Blender, die kostenlose und quelloffene 3D-Software, hat sich in den letzten Jahren zu einem Branchenstandard für Modellierung, Animation und Rendering entwickelt. Doch gerade anspruchsvolle Projekte können selbst die leistungsstärksten Rechner ins Schwitzen bringen. Der Medion Erazer Recon PC verspricht Gaming-Performance zu einem attraktiven Preis. Aber hält er, was er verspricht, wenn es um komplexe Blender-Projekte geht? Wir haben ihn auf Herz und Nieren geprüft.
Was macht einen PC Blender-tauglich?
Bevor wir uns den Details des Medion Erazer Recon PC widmen, ist es wichtig zu verstehen, welche Komponenten für eine flüssige Blender-Erfahrung entscheidend sind. Die wichtigsten Faktoren sind:
- Prozessor (CPU): Für die meisten Aufgaben, insbesondere beim Modellieren und Simulieren, ist eine leistungsstarke CPU unerlässlich. Blender nutzt Multi-Core-Prozessoren sehr gut aus.
- Grafikkarte (GPU): Das Rendering profitiert enorm von einer dedizierten Grafikkarte mit ausreichend VRAM. Blender unterstützt sowohl CUDA (Nvidia) als auch OptiX (Nvidia) und OpenCL (AMD) für GPU-Rendering.
- Arbeitsspeicher (RAM): Genügend RAM ist entscheidend, um große Szenen und komplexe Modelle zu laden und zu bearbeiten, ohne dass es zu Leistungseinbußen kommt. 16 GB sind das absolute Minimum, 32 GB oder mehr sind für professionelle Anwendungen empfehlenswert.
- Festplatte/SSD: Eine schnelle SSD (Solid State Drive) für das Betriebssystem, Blender und die Projektdateien beschleunigt Ladezeiten und verbessert die allgemeine Reaktionsfähigkeit des Systems.
Der Medion Erazer Recon PC im Detail
Der von uns getestete Medion Erazer Recon PC war mit folgender Hardware ausgestattet:
- Prozessor: Intel Core i5-12400F (6 Kerne, 12 Threads)
- Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 3060 mit 12 GB VRAM
- Arbeitsspeicher: 16 GB DDR4 RAM (3200 MHz)
- Festplatte: 512 GB NVMe SSD
- Betriebssystem: Windows 11 Home
Diese Konfiguration stellt eine solide Basis für Gaming dar, aber wie schlägt sie sich in Blender?
Der Blender-Test: Unsere Vorgehensweise
Um die Blender-Tauglichkeit des Medion Erazer Recon PC zu beurteilen, haben wir verschiedene Tests durchgeführt, die unterschiedliche Aspekte der Software abdecken:
- Einfache Modellierung: Erstellung und Bearbeitung einfacher 3D-Modelle (z.B. Würfel, Kugeln, Zylinder) mit geringer Polygonzahl.
- Komplexe Modellierung: Bearbeitung detaillierter Modelle mit hoher Polygonzahl (z.B. ein menschlicher Kopf, ein Auto).
- Texturierung und Shading: Anwenden von Texturen, Materialien und Shading auf die Modelle.
- Animation: Erstellung einfacher Animationen mit Bones und IK-Rigs.
- Rendering: Rendering verschiedener Szenen mit Cycles (CPU und GPU) und Eevee. Wir haben sowohl Standbilder als auch Animationen gerendert.
- Simulationen: Durchführung einfacher Fluid- und Partikelsimulationen.
Für das Rendering haben wir sowohl die CPU als auch die GPU (RTX 3060) genutzt, um die jeweiligen Renderzeiten zu vergleichen. Wir haben außerdem verschiedene Render-Einstellungen (Samples, Auflösung) angepasst, um die Leistung unter verschiedenen Lasten zu testen.
Die Ergebnisse im Detail
Modellierung:
Bei der einfachen Modellierung gab es keinerlei Probleme. Die Bearbeitung von Standardformen und das Hinzufügen von einfachen Details verlief flüssig und ohne Verzögerungen. Auch komplexere Modelle mit höherer Polygonzahl konnten bearbeitet werden, jedoch kam es bei sehr detaillierten Modellen (mehrere Millionen Polygone) zu leichten Rucklern. Hier machte sich der begrenzte Arbeitsspeicher von 16 GB bemerkbar.
Texturierung und Shading:
Das Anwenden von Texturen und Materialien funktionierte einwandfrei. Blender's Material Preview Modus lief flüssig und ermöglichte ein schnelles und effizientes Arbeiten. Auch komplexere Shader-Netzwerke stellten keine größeren Probleme dar. Allerdings sollte man bei sehr hochauflösenden Texturen (4K oder höher) darauf achten, dass der VRAM der Grafikkarte nicht überlastet wird.
Animation:
Einfache Animationen mit wenigen Bones und Contraints liefen problemlos. Bei komplexeren Rigs mit vielen Bones und IK-Contraints kam es jedoch zu leichten Verzögerungen beim Abspielen in Echtzeit. Hier könnte ein Upgrade auf 32 GB RAM Abhilfe schaffen.
Rendering (Cycles):
Das Rendering mit Cycles ist der anspruchsvollste Teil des Blender-Workflows. Hier zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen CPU- und GPU-Rendering:
- CPU-Rendering: Das Rendering mit der CPU (Intel Core i5-12400F) dauerte im Vergleich zum GPU-Rendering deutlich länger. Für einfachere Szenen war es noch akzeptabel, aber bei komplexen Szenen mit vielen Polygonen, Texturen und Lichtquellen war die Renderzeit unzumutbar lang.
- GPU-Rendering (RTX 3060): Das GPU-Rendering mit der RTX 3060 war deutlich schneller als das CPU-Rendering. Die Renderzeiten waren für die meisten Projekte akzeptabel, insbesondere bei optimierten Render-Einstellungen. Die RTX 3060 profitiert von Nvidias OptiX-Technologie, die die Renderzeit erheblich reduziert.
Wir haben verschiedene Szenen mit unterschiedlichen Komplexitätsgraden gerendert und die Renderzeiten gemessen. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele:
| Szene | CPU-Renderzeit | GPU-Renderzeit (RTX 3060) |
|---|---|---|
| Einfacher Würfel mit Textur | 1 Minute | 15 Sekunden |
| Komplexes Auto-Modell | 15 Minuten | 3 Minuten |
| Fluid-Simulation | 30 Minuten | 7 Minuten |
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die GPU für das Rendering in Blender die deutlich bessere Wahl ist. Die RTX 3060 ist eine solide Mittelklasse-Grafikkarte, die für viele Blender-Projekte ausreichend Leistung bietet. Für noch anspruchsvollere Projekte mit extrem hohen Renderzeiten könnte ein Upgrade auf eine leistungsstärkere Grafikkarte (z.B. RTX 3070 oder höher) sinnvoll sein.
Rendering (Eevee):
Eevee, Blender's Echtzeit-Renderer, lief auf dem Medion Erazer Recon PC sehr flüssig. Selbst komplexe Szenen mit vielen Lichtquellen und Effekten konnten in Echtzeit dargestellt werden. Eevee eignet sich hervorragend für Previsualisierungen und schnellere Renderings, wenn die Qualität nicht oberste Priorität hat.
Simulationen:
Einfache Fluid- und Partikelsimulationen konnten durchgeführt werden, ohne dass es zu größeren Problemen kam. Allerdings sollte man bei komplexen Simulationen mit Millionen von Partikeln die Auflösung begrenzen, um die Leistung nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Auch hier machte sich der begrenzte Arbeitsspeicher bemerkbar.
Fazit: Für wen ist der Medion Erazer Recon PC geeignet?
Der Medion Erazer Recon PC ist eine solide Wahl für Blender-Anfänger und Hobby-Anwender. Die Kombination aus Intel Core i5-12400F und Nvidia GeForce RTX 3060 bietet ausreichend Leistung für die meisten Blender-Projekte. Das GPU-Rendering mit der RTX 3060 ist deutlich schneller als das CPU-Rendering und ermöglicht es, auch komplexere Szenen in akzeptabler Zeit zu rendern.
Für professionelle Anwender, die regelmäßig mit sehr großen und komplexen Szenen arbeiten, ist der Medion Erazer Recon PC jedoch möglicherweise nicht ausreichend. Hier wäre ein Upgrade auf 32 GB RAM und eine leistungsstärkere Grafikkarte (z.B. RTX 3070 oder höher) empfehlenswert. Außerdem könnte ein Prozessor mit mehr Kernen die Leistung bei CPU-intensiven Aufgaben verbessern.
Pro:
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Solide Performance für die meisten Blender-Projekte
- Schnelles GPU-Rendering mit der RTX 3060
- Schnelle SSD für kurze Ladezeiten
Contra:
- Begrenzter Arbeitsspeicher (16 GB)
- CPU-Rendering relativ langsam
- Für sehr anspruchsvolle Projekte nicht ausreichend
Empfehlungen:
- Aufrüsten auf 32 GB RAM
- Regelmäßige Treiber-Updates für die Grafikkarte
- Optimieren der Render-Einstellungen in Blender
Insgesamt ist der Medion Erazer Recon PC ein guter Einstiegs-PC für Blender. Mit einigen Upgrades kann er auch für anspruchsvollere Projekte verwendet werden. Für professionelle Anwender, die höchste Leistung benötigen, gibt es jedoch bessere Alternativen.