Die Nintendo Switch hat sich als wahres Paradies für Zelda-Fans erwiesen. Mit bahnbrechenden Titeln wie Breath of the Wild und Tears of the Kingdom, dem charmanten Remake von Link’s Awakening und dem gelungenen Skyward Sword HD fehlt eigentlich nur noch ein Puzzleteil, um die Kollektion nahezu perfekt zu machen: The Legend of Zelda: Twilight Princess. Seit Jahren spekulieren Fans weltweit, ob und wie dieser düstere, erwachsene Klassiker seinen Weg auf Nintendos Hybridkonsole finden wird. Wird er Teil des Nintendo Switch Online (NSO)-Angebots, oder gibt es Hoffnung auf einen eigenständigen Port des gefeierten Wii U HD Remaster? Wir werfen einen detaillierten Blick auf die Chancen und Hürden.
Ein dunkles Meisterwerk: Die Faszination von Twilight Princess
Bevor wir uns den technischen und geschäftlichen Aspekten widmen, sollten wir uns in Erinnerung rufen, warum Twilight Princess so viele Fans begeistert und warum die Nachfrage nach einer Switch-Version so immens ist. Ursprünglich 2006 für den GameCube und die Wii veröffentlicht, markierte der Titel eine Abkehr von dem cel-shaded Stil seines Vorgängers Wind Waker und präsentierte eine deutlich ernstere, realistischere Grafik. Die Geschichte um den Hirtenjungen Link, der sich in einen Wolf verwandeln kann, um das Königreich Hyrule vor einer Schatteninvasion zu retten, fesselte Spieler durch ihre epische Erzählweise und ihren melancholischen Ton. Midna, Links mysteriöse und sarkastische Begleiterin, ist bis heute eine der beliebtesten Charaktere der gesamten Serie.
Die Dungeons in Twilight Princess sind komplex und einfallsreich, die Bosskämpfe denkwürdig und die Spielwelt groß und voller Geheimnisse. Das Spiel bot eine einzigartige Mischung aus Erkundung, Rätseln und dem innovativen Wolf-Gameplay. Besonders die Wii-Version, die optionale Bewegungssteuerung nutzte, brach damals neue Wege. Die 2016 erschienene Twilight Princess HD-Version für die Wii U verbesserte nicht nur die Grafik erheblich, sondern bot auch Quality-of-Life-Verbesserungen und die Möglichkeit, das Spiel mit klassischen Controller-Layouts zu genießen. Diese Version gilt als die definitive Art, den Titel zu erleben, und ist die Basis der meisten Spekulationen um einen Switch-Port.
Der aktuelle Stand der Zelda-Präsenz auf der Switch
Die Nintendo Switch ist, wie eingangs erwähnt, bereits reich an Zelda-Spielen. Neben den beiden Open-World-Meisterwerken Breath of the Wild und Tears of the Kingdom haben wir:
- Link’s Awakening: Ein bezauberndes Remake des Game Boy-Klassikers.
- Skyward Sword HD: Ein Remaster der Wii-Version, das als Vollpreistitel veröffentlicht wurde.
- Auf Nintendo Switch Online (NSO) finden sich diverse Klassiker: The Legend of Zelda (NES), Zelda II: The Adventure of Link (NES), A Link to the Past (SNES), Ocarina of Time (N64) und Majora’s Mask (N64) – allesamt Teil des Expansion Pass-Angebots.
Was jedoch schmerzlich fehlt, sind die beiden Wii U HD Remaster von Twilight Princess und Wind Waker HD. Diese Lücke ist für viele Fans nur schwer zu erklären, da die Wii U-Versionen bereits existieren und eine direkte Portierung auf die Switch technisch machbar erscheinen müsste. Dies führt uns direkt zu der Kernfrage: Warum hat Nintendo diese Spiele bisher nicht auf die Switch gebracht, und welche Optionen gibt es?
Option 1: Twilight Princess als Teil von Nintendo Switch Online (NSO)
Die Idee, Twilight Princess über NSO zugänglich zu machen, klingt für viele attraktiv. Man zahlt einen monatlichen oder jährlichen Betrag und erhält Zugang zu einer Bibliothek von Klassikern. Mit Ocarina of Time und Majora’s Mask sind bereits zwei große 3D-Zelda-Titel im N64-Katalog des Expansion Pass verfügbar. Warum also nicht Twilight Princess?
Argumente FÜR einen NSO-Release:
- Vorhandene Infrastruktur: Nintendo hat bewiesen, dass sie N64-Spiele emulieren können. Theoretisch könnte man ein GameCube-Emulations-Paket einführen, das dann auch Twilight Princess (die Originalversion) beinhalten würde. Dies würde auch die Tür für andere GameCube-Klassiker öffnen, eine Wunschvorstellung vieler Fans.
- Attraktivität des Expansion Pass: Ein so großer und beliebter Titel wie Twilight Princess wäre ein enormer Zugewinn für den NSO Expansion Pass und könnte neue Abonnenten anlocken sowie bestehende binden. Es wäre ein starkes Argument, den höheren Preis des Expansion Pass zu rechtfertigen.
- Wirtschaftlichkeit für Nintendo: Ein direkter Port des Wii U HD Remaster würde sicherlich Entwicklungsressourcen binden, auch wenn er kleiner wäre als die Entwicklung eines neuen Spiels. Die Emulation einer bereits existierenden ROM (sei es die GameCube– oder Wii-Version) könnte als kostengünstigere Methode angesehen werden, den Titel anzubieten, falls man die Entwicklung eines vollständigen Ports scheut.
- Lückenfüllung: Es ist eine der wenigen „großen” Zelda-Erfahrungen, die auf der Switch fehlen. Ein NSO-Release würde diese Lücke füllen, ohne dass Nintendo einen Vollpreistitel neu auflegen muss.
Argumente GEGEN einen NSO-Release:
- Technische Hürden für GameCube/Wii U Emulation: Die Emulation von GameCube– oder gar Wii U-Spielen ist weitaus komplexer als die von N64-Titeln. Die Switch hat zwar genug Power, aber die Entwicklung eines stabilen, performanten Emulators für die NSO-Plattform ist keine Kleinigkeit und könnte erhebliche Ressourcen verschlingen. Bisher gibt es keine Anzeichen für GameCube– oder Wii U-Titel im NSO-Abonnement.
- Welche Version? Würde Nintendo die originale GameCube-Version oder die Wii-Version anbieten? Fans würden definitiv das Wii U HD Remaster bevorzugen, aber dieses ist technisch ein wesentlich aufwendigerer Port und keine einfache Emulation einer älteren Konsole. Eine Emulation der Wii-Version könnte zudem Fragen bezüglich der Bewegungssteuerung aufwerfen, die nicht alle Spieler schätzen.
- Wertigkeit des Titels: Twilight Princess ist ein Premium-Titel. Nintendo hat Skyward Sword HD für 59,99 € verkauft. Es ist durchaus denkbar, dass sie den gleichen Preis für einen Port von Twilight Princess HD verlangen würden, anstatt ihn in ein Abonnement zu packen, das potenziell weniger Umsatz pro Einheit generiert.
- Kannibalisierung von Verkäufen: Wenn Twilight Princess im NSO enthalten wäre, könnten viele Spieler, die sonst einen eigenständigen Port kaufen würden, einfach das Abo nutzen. Das würde Nintendos potenzielle Einnahmen aus einem separaten Verkauf schmälern.
Option 2: Ein eigenständiger Port des Wii U HD Remaster
Die Alternative und für viele Fans die bevorzugte Option wäre ein direkter Port des Wii U HD Remaster als eigenständiger Titel für die Nintendo Switch.
Argumente FÜR einen Standalone-Port:
- Bereits existierende HD-Version: Das Wii U HD Remaster ist bereits optimiert, bietet verbesserte Texturen, eine stabilere Framerate und Quality-of-Life-Änderungen. Eine Portierung wäre mit weniger Aufwand verbunden als eine vollständige Neuentwicklung. Dies gilt auch für Wind Waker HD.
- Erprobte Verkaufsstrategie: Nintendo hat bereits Skyward Sword HD erfolgreich als Vollpreistitel verkauft. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass Twilight Princess HD nicht ähnlich erfolgreich wäre. Die Zelda-Reihe ist eine der umsatzstärksten Marken von Nintendo.
- Keine NSO-Abhängigkeit: Spieler könnten das Spiel erwerben und besitzen, ohne auf ein laufendes NSO-Abonnement angewiesen zu sein. Dies ist für viele Sammler und Gelegenheitsspieler ein wichtiges Kriterium.
- Bessere Performance und Features: Ein dedizierter Port könnte weiter optimiert werden, um die spezifischen Fähigkeiten der Switch besser zu nutzen (z.B. verbesserte Auflösung im Handheld-Modus, stabilere Framerate, möglicherweise Gyro-Steuerung für das Zielen).
- Erhöhte Sichtbarkeit und Marketing: Ein eigenständiger Release würde von Nintendo mit einer eigenen Marketingkampagne beworben werden, was die Aufmerksamkeit für den Titel erhöhen würde, im Gegensatz zu einem „stillen” Update der NSO-Bibliothek.
Argumente GEGEN einen Standalone-Port (oder warum es noch nicht passiert ist):
- Ressourcen und Prioritäten: Obwohl ein Port weniger aufwendig ist als ein neues Spiel, bindet er dennoch Entwicklerkapazitäten. Nintendo könnte diese Ressourcen derzeit für andere Projekte (z.B. neue Zelda-Titel, Switch-Nachfolger) benötigen oder prioritäre Remakes/Remaster in Arbeit haben.
- Veröffentlichungspuzzle: Nintendo ist bekannt dafür, seine Titel strategisch zu veröffentlichen, um den Release-Kalender attraktiv zu halten. Vielleicht wartet man auf einen Zeitraum, in dem es weniger neue Zelda-Inhalte gibt, um die Nachfrage hochzuhalten. Oder man hebt es sich für die nächste Konsolengeneration auf.
- Keine „neuen” Inhalte: Obwohl es ein beliebter Titel ist, wäre es ein Port eines existierenden Remasters. Nintendo könnte befürchten, dass der „Neuheits”-Faktor nicht ausreicht, um einen Vollpreis zu rechtfertigen, obwohl Skyward Sword HD das Gegenteil bewiesen hat.
Die unberechenbare Natur Nintendos
Am Ende des Tages ist Nintendo berühmt-berüchtigt für seine Unberechenbarkeit. Während die Fans klare Wünsche äußern, verfolgt Nintendo oft seine eigene Strategie, die nicht immer offensichtlich ist. Es ist durchaus möglich, dass die beiden Wii U HD Remaster (Twilight Princess HD und Wind Waker HD) auf einer „Best-of-Wii-U”-Compilation für die Switch erscheinen, um beiden Titeln gerecht zu werden und sie gemeinsam zu vermarkten. Ein solches Doppelpack würde sicherlich die Verkaufszahlen in die Höhe treiben.
Ein weiteres Szenario könnte sein, dass Nintendo diese Titel für die nächste Konsolengeneration zurückhält, um als „enhanced” oder „remastered” Versionen auf der dann aktuellen Hardware für Furore zu sorgen. Dies wäre zwar enttäuschend für die aktuellen Switch-Besitzer, aber aus geschäftlicher Sicht nicht undenkbar.
Fazit: Hoffen ist erlaubt, aber Geduld ist gefragt
Die Chancen, dass The Legend of Zelda: Twilight Princess in irgendeiner Form auf der Nintendo Switch erscheint, sind hoch. Die Nachfrage ist immens, der Titel ist ein absoluter Klassiker, und eine hochwertige HD-Version existiert bereits. Die Frage ist weniger ob, sondern wann und wie.
Ein Release über Nintendo Switch Online ist unwahrscheinlicher, solange es keine offiziellen Anzeichen für GameCube– oder Wii U-Emulation in diesem Service gibt. Die technischen Hürden und Nintendos Präferenz für höhere Einnahmen bei Premium-Titeln sprechen eher dagegen.
Ein eigenständiger Port des Wii U HD Remaster als Vollpreistitel erscheint als das wahrscheinlichste Szenario. Er würde die Erwartungen der Fans erfüllen, würde sich hervorragend verkaufen und Nintendos bisheriger Remaster-Strategie entsprechen. Ein Doppelpack mit Wind Waker HD wäre die Kirsche auf dem Sahnehäubchen und ein Traum vieler Zelda-Fans.
Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als zu hoffen, die Ohren offen zu halten und geduldig auf eine Ankündigung von Nintendo zu warten. Egal wie Twilight Princess letztendlich auf der Switch landet, die Freude über die Rückkehr dieses düsteren und epischen Abenteuers wäre riesig und würde die Switch-Ära für Zelda-Fans noch strahlender machen.