Die jährliche Steuererklärung – für viele Menschen ist sie ein Buch mit sieben Siegeln, ein Berg aus Formularen und eine Quelle des Unbehagens. Doch die gute Nachricht ist: Es gibt heute mehr Wege denn je, um dieser Pflicht nachzukommen und dabei potenziell Geld zurück vom Finanzamt zu erhalten. Neben dem traditionellen Weg über das offizielle Elster-Portal haben sich in den letzten Jahren zahlreiche innovative Steuer-Apps wie Taxfix und Zasta etabliert. Sie versprechen Einfachheit, Geschwindigkeit und maximale Rückerstattung. Aber halten diese Apps, was sie versprechen? Und wann lohnt sich der Griff zur App wirklich im Vergleich zur bewährten Elster-Variante? Tauchen wir ein in den großen Vergleich und finden wir heraus, welche Lösung die beste für Ihre individuelle Situation ist.
Grundlagen: Was ist Elster und was sind Steuer-Apps?
Bevor wir die Vor- und Nachteile abwägen, klären wir kurz, worüber wir sprechen.
* **Elster (Elektronische Steuererklärung):** Elster ist das offizielle Portal der deutschen Finanzverwaltung, über das Bürgerinnen und Bürger ihre Steuererklärung kostenlos online einreichen können. Es ist der direkte Draht zum Finanzamt und bietet Zugriff auf alle Formulare und Funktionen, die für eine vollständige Erklärung nötig sind. Elster existiert in verschiedenen Formen, am bekanntesten ist „Mein ELSTER”, die browserbasierte Anwendung.
* **Steuer-Apps (z.B. Taxfix, Zasta):** Diese Anwendungen, verfügbar für Smartphones und oft auch als Web-Version, verfolgen einen völlig anderen Ansatz. Statt komplizierter Formulare führen sie Nutzer mit einfachen Fragen durch den gesamten Prozess. Sie arbeiten nach dem Prinzip eines „Interviews”, bei dem man Ja/Nein-Fragen beantwortet oder Zahlen eingibt, während die Software im Hintergrund die komplexen steuerrechtlichen Berechnungen und die Zuordnung zu den korrekten Formularen vornimmt. Ziel ist es, die Steuererklärung auch für Laien verständlich und schnell machbar zu machen.
Elster im Detail: Kostenlos, aber kompliziert?
Elster ist die ursprüngliche digitale Methode, um seine Steuern zu machen. Sie ist ein mächtiges Werkzeug, aber nicht ohne Hürden.
Vorteile von Elster:
1. Kostenlos: Der größte und offensichtlichste Vorteil ist, dass die Nutzung von Elster absolut kostenlos ist. Man spart sich die Gebühren, die bei vielen kommerziellen Lösungen anfallen.
2. Direkter Draht zum Finanzamt: Da es sich um die offizielle Software der Finanzverwaltung handelt, ist Elster stets auf dem neuesten Stand der Gesetzgebung und gewährleistet eine reibungslose Übermittlung Ihrer Daten.
3. Volle Kontrolle: Für Nutzer, die genau wissen wollen, welche Zahlen wo landen und wie sich bestimmte Eingaben auswirken, bietet Elster maximale Transparenz und Kontrolle über jeden Posten.
4. Für komplexe Fälle geeignet: Wer sich mit dem Steuerrecht auskennt oder bereit ist, sich einzuarbeiten, kann mit Elster auch sehr komplexe Steuerfälle (z.B. mit mehreren Einkunftsarten, Auslandseinkünften etc.) abwickeln. Es bietet alle denkbaren Formulare und Felder.
Nachteile von Elster:
1. Steile Lernkurve: Die Oberfläche von Elster ist nicht intuitiv. Sie ist stark an den Papierformularen orientiert und setzt ein gewisses Fachwissen oder zumindest die Bereitschaft voraus, sich in die Materie einzuarbeiten.
2. Mangelnde Hilfestellung: Elster bietet zwar Hilfetexte, diese sind aber oft juristisch formuliert und für Laien schwer verständlich. Es gibt keine persönliche Unterstützung oder konkrete Tipps, wo man noch Geld sparen könnte.
3. Fehleranfälligkeit für Unerfahrene: Ohne fundiertes Wissen ist es leicht, Fehler zu machen, wichtige Abzugsmöglichkeiten zu übersehen oder Posten falsch zuzuordnen.
4. Zeitaufwand: Für Unerfahrene kann die Bearbeitung einer Steuererklärung mit Elster sehr zeitaufwändig sein, da man sich durch viele unbekannte Felder und Optionen kämpfen muss.
5. Veraltetes Design: Die Benutzeroberfläche wird oft als wenig modern und benutzerunfreundlich empfunden.
Steuer-Apps im Detail: Einfachheit trifft auf Kosten?
Moderne Steuer-Apps wie Taxfix und Zasta sind mit dem Versprechen angetreten, die Steuererklärung zu revolutionieren. Sie setzen auf maximale Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit.
Wie funktionieren Taxfix & Zasta?
Der Kern der Funktionalität liegt im „Interview-Prinzip”. Anstatt Formularfelder auszufüllen, beantwortet man eine Reihe von einfachen Fragen zu Einkommen, Ausgaben, Lebenssituation (z.B. „Haben Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung?”). Die Apps übersetzen diese Antworten dann automatisch in die korrekten Einträge in den amtlichen Formularen.
* **Beleg-Uploads:** Oft können Belege einfach abfotografiert oder hochgeladen werden.
* **Plausibilitätsprüfung:** Die Apps prüfen Eingaben auf Plausibilität und weisen auf fehlende Angaben oder potenzielle Fehler hin.
* **Schätzung der Rückerstattung:** Viele Apps zeigen während des Prozesses eine Schätzung der erwarteten Steuerrückerstattung an, was motivierend wirken kann.
* **Abgabe per Knopfdruck:** Nach Abschluss des Interviews wird die Erklärung digital an das Finanzamt übermittelt.
Vorteile von Steuer-Apps:
1. Enorme Zeitersparnis: Für viele Arbeitnehmer dauert die Steuererklärung mit einer App nur 15 bis 30 Minuten. Die Notwendigkeit, sich durch Paragrafen zu quälen, entfällt weitgehend.
2. Benutzerfreundlichkeit: Die intuitive, schrittweise Führung macht die Steuererklärung auch für absolute Laien machbar. Man benötigt kein Fachwissen.
3. Fehlerreduzierung: Durch die geführten Fragen und integrierten Plausibilitätsprüfungen werden Fehler minimiert und wichtige Abzugsmöglichkeiten oft automatisch abgefragt.
4. Potenzial für höhere Rückerstattungen: Die Apps weisen aktiv auf potenzielle Abzugsmöglichkeiten hin, die man selbst vielleicht übersehen hätte. Das kann dazu führen, dass man mehr Geld zurück bekommt, als wenn man die Erklärung ohne Kenntnisse selbst erstellt hätte.
5. Mobile Nutzung: Die Erklärung kann bequem von überall, auch mobil auf dem Smartphone, erstellt werden.
6. Support und Hilfefunktionen: Viele Apps bieten umfassende Hilfebereiche, FAQs und teilweise auch direkten Support.
Nachteile von Steuer-Apps:
1. Kosten: Dies ist der größte Nachteil. Die meisten Apps sind nicht kostenlos. Die Gebühren variieren, liegen aber oft zwischen 20 und 40 Euro pro Erklärung. Einige Apps bieten eine kostenlose Berechnung an und verlangen erst bei der Abgabe.
2. Nicht für alle Steuerfälle geeignet: Apps wie Taxfix und Zasta sind primär auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmern mit einfachen Steuerfällen zugeschnitten. Für Selbstständige, Freiberufler, Vermieter oder Personen mit komplexen Einkünften aus dem Ausland sind sie oft ungeeignet oder bieten nicht alle nötigen Funktionen.
3. Weniger Kontrolle: Man muss sich auf die interne Logik der App verlassen. Wer jeden einzelnen Posten genau überprüfen möchte, könnte sich eingeschränkt fühlen.
4. Individuelle Optimierung kann fehlen: Obwohl die Apps auf Abzugsmöglichkeiten hinweisen, können sie in sehr speziellen Fällen keine individuelle Beratung leisten, die ein Steuerberater bieten würde.
Direkter Vergleich: App vs. Elster – Wer punktet wann?
Um die Entscheidung zu erleichtern, fassen wir die Stärken und Schwächen im direkten Vergleich zusammen:
* **Kosten:**
* **Elster:** Kostenlos.
* **Apps:** Kostenpflichtig (meist ab ca. 20-40 Euro).
* **Bedienung & Komfort:**
* **Elster:** Kompliziert, wenig intuitiv, erfordert Einarbeitung, hohe Lernkurve.
* **Apps:** Sehr benutzerfreundlich, intuitiv, geführter Prozess, extrem geringe Lernkurve.
* **Zielgruppe:**
* **Elster:** Für alle Steuerpflichtigen, die sich einarbeiten wollen/können; ideal für komplexere Fälle, wenn man das Fachwissen mitbringt.
* **Apps:** Ideal für Arbeitnehmer mit überschaubaren Einkünften, Studenten, Rentner und alle, die eine schnelle und einfache Lösung suchen.
* **Komplexität des Falls:**
* **Elster:** Geeignet für alle Komplexitätsgrade, sofern der Nutzer das nötige Wissen hat.
* **Apps:** Sehr gut für einfache bis mittelschwere Fälle; für sehr komplexe Fälle (Selbstständigkeit, Vermietung, Ausland) oft ungeeignet oder nur in Premium-Versionen.
* **Zeitaufwand:**
* **Elster:** Deutlich höher für Unerfahrene; geringer für Profis.
* **Apps:** Sehr gering (oft unter 30 Minuten).
* **Fehleranfälligkeit für Laien:**
* **Elster:** Hoch, da viel Wissen und Sorgfalt erforderlich ist.
* **Apps:** Gering, da die Software Plausibilitätsprüfungen vornimmt und Fragen strukturiert stellt.
* **Potenzial für Steuerrückerstattung:**
* **Elster:** Hängt stark vom Nutzerwissen ab – man muss wissen, was man absetzen kann.
* **Apps:** Können durch gezielte Fragen und Hinweise Abzugsmöglichkeiten aufdecken, die man sonst vergessen hätte, und so potenziell die Steuerrückerstattung maximieren.
Wann lohnen sich Steuer-Apps wie Taxfix und Zasta wirklich?
Die Entscheidung hängt maßgeblich von Ihrer persönlichen Situation ab.
Steuer-Apps sind ideal für:
* **Angestellte:** Insbesondere, wenn Sie nur Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit haben und keine allzu komplizierten Vermögensverhältnisse bestehen.
* **Studenten, Azubis, Rentner:** Hier sind die Steuerfälle oft überschaubar, und die Apps helfen, die wenigen, aber wichtigen Abzugsmöglichkeiten zu finden.
* **Personen mit wenig Zeit oder Lust:** Wenn Sie die Steuererklärung schnell und unkompliziert erledigen möchten, ohne sich in die Materie einzuarbeiten. Die Zeitersparnis ist hier der größte Wert.
* **Erstanwender:** Wer zum ersten Mal eine Steuererklärung macht und keine Ahnung hat, wo er anfangen soll, findet in den Apps eine hervorragende Einstiegshilfe.
* **Wer eine hohe Rückerstattung erwartet:** Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie eine gute Steuerrückerstattung erhalten, sind die Kosten für die App oft gut angelegt und amortisieren sich schnell.
Steuer-Apps sind weniger geeignet oder reichen nicht aus für:
* **Selbstständige, Freiberufler, Gewerbetreibende:** Diese Personengruppen haben in der Regel wesentlich komplexere Steuerfälle, die weit über das hinausgehen, was einfache Apps abdecken können. Hier sind spezielle Steuersoftware oder die Hilfe eines Profis oft unerlässlich.
* **Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung:** Obwohl einige Apps dies in Premium-Versionen anbieten, kann die Abbildung dieser Einkunftsart komplex sein.
* **Internationale Sachverhalte:** Wenn Sie Einkünfte oder Ausgaben im Ausland haben, sind die Apps oft überfordert.
* **Personen mit sehr spezifischen oder komplexen Finanzprodukten:** Wenn Sie ein sehr ausgeklügeltes Anlageportfolio haben, benötigen Sie detailliertere Eingabemöglichkeiten.
* **Wer absolute Kontrolle und tiefes Verständnis wünscht:** Wenn Sie das Steuerrecht wirklich durchdringen und jeden einzelnen Schritt nachvollziehen möchten, könnte Ihnen die Einfachheit der Apps zu wenig Transparenz bieten.
Was ist mit Alternativen? Steuerberater & Lohnsteuerhilfevereine
Neben Elster und den Apps gibt es natürlich noch die klassische Variante: die persönliche Unterstützung.
* **Lohnsteuerhilfevereine:** Eine gute Option für Arbeitnehmer, Rentner und Pensionäre. Sie bieten persönliche Beratung und erstellen die Steuererklärung gegen einen meist einkommensabhängigen Mitgliedsbeitrag. Sie können nicht für Selbstständige tätig werden.
* **Steuerberater:** Die teuerste Option, aber auch die umfassendste. Ein Steuerberater kann jeden noch so komplexen Fall bearbeiten, Haftung übernehmen und die Steuerlast maximal optimieren. Ideal für Selbstständige, Vermieter oder Personen mit sehr hohen und/oder komplexen Einkünften.
Fazit und Empfehlung
Die Frage, ob sich die Steuererklärung über Apps wie Taxfix oder Zasta lohnt, lässt sich nicht pauschal beantworten, aber für die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer ist die Antwort ein klares Ja. Die Benutzerfreundlichkeit und die enorme Zeitersparnis, gepaart mit dem Potenzial, keine Abzugsmöglichkeiten zu übersehen, machen die geringen Kosten mehr als wett.
* Wenn Sie ein typischer Arbeitnehmer sind, keine komplexen Einkünfte haben und schnell sowie unkompliziert Ihre Steuererklärung erledigen möchten, um Ihre Steuerrückerstattung zu erhalten, dann sind Steuer-Apps wie Taxfix oder Zasta eine ausgezeichnete Wahl. Sie nehmen Ihnen die Angst vor dem Finanzamt und führen Sie sicher durch den Prozess.
* Wenn Sie ein hohes Fachwissen haben, jeden Euro selbst kontrollieren wollen oder einen sehr komplexen Steuerfall bearbeiten müssen (z.B. als Selbstständiger), dann bleibt Elster (ggf. in Kombination mit einer professionellen Steuersoftware) oder der Steuerberater die bessere Wahl. Elster bietet Ihnen die volle Freiheit, erfordert aber eben auch das nötige Know-how und die Bereitschaft zur Einarbeitung.
Letztendlich ist es entscheidend, dass die Steuererklärung überhaupt gemacht wird. Viele Menschen verzichten darauf aus Angst vor der Komplexität und verschenken so Jahr für Jahr Geld zurück. Die Apps senken diese Hürde massiv und machen das Steuern-Machen so einfach wie nie zuvor. Es lohnt sich fast immer, zumindest eine Testrechnung mit einer der Apps durchzuführen, da viele erst bei Abgabe die Kosten verlangen. Probieren Sie es aus und holen Sie sich Ihr Geld zurück!