Capcoms Resident Evil Village, der achte Hauptableger der legendären Survival-Horror-Reihe, hat seit seiner Veröffentlichung für Furore gesorgt. Mit einer Mischung aus klassischem Grusel, actiongeladenen Shooter-Elementen und einer Prise Gothic-Horror verspricht das Spiel ein einzigartiges Erlebnis. Doch hält es, was es verspricht? Ist der Hype um Lady Dimitrescu und das mysteriöse Dorf gerechtfertigt? Wir haben uns tief in die schneebedeckte Landschaft Rumäniens begeben, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Tauchen wir ein in die Welt von Ethan Winters und erfahren, ob sich der Grusel in Resident Evil Village wirklich lohnt.
### Ein Albtraum, der zu Hause beginnt: Die Story von Ethan Winters
Die Geschichte von Resident Evil Village setzt einige Jahre nach den schockierenden Ereignissen von Resident Evil 7: Biohazard an. Ethan Winters hat versucht, mit seiner Frau Mia und der gemeinsamen Tochter Rose ein normales Leben zu führen. Doch das Glück währt nur kurz. Eine blutige Überraschung durch den scheinbar wiedergefundenen Chris Redfield reißt Ethan aus seinem Alltag und führt ihn in ein abgelegenes, verschneites Dorf im Herzen Rumäniens. Dort findet er sich in einem wahrgewordenen Albtraum wieder, umgeben von mutierten Dorfbewohnern, grässlichen Kreaturen und einer Riege exzentrischer und tödlicher Lords, die alle unter der mysteriösen Ägide von Mutter Miranda stehen.
Ethans Motivation ist klar und eindringlich: Er muss seine entführte Tochter Rose finden und retten. Diese persönliche Mission treibt die gesamte Erzählung voran und verleiht den Gräueltaten, denen Ethan begegnet, eine tiefe emotionale Resonanz. Die Geschichte ist packend, voller Wendungen und enthüllt nach und nach die Geheimnisse des Dorfes, seiner Bewohner und vor allem von Ethans eigener Vergangenheit. Capcom hat es geschafft, eine Erzählung zu stricken, die sowohl neue Spieler als auch langjährige Fans der Reihe fesselt und mit einem emotionalen Finale aufwartet, das noch lange nach dem Abspann nachwirkt. Die Verbindungen zu Resident Evil 7 sind stark, aber das Spiel steht auch für sich selbst, was es Neulingen leicht macht, einzusteigen.
### Gameplay: Eine vielseitige Reise durch den Schrecken
Das Gameplay von Resident Evil Village ist eine gelungene Synthese aus verschiedenen Elementen, die sowohl an klassische Resident Evil-Tugenden erinnern als auch moderne Shooter-Mechaniken integrieren. Die Egoperspektive, die bereits in RE7 überzeugte, verstärkt die Immersion und macht das Geschehen noch direkter erlebbar.
**Erkundung und Survival-Horror:** Das Herzstück des Gameplays ist die Erkundung des weitläufigen Dorfes und der umliegenden Gebiete. Jedes der vier Hauptareale, die von den Lords beherrscht werden, fühlt sich einzigartig an und bietet unterschiedliche Herausforderungen. Ressourcenmanagement spielt eine wichtige Rolle: Munition ist begrenzt, Heilkräuter sind kostbar. Spieler müssen oft entscheiden, ob sie kämpfen oder fliehen, was das typische Survival-Horror-Gefühl der Reihe bewahrt. Versteckte Gegenstände, optionale Erkundungswege und kleine Rätsel belohnen aufmerksame Spieler.
**Kampfsystem:** Obwohl es sich um Survival-Horror handelt, sind die Kämpfe in Village deutlich actionreicher als in RE7. Ethan hat Zugriff auf ein Arsenal an Schusswaffen, von Pistolen über Schrotflinten bis hin zu Scharfschützengewehren und Granatwerfern. Das Trefferfeedback ist knackig, und das Zielen fühlt sich präzise an. Gegner variieren stark, von den schnellen Lykanern über die monströsen Moroaică bis hin zu den übermächtigen Bossen, die jeweils eine eigene Taktik erfordern. Deckung zu suchen und Schwachstellen auszunutzen ist entscheidend.
**Der Duke und Upgrades:** Eine zentrale Rolle spielt der charismatische und mysteriöse Händler, der Duke. Er taucht an verschiedenen Orten auf und bietet nicht nur Munition und Heilmittel an, sondern auch Upgrades für Waffen sowie Baupläne zur Herstellung von Gegenständen. Das Sammeln von „Lei“ (der Ingame-Währung) und das Jagen von Tieren, deren Fleisch der Duke zu permanenten Statusverbesserungen verarbeitet, motiviert zur Erkundung und belohnt das Management der Ressourcen. Dies verleiht dem Spiel eine leichte RPG-Note.
**Rätsel und Puzzles:** Auch wenn der Fokus stärker auf Kampf liegt als in manchen Vorgängern, gibt es immer noch clevere Rätsel, die das Tempo auflockern und zum Nachdenken anregen. Diese sind meist gut in die Umgebung integriert und reichen von einfachen Objektsuchen bis hin zu komplexeren Mechanismen. Sie tragen dazu bei, die düstere Atmosphäre zu vertiefen und das Gefühl der Erkundung zu verstärken.
### Grafik und Sound: Eine immersive Albtraumkulisse
Grafisch ist Resident Evil Village auf den Next-Gen-Konsolen und leistungsstarken PCs eine wahre Pracht und nutzt die RE Engine in vollem Umfang aus. Die Umgebungen sind unglaublich detailliert, von den knarzenden Holzhütten im Dorf bis zu den prunkvollen, aber verfallenen Korridoren von Schloss Dimitrescu. Raytracing sorgt für beeindruckende Lichtstimmung und Reflexionen, die die gruselige Atmosphäre noch verstärken. Die Charaktermodelle, insbesondere die der Lords und von Mutter Miranda, sind fantastisch umgesetzt und tragen maßgeblich zur Präsenz und Bedrohlichkeit bei. Die Animationen sind flüssig, und die blutigen Effekte der Kämpfe sind viszeral und überzeugend.
Doch was wäre ein Horror-Spiel ohne den passenden Sound? Das Sounddesign in Resident Evil Village ist schlichtweg meisterhaft. Von den knirschenden Schritten im Schnee, dem entfernten Geheul der Lykaner, dem Flüstern unheilvoller Stimmen bis hin zum bedrohlichen Knarren alter Gebäude – jeder Soundeffekt trägt zur Immersion bei. Der räumliche Klang (besonders mit Kopfhörern) ist exzellent und lässt den Spieler oft in die Irre führen, woher die nächste Gefahr kommt. Die Synchronisation ist hervorragend, und die Dialoge der Charaktere sind glaubwürdig und tragen zur Charakterisierung bei. Der subtile, aber effektive musikalische Score untermalt die jeweiligen Stimmungen perfekt und steigert die Spannung in entscheidenden Momenten. Viele Jump Scares werden erst durch die gezielte Soundkulisse wirklich effektiv.
### Die Charaktere: Mehr als nur Bösewichte
Capcom hat mit den Charakteren in Resident Evil Village ganze Arbeit geleistet. Neben dem Protagonisten Ethan Winters, der sich vom hilflosen Opfer zum entschlossenen Kämpfer entwickelt, sind es vor allem die Antagonisten, die in Erinnerung bleiben.
**Lady Dimitrescu:** Die imposante Vampirfürstin, die mit ihren drei Töchtern Schloss Dimitrescu bewohnt, wurde schon vor Release zum absoluten Phänomen. Ihre Eleganz, ihre Größe und ihre brutale Grausamkeit machen sie zu einer der einprägsamsten Figuren der gesamten Resident Evil-Historie. Ihre Verfolgungsjagden durch das Schloss sind atemraubend und erzeugen ein Gefühl der ständigen Bedrohung.
**Die anderen Lords:** Doch Village hat mehr zu bieten als nur Lady Dimitrescu. Da ist der Puppenmacher **Donna Beneviento** und ihre unheimliche Marionette Angie, die für einige der psychologisch verstörendsten Momente des Spiels sorgen. Dann der grotesque Fischmensch **Salvatore Moreau**, dessen Reservoir ein feuchter, ekliger Albtraum ist. Und schließlich der technophile **Karl Heisenberg**, der mit seinen mechanischen Kreationen und seiner Fabrik eine völlig andere Art von Horror präsentiert. Jeder Lord hat nicht nur eine einzigartige Persönlichkeit und Ästhetik, sondern auch ein eigenes Areal mit spezifischem Gameplay und Rätseln.
**Mutter Miranda:** Als Drahtzieherin hinter allem bleibt Mutter Miranda lange Zeit im Verborgenen, bis sie in ihrer ganzen unheimlichen Pracht enthüllt wird. Ihre Rolle und ihre Motivation sind der Kern der Geschichte und bieten einen spannenden Abschluss der Erzählung.
### Grusel-Faktor und Atmosphäre: Der Schrecken lauert überall
**Resident Evil Village** spielt gekonnt mit verschiedenen Arten von Grusel. Es gibt die klassischen Jump Scares, die in den richtigen Momenten eingesetzt werden und effektiv sind, ohne überstrapaziert zu wirken. Viel stärker ist jedoch der psychologische Horror, der durch die unheimliche Atmosphäre, die verstörenden Charaktere und die beklemmenden Umgebungen erzeugt wird. Das House Beneviento ist hierfür ein Paradebeispiel, das ganz ohne Kampf auskommt und den Spieler stattdessen mit purer psychologischer Angst überrollt.
Die Atmosphäre ist durchweg dicht und bedrohlich. Das Dorf selbst, oft in ein Schneetreiben gehüllt, wirkt verlassen und feindselig. Die verschiedenen Herrenhäuser und Fabriken strahlen jeweils eine eigene, morbide Ästhetik aus. Diese ständige Präsenz des Unheimlichen, die Ungewissheit, was hinter der nächsten Ecke lauert, ist es, was Resident Evil Village zu einem herausragenden Horror-Erlebnis macht. Es ist ein Spiel, das seine Spieler niemals ganz zur Ruhe kommen lässt und sie immer wieder mit neuen Schrecken konfrontiert.
### Stärken und Schwächen: Ein ehrlicher Blick
**Stärken:**
* **Packende und emotionale Story:** Ethans Suche nach seiner Tochter ist mitreißend.
* **Herausragende Grafik und Sound:** Die RE Engine liefert ein visuell und akustisch beeindruckendes Erlebnis.
* **Vielfältiges Gameplay:** Eine gelungene Mischung aus Erkundung, Kampf, Rätseln und Ressourcenmanagement.
* **Ikonische Charaktere:** Die Lords, insbesondere Lady Dimitrescu, sind unvergesslich.
* **Abwechslungsreiche Schauplätze:** Jedes Gebiet bietet eine frische und einzigartige Erfahrung.
* **Hoher Wiederspielwert:** Der New Game+ Modus, zusätzliche Schwierigkeitsgrade und der „Mercenaries”-Modus motivieren zum erneuten Durchspielen.
* **Intensiver Grusel:** Die Mischung aus Jump Scares und psychologischem Horror ist sehr effektiv.
**Schwächen:**
* **Pacing-Probleme:** Manchmal können die Übergänge zwischen den actionreichen Sequenzen und den ruhigeren Erkundungsphasen etwas abrupt wirken.
* **Zu actionreich für manche Survival-Horror-Puristen:** Einige Hardcore-Fans der Reihe könnten den erhöhten Fokus auf Kampf als Abkehr von den Wurzeln empfinden.
* **Ethan Winters als Protagonist:** Obwohl seine Motivation klar ist, bleibt er für manche Spieler etwas blass und unpersönlich im Vergleich zu anderen RE-Charakteren.
* **Manche Jump Scares sind vorhersehbar:** Obwohl viele effektiv sind, nutzen sich einige wiederholte Schockmomente im Laufe des Spiels ab.
### Für wen ist Resident Evil Village geeignet?
**Resident Evil Village** ist ein Muss für Fans von Survival-Horror-Spielen, die eine gute Mischung aus Erkundung, Kampf und einer packenden Story suchen. Wer Resident Evil 7 mochte, wird sich hier sofort wohlfühlen. Auch Liebhaber von Gothic-Horror und Spieler, die eine immersive Erfahrung mit beeindruckender Grafik und Sound schätzen, kommen voll auf ihre Kosten. Wenn Sie eine Schwäche für ikonische Bösewichte und atmosphärischen Grusel haben, ist dies Ihr Spiel. Wer jedoch ausschließlich klassisches Resident Evil mit festen Kameraperspektiven und einem extrem langsamen Pacing erwartet, sollte sich bewusst sein, dass Village moderner und actionorientierter ist.
### Fazit: Lohnt sich der Grusel wirklich?
Absolut! Resident Evil Village ist ein triumphaler Erfolg für Capcom und ein würdiger Nachfolger in der legendären Reihe. Es schafft eine beeindruckende Balance zwischen dem Bewahren der Wurzeln des Survival-Horror-Genres und der Einführung modernerer Gameplay-Elemente, die das Spiel zugänglicher und gleichzeitig herausfordernd machen. Die atemberaubende Grafik, das meisterhafte Sounddesign, die packende Geschichte und die unvergesslichen Charaktere verschmelzen zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Das Spiel ist nicht nur ein Fest für die Sinne, sondern auch eine emotionale Reise, die den Spieler von Anfang bis Ende fesselt. Der Grusel ist vielfältig, die Action ist befriedigend und die Geheimnisse des Dorfes sind es wert, gelüftet zu werden. Auch wenn es kleine Kritikpunkte gibt, überwiegen die Stärken bei Weitem. Ob Sie ein eingefleischter Resident Evil-Fan sind oder einfach nur auf der Suche nach einem intensiven und hochwertigen Horror-Erlebnis – Resident Evil Village ist eine klare Kaufempfehlung und beweist eindrucksvoll, dass sich der Grusel absolut lohnt. Machen Sie sich bereit für eine der besten Horrorspiel-Erfahrungen der letzten Jahre!