Davinci Resolve macht Clips mit 60 FPS zu schnell? So korrigieren Sie die Wiedergabegeschwindigkeit

Kennen Sie das Gefühl? Sie haben gerade atemberaubende Aufnahmen mit Ihrer Kamera in 60 Bildern pro Sekunde (FPS) gemacht, um flüssige Bewegungen oder beeindruckende Zeitlupen zu erzielen. Voller Vorfreude importieren Sie Ihr Material in DaVinci Resolve, den mächtigen, aber manchmal auch eigenwilligen Videoeditor, nur um festzustellen, dass Ihre Clips doppelt so schnell abgespielt werden! Die ursprünglich geplanten sanften Bewegungen wirken plötzlich abgehackt und viel zu schnell. Dieses Problem kann für Anfänger wie auch für erfahrene Anwender gleichermaßen frustrierend sein und erfordert ein grundlegendes Verständnis der Frameraten und Projekt-Einstellungen in DaVinci Resolve.

Doch keine Sorge, Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und die Lösung ist oft einfacher, als Sie denken. In diesem umfassenden Artikel führen wir Sie Schritt für Schritt durch die Ursachen dieses Phänomens und zeigen Ihnen detailliert, wie Sie die Wiedergabegeschwindigkeit Ihrer 60 FPS Clips in DaVinci Resolve korrigieren können. Egal, ob Sie Ihre Clips auf halbe Geschwindigkeit bringen möchten, um echte Zeitlupe zu erhalten, oder einfach nur möchten, dass sie mit der korrekten, ursprünglichen Geschwindigkeit abgespielt werden – hier finden Sie die Antwort.

Warum spielen 60 FPS Clips in DaVinci Resolve zu schnell ab? Die Ursachen verstehen

Das Kernproblem liegt in einer Diskrepanz zwischen der Bildrate (Framerate) Ihres Quellmaterials und der Bildrate Ihres DaVinci Resolve Projekts. DaVinci Resolve ist so konzipiert, dass es die Projekt-Bildrate als die „normale“ Wiedergabegeschwindigkeit interpretiert. Wenn Sie also ein Projekt mit 30 FPS (oder 24 FPS) eingerichtet haben und einen 60 FPS Clip importieren, versucht Resolve, jeden einzelnen Frame des 60 FPS Clips in den Zeitrahmen eines 30 FPS Projekts zu zwängen.

Stellen Sie sich vor, Resolve hat 30 „Plätze” pro Sekunde auf Ihrer Timeline. Ihr 60 FPS Clip hat aber 60 Frames für dieselbe Sekunde. Um alle Frames abzuspielen, muss Resolve sie doppelt so schnell durchlaufen. Das Ergebnis: Die Wiedergabegeschwindigkeit verdoppelt sich, und Ihr 60 FPS Clip spielt in Echtzeit nur noch eine halbe Sekunde lang ab, obwohl er eigentlich eine Sekunde dauern sollte. Dies ist besonders ärgerlich, wenn Sie die 60 FPS bewusst für flüssige Bewegung in Normalgeschwindigkeit oder für echte Zeitlupe verwendet haben.

Weitere mögliche Ursachen können sein:

• Falsche Interpretation von Metadaten: Manchmal interpretiert DaVinci Resolve die Framerateninformationen im Mediendatei-Header nicht korrekt, insbesondere bei exotischeren Codecs oder Aufnahmegeräten.
• Unterschiedliche Industriestandards: Wenn Sie Material aus verschiedenen Quellen haben (z.B. NTSC-Regionen mit 30/60 FPS und PAL-Regionen mit 25/50 FPS), kann es zu Konflikten kommen, wenn das Projekt nicht entsprechend angepasst wird.
• Nutzerfehler: Ein häufiger Grund ist einfach, dass die Projekt-Einstellungen nicht überprüft oder angepasst wurden, bevor die Bearbeitung begann.

Die gute Nachricht ist, dass DaVinci Resolve hervorragende Tools bietet, um diese Probleme zu beheben. Die zwei wichtigsten Ansätze sind die Anpassung der Projekt-Einstellungen und die Bearbeitung der Clip-Attribute.

Die erste Verteidigungslinie: Projekt-Einstellungen überprüfen und anpassen

Bevor Sie mit der Bearbeitung beginnen oder wenn Sie feststellen, dass alle Ihre importierten Clips zu schnell sind, sollten Sie immer zuerst Ihre Projekt-Einstellungen überprüfen. Dies ist der grundlegende Ort, um die „normale” Wiedergabegeschwindigkeit für Ihr gesamtes Projekt festzulegen.

Schritt-für-Schritt: Projekt-Bildrate einstellen

1. Öffnen Sie Ihr Projekt in DaVinci Resolve.
2. Klicken Sie auf das Zahnrad-Symbol (Projekt-Einstellungen) in der unteren rechten Ecke der Benutzeroberfläche.
3. Navigieren Sie im Fenster „Project Settings” (Projekt-Einstellungen) zum Reiter „Master Settings” (Master-Einstellungen).
4. Suchen Sie unter dem Abschnitt „Timeline Format” (Timeline-Format) die Option „Timeline Frame Rate” (Timeline-Bildrate).
5. Stellen Sie hier die gewünschte Bildrate für Ihr Projekt ein. Wenn Sie möchten, dass Ihre 60 FPS Clips in normaler Geschwindigkeit abgespielt werden, sollten Sie die Timeline Frame Rate auf 60 fps einstellen. Wenn Sie hauptsächlich mit 30 FPS arbeiten und 60 FPS Clips für Zeitlupen nutzen möchten, behalten Sie die 30 FPS bei (die Anpassung für diese Clips erfolgt dann über die Clip-Attribute, wie unten beschrieben).
6. Klicken Sie auf „Save” (Speichern), um die Änderungen zu übernehmen.

Wichtiger Hinweis: Das Ändern der Timeline Frame Rate, nachdem Sie bereits eine Menge Material in Ihre Timeline gezogen und geschnitten haben, kann zu Problemen führen. Bereits platzierte Clips könnten ihre Synchronisation verlieren oder unerwartet verschoben werden. Es ist immer am besten, die Projekt-Einstellungen bevor Sie mit dem Importieren und Bearbeiten beginnen, korrekt festzulegen. Wenn Sie bereits geschnitten haben und eine massive Änderung vornehmen müssen, erstellen Sie am besten eine Sicherungskopie Ihres Projekts.

Die detaillierte Lösung: Clip-Attribute anpassen für präzise Wiedergabe

Während die Projekt-Einstellungen die globale Framerate festlegen, bieten die Clip-Attribute eine präzisere Kontrolle über einzelne Clips. Dies ist die bevorzugte Methode, um einen 60 FPS Clip dazu zu bringen, in einem 30 FPS Projekt korrekt (oder in Zeitlupe) abgespielt zu werden, ohne dass er zu schnell läuft.

Schritt-für-Schritt: Clip-Attribute zur Framerate-Konformität nutzen

1. Öffnen Sie den „Media Pool” (Medienpool) in DaVinci Resolve (normalerweise im „Media”- oder „Edit”-Tab zu finden).
2. Suchen Sie den 60 FPS Clip, der zu schnell abgespielt wird.
3. Rechtsklicken Sie auf den Clip im Media Pool.
4. Wählen Sie aus dem Kontextmenü die Option „Clip Attributes…” (Clip-Attribute…).
5. Im sich öffnenden Fenster „Clip Attributes” stellen Sie sicher, dass Sie sich im Reiter „Video” befinden.
6. Suchen Sie den Bereich „Frame Rate” (Bildrate). Hier sehen Sie die von Resolve aktuell interpretierte Bildrate des Clips. Wahrscheinlich steht hier „60.00”.
7. Ändern Sie die „Frame Rate” auf die Bildrate Ihres Projekts. Wenn Ihr Projekt z.B. auf 30 FPS eingestellt ist, ändern Sie den Wert auf „30.00” (oder 29.97, je nach Ihrem Standard).
8. Klicken Sie auf „OK”, um die Änderungen zu übernehmen.

Was passiert hier genau? Wenn Sie die Bildrate eines 60 FPS Clips in den Clip-Attributen auf 30 FPS ändern, weisen Sie DaVinci Resolve an, diesen Clip als einen 30 FPS Clip zu „interpretieren”. Resolve nimmt dann die 60 vorhandenen Frames pro Sekunde des Originalclips und verteilt sie über zwei Sekunden des neuen 30 FPS Zeitrahmens. Das Ergebnis ist, dass der Clip mit der halben Geschwindigkeit (50 %) abgespielt wird, aber dabei keine Frames übersprungen werden. Jeder einzelne Frame des Original-60-FPS-Materials wird verwendet, was zu einer unglaublich flüssigen Zeitlupe führt.

Diese Methode ist ideal, wenn Sie hochauflösendes, hochfrequentes Material (wie 60 FPS) in einem Projekt mit niedrigerer Framerate (wie 30 FPS oder 24 FPS) verwenden möchten, um sanfte Zeitlupeneffekte zu erzielen. Der Clip wird dann auf der Timeline mit der korrekten, verlangsamten Geschwindigkeit dargestellt und abgespielt.

Alternativen zur Geschwindigkeitsanpassung: Re-Timing in der Timeline

Neben der Änderung der Clip-Attribute gibt es auch die Möglichkeit, die Geschwindigkeit eines Clips direkt in der Timeline anzupassen. Dies ist nützlich, wenn Sie einen Clip nicht als Zeitlupe konformieren möchten, sondern seine Abspielgeschwindigkeit dynamisch steuern wollen, z.B. wenn Ihr Projekt bereits 60 FPS hat und Sie einen Teil des Clips für einen kreativen Effekt verlangsamen möchten.

Schritt-für-Schritt: Geschwindigkeit über „Change Clip Speed” anpassen

1. Ziehen Sie den Clip, dessen Geschwindigkeit Sie anpassen möchten, auf Ihre Timeline.
2. Rechtsklicken Sie auf den Clip in der Timeline.
3. Wählen Sie aus dem Kontextmenü die Option „Change Clip Speed…” (Clip-Geschwindigkeit ändern…).
4. Im sich öffnenden Fenster können Sie die „Speed %” (Geschwindigkeit in %) anpassen.
• Wenn Ihr 60 FPS Clip zu schnell läuft, weil Ihr Projekt auf 30 FPS eingestellt ist und Sie ihn in normaler Geschwindigkeit bei 30 FPS abspielen lassen wollen (indem Frames verworfen werden), stellen Sie die Geschwindigkeit auf 50 % ein. (60 FPS / 2 = 30 FPS). Beachten Sie, dass dies nicht dasselbe ist wie die Clip-Attribute-Methode, da hier Frames „fallen gelassen” werden, um die Geschwindigkeit zu reduzieren, anstatt sie für eine Zeitlupe zu verteilen.
• Wenn Ihr Projekt 60 FPS ist und Sie einen Teil Ihres 60 FPS Clips verlangsamen möchten, stellen Sie ebenfalls eine geringere Prozentzahl ein (z.B. 50 % für halbe Geschwindigkeit).
5. Sie können auch Optionen wie „Ripple Sequence” (Sequenz rippeln) aktivieren, um nachfolgende Clips automatisch zu verschieben, oder „Pitch Correction” (Tonhöhenkorrektur), um Verzerrungen der Tonhöhe bei Geschwindigkeitsänderungen zu vermeiden.
6. Klicken Sie auf „Change” (Ändern), um die Anpassung vorzunehmen.

Wann sollte man welche Methode verwenden?

• Clip Attributes: Verwenden Sie dies, wenn Sie die Framerate eines Clips dauerhaft neu interpretieren möchten, insbesondere um 60 FPS (oder höher) Material für flüssige Zeitlupen in Projekten mit niedrigerer Framerate zu nutzen. Dies ändert, wie Resolve den Clip grundsätzlich behandelt.
• Change Clip Speed: Verwenden Sie dies für kreative Geschwindigkeitsanpassungen von Clips, die bereits die korrekte Framerate haben (oder wenn Sie bewusst Frames fallen lassen möchten). Es ist ideal für Zeitraffer, Zeitlupen (wenn genügend Frames vorhanden sind) oder andere dynamische Speed Ramps.

Umgang mit unterschiedlichen Frame Rates in einem Projekt

Es ist nicht ungewöhnlich, in einem einzigen Projekt mit Videomaterial aus verschiedenen Quellen und somit unterschiedlichen Bildraten arbeiten zu müssen. DaVinci Resolve kann dies handhaben, aber es erfordert ein bewusstes Vorgehen:

• Projekt-Standard festlegen: Wählen Sie eine primäre Projekt-Framerate, die dem Großteil Ihres Materials oder Ihrem gewünschten Ausgabeformat entspricht (z.B. 24 FPS für Filmlook, 30 FPS für Online-Video, 50/60 FPS für Sport oder Hochgeschwindigkeitsaufnahmen).
• Anpassung über Clip-Attribute: Für alle Clips, die eine höhere Bildrate als Ihr Projekt haben und für Zeitlupen verwendet werden sollen, nutzen Sie die „Clip Attributes”-Methode, um sie auf die Projekt-Framerate zu konformieren. Ein 120 FPS Clip in einem 24 FPS Projekt würde so zu einer 5-fachen Zeitlupe.
• Anpassung über „Change Clip Speed”: Für Clips, die eine niedrigere Bildrate haben und im schnelleren Projekt abgespielt werden müssen, können Sie versuchen, die Geschwindigkeit über „Change Clip Speed” zu erhöhen oder DaVinci Resolve die Frames interpolieren zu lassen. Beachten Sie, dass dies zu weniger flüssiger Bewegung führen kann, da Resolve Frames „erfinden” muss.
• Automatisches Anpassen bei Import: Beim Import fragt Resolve manchmal, ob es die Projekteinstellungen an das erste importierte Material anpassen soll. Seien Sie hier vorsichtig. Wenn Sie ein spezifisches Projekt-Framerate-Ziel haben, lehnen Sie diese Anpassung ab.

Vermeidung zukünftiger Probleme: Best Practices

Um das Problem der zu schnell abgespielten Clips von vornherein zu vermeiden, empfiehlt es sich, einige Best Practices zu befolgen:

• Projekt zuerst einrichten: Legen Sie immer die Projekt-Einstellungen (insbesondere die Timeline Frame Rate) fest, bevor Sie Medien importieren oder mit der Bearbeitung beginnen. Wenn Sie wissen, dass Sie primär mit 60 FPS Material arbeiten werden und dieses auch mit 60 FPS wiedergeben möchten, stellen Sie Ihr Projekt entsprechend ein.
• Kenntnis Ihres Quellmaterials: Wissen Sie, mit welcher Bildrate Ihre Kameras aufnehmen. Dokumentieren Sie dies, wenn Sie mit verschiedenen Geräten arbeiten.
• Konsistenter Workflow: Versuchen Sie, so viel Material wie möglich mit einer konsistenten Bildrate aufzunehmen, die zu Ihrem Projekt-Standard passt.
• Vorschau und Überprüfung: Überprüfen Sie die Wiedergabegeschwindigkeit und das Timing Ihrer Clips sofort nach dem Import in den Media Pool und nach dem Platzieren auf der Timeline.
• Proxy-Dateien: Bei extrem hohen Bildraten oder Auflösungen (z.B. 4K 60 FPS) kann die Wiedergabe auch durch Hardware-Einschränkungen langsam erscheinen. Erwägen Sie die Verwendung von Proxy-Dateien, um die Bearbeitung flüssiger zu gestalten.

Fehlerbehebung und weiterführende Tipps

Sollten die oben genannten Schritte nicht sofort zum Erfolg führen, oder treten andere Probleme auf, hier ein paar zusätzliche Tipps zur Fehlerbehebung:

• Cache leeren: Manchmal kann ein voller Render-Cache zu Wiedergabeproblemen führen. Gehen Sie zu „Playback” (Wiedergabe) > „Delete Render Cache” (Render-Cache löschen) > „All” (Alle).
• DaVinci Resolve neu starten: Ein einfacher Neustart des Programms kann oft kleinere Software-Glitches beheben.
• Grafikkartentreiber aktualisieren: Veraltete Grafikkartentreiber können zu einer Vielzahl von Wiedergabeproblemen führen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Treiber auf dem neuesten Stand sind.
• Medien-Import-Einstellungen prüfen: Manchmal gibt es spezifische Import-Optionen für bestimmte Dateitypen. Überprüfen Sie die DaVinci Resolve Einstellungen oder das Handbuch für Ihren spezifischen Codec.
• Neues Projekt erstellen: Als letzten Ausweg können Sie versuchen, ein komplett neues Projekt mit den korrekten Framerate-Einstellungen zu erstellen und Ihre Medien neu zu importieren.
• Kompatibilität prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr verwendeter Video-Codec von DaVinci Resolve vollständig unterstützt wird. Manchmal können bestimmte Codecs oder Container (z.B. VFR – Variable Frame Rate) Probleme verursachen. Konvertieren Sie diese ggf. vor dem Import in ein Resolve-freundlicheres Format (z.B. ProRes oder DNxHR).

Fazit

Das Problem, dass 60 FPS Clips in DaVinci Resolve zu schnell abgespielt werden, ist ein häufiges, aber zum Glück leicht zu lösendes Problem. Der Schlüssel liegt im Verständnis des Zusammenspiels zwischen der Projekt-Bildrate und den Clip-Attributen. Indem Sie Ihre Projekt-Einstellungen sorgfältig festlegen und die Clip-Attribute nutzen, um Ihre hochfrequenziellen Aufnahmen korrekt zu interpretieren (insbesondere für Zeitlupen), haben Sie die volle Kontrolle über die Wiedergabegeschwindigkeit Ihres Materials.

Nehmen Sie sich die Zeit, diese Einstellungen zu verstehen und zu beherrschen. Es wird nicht nur Ihre Frustration reduzieren, sondern auch Ihre Fähigkeit verbessern, professionelle und reibungslose Videos in DaVinci Resolve zu erstellen. Experimentieren Sie mit den verschiedenen Optionen und finden Sie den Workflow, der am besten zu Ihren Projekten passt. Viel Erfolg bei Ihrer nächsten Videobearbeitung!