Die Welt des Horrors ist schnelllebig. Was gestern noch die Nackenhaare zu Berge stehen ließ, kann heute schon ein müdes Lächeln hervorrufen. Doch einige Titel trotzen dem Zahn der Zeit, brennen sich tief ins kollektive Gedächtnis ein und werden auch Jahre nach ihrer Veröffentlichung immer wieder hervorgehoben. Eines dieser Spiele ist zweifellos Resident Evil 7: Biohazard. Als es 2017 erschien, war es nicht nur ein Paukenschlag für die langlebige Franchise, sondern auch ein entscheidender Wendepunkt, der die Serie aus einer drohenden Sackgasse befreite. Aber lohnt es sich, sich diesem Survival-Horror-Erlebnis auch heute noch zu stellen? Lasst uns tief in die maroden Hallen des Baker-Anwesens eintauchen und diese Frage beantworten.
**Ein radikaler Neustart, der notwendig war**
Nach den actionlastigen Experimenten von Resident Evil 5 und 6, die zwar kommerziell erfolgreich waren, aber viele Fans der ersten Stunde enttäuschten, brauchte die Serie dringend eine Neuausrichtung. Capcom erkannte dies und lieferte mit Resident Evil 7 genau das: einen mutigen, radikalen Schritt zurück zu den Wurzeln des Horror-Genres, gepaart mit modernen Elementen. Der größte Bruch war der Wechsel zur **First-Person-Perspektive**. Was zunächst kontrovers diskutiert wurde, entpuppte sich schnell als Geniestreich. Plötzlich war man nicht mehr bloßer Beobachter eines Helden, sondern Ethan Winters selbst – hilflos, verwundbar und mitten im Geschehen. Diese neue Perspektive erhöhte die Immersion ins Unermessliche und verwandelte jeden Schatten, jedes Geräusch in eine potenzielle Bedrohung.
**Die Baker-Familie: Ein Albtraum, der nicht verblasst**
Im Herzen von Resident Evil 7 steht die abscheuliche Baker-Familie. Jack, Marguerite und Lucas sind keine gewöhnlichen Zombies oder grotesken Monster; sie sind eine perverse, verdrehte Version der amerikanischen Südstaaten-Familie, die ihre Opfer mit sadistischer Freude quält. Jack, der unaufhaltsame Patriarch, der aus dem Nichts auftaucht und Ethan unerbittlich jagt, ist eine der denkwürdigsten Antagonisten der jüngeren Horrorgeschichte. Seine Verfolgungsjagden durch das modrige Anwesen sind pure Adrenalinbomben. Marguerite, die groteske Spinnenfrau, die ihre Umgebung mit Insekten verseucht und Ethan mit einem Messer durch das alte Gewächshaus jagt, sorgt für ein tiefes Gefühl der Ekel. Und Lucas, der soziopathische Sohn, der Ethan in perfide Fallen lockt und makabre Rätsel aufgibt, bringt eine psychologische Komponente ins Spiel, die den Horror noch verstärkt.
Der brillante Schachzug hierbei ist, dass die Bakers nicht nur einmal auftauchen und dann verschwinden. Sie sind eine konstante, präsente Gefahr, die das Gameplay prägt und den Spieler in einen Zustand permanenter Anspannung versetzt. Man lernt ihre Routen, ihre Marotten, ihre Schreie und ihre grotesken Erscheinungen kennen, und doch schaffen sie es immer wieder, einen zu überraschen und zu Tode zu erschrecken. Ihr unaufhörliches Geplapper, ihre Drohungen und ihr Lachen dringen tief ins Mark und tragen maßgeblich zur beklemmenden Atmosphäre bei.
**Survival-Horror pur: Ressourcenmanagement und Verzweiflung**
Resident Evil 7 kehrt nicht nur mit der Perspektive zu den Wurzeln zurück, sondern auch mit seinem Gameplay-Loop. Munition ist knapp, Heilmittel sind rarer. Jeder Schuss muss sitzen, jede Entscheidung, ob man kämpft oder flieht, ist entscheidend. Das Ressourcenmanagement ist ein zentraler Pfeiler des Erlebnisses und zwingt den Spieler zu taktischem Denken. Die wenigen Waffen, die Ethan zur Verfügung stehen, fühlen sich nie wirklich mächtig an, sondern lediglich als Werkzeuge, um eine weitere Minute zu überleben. Dies ist das Markenzeichen eines echten Survival-Horrors. Das Gefühl der Verwundbarkeit ist allgegenwärtig und trägt maßgeblich zur Spannung bei. Man ist ständig auf der Suche nach versteckten Items, die das Überleben sichern könnten, und das Entdecken neuer Bereiche ist oft mit einem mulmigen Gefühl verbunden, da man nie weiß, was hinter der nächsten Tür lauert.
Die Umgebungen – das marode Baker-Anwesen, das verrottete Gästehaus, das schmutzige Gewächshaus und die sumpfigen Bayous – sind nicht nur Kulisse, sondern selbst ein Charakter. Sie sind detailliert, abstoßend und voller versteckter Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Das Rätseldesign ist clever und erinnert an die goldenen Zeiten der Serie, wo Logik und aufmerksames Erkunden belohnt werden.
**Die unvergessliche VR-Erfahrung**
Ein Aspekt, der Resident Evil 7 bei seiner Veröffentlichung besonders hervorstechen ließ, war die vollständige VR-Kompatibilität für die PlayStation VR. Und auch heute noch ist das VR-Erlebnis eine Klasse für sich. In VR wird die Immersion auf ein völlig neues Level gehoben. Das Baker-Anwesen wird klaustrophobisch real, die Baker-Familie erscheint furchteinflößend nah, und die Schockeffekte hauen einen förmlich aus den Socken. Wer Resident Evil 7 in VR gespielt hat, weiß, wie tief der Horror wirklich gehen kann. Es ist eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst und die den Titel zu einem der absoluten Highlights der VR-Gaming-Landschaft macht. Selbst Jahre später bleibt es eine Referenz, wie Horror in virtueller Realität umgesetzt werden sollte. Die Geräusche, die Schreie, das Knarren der Dielen – alles wird in VR noch intensiver und beklemmender.
**Technik, die immer noch überzeugt: Die RE Engine**
Resident Evil 7 war das erste Spiel, das auf Capcoms hauseigener RE Engine lief, und man sieht es noch heute. Die Grafik ist auch Jahre später beeindruckend. Die detaillierten Texturen, die atmosphärische Beleuchtung und die realistischen Charaktermodelle tragen maßgeblich zur Glaubwürdigkeit der schmutzigen, verfallenen Welt bei. Besonders die Licht- und Schatteneffekte sind meisterhaft eingesetzt, um eine konstante Bedrohung zu erzeugen und die Sichtbarkeit oft zu minimieren, was die Angst vor dem Unbekannten verstärkt.
Auch die Soundkulisse ist ein Meisterwerk für sich. Das Knarren von alten Dielen, das Tropfen von Wasser, das ferne Knurren eines Monstrums oder das näherkommende Geräusch von Jacks Stiefeln – der Sound ist perfekt abgestimmt, um Spannung aufzubauen und den Spieler ständig auf Trab zu halten. Es ist ratsam, Resident Evil 7 mit Kopfhörern zu spielen, um das volle Ausmaß des akustischen Horrors zu erleben. Die präzise 3D-Audio-Ortung lässt den Spieler genau wissen, *woher* die Gefahr kommt, selbst wenn man sie noch nicht sehen kann, was zu einem ständigen Gefühl der Paranoia führt.
**Die Geschichte und ihre Geheimnisse**
Die Erzählung von Ethan Winters, der seine verschwundene Frau Mia sucht und dabei auf das Grauen der Baker-Familie stößt, ist fesselnd und voller Wendungen. Die schrittweise Enthüllung der Hintergrundgeschichte der Bakers und der Ursache ihres Zustands ist meisterhaft inszeniert. Die Geschichte ist persönlicher und intimer als in früheren Resident Evil-Teilen, was die Verbindung zu Ethan und seinem Schicksal verstärkt. Obwohl die Handlung anfänglich nur langsam Fahrt aufnimmt, wird man durch die Mysterien und die konstante Bedrohung immer weiter in das Geschehen hineingezogen. Die Auflösung und die Verbindung zur größeren Resident Evil-Lore sind zufriedenstellend und ebneten den Weg für den direkten Nachfolger, Resident Evil Village.
**Lohnt es sich heute noch, Resident Evil 7 zu spielen?**
Die Antwort ist ein klares und lautes: Ja! Absolut.
**Für Neueinsteiger:** Wenn Sie Resident Evil 7 noch nie gespielt haben und eine Vorliebe für kompromisslosen Horror haben, dann ist dieses Spiel ein absolutes Muss. Es ist ein hervorragender Einstiegspunkt in die modernisierte Resident Evil-Reihe und bietet ein einzigartiges, fesselndes Erlebnis, das Sie so schnell nicht vergessen werden. Die beklemmende Atmosphäre, die unvergesslichen Antagonisten und das intensive Survival-Gameplay garantieren Nervenkitzel pur.
**Für Veteranen der Serie:** Resident Evil 7 ist der Beweis, dass Capcom verstanden hat, was die Serie einst so groß gemacht hat. Es ist eine Liebeserklärung an den **klassischen Survival-Horror**, verpackt in einem modernen Gewand. Wer die actionlastigeren Teile kritisch sah, wird hier seine Freude haben und die Rückkehr zu den Wurzeln zutiefst schätzen.
**Für Horror-Enthusiasten:** Unabhängig von der Franchise ist Resident Evil 7 ein Meisterwerk des Horrors. Es nutzt psychologischen Terror, Jump Scares (sparsam, aber effektiv), eine dichte Atmosphäre und ein gnadenloses Gameplay, um ein zutiefst beunruhigendes und unvergessliches Erlebnis zu schaffen. Das VR-Erlebnis allein ist schon Grund genug, es auszuprobieren, falls die Möglichkeit besteht.
**Fazit:**
Resident Evil 7: Biohazard ist nicht nur ein Klassiker, sondern ein zeitloses Stück Horror-Gaming, dessen Wirkung auch Jahre nach seiner Veröffentlichung ungebrochen ist. Es hat die Resident Evil-Serie nicht nur gerettet, sondern ihr auch eine neue Richtung gegeben, die von vielen gefeiert wird. Das Spiel bietet eine fesselnde Geschichte, ein intensives Gameplay und eine Atmosphäre, die unter die Haut geht. Die Schrecken des Baker-Anwesens sind auch heute noch genauso frisch und verstörend wie am Tag der Veröffentlichung. Wenn Sie ein Fan von gut gemachtem Horror sind oder einfach nur ein Spiel suchen, das Sie bis ins Mark erschreckt, dann zögern Sie nicht: Holen Sie sich Resident Evil 7 und tauchen Sie ein in das Grauen, das Sie nicht mehr loslassen wird. Es ist immer noch ein absolutes Meisterwerk und jeden Cent wert.