Im März 2017 erblickte ein Spiel das Licht der Welt, das nicht nur den Start einer neuen Nintendo-Konsole, der Switch, markierte, sondern auch die Videospielwelt, wie wir sie kannten, für immer verändern sollte: The Legend of Zelda: Breath of the Wild (BOTW). Mehr als sieben Jahre sind seit seiner Veröffentlichung vergangen, doch die Faszination und die Begeisterung für dieses Abenteuer sind ungebrochen. Es wird nicht nur als eines der besten Spiele seiner Generation gefeiert, sondern oft auch als eines der größten Videospiele aller Zeiten. Doch was macht diesen Titel zu einem solchen Phänomen, das auch Jahre später noch Millionen von Spielern in seinen Bann zieht und seinen Status als echtes Meisterwerk festigt?
Die Revolution der offenen Welt: Freiheit in ihrer reinsten Form
Der wohl bedeutendste Bruch mit etablierten Konventionen, den Zelda: BOTW wagte, war die Neudefinition der „offenen Welt“. Während viele Open-World-Spiele den Spieler mit einer Flut von Markierungen, Aufgabenlisten und linearen Pfaden überladen, setzte BOTW auf eine radikale Philosophie der Freiheit. Von dem Moment an, in dem Link aus dem Schrein des Lebens tritt, liegt Hyrule in seiner ganzen Pracht vor ihm – ein riesiges, ungezähmtes Land, das zum Erkunden einlädt, ohne dass man ihm vorschreibt, wohin man gehen oder was man tun soll.
Diese Freiheit wird durch ein cleveres Designkonzept untermauert: das „go anywhere, climb anything“-Prinzip. Dank Links Kletterfähigkeit und einem cleveren Ausdauersystem gibt es kaum eine Klippe, einen Baum oder einen Berg, der nicht erklommen werden kann. Jeder Horizont, jeder Gipfel lädt dazu ein, erreicht und erforscht zu werden. Dies schafft ein beispielloses Gefühl der Entdeckung und des Abenteuers. Statt einem vom Spiel vorgegebenen Weg zu folgen, erschafft jeder Spieler seine eigene einzigartige Reise durch Hyrule.
Ein weiterer Eckpfeiler dieser revolutionären offenen Welt ist die ausgeklügelte Physik-Engine des Spiels. Objekte reagieren realistisch auf Links Interaktionen und auf die Umwelt. Bäume können gefällt, Felsen gerollt und Feuer entzündet werden, was zu einer unglaublichen Vielfalt an Lösungsansätzen für Rätsel und Kämpfe führt. Dieses „Emergent Gameplay“ – also das Entstehen unerwarteter Spielsituationen durch die Interaktion von Spielmechaniken – ist es, was BOTW so lebendig und unvorhersehbar macht. Es ermutigt zum Experimentieren und belohnt kreatives Denken, was wiederum den Wiederspielwert enorm steigert.
Eine Welt zum Verlieben: Ästhetik und Atmosphäre
Das visuelle Design von Breath of the Wild ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kunststil über rohe Rechenleistung triumphieren kann. Anstatt auf Hyperrealismus zu setzen, entschied sich Nintendo für einen zeitlosen, cel-shaded Look, der an die Schönheit japanischer Zeichentrickfilme erinnert – oft wird der Vergleich zu Studio Ghibli herangezogen. Diese Ästhetik verleiht Hyrule eine ganz eigene Magie, lässt es gleichzeitig malerisch und geheimnisvoll wirken. Die weiten Ebenen, die zerklüfteten Berge, die dichten Wälder und die verfallenen Ruinen erzählen stumme Geschichten und laden zum Verweilen ein.
Doch nicht nur die Grafik, auch das Sounddesign trägt maßgeblich zur unvergleichlichen Atmosphäre bei. Oft ist es die Stille, die beeindruckt: das Rascheln des Grases im Wind, das Plätschern eines Baches, das ferne Klirren eines Wächters oder das Geräusch von Links Schritten. Die Musik ist minimalistisch und unaufdringlich, oft getragen von melancholischen Klavierklängen, die dynamisch auf die Situation reagieren. Sie untermalt das Gefühl der Einsamkeit und die Weite der Welt, ohne jemals aufdringlich zu sein. Diese Kombination aus visueller und akustischer Gestaltung schafft eine immersive Erfahrung, die Spieler tief in die Welt von Hyrule eintauchen lässt und ein Gefühl von Wunder und Sehnsucht hervorruft.
Intuitives und Innovatives Gameplay: Die Magie des Experimentierens
Abgesehen von der offenen Welt und der Ästhetik ist es das Gameplay von BOTW, das die Massen noch immer begeistert. Der Schlüssel dazu liegt in der Vielseitigkeit des Sheikah-Steins, Links unverzichtbarem Werkzeug. Mit Fähigkeiten wie Magnetismus (Magnesis), Stasis, Eisformation (Cryonis) und Fernbomben (Remote Bombs) sind der Kreativität des Spielers keine Grenzen gesetzt. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für bestimmte Rätsel gedacht, sondern können in nahezu jeder Situation angewendet werden: Brücken bauen, Feinde durch die Luft schleudern, Kisten aufheben, um Schalter zu aktivieren, oder Bomben strategisch platzieren, um Feindgruppen zu zerstreuen.
Die oft diskutierte Waffenhaltbarkeit, bei der Waffen nach einiger Zeit zerbrechen, mag anfangs frustrierend wirken, ist aber ein integraler Bestandteil des Gameplays. Sie zwingt Spieler, sich ständig an neue Situationen anzupassen, neue Waffen zu finden und mit den vorhandenen Ressourcen zu haushalten. Dies fördert nicht nur die Erkundung, um bessere Ausrüstung zu finden, sondern auch das Experimentieren mit verschiedenen Kampfstilen und der Umgebung selbst. Ein Kampf kann mit einem überraschenden Angriff aus dem Hinterhalt beginnen, sich zu einem chaotischen Scharmützel entwickeln und schließlich damit enden, dass man einen Felsbrocken auf die letzten Gegner rollt.
Auch die Kochmechanik, das Sammeln von Zutaten und das Zubereiten von Gerichten mit verschiedenen Effekten (Heilung, Ausdauer, Boni) ist ein zentraler Bestandteil, der das Survival-Element subtil integriert und gleichzeitig die Erkundung und das Sammeln belohnt. All diese Mechaniken greifen nahtlos ineinander und schaffen eine Spielschleife, die süchtig macht und immer wieder neue Wege zum Spielen und Problemlösen aufzeigt.
Die Macht der Geschichte, die sich selbst erzählt
Im Gegensatz zu früheren Zelda-Titeln, die oft einer linearen Erzählstruktur folgten, setzt Breath of the Wild auf eine minimalistische, nicht-lineare Storytelling-Methode. Die Haupthandlung – Links Kampf gegen die Verheerung Ganon und die Wiedererlangung seiner Erinnerungen – wird nicht frontal präsentiert, sondern muss vom Spieler selbst durch die Erkundung der Welt und das Finden von Erinnerungsfragmenten zusammengesetzt werden. Diese Fragmente, die in wunderschönen Zwischensequenzen die Vergangenheit enthüllen, sind über ganz Hyrule verteilt und können in beliebiger Reihenfolge entdeckt werden. Dies verleiht der Erzählung eine persönliche Note und macht den Spieler zu einem aktiven Archäologen seiner eigenen Geschichte.
Die zerfallene Welt von Hyrule selbst ist ein stummer Zeuge der Katastrophe, die hundert Jahre zuvor stattfand. Die Ruinen alter Schlösser, die Wracks der Wächter und die Geschichten der Überlebenden erzählen von einer glorreichen Vergangenheit und einer tragischen Gegenwart. Dieses Gefühl des Verlusts und der Hoffnung auf Wiederherstellung durchzieht das gesamte Spiel und gibt Links Mission eine tiefe emotionale Resonanz. Es ist eine Geschichte, die nicht nur gehört, sondern gefühlt und erlebt wird, wodurch sie noch nachhaltiger im Gedächtnis bleibt.
Der ewige Wiederspielwert: Warum die Reise nie endet
Die Kombination aus einer riesigen, interaktiven Welt und emergentem Gameplay verleiht Zelda: BOTW einen nahezu unendlichen Wiederspielwert. Selbst nach unzähligen Spielstunden entdecken Spieler immer wieder neue Tricks, Strategien und Geheimnisse. Die Möglichkeit, das Spiel von Anfang an ohne feste Route oder Missionsmarker zu spielen, lädt zu immer neuen Durchläufen ein.
Die engagierte Community hat hier ebenfalls einen großen Anteil. Ob es darum geht, neue Speedrun-Rekorde aufzustellen, verrückte Herausforderungen zu meistern (z.B. das Spiel ohne zu sterben oder nur mit den schlechtesten Waffen zu beenden) oder die Grenzen der Physik-Engine auszutesten, um absurde Maschinen zu bauen – die Kreativität der Spieler kennt keine Grenzen. YouTube und Twitch sind voll von Beispielen, die zeigen, wie Spieler immer wieder neue Wege finden, um das Spiel auf einzigartige und unterhaltsame Weise zu erleben.
Nicht zu vergessen sind die DLC-Erweiterungen: „Die Prüfung des Schwertes“ forderte selbst erfahrene Spieler mit gnadenlosen Kampfherausforderungen heraus, während „Die Ballade der Recken“ nicht nur neue Story-Inhalte lieferte, sondern auch das Master-Motorrad und weitere Schreine und Bosse hinzufügte, die das Spielerlebnis noch einmal erweiterten und vertieften.
Ein bleibendes Vermächtnis: Einfluss und Inspiration
Der Einfluss von The Legend of Zelda: Breath of the Wild auf die Videospielindustrie ist unbestreitbar. Seit seiner Veröffentlichung sehen wir unzählige Spiele, die sich von BOTW inspirieren lassen – sei es in ihrem Open-World-Design, der Bewegungsfreiheit, den emergenten Gameplay-Systemen oder der Art und Weise, wie die Umgebung in das Gameplay integriert wird. Es hat die Messlatte für Open-World-Abenteuer neu definiert und gezeigt, dass weniger Struktur und mehr Freiheit zu einer tieferen, persönlicheren Spielerfahrung führen können.
Die unzähligen Auszeichnungen als „Spiel des Jahres“ und die durchweg hohen Wertungen von Kritikern und Spielern weltweit belegen seinen Status als wegweisender Titel. Es ist nicht nur ein Spiel, das man spielt, sondern eine Erfahrung, die man macht. Die Vorfreude auf seinen Nachfolger, Tears of the Kingdom, war gigantisch und unterstrich, wie tief BOTW in den Köpfen der Spieler verwurzelt ist. Selbst nach all den Jahren bleibt es ein Referenzpunkt, ein Standard, an dem andere Spiele gemessen werden.
Fazit: Mehr als nur ein Spiel, eine Erfahrung
The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist mehr als nur ein Spiel; es ist eine immersive Erfahrung, die die Essenz des Abenteuers einfängt. Seine kühne Neugestaltung der Open-World, die zeitlose Ästhetik, das innovative Gameplay und die sich selbst erzählende Geschichte haben eine magische Formel geschaffen, die Generationen von Spielern begeistert. Es ist ein lebendiges Denkmal für kreatives Game-Design und ein Beweis dafür, dass echte Freiheit im Spiel zu den denkwürdigsten Momenten führen kann.
Auch Jahre nach seinem Debüt bleibt Zelda: BOTW ein leuchtendes Beispiel dafür, wie ein Videospiel nicht nur unterhalten, sondern auch inspirieren, herausfordern und verzaubern kann. Es ist ein Meisterwerk, das seinen Platz in den Annalen der Gaming-Geschichte redlich verdient hat und dessen Flamme der Begeisterung noch lange nicht erlöschen wird. Es ist ein Abenteuer, das darauf wartet, immer wieder neu entdeckt zu werden.