Du hast eine tolle Interpretation eines Songs kreiert und möchtest sie mit der Welt teilen? Das ist verständlich! Musik covern und veröffentlichen ist heutzutage dank Plattformen wie YouTube, Spotify und Co. einfacher denn je. Aber Achtung: Bevor du dein Cover online stellst, solltest du dich unbedingt mit den rechtlichen Aspekten auseinandersetzen. Denn einfach so darf man das nicht.
Das Urheberrecht – der Knackpunkt beim Covern
Der Kern des Problems liegt im Urheberrecht. Dieses schützt das geistige Eigentum des Urhebers, also des Komponisten und Texters eines Songs. Das Urheberrecht gibt ihnen das exklusive Recht, ihr Werk zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich zugänglich zu machen. Ein Cover ist im Grunde eine Vervielfältigung und öffentliche Zugänglichmachung eines urheberrechtlich geschützten Werks. Daher benötigst du grundsätzlich die Erlaubnis des Urhebers oder der Rechteinhaber (meist Musikverlage), um ein Cover legal zu veröffentlichen.
Was bedeutet „veröffentlichen” in diesem Zusammenhang?
Der Begriff „Veröffentlichung” ist weit gefasst. Er umfasst nicht nur den Verkauf deines Covers auf CD oder als Download, sondern auch das Hochladen auf Plattformen wie YouTube, Spotify, Apple Music, Deezer, TikTok oder das Abspielen in einem Livestream. Sobald du dein Cover einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machst, gilt es als veröffentlicht und du musst die entsprechenden Rechte klären.
Die Mechanische Lizenz: Deine Eintrittskarte zum legalen Cover
Die gute Nachricht: Für das Anfertigen und Verbreiten von Coverversionen gibt es in vielen Ländern, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, eine relativ einfache Lösung: die Mechanische Lizenz. Diese Lizenz erlaubt dir, einen Song zu vervielfältigen und zu verbreiten, ohne jedes Mal einzeln die Genehmigung des Urhebers oder Verlags einholen zu müssen. Sie deckt die mechanischen Rechte ab, also das Recht zur Vervielfältigung des Songs auf physischen Tonträgern (CDs, Vinyl) und digitalen Datenträgern (Downloads, Streaming).
Wie bekomme ich eine Mechanische Lizenz?
Die Verwaltung der mechanischen Rechte wird in der Regel von Verwertungsgesellschaften wie der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) in Deutschland, der AKM (Autoren, Komponisten und Musikverleger) in Österreich und der SUISA (Schweizerische Urheberrechtsgesellschaft) in der Schweiz wahrgenommen. Allerdings gewähren diese Gesellschaften die mechanische Lizenz nicht direkt für Coverversionen, sondern arbeiten mit spezialisierten Agenturen zusammen. In Deutschland ist das beispielsweise die GEMA-Tochtergesellschaft PRS Mechanical Rights (in anderen Ländern gibt es ähnliche Organisationen).
Du musst dich also an eine solche Agentur wenden und eine Lizenz für die geplante Vervielfältigung und Verbreitung deines Covers beantragen. Die Gebühren für die Mechanische Lizenz richten sich nach der Anzahl der Vervielfältigungen (z.B. verkaufte Downloads oder Streams) und der Länge des Songs. Die genauen Preise variieren je nach Land und Verwertungsgesellschaft.
Was passiert, wenn ich die Mechanische Lizenz nicht beachte?
Wer ohne die erforderliche Mechanische Lizenz ein Cover veröffentlicht, begeht eine Urheberrechtsverletzung. Die Konsequenzen können unangenehm sein:
- Abmahnung: Der Rechteinhaber kann dich abmahnen und dich auffordern, die Urheberrechtsverletzung zu unterlassen.
- Schadensersatz: Du musst dem Rechteinhaber den entstandenen Schaden ersetzen. Dieser Schaden kann sich aus den entgangenen Lizenzeinnahmen und den Kosten für die Rechtsverfolgung zusammensetzen.
- Unterlassungsklage: Der Rechteinhaber kann gerichtlich durchsetzen, dass du die Verbreitung deines Covers einstellst.
- Löschung des Covers: Plattformen wie YouTube oder Spotify können dein Cover entfernen, wenn eine Urheberrechtsverletzung gemeldet wird.
Ausnahmen von der Mechanischen Lizenz: Was ist erlaubt?
Es gibt einige Ausnahmen, in denen du keine Mechanische Lizenz benötigst:
- Private Nutzung: Wenn du dein Cover nur für dich und deine Freunde aufnimmst und nicht öffentlich zugänglich machst, ist das in der Regel kein Problem.
- Fair Use (in den USA): In den USA gibt es das Konzept des „Fair Use”, das in bestimmten Fällen die Nutzung urheberrechtlich geschützten Materials ohne Genehmigung erlaubt. Allerdings ist die Anwendung von Fair Use sehr komplex und sollte im Zweifelsfall von einem Anwalt geprüft werden. In Europa gibt es kein vergleichbares Konzept.
- GEMA-freie Musik: Es gibt Musik, die von der GEMA freigegeben ist oder unter einer Creative Commons Lizenz steht. In diesen Fällen kannst du die Musik unter den jeweiligen Lizenzbedingungen nutzen.
Sonderfall YouTube: Content ID und Coverversionen
YouTube hat ein System namens Content ID, das urheberrechtlich geschütztes Material automatisch erkennt. Wenn du ein Cover auf YouTube hochlädst, kann es sein, dass Content ID einen Anspruch auf das Video geltend macht. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass dein Video gelöscht wird. Stattdessen kann der Rechteinhaber beispielsweise Werbung in deinem Video schalten und die Einnahmen erhalten.
Allerdings ist es ratsam, auch bei YouTube die Rechte vorab zu klären. Viele Musikverlage haben Vereinbarungen mit YouTube, die die Nutzung von Coverversionen regeln. Informiere dich am besten direkt bei YouTube oder bei der betreffenden Verwertungsgesellschaft.
Bearbeitung eines Songs: Achtung vor dem Bearbeitungsrecht!
Wenn du ein Cover nicht nur interpretierst, sondern den Song auch bearbeitest, also beispielsweise den Text veränderst oder neue Melodien hinzufügst, greifst du in das Bearbeitungsrecht des Urhebers ein. In diesem Fall benötigst du nicht nur eine Mechanische Lizenz, sondern auch die ausdrückliche Genehmigung des Urhebers oder Verlags für die Bearbeitung. Das ist in der Regel schwieriger zu bekommen als eine Mechanische Lizenz.
Zusammenfassende Checkliste für Coverversionen:
- Prüfe, ob der Song urheberrechtlich geschützt ist.
- Informiere dich über die Rechteinhaber (Komponist, Texter, Verlag).
- Beantrage eine Mechanische Lizenz bei einer entsprechenden Agentur.
- Kläre die Rechte für die Veröffentlichung auf der gewählten Plattform (z.B. YouTube, Spotify).
- Achte darauf, den Song nicht zu stark zu bearbeiten, ohne die Genehmigung des Urhebers.
Fazit: Sorgfalt lohnt sich!
Musik covern und veröffentlichen kann eine tolle Möglichkeit sein, deine Kreativität auszuleben und deine Musik einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Aber die rechtlichen Aspekte sollten dabei nicht vernachlässigt werden. Mit der Mechanischen Lizenz gibt es eine relativ einfache Möglichkeit, Cover legal zu verbreiten. Informiere dich aber gründlich und kläre die Rechte vorab, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. So kannst du deine Musik unbeschwert genießen und teilen!