Überwachungskameras sind heutzutage allgegenwärtig – sei es im Einzelhandel, in Wohngebieten oder an öffentlichen Plätzen. Sie dienen der Sicherheit und der Aufklärung von Verbrechen. Doch wie lange werden die aufgezeichneten Videos eigentlich gespeichert? Diese Frage ist von großer Bedeutung, da sie sowohl Datenschutz– als auch Sicherheitsaspekte berührt. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach der Speicherdauer von Überwachungskamera-Aufnahmen auf den Grund und beleuchten sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Technische Faktoren, die die Speicherdauer beeinflussen
Bevor wir uns den gesetzlichen Bestimmungen widmen, ist es wichtig, die technischen Faktoren zu verstehen, die die Speicherdauer von Überwachungskamera-Videos beeinflussen. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich, wie lange Aufnahmen gespeichert werden können, bevor sie überschrieben oder gelöscht werden müssen.
- Speicherkapazität des Geräts: Dies ist der offensichtlichste Faktor. Je größer die Festplatte oder der Cloud-Speicher, desto länger können Videos gespeichert werden. Kleine SD-Karten in einfachen Kameras speichern beispielsweise deutlich weniger als große Festplatten in professionellen Überwachungssystemen.
- Auflösung der Aufnahmen: Hochauflösende Videos (z.B. 4K) benötigen deutlich mehr Speicherplatz als Aufnahmen in niedrigerer Auflösung (z.B. 720p). Wer die Speicherdauer maximieren möchte, kann die Auflösung reduzieren.
- Bildrate (Frames per Second, FPS): Die Bildrate gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden. Eine höhere Bildrate führt zu flüssigeren Videos, benötigt aber auch mehr Speicherplatz.
- Komprimierungsmethode: Moderne Überwachungssysteme verwenden Videokomprimierungstechnologien wie H.264 oder H.265, um die Dateigröße zu reduzieren, ohne die Bildqualität wesentlich zu beeinträchtigen. Diese Komprimierungstechniken ermöglichen eine längere Speicherdauer.
- Aufnahmemodus: Einige Kameras zeichnen kontinuierlich auf, während andere nur bei Bewegungserkennung aktiv werden. Die Bewegungserkennung kann die Speicherdauer erheblich verlängern, da nur relevante Ereignisse aufgezeichnet werden.
- Anzahl der Kameras: Wenn ein Überwachungssystem mehrere Kameras umfasst, wird der Speicherplatz auf alle Kameras verteilt, was die Speicherdauer pro Kamera reduziert.
Gesetzliche Grundlagen für die Speicherung von Überwachungsvideos
Die Speicherung von Überwachungsvideos ist in Deutschland durch das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geregelt. Diese Gesetze legen fest, unter welchen Bedingungen Videoüberwachung zulässig ist und wie lange die Aufnahmen gespeichert werden dürfen. Die Einhaltung dieser Gesetze ist unerlässlich, um hohe Bußgelder und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
Die wichtigsten Grundsätze der DSGVO und des BDSG in Bezug auf Videoüberwachung:
- Rechtmäßigkeit, Verarbeitung nach Treu und Glauben, Transparenz: Die Videoüberwachung muss einen berechtigten Zweck verfolgen und darf nicht heimlich erfolgen. Betroffene Personen müssen durch gut sichtbare Schilder über die Videoüberwachung informiert werden.
- Zweckbindung: Die Aufnahmen dürfen nur für den Zweck verwendet werden, für den sie erhoben wurden (z.B. Schutz vor Vandalismus oder Diebstahl). Eine Weitergabe an Dritte ist in der Regel nur zulässig, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Straftat besteht oder eine gesetzliche Verpflichtung dazu vorliegt.
- Datenminimierung: Es dürfen nur so viele Daten erhoben und gespeichert werden, wie für den verfolgten Zweck erforderlich sind. Das bedeutet, dass die Speicherdauer auf das notwendige Minimum begrenzt werden muss.
- Speicherbegrenzung: Personenbezogene Daten, zu denen auch Videoaufnahmen gehören, dürfen nur so lange gespeichert werden, wie es für den Zweck der Verarbeitung erforderlich ist. Nach Ablauf dieser Frist müssen die Aufnahmen gelöscht werden.
- Integrität und Vertraulichkeit: Die Videoaufnahmen müssen vor unbefugtem Zugriff und Manipulation geschützt werden.
Konkrete Speicherdauer: Was ist erlaubt?
Eine pauschale Antwort auf die Frage, wie lange Überwachungskameras Videos speichern dürfen, gibt es nicht. Die zulässige Speicherdauer hängt vom Einzelfall ab und muss unter Berücksichtigung des Zwecks der Überwachung und der schutzwürdigen Interessen der Betroffenen festgelegt werden.
Als Faustregel gilt, dass Überwachungskamera-Aufnahmen so kurz wie möglich und so lange wie nötig gespeichert werden dürfen. In der Praxis bedeutet dies, dass eine Speicherdauer von 24 bis 72 Stunden in vielen Fällen als angemessen angesehen wird. In Ausnahmefällen kann eine längere Speicherdauer gerechtfertigt sein, beispielsweise wenn ein konkreter Verdacht auf eine Straftat besteht oder wenn die Überwachung zur Beweissicherung in einem Gerichtsverfahren erforderlich ist.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Speicherung über 72 Stunden automatisch unzulässig ist. Die Gerichte entscheiden im Einzelfall, ob die Speicherdauer angemessen war. Bei der Beurteilung werden folgende Kriterien berücksichtigt:
- Art und Schwere des Vorfalls: Bei schweren Straftaten (z.B. Einbruch, Raub) kann eine längere Speicherdauer gerechtfertigt sein als bei Bagatelldelikten (z.B. Vandalismus).
- Wahrscheinlichkeit weiterer Vorfälle: Wenn in der Vergangenheit wiederholt Straftaten an einem bestimmten Ort verübt wurden, kann eine längere Speicherdauer zur Prävention gerechtfertigt sein.
- Technische Möglichkeiten: Wenn die Speicherung großer Datenmengen technisch aufwendig und teuer ist, kann dies ein Argument für eine kürzere Speicherdauer sein.
Besonderheiten bei der Videoüberwachung im öffentlichen Raum
Die Videoüberwachung im öffentlichen Raum unterliegt noch strengeren Regeln als die private Videoüberwachung. Hier ist die Befugnis zur Videoüberwachung in der Regel durch spezielle Gesetze oder Verordnungen geregelt. Beispielsweise können Kommunen durch eine örtliche Polizeiverordnung die Videoüberwachung an bestimmten Kriminalitätsschwerpunkten anordnen. Auch hier gilt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Die Speicherdauer muss auf das notwendige Minimum begrenzt werden und darf in der Regel nicht länger als 72 Stunden betragen.
Was passiert nach Ablauf der Speicherfrist?
Nach Ablauf der zulässigen Speicherfrist müssen die Videoaufnahmen unverzüglich und unwiederbringlich gelöscht werden. Es ist wichtig, dass dies dokumentiert wird, um im Zweifelsfall nachweisen zu können, dass die datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten wurden. Viele moderne Überwachungssysteme bieten Funktionen zur automatischen Löschung von Aufnahmen nach Ablauf einer bestimmten Frist.
Sollten die Aufnahmen für die Aufklärung einer Straftat benötigt werden, dürfen sie auch über die reguläre Speicherfrist hinaus aufbewahrt werden. In diesem Fall ist es jedoch wichtig, die Aufbewahrung zu dokumentieren und die Aufnahmen nach Abschluss des Verfahrens unverzüglich zu löschen.
Tipps zur datenschutzkonformen Videoüberwachung
Um sicherzustellen, dass Ihre Videoüberwachung datenschutzkonform ist, sollten Sie folgende Tipps beachten:
- Informieren Sie die Betroffenen: Bringen Sie gut sichtbare Schilder an, die auf die Videoüberwachung hinweisen.
- Begründen Sie den Zweck der Überwachung: Dokumentieren Sie den berechtigten Zweck der Videoüberwachung.
- Begrenzen Sie die Speicherdauer: Legen Sie eine angemessene Speicherdauer fest und löschen Sie die Aufnahmen nach Ablauf der Frist.
- Schützen Sie die Aufnahmen vor unbefugtem Zugriff: Verwenden Sie sichere Passwörter und Verschlüsselungstechnologien.
- Schulen Sie Ihre Mitarbeiter: Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter mit den datenschutzrechtlichen Bestimmungen vertraut sind.
- Erstellen Sie ein Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten (VVT): Dokumentieren Sie alle Aspekte der Videoüberwachung im VVT.
- Bestellen Sie ggf. einen Datenschutzbeauftragten: Wenn Sie mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigen, die sich regelmäßig mit der Verarbeitung personenbezogener Daten befassen, sind Sie verpflichtet, einen Datenschutzbeauftragten zu bestellen.
Indem Sie diese Tipps befolgen, können Sie sicherstellen, dass Ihre Videoüberwachung sowohl Ihre Sicherheit erhöht als auch die Datenschutzrechte der Betroffenen respektiert.