Von damals bis heute: Welches Tomb Raider fandet ihr im direkten Vergleich am besten?

Die Welt der Videospiele hat viele ikonische Figuren hervorgebracht, doch nur wenige strahlen so hell und langanhaltend wie Lara Croft. Seit ihrem Debüt im Jahr 1996 hat die furchtlose Archäologin ganze Generationen von Spielern auf Schatzsuchen, in antike Gräber und durch atemberaubende Landschaften entführt. Die Reihe der Tomb Raider Spiele hat sich dabei stetig weiterentwickelt, radikale Veränderungen durchgemacht und immer wieder neue Maßstäbe gesetzt. Doch welche Inkarnation von Lara und ihren Abenteuern hat uns im direkten Vergleich am nachhaltigsten beeindruckt? Welches Spiel verdient den Titel des „besten Tomb Raiders aller Zeiten”? Diese Frage ist so komplex wie die Gräber, die Lara erforscht, denn sie hängt stark von persönlichen Vorlieben, der Spielerfahrung und nicht zuletzt der Nostalgie ab. Begleiten wir Lara auf eine Zeitreise von damals bis heute, um dieser Frage auf den Grund zu gehen.

### Die Geburtsstunde einer Legende: Die Core Design Ära (1996 – 2003)

Als Tomb Raider 1996 das Licht der Welt erblickte, war es eine Sensation. Entwickelt von Core Design, präsentierte es eine dreidimensionale Welt, die es so noch nicht gegeben hatte. Spieler schlüpften in die Rolle einer intelligenten, agilen und selbstbewussten Frau, die sich ihren Weg durch Ruinen, Tempel und Katakomien bahnte. Die Steuerung war klobig, oft als „Panzersteuerung” belächelt, aber sie funktionierte in der damaligen Würfelwelt erstaunlich präzise für die vielen Sprung- und Kletterpassagen.

Das erste Tomb Raider definierte ein Genre. Es war ein Meisterwerk des Puzzle-Designs und der Exploration. Spieler verbrachten Stunden damit, versteckte Schalter zu finden, komplexe Mechanismen zu entschlüsseln und sich durch die oft beklemmende Stille der weitläufigen Areale zu bewegen. Die Geschichte war mysteriös und fesselnd, Laras Motivation klar: Sie war eine Grabräuberin, getrieben von Wissen und Abenteuerlust.

Mit Tomb Raider II (1997) legte Core Design nach und erhöhte den Action-Anteil, führte Fahrzeuge ein und erweiterte die Schauplätze von Venedig bis zur Großen Mauer. Das Spiel war größer, opulenter und bot mehr von allem, was Fans am Original liebten. Viele sehen es als den Höhepunkt der klassischen Ära an. Tomb Raider III (1998) wurde noch komplexer, führte verzweigte Pfade und ein intensiveres Inventarsystem ein. Es war anspruchsvoller und manchmal frustrierend, aber belohnte hartnäckige Spieler mit einer tiefen Erfahrung.

Die folgenden Titel, The Last Revelation (1999) und Chronicles (2000), versuchten, an den Erfolg anzuknüpfen, konnten aber die kreative Höhe der ersten Spiele nicht ganz erreichen. Der Höhepunkt und gleichzeitig Tiefpunkt dieser Ära war zweifellos Tomb Raider: Angel of Darkness (2003). Nach einer langen Entwicklungszeit und unter enormem Druck veröffentlicht, war das Spiel technisch unfertig, von Bugs geplagt und litt unter einer unausgereiften Steuerung. Es war ein mutiger Versuch, Lara in eine düsterere, storygetriebenere Richtung zu lenken, scheiterte aber an der Umsetzung und führte beinahe zum Ende der gesamten Serie.

Die klassische Ära zeichnete sich durch eine einzigartige Mischung aus Isolation, komplexen Sprungpassagen und cleveren Rätseln aus. Lara war hier eine fast übermenschliche Athletin, deren Coolness und Unnahbarkeit einen Großteil ihres Reizes ausmachten. Für viele Puristen sind diese Spiele unerreicht und definieren das „wahre” Tomb Raider-Erlebnis.

### Der Neustart und die Modernisierung: Die Crystal Dynamics Ära (2006 – 2008)

Nach dem Debakel von Angel of Darkness übernahm Crystal Dynamics das Ruder. Ihre Mission war klar: Lara Croft und die Tomb Raider-Reihe wiederbeleben. Und das gelang ihnen mit Bravour.

Tomb Raider: Legend (2006) war der erste Schritt. Das Spiel modernisierte Laras Charakter, gab ihr ein frisches Aussehen und eine Hintergrundgeschichte, die ihre Motivation für die Schatzsuche neu definierte (die Suche nach ihrer vermissten Mutter). Vor allem aber revolutionierte es die Steuerung. Flüssigere Bewegungen, kontextsensitive Aktionen und eine Kamera, die mitdachte, machten das Spiel zugänglicher und spaßiger. Die Rätsel waren immer noch präsent, aber weniger obskur, und die Action war dynamischer. Legend war eine dringend benötigte Frischzellenkur, die bewies, dass Lara noch immer relevant sein konnte.

Der wahre Triumph dieser Ära war jedoch Tomb Raider: Anniversary (2007). Es war ein Remake des Originals von 1996, aber mit der Technik und den Gameplay-Verbesserungen von Legend. Anniversary schaffte es, die Nostalgie des ersten Spiels perfekt einzufangen, während es gleichzeitig eine moderne Spielerfahrung bot. Die legendären Levels wurden liebevoll neu interpretiert, die Atmosphäre beibehalten, aber mit zeitgemäßer Grafik und Steuerung versehen. Für viele stellt Anniversary den idealen Kompromiss zwischen den alten und neuen Stärken der Reihe dar. Es ist ein Beweis dafür, dass gute Spielkonzepte zeitlos sind, wenn sie richtig umgesetzt werden.

Die Trilogie fand ihren Abschluss in Tomb Raider: Underworld (2008), das sich auf nordische Mythologie konzentrierte und Lara in weitläufigere, offenere Umgebungen führte. Es war ambitioniert, litt aber unter kleineren technischen Mängeln und konnte das hohe Niveau von Anniversary nicht ganz halten. Dennoch festigte diese Ära den Ruf von Crystal Dynamics als würdige Nachfolger von Core Design. Sie brachten Lara zurück ins Rampenlicht und zeigten, dass sie sich erfolgreich anpassen konnte.

### Die Survival-Ära: Eine neue Lara für eine neue Generation (2013 – 2018)

Nach einer weiteren Pause wagte die Serie einen radikalen Neustart, der Lara Croft komplett neu definierte und ihr eine Origin-Story gab. Die sogenannte Survivor-Trilogie, angeführt von Crystal Dynamics und Eidos Montréal, schlug einen deutlich düstereren und realistischeren Ton an.

Tomb Raider (2013) zeigte eine junge, unerfahrene Lara, die Schiffbruch auf einer mysteriösen Insel erleidet und zum ersten Mal ums nackte Überleben kämpfen muss. Dieses Spiel war weniger ein Puzzle-Spiel und mehr ein Action-Adventure mit starken Überlebenselementen. Der Fokus lag auf Charakterentwicklung, einer packenden Geschichte und intensiven Kämpfen. Lara musste jagen, sich verteidigen und sah sich erstmals mit den physischen und psychischen Narben des Überlebens konfrontiert. Das Spiel war ein kommerzieller Erfolg und brachte viele neue Fans, die mit den alten Titeln vielleicht nie in Berührung gekommen waren. Es war ein klarer Kurswechsel, der Anleihen bei Spielen wie Uncharted nahm, aber dennoch seine eigene Identität bewahrte.

Mit Rise of the Tomb Raider (2015) wurde die Formel des Vorgängers verfeinert. Das Spiel bot größere Hub-Areale, mehr optionale Gräber mit komplexeren Rätseln und ein ausgebautes Crafting-System. Lara war nun erfahrener, aber immer noch menschlich und verwundbar. Der Balanceakt zwischen Action, Erkundung und Rätseln war hier am besten gelungen. Viele sehen Rise of the Tomb Raider als den Höhepunkt dieser Trilogie an, da es die Stärken des Neustarts konsolidierte und gleichzeitig mehr von dem bot, was alteingesessene Fans an Tomb Raider schätzen: das Erforschen von Gräbern.

Die Trilogie fand ihren Abschluss in Shadow of the Tomb Raider (2018), entwickelt von Eidos Montréal. Dieses Spiel legte einen stärkeren Fokus auf Stealth, Überleben im Dschungel und vor allem auf noch komplexere und tödlichere Gräber. Die Geschichte war dunkler und konfrontierte Lara mit den moralischen Konsequenzen ihrer Handlungen. Obwohl das Spiel visuell beeindruckend war und die Rätsel ein hohes Niveau erreichten, wurde der Action-Anteil etwas zurückgefahren, was nicht jedem gefiel. Es war ein würdiger Abschluss für Laras Origin-Story und etablierte sie endgültig als die Grabräuberin, die wir kennen.

### Der direkte Vergleich: Damals vs. Heute

Nun zur Kernfrage: Welches Tomb Raider ist das Beste? Die Antwort ist, wie so oft, subjektiv und hängt stark davon ab, welche Aspekte man am meisten schätzt.

**Gameplay-Philosophie:**
Die klassischen Spiele (Core Design) waren puristische Puzzle-Plattformer. Die Welt war Laras Spielplatz, und das Ziel war es, Mechanismen zu verstehen und akrobatische Herausforderungen zu meistern. Der Kampf war oft zweitrangig und etwas klobig.
Die erste Crystal Dynamics Ära (Legend, Anniversary) schuf einen Brückenschlag. Sie modernisierte die Steuerung und den Kampf, bewahrte aber den Fokus auf Exploration und Rätsel. Anniversary ist hier ein Paradebeispiel für eine gelungene Synthese.
Die Survival-Trilogie (2013-2018) hingegen ist ein modernes Action-Adventure. Der Kampf ist flüssig und intensiv, die Geschichte cinematic und charakterzentriert. Die Rätsel sind oft in der Umgebung verankert oder in optionalen Gräbern zu finden, aber selten das primäre Gameplay-Element.

**Lara Croft:**
Die ursprüngliche Lara Croft war eine kühle, unnahbare, fast archetypische Heldin. Sie war stark, elegant und überlegen. Ihre Motivation war die reine Abenteuerlust.
Die Lara der Survivor-Trilogie ist eine menschliche, fehlbare Figur. Wir erleben ihre Entwicklung von einer verängstigten Studentin zur gestählten Überlebenskämpferin. Ihre Verletzlichkeit und ihre inneren Konflikte stehen im Vordergrund. Diese Lara ist emotional zugänglicher, aber für manche Fans fehlt ihr die ikonische Souveränität der Original-Lara.

**Atmosphäre und Setting:**
Die klassischen Spiele zeichneten sich durch eine beklemmende Isolation aus. Man war oft allein in riesigen, verlassenen Ruinen, begleitet nur von den Geräuschen der Umgebung und Laras eigenen Schritten. Das erzeugte eine einzigartige Spannung und ein Gefühl der Entdeckung.
Die neueren Spiele bieten oft lebendigere Welten, mit mehr Interaktionen und NPCs, wenn auch die Gräber selbst oft dieselbe isolierte Atmosphäre einfangen. Die Natur spielt eine größere Rolle, insbesondere in der Survival-Trilogie, wo Lara die Umgebung nutzen muss, um zu überleben.

**Innovation vs. Tradition:**
Jede Ära hat auf ihre Weise versucht, innovativ zu sein und gleichzeitig die Essenz von Tomb Raider zu bewahren. Core Design schuf das Fundament. Crystal Dynamics (erste Ära) perfektionierte die klassische Formel für die moderne Zeit. Die Survivor-Trilogie wagte den mutigsten Schritt, indem sie die Reihe neu erfand und für ein breiteres Publikum öffnete.

### Das Urteil: Ein unentschiedener Kampf der Giganten

Wenn man mich nach dem „besten” Tomb Raider fragen würde, müsste ich ehrlich sein: Es gibt nicht das eine Spiel, das alle anderen überstrahlt. Stattdessen gibt es Meisterwerke innerhalb jeder Ära, die für unterschiedliche Spielertypen glänzen.

Für diejenigen, die die pure, unverfälschte Herausforderung des Rätsel- und Plattform-Gameplays suchen und die klobige Steuerung in Kauf nehmen, sind Tomb Raider (1996) und Tomb Raider II absolute Klassiker, die man erlebt haben muss. Ihre unvergleichliche Atmosphäre und ihr Pioniergeist sind unbestreitbar.

Wer eine perfekte Synthese aus klassischem Design und moderner Spielbarkeit sucht, findet in Tomb Raider: Anniversary das vielleicht ausgewogenste Spielerlebnis. Es respektiert die Wurzeln der Serie und bietet gleichzeitig eine flüssige, zeitgemäße Steuerung und Grafik. Für viele ist es der goldene Mittelweg.

Für Fans von packenden Geschichten, intensiver Action und der Entwicklung einer tiefgründigen Hauptfigur ist Rise of the Tomb Raider (oder die gesamte Survivor-Trilogie) die erste Wahl. Diese Spiele sind moderne Action-Adventures auf höchstem Niveau, die Lara Croft als menschliche Heldin neu definieren und beeindruckende Welten zum Erkunden bieten.

Persönlich tendiere ich dazu, Rise of the Tomb Raider als das vollständigste moderne Tomb Raider anzusehen, das die verschiedenen Elemente am besten vereint. Die Gräber sind clever, der Kampf ist befriedigend und Laras Entwicklung ist fesselnd. Wenn es aber um das Gefühl des „echten” Tomb Raider geht, das Erforschen und die Isolation, dann hat Tomb Raider: Anniversary einen besonderen Platz in meinem Herzen, dicht gefolgt vom Original.

Am Ende ist es der ständige Wandel, die Bereitschaft zur Innovation und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, die die Tomb Raider-Reihe so besonders machen. Jede Inkarnation von Lara Croft erzählt ihre eigene Geschichte und hinterlässt einen einzigartigen Eindruck. Die Diskussion, welches das Beste ist, wird wohl ewig weitergehen – und genau das macht den Reiz dieser legendären Serie aus. Wir sind gespannt, wohin Laras nächste Abenteuer uns führen werden.