Das Studium – eine Zeit voller neuer Erfahrungen, intellektueller Herausforderungen und persönlicher Entwicklung. Für viele Studierende ist diese aufregende Phase jedoch auch eng mit einer oft knappen finanziellen Situation verbunden. Das BAföG ist dabei für zahlreiche von ihnen die wichtigste Stütze. Doch reicht es wirklich nur zum Überleben, oder ist es möglich, selbst mit einem begrenzten Budget einen Notgroschen aufzubauen und vielleicht sogar langfristig für größere Anschaffungen oder Träume zu sparen?
Die gute Nachricht ist: Ja, es ist absolut möglich! Es erfordert zwar etwas Planung, Disziplin und Kreativität, aber mit den richtigen Strategien kannst du dein studentisches Leben genießen und gleichzeitig deine finanzielle Zukunft aktiv gestalten. Dieser Artikel zeigt dir umfassende und detaillierte Tricks, wie du das Beste aus deinem BAföG herausholst und nebenbei noch etwas auf die hohe Kante legst.
1. Die Grundlage: Dein persönliches Finanz-Cockpit – das Budget
Bevor du überhaupt ans Sparen denken kannst, musst du wissen, wohin dein Geld fließt. Ein detailliertes Budget erstellen ist der absolut wichtigste erste Schritt. Es mag auf den ersten Blick mühsam erscheinen, aber es gibt dir die volle Kontrolle und Klarheit über deine Finanzen.
- Einnahmen und Ausgaben erfassen: Liste alle deine Einnahmen auf (BAföG, Kindergeld, Nebenjob, Unterstützung von Zuhause). Dem gegenüber stellst du alle deine Ausgaben. Hier unterscheidet man zwischen Fixkosten (Miete, Semesterbeitrag, Versicherungen, Handyvertrag) und variablen Kosten (Essen, Freizeit, Kleidung, Lernmaterialien). Sei hier ehrlich zu dir selbst und erfasse wirklich alles.
- Das Haushaltsbuch: Dein bester Freund: Ob klassisch im Notizbuch, in einer Excel-Tabelle oder per App (z.B. Finanzguru, Outbank) – führe ein Haushaltsbuch. Trage jede Ausgabe ein, und sei es nur der Kaffee unterwegs. Nach einem Monat wirst du erstaunt sein, wo dein Geld hingeht. Oft entpuppen sich kleine Beträge, die sich summieren, als die größten Geldfresser.
- Budgetierung und Zuweisung: Sobald du deine Ausgabenmuster kennst, kannst du Budgets für verschiedene Kategorien festlegen. Gib dir selbst ein wöchentliches oder monatliches Limit für Lebensmittel, Freizeitaktivitäten oder Shopping. Das hilft dir, bewusster zu konsumieren und Impulskäufe zu vermeiden.
Mit einem klaren Finanzen im Griff bist du bereit für die nächsten Schritte.
2. Wohnen: Der größte Kostenblock unter Kontrolle
Die Miete ist für die meisten Studierenden der größte Posten in ihrem Budget. Hier lässt sich oft am meisten Geld sparen.
- Die Wohngemeinschaft (WG): Eine WG ist die klassische Studentenunterkunft und aus gutem Grund so beliebt. Die Miete wird geteilt, Nebenkosten (Internet, Strom, Heizung) ebenso, und oft auch die Anschaffung von Möbeln und Haushaltsgeräten. Zudem teilst du dir die Warmmiete, Heizkosten und Stromrechnung mit mehreren Personen, was pro Kopf deutlich günstiger ist.
- Das Studentenwohnheim: Eine noch günstigere Option ist oft das Studentenwohnheim. Hier sind die Mieten meist staatlich subventioniert und somit deutlich unter dem freien Marktpreis. Allerdings sind die Plätze begehrt und Wartelisten lang. Bewirb dich frühzeitig!
- Untervermietung und Zwischenmiete: Wenn du für ein Semester ins Ausland gehst oder ein Praktikum machst, vermiete dein Zimmer unter. So fallen deine Fixkosten weg, und du verdienst sogar etwas dazu. Auch die Suche nach einer Zwischenmiete kann eine kurzfristig günstige Lösung sein, um die erste Zeit in einer neuen Stadt zu überbrücken.
- Nebenkosten senken: Sei bewusst im Umgang mit Energie und Wasser. Heizung runterdrehen, wenn du lüftest oder nicht zu Hause bist, Licht ausschalten, Geräte ausschalten statt auf Standby lassen, kürzer duschen. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Ein Anbieterwechsel für Strom oder Internet kann ebenfalls hunderte Euro im Jahr sparen.
3. Ernährung: Gesund und günstig satt werden
Essen gehen, Lieferdienste und Fertigprodukte sind bequem, aber teuer. Dein größter Hebel, um Essen sparen zu können, ist das Selberkochen.
- Selber kochen ist Gold wert: Bereite deine Mahlzeiten selbst zu. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch gesünder. Lerne einfache, nahrhafte Gerichte, die du in größeren Mengen vorkochen kannst.
- Einkaufsplanung und Angebote nutzen: Gehe niemals hungrig einkaufen. Erstelle einen Wochenplan und einen Einkaufszettel. Schau dir Prospekte an oder nutze Apps, um Angebote nutzen zu können. Vergleiche Preise zwischen Discountern (Aldi, Lidl, Netto) und Supermärkten. Kaufe saisonales Obst und Gemüse, das ist frischer und meist günstiger.
- Großeinkauf und Vorratshaltung: Kaufe Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Linsen, Kartoffeln oder Haferflocken in größeren Mengen, wenn sie im Angebot sind. Sie sind lange haltbar und bilden die Basis für viele günstige Gerichte.
- Meal Prep für die Uni: Koche am Sonntag größere Mengen und portioniere sie für die nächsten Tage. So hast du immer ein gesundes Mittagessen für die Uni dabei und musst nicht in der Mensa oder Kantine zugreifen, was auf Dauer deutlich teurer ist.
- Reste verwerten: Werfe keine Essensreste weg. Aus gekochten Nudeln wird ein Nudelsalat, aus übrig gebliebenem Gemüse eine Suppe oder ein Auflauf.
- Getränke: Leitungswasser ist in Deutschland von hervorragender Qualität und kostenlos. Eine wiederverwendbare Flasche spart das Geld für Softdrinks und schont die Umwelt.
4. Mobilität: Clever von A nach B kommen
Die Art und Weise, wie du dich fortbewegst, hat ebenfalls großen Einfluss auf dein Budget.
- Das Semesterticket: Dein Semesterticket ist Gold wert. Nutze es maximal aus. In vielen Städten ermöglicht es die kostenlose Nutzung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs.
- Das Fahrrad: Wenn es die Distanzen zulassen, ist das Fahrrad dein bester Freund. Es ist kostenlos, hält fit und ist umweltfreundlich. Gebrauchte Fahrräder gibt es günstig auf Flohmärkten oder Online-Plattformen.
- Zu Fuß gehen: Kürzere Strecken lassen sich hervorragend zu Fuß zurücklegen. Das ist nicht nur kostenlos, sondern auch gut für deine Gesundheit und deinen Kopf.
- Fahrgemeinschaften: Wenn du weitere Strecken fahren musst, z.B. nach Hause, nutze Mitfahrgelegenheiten (z.B. Blablacar) oder organisiere Fahrgemeinschaften mit Kommilitonen.
5. Studienmaterialien & Bildung: Wissen muss nicht teuer sein
Bücher, Skripte, Druckkosten – auch hier können sich Ausgaben summieren. Doch es gibt smarte Wege, Studienkosten senken zu können.
- Die Universitätsbibliothek: Deine Uni-Bibliothek ist deine beste Ressource. Fast alle notwendigen Bücher und Fachartikel kannst du dort kostenlos ausleihen. Reserviere beliebte Titel rechtzeitig.
- Gebrauchtmärkte nutzen: Viele Lehrbücher sind teuer. Schau in Uni-Foren, auf Kleinanzeigenportalen oder an Schwarzen Brettern nach gebrauchten Ausgaben. Oft sind diese noch in sehr gutem Zustand und deutlich günstiger.
- Online-Ressourcen: Nutze kostenlose Online-Ressourcen wie Open-Access-Journale, E-Books (manchmal über die Bibliothek verfügbar) und Lernplattformen.
- Druckkosten minimieren: Überlege, was wirklich ausgedruckt werden muss. Nutze die Drucker der Universität, die oft günstigere Konditionen bieten. Drucke doppelseitig und mehrere Seiten auf eine Seite, um Papier und Tinte zu sparen.
6. Freizeit & Soziales: Spaß haben, ohne pleite zu gehen
Studentenleben bedeutet nicht nur lernen, sondern auch Spaß haben und soziale Kontakte pflegen. Das muss nicht teuer sein!
- Studentenrabatte: Frage IMMER nach Studentenrabatte! Viele Kinos, Theater, Museen, Cafés, Software-Anbieter und Fitnessstudios bieten spezielle Konditionen für Studierende an. Dein Studierendenausweis ist dein magisches Sparinstrument.
- Kostenlose Aktivitäten: Nutze das vielfältige Angebot deiner Stadt. Parks, Wälder, Seen, kostenlose Museen (an bestimmten Tagen), Stadtführungen (oft „Pay-what-you-want“-Basis), Hochschulsport-Angebote oder kostenlose Konzerte im Park. Auch Unipartys oder Veranstaltungen von Fachschaften sind oft günstig oder sogar gratis.
- Gemeinschaftliche Aktivitäten: Statt teurer Restaurantbesuche organisiere Kochabende oder Potlucks, bei denen jeder etwas mitbringt. Das ist gesellig, lecker und spart Geld. Filmabende zu Hause sind günstiger als Kino.
- Kreative Hobbys: Finde Hobbys, die wenig Geld kosten: Wandern, Joggen, Lesen, Zeichnen, Schreiben, ein Instrument lernen (mit gebrauchten Instrumenten oder online-Tutorials).
7. Nebenverdienst: Wenn das BAföG nicht reicht – aber clever!
Manchmal reicht das BAföG trotz aller Sparbemühungen einfach nicht aus, oder du möchtest dir einen Puffer schaffen. Ein Nebenjob kann die Lösung sein, aber beachte die BAföG-Grenzen!
- BAföG Freibetrag beachten: Erkundige dich genau über den aktuellen BAföG-Freibetrag für dein Einkommen (derzeit ca. 520 Euro brutto im Minijob monatlich). Überschreitest du diesen, wird dein BAföG-Anspruch gekürzt.
- Minijob oder Werkstudent: Ein Minijob bis zum Freibetrag ist steuer- und sozialversicherungsfrei (abgesehen von der Rentenversicherung, von der du dich befreien lassen kannst). Als Werkstudent (max. 20 Stunden/Woche während der Vorlesungszeit) verdienst du meist mehr, bist aber sozialversicherungspflichtig (außer Rentenversicherung). Der große Vorteil des Werkstudentenjobs ist die oft fachnahe Tätigkeit, die dir wertvolle Berufserfahrung liefert.
- Wo suchen?: Schwarze Bretter in der Uni, Jobportale für Studierende, direkte Anfragen bei Unternehmen, Studentenwerke. Auch Nachhilfe geben oder als Babysitter arbeiten kann eine gute Option sein.
8. Finanzielle Absicherung: Der Notgroschen als Ruhepol
Sparen bedeutet nicht nur, Geld für Wünsche anzuhäufen, sondern auch, sich gegen unvorhergesehene Ausgaben abzusichern. Ein Notgroschen ist essenziell.
- Warum ein Notgroschen?: Eine plötzliche Reparatur, eine unerwartete Arztrechnung, der Laptop geht kaputt – solche Dinge passieren. Ohne Notgroschen kann das schnell zu Schulden führen.
- Wie viel?: Experten empfehlen, 2 bis 3 Monatsausgaben als Notgroschen anzusparen. Beginne klein, jeder gesparte Euro zählt.
- Wo anlegen?: Lege deinen Notgroschen auf einem separaten Tagesgeldkonto an. Dort ist das Geld sicher, jederzeit verfügbar und du erhältst (aktuell wieder) etwas Zinsen dafür. Es ist getrennt von deinem Girokonto, was die Versuchung verringert, es für unnötige Dinge auszugeben.
9. Langfristig denken: Schon kleine Beträge machen den Unterschied
Auch mit BAföG kannst du schon den Grundstein für größere Sparziele legen.
- Sparziele definieren: Wofür möchtest du langfristig sparen? Eine größere Reise nach dem Studium, ein neues Laptop, der Führerschein, die erste eigene Wohnung? Ein konkretes Ziel motiviert ungemein.
- Automatisch sparen: Richte einen Dauerauftrag ein, der direkt nach BAföG-Eingang einen kleinen Betrag (z.B. 20-50 Euro) auf dein Tagesgeldkonto überweist. Was einmal weg ist, wird nicht vermisst.
- Zinseszinseffekt nutzen: Auch kleine Beträge können sich über die Zeit durch Zinsen oder Renditen vermehren. Für sehr langfristige Ziele (nach dem Studium) und wenn dein Notgroschen steht, kannst du dich mit dem Thema Investieren lernen in ETFs beschäftigen. Für die studentische Zeit sollte der Fokus jedoch auf Liquidität und Sicherheit liegen.
10. Die Psychologie des Sparens: Dein Mindset ist entscheidend
Sparen ist zu einem großen Teil eine Frage des Mindset und der Gewohnheiten.
- Disziplin und Belohnung: Sei diszipliniert, aber gönn dir auch mal etwas. Kleine Belohnungen motivieren, am Ball zu bleiben. Plane diese Belohnungen fest in dein Budget ein.
- Impulskäufe vermeiden: Wenn du etwas Teureres kaufen möchtest, warte 24 Stunden. Oft verfliegt der Wunsch dann von selbst. Frage dich immer: Brauche ich das wirklich? Oder will ich es nur?
- Tauschwirtschaft und Leihen: Brauchst du ein Werkzeug nur einmal? Frage Freunde oder Nachbarn. Viele Dinge müssen nicht neu gekauft werden.
- Sich selbst nicht zu viel verbieten: Sparen soll nicht zum Gefühl des Verzichts führen. Finde die Balance. Wenn du dir alles verbietest, wirst du schnell demotiviert und gibst am Ende vielleicht noch mehr aus.
Fazit: Dein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit im Studium
Es ist kein Geheimnis, dass das Leben mit BAföG herausfordernd sein kann. Doch wie dieser Artikel zeigt, ist es mit den richtigen Strategien und einer bewussten Herangehensweise absolut möglich, nicht nur über die Runden zu kommen, sondern sogar einen finanziellen Puffer aufzubauen. Es geht nicht darum, sich alles zu verbieten, sondern darum, kluge Entscheidungen zu treffen und den Wert des Geldes zu schätzen.
Beginne noch heute mit einem Haushaltsbuch, optimiere deine Ausgaben in den größten Bereichen wie Wohnen und Ernährung und baue dir Schritt für Schritt deinen Notgroschen auf. Jeder kleine gesparte Betrag zählt und bringt dich deinem Ziel der finanziellen Freiheit einen Schritt näher. Dein studentisches Leben muss nicht von Geldsorgen überschattet sein – nutze diese Tricks und genieße deine Studienzeit in vollen Zügen, während du gleichzeitig für deine Zukunft vorsorgst!