In den Annalen des Internets gibt es nur wenige Phänomene, die so berüchtigt und gleichzeitig so kurios sind wie der BonziBUDDY. Ein sprechender violetter Gorilla, der einst unsere Bildschirme heimsuchte, um uns vermeintlich zu assistieren, sich aber schnell als Inbegriff von Adware und Spyware entpuppte. Seine glorreiche, oder besser gesagt, berüchtigte Ära in den späten 90ern und frühen 2000ern endete nicht mit Applaus, sondern mit einem kollektiven Aufatmen der Netzgemeinde. Doch das sollte nicht das letzte Kapitel seiner Geschichte sein. Jahre später, in einer Zeit, in der digitale Nostalgie oft auf unerwartete Weise wiederbelebt wird, tauchte Bonzi Buddy überraschend auf Steam auf – der größten digitalen Vertriebsplattform für PC-Spiele. Ein Schock für viele, eine amüsante Kuriosität für andere. Doch so plötzlich er auftauchte, so abrupt verschwand er auch wieder. Dieses plötzliche Verschwinden wirft Fragen auf und lässt viele im Dunkeln tappen: Was war das Rätsel um Bonzai Buddy auf Steam und warum wurde er wirklich entfernt?
Die dunkle Vergangenheit: Bonzai Buddy vor Steam
Um das Mysterium seines Steam-Auftritts und Verschwindens zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf die Ursprünge des BonziBUDDY werfen. Ursprünglich von Bonzi Software entwickelt und im Jahr 1999 veröffentlicht, wurde BonziBUDDY als ein „digitaler Assistent” vermarktet, der angeblich das Surfen im Internet erleichtern sollte. Er versprach, Witze zu erzählen, Kalender zu verwalten und Webseiten vorzulesen – alles in einer freundlichen, wenngleich etwas schrillen Kinderstimme. Sein Markenzeichen war ein anthropomorpher, violetter Gorilla, der sich auf dem Desktop bewegte und dem Benutzer vermeintlich zur Seite stand.
Die Realität sah jedoch anders aus. BonziBUDDY war nicht nur aufdringlich, sondern auch eine ernstzunehmende Bedrohung für die Privatsphäre der Nutzer. Er wurde schnell als Adware eingestuft, die unerwünschte Pop-up-Werbung generierte, die Startseite des Browsers ohne Zustimmung änderte und Daten über das Surfverhalten der Benutzer sammelte. Schlimmer noch, viele betrachteten ihn als Spyware, da er im Hintergrund agierte und schwer zu deinstallieren war. Anti-Spyware-Programme und Virenscanner der damaligen Zeit erkannten BonziBUDDY oft als schädliche Software. Die Softwarefirma Bonzi Software selbst geriet wegen unlauterer Geschäftspraktiken und der Verbreitung von Spyware immer wieder in die Kritik und wurde schließlich von der Federal Trade Commission (FTC) der Vereinigten Staaten verklagt.
Die Erinnerung an Bonzi Buddy ist daher bei vielen Internet-Veteranen untrennbar mit Frustration, unerwünschter Werbung und dem Gefühl der Hilflosigkeit verbunden. Er wurde zu einem Symbol für die Schattenseiten des frühen Internets, für unerwünschte Software, die sich hartnäckig auf dem System festsetzte. Trotz oder gerade wegen seiner negativen Berühmtheit entwickelte BonziBUDDY im Laufe der Jahre einen gewissen Kultstatus, oft in satirischem Kontext, als Mem oder als Verkörperung des „schlechten alten Internets”. Es war diese Mischung aus Nostalgie und morbidem Interesse, die seine überraschende Rückkehr auf Steam erst möglich machte.
Das unerwartete Comeback: Bonzai Buddy auf Steam
Jahre nachdem Bonzi Software untergegangen und BonziBUDDY von den meisten Systemen verschwunden war, ereignete sich das Unfassbare: Am 15. November 2022 erschien ein Programm namens „BonziBUDDY REVIVED” auf Steam. Veröffentlicht von einem Indie-Entwickler namens „Bonzi Revival”, versprach diese neue Inkarnation des berüchtigten Gorillas eine „Hommage” oder „Wiederbelebung” des Originals zu sein. Der Titel wurde nicht als Spiel, sondern als „Anwendung” gelistet und suggerierte, die „wahre” BonziBUDDY-Erfahrung, jedoch ohne die gefährlichen Spyware-Elemente, zu reproduzieren.
Die Reaktion der Steam-Community war gemischt, aber überwiegend von Überraschung und Belustigung geprägt. Viele erinnerten sich mit Schrecken an den Original-Gorilla, während jüngere Nutzer, die nur von Memes und Geschichten wussten, neugierig wurden. Der Preis von etwa 5 Euro war für viele ein kleiner Betrag, um in die Abgründe der digitalen Vergangenheit einzutauchen. Die Entwickler beteuerten, dass „BonziBUDDY REVIVED” sicher sei und keine Spyware enthalte. Es sollte lediglich die Ästhetik und das aufdringliche, aber harmlose Verhalten des Originals nachahmen. Man konnte den Gorilla auf dem Desktop herumhüpfen lassen, ihn mit Sätzen interagieren lassen und seine kultigen Sprüche hören, ohne die Sorge vor tatsächlichen Malware-Infektionen.
Für viele war es ein faszinierendes Experiment, eine ironische Auseinandersetzung mit einem Stück Internetgeschichte. Es verkörperte die bizarre Nostalgie, die wir manchmal für Dinge empfinden, die uns einst genervt oder sogar geschädigt haben. Die Tatsache, dass ein so berüchtigtes Stück Software nun als scheinbar harmloses „Erlebnis” auf einer Mainstream-Plattform wie Steam verkauft wurde, war für sich genommen schon ein Statement über die Entwicklung des Internets und unserer Beziehung zu seiner Vergangenheit. Doch diese ungewöhnliche Präsenz war von kurzer Dauer.
Die Kontroverse brodelt: Eine fragwürdige Präsenz
Trotz der anfänglichen Belustigung und des Kult-Faktors begann die Kontroverse um „BonziBUDDY REVIVED” schnell zu brodeln. Die ethischen und rechtlichen Implikationen einer solchen Veröffentlichung waren komplex. Zwar beteuerten die Entwickler, dass ihre Version frei von Malware sei, doch der Name und das Design waren unverkennbar mit dem Original verbunden. Dies warf unmittelbar die Frage nach den Urheberrechten auf. Die ursprüngliche BonziBUDDY-Software und ihre Assets gehörten einst Bonzi Software, einer Firma, die zwar nicht mehr existiert, deren geistiges Eigentum aber möglicherweise von anderen Unternehmen oder Liquidatoren übernommen wurde. Eine „Wiederbelebung” ohne entsprechende Lizenzen oder Genehmigungen könnte eine klare Urheberrechtsverletzung darstellen.
Darüber hinaus gab es Bedenken hinsichtlich der Content-Richtlinien von Steam. Obwohl Valve, der Betreiber von Steam, in den letzten Jahren eine eher lockere Haltung zu den Inhalten seiner Plattform eingenommen hat (oft mit dem Argument der Meinungsfreiheit der Entwickler), gibt es immer noch Grenzen. Produkte, die irreführend sind, schädlich sein könnten oder gar das Gefühl vermitteln, Spyware zu sein, selbst wenn sie es nicht sind, könnten gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Ein Programm, das absichtlich die Ästhetik und das Verhalten von berüchtigter Adware nachahmt, könnte in eine Grauzone fallen, die Valve lieber meiden würde.
Einige Kritiker argumentierten auch, dass die Veröffentlichung von „BonziBUDDY REVIVED” die jüngere Generation, die mit der ursprünglichen Spyware keine Erfahrung hatte, in die Irre führen könnte. Sie könnten den historischen Kontext missverstehen und die „Wiederbelebung” als harmloses Gimmick wahrnehmen, ohne die ernsten Gefahren zu erkennen, die das Original darstellte. Es war ein Balanceakt zwischen Nostalgie, Ironie und der potenziellen Verantwortung, die eine Plattform wie Steam gegenüber ihren Nutzern hat.
Das plötzliche Verschwinden: Was wirklich geschah
Nur wenige Tage nach seinem umjubelten, wenn auch kontroversen Start, verschwand „BonziBUDDY REVIVED” am 18. November 2022 von Steam. Das Kult-Programm war weg, ohne eine offizielle Erklärung von Valve oder den Entwicklern. Dieses abrupte Ende befeuerte Spekulationen und das „Rätsel um Bonzai Buddy” erreichte seinen Höhepunkt.
Die wahrscheinlichste und am häufigsten genannte Ursache für die Entfernung war ein DMCA-Takedown (Digital Millennium Copyright Act) aufgrund von Urheberrechtsverletzungen. Obwohl Bonzi Software nicht mehr existiert, könnten die Rechte an der Marke „BonziBUDDY” und den Assets (wie dem lila Gorilla-Charakter, den Sprüchen und dem Namen) von einem anderen Unternehmen erworben oder vererbt worden sein. Die Entwickler von „BonziBUDDY REVIVED” hatten diese Rechte höchstwahrscheinlich nicht lizenziert. Ein Rechteinhaber hätte Valve auffordern können, das Produkt von der Plattform zu nehmen, was Valve in der Regel umgehend tut, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
Tatsächlich bestätigte der Entwickler von „Bonzi Revival” kurz nach der Entfernung in einem Post auf der Steam-Community-Seite – der später ebenfalls gelöscht wurde –, dass das Spiel aufgrund von „Copyright Infringement” (Urheberrechtsverletzung) entfernt wurde. Dies untermauerte die Vermutung, dass die geistigen Eigentumsrechte die entscheidende Rolle spielten.
Eine weitere mögliche, wenn auch weniger wahrscheinliche Ursache, könnten Verstöße gegen die Content-Richtlinien von Steam gewesen sein. Valve hat in der Vergangenheit Programme entfernt, die als Malware oder irreführend eingestuft wurden, selbst wenn sie als „Witze” gedacht waren. Das Nachahmen der Ästhetik von Spyware, selbst ohne deren Funktionalität, könnte als Verstoß gegen die Integrität der Plattform interpretiert worden sein. Angesichts der Entwickleraussage war dies jedoch eher ein sekundärer Faktor oder gar kein direkter Grund, sondern eher ein Problem, das die Entfernung durch Urheberrechtsverletzung beschleunigt haben könnte.
Es gab keine Anzeichen dafür, dass das Programm selbst schädliche Software enthielt, was die Bedenken vieler Nutzer und Valve selbst beruhigte. Das Rätsel war also weniger eine Frage der Malware, sondern vielmehr eine des Eigentums und der legalen Nutzung von Inhalten.
Die Nachwirkungen und das Vermächtnis
Das Verschwinden von „BonziBUDDY REVIVED” von Steam ist mehr als nur die Geschichte eines einzelnen Programms; es ist ein Lehrstück über digitale Geschichte, Urheberrecht im digitalen Zeitalter und die Natur von Plattformen wie Steam. Es zeigt, dass selbst die obskursten oder berüchtigtsten Teile des Internets immer noch rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen. Die Grenzen zwischen Nostalgie, Parodie und rechtmäßiger Nutzung sind oft fließend und können leicht überschritten werden.
Für die Steam-Community war es eine kurze, aber denkwürdige Episode. Sie erinnerte viele daran, wie weit wir technologisch gekommen sind, aber auch daran, wie hartnäckig sich bestimmte Phänomene in unserem kollektiven Bewusstsein halten. Der Kult-Status von Bonzi Buddy wurde durch dieses Comeback und Verschwinden nur noch verstärkt. Er bleibt ein Symbol für eine Ära des Internets, in der die Regeln noch nicht ganz klar waren und die Gefahren oft hinter einem harmlosen, lila Gorillagesicht lauerten.
Valves Rolle in dieser Geschichte ist auch bemerkenswert. Obwohl sie Entwicklern viel Freiheit lassen, zeigt der schnelle Takedown im Falle eines Urheberrechtsanspruchs, dass die Plattform bereit ist, rigoros durchzugreifen, wenn es um rechtliche Belange geht. Dies schützt nicht nur die Rechteinhaber, sondern auch Valve selbst vor potenziellen Klagen.
Fazit
Das Rätsel um Bonzai Buddy auf Steam ist, bei genauer Betrachtung, gar kein so tiefes Geheimnis. Die kurze, aber denkwürdige Rückkehr des berüchtigten lila Gorillas als „BonziBUDDY REVIVED” war eine faszinierende Momentaufnahme der digitalen Nostalgie und der oft ironischen Art und Weise, wie wir uns an die Tücken des frühen Internets erinnern. Sein abruptes Verschwinden war jedoch nicht auf eine erneute Malware-Bedrohung oder auf Valves Abneigung gegen „Witze” zurückzuführen, sondern auf die sehr realen und handfesten Implikationen des Urheberrechts. Die ursprünglichen Rechte an BonziBUDDY existieren immer noch, und ihre Verletzung führte unweigerlich zur Entfernung von der Plattform.
So bleibt Bonzai Buddy ein ewiges Internetphänomen – ein Mahnmal für die Gefahren der digitalen Wildwest-Ära und gleichzeitig ein geliebtes (oder gehasstes) Stück digitaler Geschichte, das selbst in seiner vermeintlichen Harmlosigkeit immer noch die Macht hat, für Aufsehen zu sorgen. Sein Vermächtnis lebt weiter, auch wenn seine Präsenz auf Steam nur ein flüchtiger Moment war.