Die Welt der Videospiele ist global, aber die Hardware oft nicht. Speziell im Bereich der Retro-Konsolen zieht es viele Enthusiasten in ferne Länder, um einzigartige Geräte oder bessere Angebote zu finden. Eine besonders reizvolle Option ist der Import einer japanischen Nintendo DSi. Sie ist kompakt, stilvoll und verspricht auf den ersten Blick ein Stück Gaming-Geschichte aus dem Ursprungsland. Doch lohnt sich der Aufwand wirklich? Tauchen wir ein in die Welt des DSi-Imports und beleuchten alles, was du wissen musst, bevor du den Kaufknopf drückst.
Der Reiz des Imports: Warum eine japanische DSi?
Bevor wir uns den potenziellen Fallstricken widmen, fragen wir uns, was den Reiz einer japanischen DSi überhaupt ausmacht. Es gibt einige gute Gründe, warum Sammler und Liebhaber über den Tellerrand des europäischen Marktes blicken:
- Exklusive Hardware-Designs: Japan ist bekannt für seine speziellen Editionen und einzigartigen Farbvarianten von Konsolen. Eine japanische DSi könnte in einer Farbe oder mit einem Design erhältlich sein, das niemals in Europa veröffentlicht wurde, was sie zu einem begehrten Sammlerstück macht.
- Günstigere Preise: Oft sind gebrauchte Konsolen in Japan, insbesondere ältere Modelle wie der DSi, in einem besseren Zustand und zu einem günstigeren Preis erhältlich als ihre europäischen Pendants. Der japanische Markt für gebrauchte Elektronik ist riesig und bietet eine große Auswahl.
- Originalität: Für Puristen hat es einen besonderen Charme, die Konsole aus dem Land zu besitzen, in dem sie entwickelt und zuerst auf den Markt gebracht wurde. Es ist ein Stück Videospielgeschichte in seiner ursprünglichsten Form.
- Zustand: Japanische Verkäufer sind oft für ihre akkuraten Beschreibungen und den ausgezeichneten Zustand ihrer gebrauchten Waren bekannt. Mit etwas Glück erhält man eine DSi, die kaum Gebrauchsspuren aufweist.
Diese Punkte klingen verlockend, doch die Medaille hat immer zwei Seiten. Der Import birgt auch einige Herausforderungen, die du unbedingt kennen solltest.
Die Knackpunkte des DSi-Imports: Was du unbedingt wissen musst
Bevor du dich in das Abenteuer eines japanischen Konsolen-Imports stürzt, solltest du die folgenden Aspekte genauestens beleuchten:
1. Der unerbittliche Region Lock: Dein größter Feind (oder Ansporn?)
Das ist der wichtigste Punkt überhaupt: Der Nintendo DSi ist region-locked – zumindest in Teilen. Was bedeutet das genau?
- DS-Spiele (ohne DSi-Erweiterung): Die meisten originalen Nintendo DS-Spiele (erkennbar am grauen Streifen auf dem Cover und der grauen Kassette) sind region-frei. Das bedeutet, deine japanische DSi kann in der Regel europäische DS-Spiele abspielen und umgekehrt. Dies gilt für die überwiegende Mehrheit der DS-Bibliothek.
- DSi-Enhanced-Spiele & DSi-Exklusive Spiele: Hier wird es knifflig. Spiele, die spezifische DSi-Funktionen nutzen (z.B. die Kamera, verbesserte Grafik oder exklusive Inhalte), sind oft region-gesperrt. Diese Spiele sind meist am schwarzen Streifen auf dem Cover oder einer schwarzen Kassette erkennbar. Eine japanische DSi kann also nur japanische DSi-Enhanced-Titel abspielen. Beispiele hierfür sind Titel wie „Pokémon Schwarze Edition 2” oder „Weiße Edition 2”, die DSi-Verbesserungen aufweisen.
- DSiWare: Absolut region-locked. DSiWare-Titel, die über den Nintendo eShop heruntergeladen wurden, sind an die Region der Konsole gebunden. Da der DSi eShop weltweit eingestellt wurde, ist dieser Punkt jedoch nur noch akademisch relevant, es sei denn, du greifst auf alternative Methoden zurück (siehe Homebrew).
Für viele ist der Region Lock ein Dealbreaker. Wenn du vorhast, deine vorhandenen europäischen DSi-Spiele (speziell die neueren schwarzen Kassetten) auf der japanischen Konsole zu spielen, wirst du enttäuscht sein. Die gute Nachricht: Es gibt Wege, diese Beschränkung zu umgehen (dazu später mehr).
2. Die Sprachbarriere: Japanisch für Anfänger
Deine importierte DSi wird, logischerweise, mit einer japanischen Systemsoftware ausgeliefert. Das bedeutet, Menüs, Einstellungen und Fehlermeldungen erscheinen in japanischer Schrift. Für jemanden, der des Japanischen nicht mächtig ist, kann das eine Herausforderung darstellen. Zwar sind die grundlegenden Symbole und die Navigation intuitiv genug, um die Konsole zu starten und ein Spiel einzulegen, aber tiefere Einstellungen oder die Nutzung von DSiWare (falls noch möglich) wären ohne Sprachkenntnisse schwierig. Auch hier bietet Custom Firmware (CFW) eine Lösung.
3. Stromversorgung: Nicht einfach einstecken!
Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Punkt ist die Stromversorgung. Japan verwendet eine Netzspannung von 100 Volt, während in Deutschland und der EU 230 Volt Standard sind. Wenn du das mitgelieferte japanische Ladekabel direkt in eine europäische Steckdose steckst, kannst du die Konsole ernsthaft beschädigen oder sogar einen Brand verursachen!
Die Lösung ist glücklicherweise einfach:
- Europäisches DSi-Ladekabel: Die Ladebuchse des DSi ist weltweit identisch. Du kannst einfach ein handelsübliches europäisches Nintendo DSi-Ladekabel (oder ein DSi USB-Ladekabel, das an einen USB-Anschluss angeschlossen wird) verwenden. Dies ist die sicherste und einfachste Methode.
- Spannungswandler: Falls du das japanische Originalkabel unbedingt nutzen möchtest (was nicht nötig ist), benötigst du einen Spannungswandler (Step-down-Converter), der die 230V auf 100V herunterregelt. Dies ist jedoch unhandlicher und teurer als der Kauf eines neuen Ladekabels.
Vergiss diesen Punkt nicht – er ist entscheidend für die Langlebigkeit deiner importierten Konsole!
4. Zoll, Steuern & Versandkosten: Die „versteckten” Kosten
Ein vermeintliches Schnäppchen aus Japan kann schnell teurer werden, als man denkt, sobald Zoll und Versandkosten ins Spiel kommen. Wenn du außerhalb der EU bestellst, fallen in der Regel folgende Gebühren an:
- Versandkosten: Diese können je nach Händler und gewählter Versandart (Standard, Express) erheblich variieren und oft einen großen Teil des Gesamtpreises ausmachen.
- Einfuhrumsatzsteuer (EUSt): In Deutschland beträgt diese 19 % des Warenwerts inklusive der Versandkosten. Diese wird ab dem ersten Euro fällig.
- Zollgebühren: Ab einem Warenwert von ca. 150 Euro können zusätzlich Zollgebühren anfallen. Für gebrauchte Elektronikartikel sind diese oft niedrig oder gar nicht existent, aber es ist wichtig, dies zu prüfen. Die genauen Sätze findest du auf der Website des Zolls.
- Bearbeitungsgebühren: Der Paketdienst (DHL, FedEx etc.) kann für die Zollabwicklung eine zusätzliche Gebühr erheben.
Beispielrechnung: Eine DSi kostet 50 €, der Versand 20 €. Der Warenwert für die Steuerberechnung ist 70 €. 19 % EUSt auf 70 € sind 13,30 €. Dein Gesamtpreis wäre dann 50 € + 20 € + 13,30 € = 83,30 € (ohne potenzielle Zoll- oder Bearbeitungsgebühren). Informiere dich vor dem Kauf genau über die voraussichtlichen Kosten!
5. Zustand und Händlerwahl: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Da die DSi eine ältere Konsole ist, wirst du sie hauptsächlich gebraucht kaufen. Achte auf:
- Händlerbewertungen: Kaufe nur bei Händlern mit sehr guten Bewertungen, insbesondere auf Plattformen wie eBay oder über seriöse Proxy-Dienste (dazu später mehr).
- Artikelbeschreibung: Lies die Beschreibung genau durch. Japanische Verkäufer sind oft sehr detailliert und kategorisieren den Zustand genau (z.B. „Excellent”, „Good”, „Acceptable”, „Junk” für defekte Ware). Achte auf Hinweise zu Kratzern auf dem Bildschirm, Gehäuseschäden, Pixelfehlern oder Problemen mit den Scharnieren.
- Fotos: Betrachte alle Fotos sorgfältig.
- Rücksendungen: Kläre die Rücksendebedingungen. Eine internationale Rücksendung kann teuer und kompliziert sein.
Die Rettung: Homebrew & Custom Firmware (CFW)
Die größte Hürde – den Region Lock – kannst du mit etwas technischem Geschick überwinden. Hier kommt Homebrew ins Spiel, genauer gesagt, die Installation einer Custom Firmware (CFW). Dies ist der Hauptgrund, warum der Import einer japanischen DSi für viele Enthusiasten überhaupt attraktiv wird.
Was ist Custom Firmware (CFW)?
CFW ist eine modifizierte Systemsoftware, die auf der Konsole installiert wird und erweiterte Funktionen freischaltet, die Nintendo nicht vorgesehen hat. Für den DSi ist die Installation relativ einfach und gut dokumentiert (z.B. durch den „DSi Guide”).
Die Vorteile einer CFW auf deiner japanischen DSi:
- Region-Free Gaming: Spiele DSi-Enhanced-Spiele aus jeder Region direkt von einer SD-Karte oder sogar von physischen Modulen, die sonst region-locked wären.
- Sprachwechsel: Die Systemsoftware der DSi kann auf Englisch oder andere Sprachen umgestellt werden, sodass die japanischen Menüs kein Problem mehr darstellen.
- DSiWare & Homebrew-Apps: Installiere DSiWare-Titel und unzählige andere Homebrew-Anwendungen (Emulatoren, Media Player etc.) direkt auf der Konsole.
- SD-Kartenspeicher: Nutze eine große SD-Karte, um deine gesamte Spielbibliothek und andere Inhalte zu speichern.
- Backups: Erstelle Backups deiner physischen Spiele.
Ist es kompliziert? Die Installation erfordert etwas Zeit und das genaue Befolgen einer Anleitung, ist aber mit grundlegenden Computerkenntnissen gut machbar. Die Community-Anleitungen sind in der Regel sehr detailliert und sicher. Das Risiko, die Konsole dabei zu beschädigen („bricken”), ist bei korrekter Ausführung minimal.
Wo kann man eine japanische DSi kaufen?
Es gibt verschiedene Wege, um an eine japanische DSi zu kommen:
- eBay: Die einfachste Option. Suche gezielt nach „Japanese DSi” und filtere nach internationalen Verkäufern. Achte auf Händler mit vielen positiven Bewertungen.
- Proxy-Dienste (z.B. Buyee, ZenMarket, Neokyo): Diese Dienste ermöglichen dir den Kauf auf japanischen Auktionsseiten (wie Yahoo Auctions Japan) oder Online-Shops (wie Mercari, Amazon Japan). Du bietest oder kaufst über den Proxy-Dienst, der dann die Ware für dich in Japan entgegennimmt, gegebenenfalls konsolidiert und dann an dich nach Deutschland verschickt. Dies bietet oft die größte Auswahl und die besten Preise, ist aber auch mit zusätzlichen Gebühren für den Dienst selbst verbunden.
- Spezialisierte Import-Shops: Es gibt einige Online-Shops, die sich auf den Import von japanischer Retro-Hardware spezialisiert haben. Diese sind oft teurer, aber dafür übernehmen sie die gesamte Abwicklung inklusive Zoll und bieten manchmal eine gewisse Garantie.
Lohnt sich der Import einer japanischen DSi? Das Fazit.
Die Antwort auf diese Frage ist nicht pauschal, sondern hängt stark von deinen individuellen Bedürfnissen und deiner Bereitschaft ab, dich mit der Materie auseinanderzusetzen:
- Für den Gelegenheitsspieler oder Neueinsteiger: Wahrscheinlich nein. Der Aufwand mit Region Lock, Sprachbarriere und Zoll ist für jemanden, der einfach nur ein paar DS-Spiele spielen möchte, oft zu groß. Eine lokale, europäische DSi ist hier die unkompliziertere Wahl.
- Für den erfahrenen Sammler, Modder und Enthusiasten: Absolut ja! Wenn du bereit bist, die Konsole mit Custom Firmware zu modifizieren, öffnet sich eine Welt voller Möglichkeiten. Du erhältst eine einzigartige Konsole, kannst sie in der gewünschten Sprache nutzen, alle Regionen spielen und hast oft Zugriff auf besser erhaltene Geräte zu attraktiveren Preisen. Es ist ein kleines Projekt, das viel Freude bereiten kann.
Eine japanische DSi ist mehr als nur eine Spielkonsole; sie ist ein Tor zu einer anderen Gaming-Kultur und ein ideales Projekt für alle, die gerne tiefer in die Hardware eintauchen. Mit der richtigen Vorbereitung und der Installation von Homebrew wird aus dem vermeintlichen „Risikokauf” ein vielseitiges und lohnenswertes Stück Technik, das dir unzählige Stunden Spielspaß bescheren kann.
Bevor du dich entscheidest, wäge alle Pros und Cons sorgfältig ab. Informiere dich, plane deine Kosten und sei bereit, dich ein wenig mit der Technik zu beschäftigen. Dann steht deinem japanischen DSi-Abenteuer nichts mehr im Wege!