mission und die Dringlichkeit, Ganon zu besiegen.
Diese Zwischensequenz ist narrativ von größter Bedeutung. Sie etabliert Ganon als den primären Antagonisten und visualisiert seine Macht. Für viele Spieler ist es der Moment, in dem ihnen die volle Tragweite von Links Aufgabe bewusst wird. Es ist ein „Aha”-Erlebnis, das die Motivation des Spielers stärkt, die Welt zu erkunden, um stärker zu werden und sich auf den Kampf vorzubereiten.
Der Mythos auf dem Prüfstand: Kann Ganon umgangen werden?
Nun kommen wir zum Kern der Sache: Kann man diesen schicksalhaften Anblick der Verheerung Ganon im Hateno-Observatorium umgehen? Die kurze, ungeschminkte Antwort lautet:
Nein, unter normalen Spielbedingungen ist es nicht möglich, die Ganon-Zwischensequenz im Hateno-Observatorium zu umgehen, wenn Sie die Quest „Erinnerungen an Orte” verfolgen und das Observatorium zum ersten Mal betreten.
Lassen Sie uns diese Antwort aufschlüsseln und die Gründe dafür erläutern:
1. Designentscheidung und narrative Notwendigkeit
Die Zwischensequenz ist eine zentrale Säule der Geschichte von BotW. Sie ist ein entscheidender Moment, um dem Spieler Ganon als Hauptgegner vorzustellen und die Bedrohung zu veranschaulichen. Nintendo hat diese Szene bewusst an diesen Punkt der Quest gesetzt, um sicherzustellen, dass jeder Spieler, der die Geschichte im vorgesehenen Tempo verfolgt, die volle Tragweite von Ganons Rückkehr versteht. Es ist eine unumgängliche Exposition, die für das Verständnis der Welt und Links Rolle darin unerlässlich ist.
2. Quest-Trigger und Spielmechaniken
Der Auslöser für die Zwischensequenz ist eng an den Fortschritt der Hauptquest „Erinnerungen an Orte” gebunden. Sie wird aktiviert, sobald Link das Observatorium nach der Wiederherstellung der Kamera-Funktion zum ersten Mal betritt. Das Spiel registriert diesen „ersten Besuch” und spielt die vorgesehene Szene ab. Es gibt keine Dialogoptionen oder Aktionen, die Link ausführen könnte, um die Aktivierung dieser Sequenz zu verhindern.
3. Das „Ganon besiegen, bevor man ihn sieht”-Dilemma
Manche Spieler könnten argumentieren: „Was ist, wenn ich direkt zu Schloss Hyrule gehe und Ganon besiege, *bevor* ich das Hateno-Labor besuche?” Dies ist eine gültige Frage, da BotW bekanntlich Spielern erlaubt, Ganon jederzeit herauszufordern, sogar direkt nach dem Großen Plateau. Doch hier greift eine wichtige Spielmechanik: Nach dem Sieg über Ganon setzt das Spiel den letzten Speicherstand vor dem Endkampf wieder ein. Das bedeutet, dass der „Sieg” zwar im Spiel festgehalten wird (man bekommt einen Stern neben dem Spielstand), aber die Welt selbst kehrt in den Zustand vor dem Kampf zurück. Die Geschichte pausiert im Grunde. Wenn Sie danach das Hateno-Labor besuchen, würden Sie die Zwischensequenz immer noch erleben, da Sie den narrativen Punkt, der sie auslöst, noch nicht erreicht haben.
4. Glitches und Sequence Breaks: Eine minimale Ausnahme?
In Spielen mit der Komplexität von BotW gibt es oft von der Community entdeckte Glitches und Sequence Breaks, die es Spielern ermöglichen, die vorgesehenen Abläufe zu umgehen. Speedrunner und Glitch-Jäger verbringen Tausende von Stunden damit, solche Möglichkeiten zu finden.
Es ist theoretisch denkbar, dass es einen extrem obskuren Glitch geben könnte, der es Link erlauben würde, *physisch* in den Observatoriumsraum zu gelangen, *bevor* die Quest „Erinnerungen an Orte” ihn dorthin führt. Zum Beispiel durch Klettern außerhalb der Spielgrenzen oder durch das Durchdringen von Wänden. Doch selbst wenn ein solcher Glitch existieren würde, würde er wahrscheinlich nicht das *Auslösen der Zwischensequenz* verhindern, sobald die Quest Link *offiziell* dorthin führt. Der Trigger ist in der Regel an den Fortschritt der Quest und das Betreten des Raumes unter bestimmten Bedingungen geknüpft, nicht nur an die physische Anwesenheit im Raum. Selbst wenn man physisch dort wäre, würde das Spiel die Cutscene immer noch als obligatorisch ansehen, sobald der questrelevante Zeitpunkt erreicht ist, oder die Quest würde blockiert. Daher ist selbst durch Exploits das Umgehen der narrativen Einführung von Ganon an diesem Punkt als praktisch unmöglich anzusehen.
Die wenigen dokumentierten Sequence Breaks in BotW konzentrieren sich meist auf das Überspringen ganzer Schreine, Dungeons oder das Erreichen des Endkampfes ohne die traditionelle Vorbereitung. Ein so spezifischer narrativer Trigger wie die Ganon-Vorstellung ist in der Regel sehr robust gegen solche Umgehungen.
Wahrheit oder Mythos: Die endgültige Klärung
Der Mythos, dass man das Hateno-Observatorium betreten kann, ohne Ganon zu sehen, ist also, was die *erste, storyrelevante Begegnung* betrifft, definitiv ein Mythos.
Die Wahrheit ist, dass die Zwischensequenz, die Ganon im Schloss Hyrule zeigt, ein fester und unumgänglicher Bestandteil der Hauptquest „Erinnerungen an Orte” ist, wenn man sie auf dem vorgesehenen Weg absolviert. Sie ist entscheidend für das narrative Fundament des Spiels und kann nicht übersprungen werden, da sie Link und dem Spieler die zentrale Bedrohung vor Augen führt.
Was passiert nach dem ersten Besuch?
Es ist jedoch wichtig zu betonen: *Nachdem* Sie die Zwischensequenz einmal erlebt haben, können Sie das Hateno-Observatorium jederzeit frei betreten. Bei allen weiteren Besuchen wird Ganon nicht erneut durch das Teleskop gezeigt. Dann dient das Observatorium einfach als normaler Raum im Labor, in dem man mit Purah sprechen oder die Umgebung von Hateno überblicken kann. In diesem Sinne kann man das Observatorium „ohne Ganon sehen” – aber eben erst, nachdem man ihn das erste Mal gesehen hat.
Warum dieser Mythos so hartnäckig ist
Der Grund, warum solche Mythen in der Gaming-Community so hartnäckig sind, liegt in der Natur von Open-World-Spielen wie BotW. Die enorme Freiheit, die sie bieten, regt die Spieler dazu an, die Grenzen auszutesten. Gibt es einen „alternativen” Weg? Kann ich das System überlisten? Die Suche nach solchen Abkürzungen oder alternativen Wegen ist ein integraler Bestandteil des Spielerlebnisses für viele. Obwohl in diesem speziellen Fall keine Umgehung existiert, zeugt die Frage von der Kreativität und Neugier der Spielerbasis.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Möglichkeit, das Hateno-Observatorium in The Legend of Zelda: Breath of the Wild zu betreten, ohne die ikonische Ganon-Zwischensequenz zu sehen, ein hartnäckiger Mythos ist. Diese narrative Einführung ist ein integraler Bestandteil der Haupthandlung und wurde von den Entwicklern fest im Spiel verankert, um die Dringlichkeit und das Ausmaß der Bedrohung durch die Verheerung zu verdeutlichen.
Für alle, die die Geschichte von Link und Hyrule erleben wollen, ist der Anblick von Ganon durch das Teleskop ein unvermeidlicher und prägender Moment. Er dient als visueller Startschuss für das epische Abenteuer, das vor Link liegt, und ist ein Beweis für die durchdachte Erzählweise von BotW.
Nach dem ersten, obligatorischen Blick können Sie den Raum jedoch jederzeit ohne eine erneute Ganon-Sichtung betreten. Aber die erste, schicksalhafte Begegnung mit dem Hauptbösewicht ist für jeden Spieler von Breath of the Wild unausweichlich und ein fester Bestandteil der Reise, die Link auf sich nimmt, um Hyrule zu retten.