Kennen Sie das? Sie cruisen mit Ihrem LKW durch die malerischen Landschaften des Euro Truck Simulator 2, die Sonne geht unter, die Scheinwerfer der Gegenfahrbahn blenden leicht – und plötzlich: ein kräftiger Ruckler! Die Bilder frieren ein, die FPS (Frames Per Second) fallen ins Bodenlose, und das immersive Fahrerlebnis ist dahin. Frustration macht sich breit. Sie sind nicht allein! Starke FPS Drops in ETS2 sind ein häufiges Ärgernis für viele Spieler, unabhängig davon, ob sie einen High-End-PC oder ein älteres System besitzen.
ETS2 ist ein faszinierendes Spiel, das mit seinen Details und weiten Landschaften die Hardware durchaus fordern kann. Besonders in dicht besiedelten Gebieten, bei viel Verkehr, komplexen Wettereffekten oder mit zahlreichen Mods kann die Performance in die Knie gehen. Aber keine Sorge! Dieser umfassende Leitfaden hilft Ihnen dabei, die Ursachen für Ihre Ruckler zu finden und Ihr ETS2 wieder flüssig zum Laufen zu bringen. Wir gehen die wichtigsten Stellschrauben durch – von den In-Game-Einstellungen über Systemoptimierungen bis hin zu Hardware-Checks und Mod-Management.
Grundlagen der Performance: Warum ETS2 manchmal stockt
Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig zu verstehen, warum Ihr Spiel überhaupt ruckelt. Performance-Probleme resultieren meist aus einem sogenannten „Flaschenhals“ (Bottleneck) in Ihrem System. Das bedeutet, eine Komponente kann die Daten nicht schnell genug verarbeiten, um die anderen Komponenten vollständig auszulasten. Die Hauptverdächtigen sind:
- CPU (Prozessor): ETS2 ist stark CPU-lastig, besonders wenn es um die Simulation von Verkehr, KI, Physik und komplexen Szenen geht. Eine ältere oder schwächere CPU kann schnell an ihre Grenzen stoßen.
- GPU (Grafikkarte): Ihre Grafikkarte ist für das Rendern der visuellen Inhalte zuständig. Hohe Auflösungen, detaillierte Texturen, komplexe Schatten und aufwendige Effekte belasten die GPU und ihren VRAM (Grafikkartenspeicher).
- RAM (Arbeitsspeicher): Zu wenig oder zu langsamer Arbeitsspeicher kann dazu führen, dass Daten nicht schnell genug geladen werden können, was zu Mikrorucklern oder Ladezeiten führt.
- Speicherlaufwerk: Wenn das Spiel auf einer traditionellen HDD (Festplatte) statt einer schnellen SSD (Solid State Drive) installiert ist, kann das Nachladen von Spieldaten zu Rucklern führen.
Unser Ziel ist es, diese Flaschenhälse zu identifizieren und zu beseitigen, um die Leistung zu maximieren.
Optimierung der Grafikeinstellungen im Spiel: Der erste und wichtigste Schritt
Die Grafikeinstellungen im ETS2 sind der größte Hebel, um Ihre FPS zu verbessern. Viele Spieler neigen dazu, alles auf „Ultra” zu stellen, aber das ist selten die beste Wahl für ein ausgewogenes Erlebnis.
1. Skalierung (Scaling) – Der FPS-Killer Nummer eins
Die Skalierung ist der mit Abstand wichtigste Regler für Ihre Performance. Er bestimmt die interne Renderauflösung des Spiels. Ein Wert von 100% bedeutet, das Spiel wird in Ihrer nativen Monitorauflösung gerendert. Werte darüber (z.B. 200%, 300%) erhöhen die interne Auflösung, um die Bildqualität zu verbessern (Supersampling), belasten die GPU aber enorm. Werte darunter (z.B. 75%, 50%) reduzieren die interne Auflösung, was die Leistung steigert, aber das Bild unschärfer macht.
- Empfehlung: Beginnen Sie mit 100%. Wenn Sie FPS Drops haben, reduzieren Sie diesen Wert schrittweise auf 75% oder sogar 50%. Testen Sie, wie sich das auf die Bildqualität und die FPS auswirkt. Für eine ältere oder schwächere Grafikkarte kann dies der entscheidende Schritt sein.
2. Auflösung (Resolution)
Stellen Sie die Auflösung auf die native Auflösung Ihres Monitors ein (z.B. 1920×1080 für Full HD). Nur wenn die Skalierung auf 100% steht und Sie immer noch Probleme haben, könnten Sie testweise eine niedrigere Auflösung wählen, aber das sollte die letzte Option sein.
3. Kantenglättung (Anti-aliasing)
Kantenglättung reduziert Treppeneffekte an Objektkanten. ETS2 bietet verschiedene Methoden:
- FXAA: Geringster Performance-Impact, aber auch die geringste Qualität.
- SMAA: Besser als FXAA, geringer bis mittlerer Impact.
- MSAA: Höchste Qualität, aber auch der höchste Performance-Impact (besonders 2x, 4x, 8x).
Empfehlung: Beginnen Sie mit SMAA. Wenn die FPS stabil sind, probieren Sie MSAA 2x. Vermeiden Sie MSAA 4x oder 8x, es sei denn, Sie haben eine sehr starke GPU.
4. Schattenqualität (Shadow Quality)
Schatten sind ein großer Performance-Fresser, insbesondere dynamische Schatten. Reduzieren Sie die Schattenqualität schrittweise von „Ultra” über „Hoch” auf „Mittel” oder sogar „Niedrig”. Die visuellen Unterschiede sind oft weniger drastisch als der FPS-Gewinn.
5. Spiegelqualität (Mirror Quality) und Beleuchtungssichtweite (Light Visibility Range)
Das Rendern mehrerer Spiegelansichten (Innenspiegel, Seitenspiegel) kann die GPU stark belasten. Reduzieren Sie die Qualität der Spiegel, um FPS zu gewinnen. Auch die Beleuchtungssichtweite beeinflusst die Menge der zu berechnenden Lichter und kann bei hohen Werten in Städten die Performance beeinträchtigen.
6. Verkehrsdichte (Traffic Density)
Die Anzahl der KI-Fahrzeuge auf der Straße hat einen direkten Einfluss auf Ihre CPU. Reduzieren Sie die Verkehrsdichte, um die CPU zu entlasten. Dies kann in dichtem Stadtverkehr einen spürbaren Unterschied machen.
7. Weitere Einstellungen (Feinjustierung)
- Vegetationsdetail (Vegetation Detail): Bäume und Büsche können die Performance beeinflussen. Reduzieren Sie dies testweise.
- Reflexionen (Reflections): Setzen Sie die Reflexionsqualität und -tiefe herunter, da diese ebenfalls GPU-intensiv sind.
- Wolkenqualität (Cloud Quality): Auf „Mittel” oder „Niedrig” setzen.
- VSync: Aktivieren Sie VSync, um Tearing zu vermeiden, aber nur, wenn Ihre FPS über Ihrer Bildwiederholrate liegen. Ansonsten kann es zu Input-Lag führen. Deaktivieren Sie es, wenn Sie unter Ihre Bildwiederholrate fallen.
- HDR und Farbkorrektur: Diese haben in der Regel wenig Einfluss auf die FPS, können aber die Optik beeinflussen. Belassen Sie sie nach Geschmack.
Wichtiger Tipp: Nehmen Sie immer nur eine Einstellung nach der anderen vor und testen Sie die Auswirkungen. Fahren Sie eine bekannte Route, auf der Sie normalerweise FPS Drops haben, und beobachten Sie die FPS-Zähler (siehe Abschnitt „Überwachung und Analyse”).
Treiber und Systemupdates: Die Basis für Stabilität
Veraltete oder fehlerhafte Treiber sind eine häufige Ursache für Performance-Probleme und Abstürze. Sorgen Sie immer dafür, dass Ihre Systemtreiber auf dem neuesten Stand sind.
1. Grafikkartentreiber
Dies ist der wichtigste Treiber. Laden Sie die neuesten Treiber direkt von der Website Ihres Grafikkartenherstellers herunter (NVIDIA, AMD, Intel). Wählen Sie bei der Installation, wenn möglich, eine „saubere Installation” oder „Benutzerdefinierte Installation”, um alte Treiberreste zu entfernen. Dies kann Wunder wirken.
2. Chipsatztreiber
Die Treiber für Ihr Mainboard sind zwar seltener das Problem, aber eine Aktualisierung kann die Kommunikation zwischen CPU, RAM und anderen Komponenten verbessern. Finden Sie diese auf der Website Ihres Mainboard-Herstellers.
3. Windows Updates
Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows auf dem neuesten Stand ist. Microsoft veröffentlicht regelmäßig Patches, die auch die Spielperformance und Systemstabilität verbessern können.
Windows-Einstellungen für Gamer: Mehr Power für ETS2
Einige Windows-Einstellungen können die Performance direkt beeinflussen.
1. Energieplan (Power Plan)
Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows-Energieplan auf „Höchstleistung” oder „Ultimative Leistung” (sofern verfügbar) eingestellt ist. Energiesparmodi drosseln die Leistung Ihrer Hardware.
- Gehen Sie zu: Systemsteuerung > Hardware und Sound > Energieoptionen.
2. Spielemodus (Game Mode)
Windows 10/11 bietet einen Spielemodus. Testen Sie, ob er aktiviert (Standard) oder deaktiviert die bessere Performance für ETS2 liefert. Manchmal kann er helfen, manchmal auch das Gegenteil bewirken.
- Gehen Sie zu: Einstellungen > Spielen > Spielemodus.
3. Hintergrund-Apps (Background Apps)
Schließen Sie alle unnötigen Programme, die im Hintergrund laufen (Browser, Discord, Spotify, etc.). Jede App verbraucht CPU, RAM und manchmal auch GPU-Ressourcen.
4. NDU Registry Fix (Advanced)
Einige Spieler berichten von Verbesserungen bei Netzwerk- und Audio-bezogenen FPS Drops, insbesondere nach längeren Spielzeiten, durch eine Anpassung in der Windows-Registrierung. Dies ist ein fortgeschrittener Tipp, gehen Sie vorsichtig vor!
- Drücken Sie Win + R, geben Sie „regedit” ein und drücken Sie Enter.
- Navigieren Sie zu:
HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetServicesNDU - Klicken Sie doppelt auf den Wert
Start. - Ändern Sie den Wert von
2auf4. - Starten Sie Ihren PC neu.
- (Optional: Erstellen Sie vorher einen Wiederherstellungspunkt oder exportieren Sie den Schlüssel.)
Hardware-Check: Ist Ihr PC bereit für die lange Strecke?
Manchmal sind die FPS Drops ein Indikator dafür, dass Ihre Hardware an ihre Grenzen stößt.
1. CPU-Bottleneck
Wenn Ihre CPU-Auslastung bei 90-100% liegt, während die GPU-Auslastung niedrig ist (z.B. 50-70%), haben Sie wahrscheinlich einen CPU-Flaschenhals. ETS2 ist, wie erwähnt, sehr CPU-lastig. Versuchen Sie, die Verkehrsdichte und die Anzahl der Passanten zu reduzieren. Auch das Deaktivieren von „Core Parking” (Suche nach „ParkControl” Software) kann für ältere CPUs hilfreich sein.
2. GPU-Bottleneck
Wenn Ihre GPU-Auslastung konstant bei 99-100% liegt, während Ihre CPU noch Reserven hat, liegt der Flaschenhals bei der GPU. Hier hilft nur das Reduzieren von visuellen Einstellungen wie Skalierung, Schatten, Kantenglättung und Spiegelqualität.
3. RAM-Check
Überprüfen Sie, ob Sie genügend RAM haben. 8GB sind das absolute Minimum, 16GB sind heutzutage Standard und 32GB sind ideal, besonders mit vielen Mods oder im Hintergrund laufenden Anwendungen. Überprüfen Sie im Task-Manager (Strg+Umschalt+Esc), wie viel RAM verwendet wird.
4. SSD vs. HDD
Ist ETS2 auf einer SSD installiert? Eine SSD verbessert Ladezeiten drastisch und kann Mikroruckler reduzieren, die durch das Nachladen von Texturen oder Kartensegmenten entstehen. Wenn Sie das Spiel auf einer HDD haben, erwägen Sie eine Neuinstallation auf einer SSD.
5. Kühlung
Überhitzung ist ein unterschätzter Grund für Performance-Probleme. Wenn Ihre CPU oder GPU zu heiß wird, drosseln sie ihre Leistung, um Schäden zu vermeiden (Thermal Throttling). Reinigen Sie Lüfter und Kühler regelmäßig von Staub. Achten Sie auf gute Gehäusebelüftung.
Mods und ProMods: Fluch oder Segen für die Performance?
Mods bereichern das ETS2-Erlebnis ungemein, können aber auch eine Hauptursache für FPS Drops sein. Das gilt besonders für die beliebte ProMods Karte.
1. Zu viele Mods
Jeder Mod verbraucht Ressourcen. Überlegen Sie, welche Mods Sie wirklich brauchen. Eine große Anzahl von LKW-Mods, Trailer-Mods, Sound-Mods oder Grafik-Mods summiert sich.
2. Veraltete oder inkompatible Mods
Stellen Sie sicher, dass alle Ihre Mods mit der aktuellen ETS2-Version kompatibel sind. Veraltete Mods können zu Abstürzen, Grafikfehlern und Performance-Problemen führen. Halten Sie Ihre Mods auf dem neuesten Stand und überprüfen Sie Mod-Seiten oder Foren auf Kompatibilitätshinweise.
3. Mod-Konflikte
Manche Mods vertragen sich nicht miteinander. Achten Sie auf die korrekte Ladereihenfolge im Mod-Manager des Spiels (oft von den Mod-Erstellern vorgegeben). Deaktivieren Sie testweise Mods, um den Übeltäter zu finden.
4. ProMods Spezifisch
ProMods ist eine fantastische Erweiterung, aber auch extrem detailreich und fordernd. Die Städte sind dichter, die Straßen komplexer. Wenn Sie ProMods nutzen, benötigen Sie generell eine stärkere CPU und GPU. Die oben genannten Tipps sind hier noch wichtiger. Insbesondere die Skalierung und Schattenqualität sollten hier genau geprüft werden. Eine Reduzierung der Verkehrsdichte ist bei ProMods ebenfalls sehr wirksam.
NVIDIA & AMD Kontrollzentrum-Einstellungen: Die Feineinstellung
Neben den In-Game-Einstellungen können Sie auch im Treiber-Kontrollzentrum Ihrer Grafikkarte weitere Optimierungen vornehmen. Achten Sie darauf, diese Einstellungen nur für das ETS2-Profil vorzunehmen, nicht global.
NVIDIA Systemsteuerung:
- Energieverwaltungsmodus: Stellen Sie diesen auf „Maximale Leistung bevorzugen”. Dies verhindert, dass die GPU in den Energiesparmodus wechselt, wenn sie nicht voll ausgelastet ist.
- Texturfilterung – Qualität: Setzen Sie dies auf „Leistung” oder „Hohe Leistung” anstelle von „Qualität”.
- Threaded Optimization (Geadelte Optimierung): Stellen Sie diese auf „Ein”.
- Shader Cache Größe: Setzen Sie diese auf „Unbegrenzt” oder eine große Zahl, falls nicht bereits geschehen.
AMD Radeon Software:
- Radeon Anti-Lag/Boost: Probieren Sie diese Funktionen aus, sie können die Latenz reduzieren und FPS stabilisieren.
- Texture Filtering Quality: Stellen Sie dies auf „Performance”.
- Tessellation Mode: Experimentieren Sie mit „AMD Optimized” oder „Use application settings”.
- Power Efficiency: Deaktivieren Sie dies, um die volle Leistung zu gewährleisten.
Überwachung und Analyse: Wissen ist Macht
Um gezielte Optimierungen vornehmen zu können, müssen Sie wissen, was während des Spiels passiert. Tools zur Systemüberwachung sind dabei unerlässlich.
1. MSI Afterburner + RivaTuner Statistics Server (RTSS)
Dies ist das Goldstandard-Tool für Gamer. Es ermöglicht Ihnen, einen Overlay im Spiel anzuzeigen, der FPS, CPU-Auslastung pro Kern, GPU-Auslastung, Temperaturen und vieles mehr in Echtzeit anzeigt. So können Sie genau sehen, welche Komponente wann der Flaschenhals ist.
- Laden Sie MSI Afterburner herunter (RTSS ist meist im Installationspaket enthalten).
- Konfigurieren Sie die OSD-Anzeige (On-Screen Display) für die gewünschten Werte.
2. HWiNFO64
Ein weiteres nützliches Tool, um detaillierte Informationen über Ihre Hardware, Sensoren und Temperaturen zu erhalten. Ideal, um mögliche Überhitzungsprobleme zu diagnostizieren.
Zusammenfassende Tipps & Letzte Worte
FPS Drops in ETS2 können nervenaufreibend sein, aber mit einer systematischen Herangehensweise können Sie Ihr Spielerlebnis erheblich verbessern. Hier die wichtigsten Punkte noch einmal kurz zusammengefasst:
- Beginnen Sie mit der Skalierung: Das ist der größte Hebel für FPS.
- Reduzieren Sie Schatten und Spiegel: Diese sind oft die größten Performance-Fresser.
- Halten Sie Treiber aktuell: Besonders für die Grafikkarte.
- Optimieren Sie Windows: Höchstleistung und unnötige Hintergrundprozesse schließen.
- Überwachen Sie Ihre Hardware: Finden Sie den Flaschenhals (CPU, GPU, RAM).
- Mods mit Bedacht nutzen: Überprüfen Sie Kompatibilität und Aktualität. Bei ProMods sind generell stärkere Systeme erforderlich.
Es ist ein Prozess des Ausprobierens und Feinjustierens. Nehmen Sie sich die Zeit, die verschiedenen Einstellungen zu testen und die Auswirkungen zu beobachten. Oft sind es nur ein oder zwei Einstellungen, die den größten Unterschied machen. Mit etwas Geduld werden Sie bald wieder flüssig und ohne frustrierende Ruckler über Europas Straßen rollen können. Gute Fahrt!