Zahlen, Daten, Paragraphen: Das sind die genauen Ausbildungsinhalte im Beruf des Steuerfachangestellten

Du jonglierst gerne mit Zahlen, liebst es, komplizierte Sachverhalte zu durchdringen, und hast ein Faible für Gesetzestexte? Dann könnte der Beruf des Steuerfachangestellten genau das Richtige für dich sein! Doch was genau verbirgt sich hinter dieser spannenden Tätigkeit, und welche genauen Ausbildungsinhalte erwarten dich in dieser vielseitigen dualen Ausbildung? Wir nehmen dich mit auf eine detaillierte Reise durch die Welt der Steuern, Finanzen und Paragraphen, damit du genau weißt, was dich erwartet und wie du zu einem unverzichtbaren Experten im deutschen Steuerdschungel wirst.

Der Steuerfachangestellte: Mehr als nur Zahlenjongleur

Der Steuerfachangestellte ist das Rückgrat jeder Steuerkanzlei und ein unverzichtbarer Partner für Unternehmen und Privatpersonen. Du bist nicht nur der erste Ansprechpartner für Mandanten, sondern auch derjenige, der ihnen hilft, ihre steuerlichen Pflichten korrekt zu erfüllen und das Beste aus ihren Finanzen herauszuholen. Das erfordert Präzision, ein tiefes Verständnis für komplexe Sachverhalte und eine Menge Fingerspitzengefühl. Die Ausbildung zum Steuerfachangestellten ist eine staatlich anerkannte, dreijährige duale Ausbildung, die sowohl in der Berufsschule als auch in einer Steuerberaterkanzlei oder einem Wirtschaftsberatungsunternehmen stattfindet.

Die duale Ausbildung: Theorie trifft Praxis

Die Stärke der Ausbildung liegt in ihrer dualen Struktur. Du lernst nicht nur die theoretischen Grundlagen in der Berufsschule, sondern wendest dieses Wissen direkt in der Praxis in der Kanzlei an. Das schafft ein tiefes Verständnis und bereitet dich optimal auf die Anforderungen des Berufs vor. Lass uns die Inhalte genauer unter die Lupe nehmen.

Teil 1: Die Theorie in der Berufsschule – Dein Fundament für den Steuerdschungel

In der Berufsschule werden dir die umfassenden theoretischen Kenntnisse vermittelt, die du für die tägliche Arbeit benötigst. Der Fokus liegt klar auf dem Steuerrecht und dem Rechnungswesen, aber auch angrenzende Bereiche sind von großer Bedeutung.

1. Steuerrecht – Das Herzstück deiner Ausbildung

Hier lernst du die wichtigsten deutschen Steuergesetze kennen und anwenden. Es ist der Bereich, der am meisten Detailwissen erfordert und ständig aktualisiert wird. Du wirst dich mit folgenden Gesetzen intensiv beschäftigen:

• Abgabenordnung (AO): Die AO ist quasi das „Grundgesetz” des Steuerrechts. Sie regelt allgemeine Bestimmungen wie das Besteuerungsverfahren, Fristen, Rechtsbehelfe (z.B. der Einspruch gegen einen Steuerbescheid), Steuergeheimnis und die Rechte und Pflichten von Steuerpflichtigen und Finanzamt. Ohne die AO gäbe es kein geregeltes Verfahren zur Steuererhebung.
• Einkommensteuergesetz (EStG): Dieses Gesetz ist für die Besteuerung des Einkommens von natürlichen Personen zuständig. Du lernst die sieben Einkunftsarten kennen (z.B. Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, aus Gewerbebetrieb, aus Vermietung und Verpachtung), wie sie ermittelt werden, welche Freibeträge und Abzugsmöglichkeiten es gibt (z.B. Werbungskosten, Sonderausgaben, außergewöhnliche Belastungen) und wie die tarifliche Einkommensteuer berechnet wird. Die Erstellung einer Einkommensteuererklärung wird zu deinem täglichen Brot.
• Umsatzsteuergesetz (UStG): Hier geht es um die Mehrwertsteuer, die auf fast alle Waren und Dienstleistungen erhoben wird. Du lernst die Besteuerungsgrundsätze, die verschiedenen Steuersätze (7% und 19%), Vorsteuerabzugsberechtigung, die Bedeutung von Rechnungen und die Erstellung von Umsatzsteuervoranmeldungen und Jahreserklärungen. Auch innergemeinschaftliche Lieferungen und Leistungen sind ein wichtiger Bestandteil.
• Gewerbesteuergesetz (GewStG): Diese Steuer wird von den Gemeinden auf den Gewerbeertrag von Unternehmen erhoben. Du lernst, wie der Gewerbeertrag ermittelt wird, welche Hinzurechnungen und Kürzungen es gibt und wie die Gewerbesteuer letztendlich berechnet wird.
• Körperschaftsteuergesetz (KStG): Dieses Gesetz regelt die Besteuerung des Einkommens von juristischen Personen, wie z.B. GmbHs und AGs. Du lernst die Besonderheiten der Besteuerung von Kapitalgesellschaften kennen, die Trennung von Gesellschaft und Gesellschafter und die Zusammenhänge mit der Gewerbesteuer.
• Weitere Steuerarten: Du erhältst Einblicke in andere Steuerarten wie die Erbschaft- und Schenkungsteuer oder Grundzüge der Grunderwerbsteuer.

2. Rechnungswesen – Die Sprache der Zahlen

Das Rechnungswesen ist die Basis, um die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens zu verstehen und darzustellen. Ohne solide Kenntnisse in der Buchführung ist keine Steuerberatung möglich.

• Buchführung: Du lernst das System der doppelten Buchführung von Grund auf kennen. Das beinhaltet die Kontenführung (Aktiva, Passiva, Aufwand, Ertrag), die Buchung von Geschäftsvorfällen (z.B. Einkauf, Verkauf, Gehaltszahlungen), die Bedeutung von Belegen und die systematische Erfassung aller Einnahmen und Ausgaben. Du verstehst, wie ein Kontenrahmen (z.B. SKR03 oder SKR04) aufgebaut ist und angewendet wird.
• Jahresabschluss: Am Ende des Geschäftsjahres muss jeder Unternehmer seinen Erfolg ermitteln. Du lernst die Grundlagen der Erstellung eines Jahresabschlusses nach Handelsrecht (HGB) und Steuerrecht kennen, insbesondere die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) für kleinere Unternehmen und die Bilanz mit Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) für größere Unternehmen. Das beinhaltet auch Bewertungsfragen und Abschreibungen.
• Kosten- und Leistungsrechnung: Du erhältst einen Überblick über die Grundlagen der internen Kostenrechnung, die dazu dient, die Wirtschaftlichkeit von Produkten oder Dienstleistungen zu beurteilen und Entscheidungen zu treffen.

3. Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL)

Diese Fächer geben dir einen breiteren Kontext für deine Arbeit. Du lernst grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, die Funktionsweise von Märkten und die Organisation von Unternehmen. Dieses Wissen hilft dir, die Situation deiner Mandanten besser einzuschätzen.

4. Datenverarbeitung und Kommunikation

• EDV-Anwendungen: Der Beruf des Steuerfachangestellten ist ohne moderne Software undenkbar. Du lernst den sicheren Umgang mit gängigen Office-Programmen (Word, Excel) und wirst intensiv in branchenspezifische Software eingeführt. Die DATEV-Software ist hier der absolute Marktführer und wird in den meisten Kanzleien eingesetzt. Du lernst, wie du damit Finanzbuchhaltungen, Lohnabrechnungen und Steuererklärungen erstellst.
• Kommunikation und Büroorganisation: Du übst das Verfassen von Geschäftsbriefen, E-Mails und rechtssicheren Schreiben. Auch die Grundlagen der Büroorganisation, wie das Management von Fristen, die Ablage und der Umgang mit vertraulichen Daten, werden vermittelt. Die Fähigkeit, klar und verständlich zu kommunizieren, ist essenziell für den Mandantenkontakt.

Teil 2: Die Praxis in der Kanzlei – Dein Arbeitsalltag als Steuerprofi

Was du in der Berufsschule lernst, wird in der Steuerkanzlei lebendig. Hier sammelst du wertvolle Erfahrungen und entwickelst dich zu einem kompetenten Ansprechpartner.

1. Finanzbuchführung für Mandanten

Dies ist oft eine deiner ersten Hauptaufgaben. Du übernimmst die fortlaufende Finanzbuchführung für Unternehmen verschiedenster Rechtsformen und Branchen. Das beinhaltet:

• Erfassung und Verbuchung aller Geschäftsvorfälle (Eingangs- und Ausgangsrechnungen, Bankauszüge, Kassenbelege).
• Kontenabstimmung und Klärung von Differenzen.
• Erstellung von Umsatzsteuervoranmeldungen (UStVA) und zusammenfassenden Meldungen (ZM).
• Kontinuierliche Prüfung der Buchungen auf Richtigkeit und Vollständigkeit, um eine korrekte Basis für den Jahresabschluss zu schaffen.
• Umgang mit digitalen Belegen und Schnittstellen zu Buchhaltungssoftware.

2. Lohnbuchhaltung

Ein weiterer großer Aufgabenbereich ist die Lohnbuchhaltung für die Mitarbeiter deiner Mandanten. Hierbei geht es um weit mehr als nur die Gehaltsabrechnung:

• Monatliche Erstellung von Lohn- und Gehaltsabrechnungen unter Berücksichtigung verschiedener Lohnarten (Festgehalt, Überstunden, Prämien), Sachbezüge und gesetzlicher Abzüge.
• Berechnung und Abführung von Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträgen.
• Meldungen an Krankenkassen, Finanzamt und andere Behörden.
• Erstellung von Bescheinigungen für Arbeitnehmer (z.B. Verdienstbescheinigungen, Arbeitsbescheinigungen).
• Umgang mit Besonderheiten wie Minijobs, Kurzarbeit, Mutterschutz oder Altersteilzeit.

3. Erstellung von Steuererklärungen

Du unterstützt bei der Erstellung verschiedener Steuererklärungen für Privatpersonen und Unternehmen:

• Einkommensteuererklärungen: Für Arbeitnehmer, Rentner, Selbstständige und Vermieter. Du sammelst die relevanten Unterlagen, erfasst Daten in der Software, berücksichtigst Abzugsmöglichkeiten und prüfst die Plausibilität der Angaben.
• Betriebliche Steuererklärungen: Das umfasst die Umsatzsteuererklärung, Gewerbesteuererklärung und Körperschaftsteuererklärung für Unternehmen. Du bereitest die notwendigen Daten aus der Buchhaltung auf und überträgst sie in die Formulare.
• Prüfung von Steuerbescheiden: Nach Abgabe der Steuererklärung erhält der Mandant einen Steuerbescheid vom Finanzamt. Du prüfst diesen auf Richtigkeit und weichst er vom eingereichten Entwurf ab, erstellst du gegebenenfalls einen Einspruch.

4. Mitarbeit bei der Erstellung von Jahresabschlüssen

Am Ende des Geschäftsjahres hilfst du bei der Vorbereitung und Erstellung von Jahresabschlüssen für Unternehmen unterschiedlicher Größen und Rechtsformen. Das kann die bereits erwähnte Einnahmen-Überschuss-Rechnung oder eine Bilanz mit Gewinn- und Verlustrechnung sein. Du unterstützt bei der Datenaufbereitung, der Kontrolle der Konten und der Vorbereitung der Abschlussbuchungen.

5. Mandantenbetreuung und administrative Aufgaben

Neben den reinen Zahlenaufgaben spielen der persönliche Kontakt und die Organisation eine wichtige Rolle:

• Mandantenbetreuung: Du bist Ansprechpartner für Fragen der Mandanten, nimmst Unterlagen entgegen und gibst erste Auskünfte. Diskretion und Empathie sind hier gefragt.
• Termin- und Fristenmanagement: Du lernst, wichtige Fristen für Steuererklärungen, Vorauszahlungen und Anmeldungen zu überwachen und einzuhalten.
• Korrespondenz: Das Verfassen von Briefen und E-Mails an Mandanten, Finanzämter, Krankenkassen und andere Behörden.
• Digitalisierung: Der Umgang mit digitalen Workflows, Online-Portalen (z.B. ELSTER, Unternehmen Online) und der elektronischen Aktenführung wird immer wichtiger.

Wichtige Schlüsselkompetenzen für den Erfolg

Neben dem fachlichen Wissen sind bestimmte persönliche Eigenschaften entscheidend für deinen Erfolg als Steuerfachangestellter:

• Zahlenaffinität und logisches Denken: Du musst keine Rechenmaschine sein, aber ein gutes Verständnis für Zahlen und Strukturen ist unerlässlich.
• Sorgfalt und Genauigkeit: Fehler im Steuerwesen können teuer werden. Präzises und gewissenhaftes Arbeiten ist daher Pflicht.
• Lernbereitschaft: Steuergesetze ändern sich ständig. Du musst bereit sein, dich kontinuierlich weiterzubilden.
• Kommunikationsfähigkeit: Du bist das Bindeglied zwischen Mandanten und Steuerberater. Klarheit und Freundlichkeit sind hier Gold wert.
• Diskretion und Verantwortungsbewusstsein: Du hast Zugriff auf sehr persönliche und vertrauliche Daten.
• Organisationsfähigkeit: Viele Mandanten, viele Fristen, viele Aufgaben – gute Organisation ist der Schlüssel.

Deine Karriereperspektiven nach der Ausbildung

Die Ausbildung zum Steuerfachangestellten ist ein hervorragendes Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere. Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal in Steuerkanzleien, Wirtschaftsberatungen und Unternehmen ist hoch. Nach der Ausbildung stehen dir zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen:

• Steuerfachwirt: Eine Fortbildung, die dich für komplexere Aufgaben qualifiziert und oft die erste Stufe auf dem Weg zum Steuerberater ist.
• Bilanzbuchhalter: Wenn du dich auf das Rechnungswesen und die Erstellung von Jahresabschlüssen spezialisieren möchtest.
• Steuerberater: Mit ausreichender Berufserfahrung und Bestehen des anspruchsvollen Examens kannst du selbst Steuerberater werden und deine eigene Kanzlei eröffnen oder eine Führungsposition übernehmen.
• Ein Studium im Bereich Wirtschaftswissenschaften oder Steuerrecht ist ebenfalls eine Option.

Fazit: Ein Beruf mit Zukunft und Verantwortung

Die Ausbildung zum Steuerfachangestellten ist anspruchsvoll, aber äußerst lohnend. Du erlangst umfassendes Fachwissen in einem Bereich, der für die Wirtschaft unverzichtbar ist. Du bist ein Problemlöser, ein Berater und ein wichtiger Ansprechpartner für Menschen und Unternehmen. Wenn du bereit bist, dich in die Welt der Zahlen, Daten und Paragraphen zu stürzen und einen Beruf mit hoher Verantwortung und exzellenten Zukunftsaussichten suchst, dann ist der Steuerfachangestellte genau der richtige Weg für dich. Starte deine Karriere und werde ein gefragter Experte im Bereich Finanzen und Steuern!