Die Spielwelt ist im Wandel, doch einige Konstanten bleiben: Der unstillbare Hunger nach neuen und neu aufgelegten Horrorgeschichten. Inmitten dieses Hungers hat Capcom in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Lauf hingelegt. Mit den atemberaubenden Remakes von Resident Evil 2, Resident Evil 3 und zuletzt dem gefeierten Resident Evil 4 hat das japanische Entwicklerstudio nicht nur die Nostalgie-Nerven der Fans getroffen, sondern auch eine neue Generation von Spielern begeistert. Die Frage, die sich nun unweigerlich stellt, ist nicht ob, sondern was als Nächstes kommt. Viele Zeichen deuten darauf hin, dass die Würfel bereits gefallen sind: Ist die Zeit reif für ein Remake von Resident Evil 5?
Der unaufhaltsame Remake-Zug von Capcom
Capcom hat mit seiner Remake-Strategie einen Goldstandard gesetzt. Statt bloßer grafischer Aufhübschungen lieferten sie von Grund auf neu entwickelte Spielerlebnisse, die sowohl respektvoll mit der Vorlage umgingen als auch mutige Veränderungen wagten. Resident Evil 2 Remake war ein Meisterwerk der Neuinterpretation, das die klaustrophobische Atmosphäre des Originals perfekt einfing und modernisierte. Resident Evil 3 Remake, obwohl kürzer und kontroverser diskutiert, bot dennoch ein rasantes Action-Erlebnis. Doch es war Resident Evil 4 Remake, das die Messlatte noch einmal höher legte. Es bewies, dass man ein bereits hervorragendes Spiel noch besser machen kann, indem man es nicht nur grafisch auf den neuesten Stand bringt, sondern auch das Gameplay verfeinert, die Story nuanciert und neue Bereiche zum Erkunden hinzufügt.
Diese Erfolgsgeschichte ist kein Zufall. Sie basiert auf einer tiefgreifenden Kenntnis der eigenen Marken, einem Verständnis für moderne Spielmechaniken und dem Mut, liebgewonnene Elemente anzupassen oder zu erweitern. Angesichts dieser beeindruckenden Bilanz ist es nur logisch, dass Capcom diesen Weg weitergehen wird. Die Frage ist nur, welche Legende als Nächstes an der Reihe ist, und hier rückt Resident Evil 5 unweigerlich in den Fokus der Spekulationen.
Warum Resident Evil 5 der logische nächste Schritt ist
Aus mehreren Gründen erscheint ein Resident Evil 5 Remake als die naheliegendste Wahl:
- Chronologische Reihenfolge: Nach der Neuinterpretation von Leons Abenteuer in Europa wäre es nur konsequent, Chris Redfields Reise nach Kijuju, Afrika, fortzusetzen. Die Hauptreihe chronologisch zu durchlaufen, hat sich als erfolgreiche Strategie erwiesen.
- Narrative Bedeutung: Resident Evil 5 ist nicht nur die Fortsetzung der Geschichte von Chris Redfield, sondern auch der epische Abschluss der langjährigen Fehde zwischen Chris und seinem Erzfeind Albert Wesker. Diese Konfrontation, die über Jahre aufgebaut wurde, verdient eine moderne und tiefgründigere Darstellung. Viele Fans würden gerne mehr über Weskers Motivationen und die Hintergründe seiner Pläne erfahren, die über das Original hinausgehen.
- Gameplay-Potenzial: Das Original war bekannt für seinen Action-Fokus und das Koop-Gameplay. Ein Remake könnte diese Elemente beibehalten und gleichzeitig erweitern und verbessern. Moderne KI für Sheva Alomar, ein flüssigeres Deckungssystem und verbesserte Schussmechaniken könnten das Spielerlebnis auf ein neues Niveau heben.
- Technischer Fortschritt: Die afrikanischen Schauplätze mit ihren unterschiedlichen Umgebungen – von staubigen Dörfern über antike Ruinen bis hin zu hochmodernen Forschungseinrichtungen – bieten eine hervorragende Grundlage für die beeindruckende Grafik der RE Engine. Die detailreichen Umgebungen und die atmosphärische Lichtstimmung könnten eine neue Ebene des Eintauchens schaffen.
- Gerüchte und Insider-Informationen: Immer wieder tauchen Gerüchte und Leaks auf, die auf ein RE5 Remake hindeuten. Auch wenn diese mit Vorsicht zu genießen sind, so mehren sie sich doch und festigen die Annahme in der Community.
Herausforderungen und Chancen für ein Resident Evil 5 Remake
Ein Remake von Resident Evil 5 wäre jedoch nicht ohne seine eigenen Herausforderungen. Das Original polarisierte seinerzeit stark und wich deutlich von den Horrortraditionen der Reihe ab:
Kontroversen des Originals und die Chance zur Aufarbeitung:
Einer der größten Kritikpunkte am Original war die Darstellung Afrikas und der dort lebenden Menschen. Die Gegner, oft als „Majini” bezeichnet, wurden von einigen als stereotype und problematische Darstellung afrikanischer Bevölkerungsgruppen empfunden. Ein Remake müsste sich dieser Thematik verantwortungsvoll und sensibel annehmen. Capcom könnte hier eine Chance nutzen, um die narrative Tiefe zu erhöhen, die Hintergründe der Vireninfektionen detaillierter zu beleuchten und die Darstellung der Charaktere und Umgebungen zu nuancieren. Eine Neukontextualisierung könnte die Geschichte von globalem Bioterrorismus und menschlichem Leid erzählen, ohne in problematische Stereotypen zu verfallen.
Balance zwischen Action und Horror:
Resident Evil 5 war ein klares Actionspiel. Während dies für viele Spieler unterhaltsam war, vermissten langjährige Fans die Schockmomente und die beklemmende Atmosphäre, die die Serie einst auszeichneten. Ein Remake könnte versuchen, diese Balance neu zu justieren. Das bedeutet nicht, dass es zu einem reinen Horrorspiel werden müsste, aber das Wiedereinführen von Elementen wie Munitionsknappheit, Schreckmomenten und der Bedrohung durch scheinbar unbesiegbare Gegner könnte dem Spiel eine neue Tiefe verleihen. Vielleicht durch atmosphärisch dichtere Abschnitte, die an die Wurzeln des Horrors erinnern, kombiniert mit den bekannten, hochoktanigen Action-Sequenzen.
Die Koop-Erfahrung neu denken:
Das Koop-Gameplay war das Herzstück von Resident Evil 5. Während es im Original oft Spaß machte, litt die Einzelspieler-Erfahrung unter der manchmal weniger effektiven KI von Sheva. Für ein Remake ist es entscheidend, eine herausragende KI für Sheva zu entwickeln, die sowohl nützlich als auch immersiv ist, sodass Einzelspieler nicht das Gefühl haben, benachteiligt zu sein. Gleichzeitig sollte der Koop-Modus, sowohl lokal (was ein großer Wunsch vieler wäre) als auch online, weiterhin ein Kernelement sein, vielleicht sogar mit erweiterten Mechaniken und taktischen Möglichkeiten.
Story-Erweiterung und Charakterentwicklung:
Die Beziehungen zwischen Chris und Sheva, aber auch die Hintergrundgeschichten von Charakteren wie Excella Gionne oder der Sheva selbst könnten im Remake vertieft werden. Die Storyline rund um den Uroboros-Virus und seine Ursprünge könnte komplexer und glaubwürdiger gestaltet werden. Besonders die tragische Geschichte von Jill Valentine, die in RE5 eine wichtige, aber oft passive Rolle spielte, könnte mehr Raum und Tiefe erhalten, um ihre Stärke und ihren Kampf gegen die Gedankenkontrolle besser darzustellen.
Wünsche der Community an ein RE5 Remake
Die Liste der Wünsche aus der Fangemeinde ist lang und vielfältig. Hier sind einige der am häufigsten genannten Punkte:
- Verbesserte KI für Sheva: Ein absolutes Muss für die Einzelspieler-Erfahrung. Sie sollte eigenständig agieren, Ressourcen sinnvoll nutzen und eine echte Hilfe sein, statt eine Last.
- Rückkehr zum Survival-Horror-Gefühl: Auch wenn RE5 actionlastig ist, wünschen sich viele eine stärkere Integration von Horrorelementen. Das könnte bedeuten: weniger Munition, mehr Jump Scares, beklemmendere Umgebungen und die Rückkehr zu einer bedrohlicheren Atmosphäre.
- Erweiterte Story und Charaktertiefe: Mehr Hintergrundgeschichten, tiefere Motivationen für die Charaktere und eine verbesserte Darstellung der Beziehungen, insbesondere zwischen Chris und Sheva. Eine emotionalere Darstellung von Jills Schicksal wäre ebenfalls sehr willkommen.
- Integriertes DLC: Die ursprünglich als DLC erschienenen Kapitel „Lost in Nightmares” und „Desperate Escape” sind narrativ wichtig. Sie sollten nicht nur als Bonusinhalte zurückkehren, sondern idealerweise organisch in die Hauptkampagne integriert oder als vollwertige, zugängliche Nebengeschichten behandelt werden.
- Neue Gebiete und Geheimnisse: Wie bei RE4 Remake wäre es großartig, neue Abschnitte der Karte zu erkunden, die im Original nicht vorkamen, um die Welt noch größer und lebendiger wirken zu lassen.
- Optionale Split-Screen-Koop: Ein absoluter Traum vieler Konsolenspieler, der aber aus technischen Gründen oft unrealistisch ist. Dennoch steht er auf vielen Wunschlisten.
- Angemessener Umgang mit den Kontroversen: Eine sensible und respektvolle Neugestaltung der kulturellen und visuellen Darstellungen ist essenziell.
Was wäre, wenn nicht Resident Evil 5? Andere Kandidaten
Obwohl Resident Evil 5 der heißeste Anwärter ist, gibt es immer noch andere Spiele, die in Frage kommen könnten, falls Capcom von der chronologischen Reihenfolge abweicht:
- Resident Evil Code: Veronica: Oft als „der wahre Resident Evil 3” bezeichnet, ist Code Veronica ein Fan-Liebling, der eine direkte Fortsetzung der Geschichte von Claire Redfield und eine Rückkehr zu den Wurzeln des Survival-Horrors bot. Es hat noch kein modernes Remake erhalten und viele Fans würden es lieben, die tragische Geschichte der Ashford-Zwillinge und die Rückkehr von Wesker in modernster Grafik zu erleben. Die düstere Atmosphäre und die ikonischen Charaktere machen es zu einem starken Kandidaten.
- Resident Evil 1 Remake Remake: Das Original-Remake von Resident Evil 1 von 2002 (das später als HD-Remaster erschien) gilt als eines der besten Remakes überhaupt. Doch es wurde noch in der fixierten Kameraperspektive gespielt. Eine vollständige Neuinterpretation in der Over-the-Shoulder-Perspektive der neueren Remakes könnte eine faszinierende Möglichkeit sein, die Spencer Mansion für eine neue Generation noch beklemmender und interaktiver zu gestalten.
Realistisch betrachtet scheint jedoch Resident Evil 5 die höchste Priorität zu genießen, nicht zuletzt wegen seiner direkten Anbindung an die Hauptreihe und der Notwendigkeit, Weskers Storyline abzuschließen.
Capcoms Zukunftsvision
Capcom hat in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie ein feines Gespür für ihre Marken haben und bereit sind, in deren Zukunft zu investieren. Der Erfolg der Remakes hat nicht nur die Kassen klingeln lassen, sondern auch die Erwartungen an zukünftige Projekte enorm gesteigert. Mit der Ankündigung von Resident Evil 9, das voraussichtlich 2025 erscheinen wird, hat Capcom zudem klar gemacht, dass sie weiterhin auf eine Mischung aus neuen Geschichten und Neuauflagen setzen. Die Entwicklung eines Remakes braucht Zeit, Ressourcen und eine klare Vision, aber Capcom scheint diese Formel gemeistert zu haben.
Fazit: Ein Resident Evil 5 Remake scheint unausweichlich
Die Indizien sind erdrückend. Der Erfolg der bisherigen Remakes, die chronologische Logik, die narrative Bedeutung und das enorme Potenzial für Verbesserungen und Erweiterungen machen ein Resident Evil 5 Remake zu einer nahezu sicheren Sache. Es wäre die perfekte Brücke, um die Lücke zwischen dem Ende von Weskers Saga und den neueren Titeln wie Resident Evil 7 und Resident Evil Village zu schließen, die eine neue Ära für die Serie einläuteten.
Die Erwartungen sind hoch, und Capcom wird sich erneut beweisen müssen. Doch wenn sie die Herausforderungen meistern, die Kontroversen des Originals sensibel angehen und die Wünsche der Fans berücksichtigen, könnte ein Resident Evil 5 Remake ein weiteres Highlight in der beeindruckenden Geschichte der Survival-Horror-Reihe werden. Wir warten gespannt auf die offizielle Ankündigung und träumen von einem wiedergeborenen Afrika-Abenteuer, das uns erneut in seinen Bann ziehen wird.