Wenn das Kabelinternet geht nicht, weil der Vermieter die Baugenehmigung verweigert: Ist eine Mietminderung möglich?

In der heutigen Zeit ist ein stabiler und schneller Internetzugang aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob für die Arbeit im Homeoffice, das Online-Studium, Streaming-Dienste oder einfach nur die Kommunikation mit Freunden und Familie – das Internet ist zu einem grundlegenden Bestandteil des modernen Lebens geworden. Doch was passiert, wenn Sie in eine Wohnung ziehen oder bereits wohnen und feststellen, dass kein **Kabelinternet** verfügbar ist, weil der Vermieter die notwendige **Zustimmung** zur Installation verweigert? Steht Ihnen in einem solchen Fall eine **Mietminderung** zu? Diese Frage ist komplex und bedarf einer genauen rechtlichen Einordnung.

### 1. Internet – Der moderne Grundpfeiler des Wohnens

Noch vor wenigen Jahrzehnten war ein Internetanschluss ein Luxus. Heute ist er für viele Menschen ein Muss, vergleichbar mit Strom oder Wasser. Die Erwartung, in einer Mietwohnung Zugang zu schnellem und zuverlässigem Internet zu haben, ist in den meisten städtischen und sogar ländlichen Gebieten Standard. Besonders **Breitbandinternet**, sei es über Kabel, DSL oder Glasfaser, gilt als selbstverständlich. Wenn diese Erwartungshaltung durch die fehlende Kooperation des Vermieters enttäuscht wird, entsteht nicht nur Unannehmlichkeiten, sondern oft auch die Frage nach rechtlichen Konsequenzen.

### 2. Internetzugang als Teil der Mietsache: Eine rechtliche Betrachtung

Die zentrale Frage im **Mietrecht** ist, ob ein fehlender Internetzugang einen **Mangel der Mietsache** darstellt. Laut § 535 Abs. 1 BGB schuldet der Vermieter dem Mieter die Überlassung der Mietsache in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand. Ein Mangel liegt vor, wenn der tatsächliche Zustand der Wohnung vom vertraglich vereinbarten oder dem nach Treu und Glauben vorausgesetzten Zustand abweicht.

**Historische Entwicklung und der „Stand der Technik”:**
In älteren Mietverträgen oder bei Immobilien in weniger entwickelten Gebieten war **Internetzugang** oft kein expliziter Bestandteil des Mietvertrags. Die Rechtsprechung hat sich hier jedoch weiterentwickelt. Immer mehr Gerichte erkennen an, dass ein angemessener Internetzugang zum sogenannten „allgemeinen Wohnstandard” oder zum „Geschuldeten Zustand” einer modernen Wohnung gehören kann. Dabei spielt der **Stand der Technik** eine entscheidende Rolle. Was heute als „angemessen” oder „üblich” gilt, kann in fünf Jahren bereits veraltet sein. Aktuell wird in vielen Fällen ein Breitbandanschluss als üblich angesehen, der die gängigen Kommunikationsbedürfnisse abdeckt.

**Kabelinternet vs. andere Technologien:**
Es ist wichtig zu differenzieren, ob es um das Fehlen *jeglichen* Breitbandinternets geht oder spezifisch um **Kabelinternet**, obwohl andere Technologien wie DSL oder Glasfaser verfügbar wären. Das Recht auf einen Internetanschluss bedeutet in der Regel nicht das Recht auf eine *bestimmte* Technologie, solange eine zumutbare Alternative in vergleichbarer Qualität und zu ähnlichen Kosten verfügbar ist. Ist jedoch nur langsames DSL verfügbar, während **Kabelinternet** oder Glasfaser im selben Gebäude oder der Nachbarschaft Standard sind, kann das Fehlen der besseren Technologie als Mangel gewertet werden.

### 3. Die Rolle des Vermieters und die „Zustimmung” zur Installation

Die im Artikelthema genannte „Baugenehmigung” ist in diesem Kontext meist ungenau. Für die Verlegung von **Kabelinternet** geht es in der Regel nicht um eine Baugenehmigung im klassischen Sinne, sondern um die **Zustimmung** des Vermieters zu einer baulichen Veränderung an der Mietsache oder um eine **Gestattung** an den Telekommunikationsanbieter, Kabel auf dem Grundstück oder im Gebäude zu verlegen.

**Vermieterpflichten und Eigentumsrechte:**
Der Vermieter hat das Recht, sein Eigentum zu schützen und zu erhalten. Er kann nicht dazu gezwungen werden, bauliche Veränderungen zuzulassen, die die Substanz des Gebäudes erheblich beeinträchtigen, unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen oder die Ästhetik in unzumutbarer Weise stören. Auf der anderen Seite hat der Mieter ein Recht auf den vertragsgemäßen Gebrauch der Mietsache, wozu heutzutage eben auch die Nutzungsmöglichkeit moderner Kommunikationsmittel gehören kann.

**Berechtigte und unberechtigte Verweigerungsgründe:**
Ein Vermieter kann die **Zustimmung** aus verschiedenen Gründen verweigern:
* **Berechtigte Gründe:**
* **Statische oder bauliche Bedenken:** Wenn die Installation die Bausubstanz gefährden oder unverhältnismäßige Eingriffe erfordern würde.
* **Ästhetische Beeinträchtigungen:** Wenn die Verlegung von Kabeln oder die Anbringung von Technik das Erscheinungsbild des Gebäudes stark stören würde und keine diskrete Lösung möglich ist.
* **Vorhandene Alternativen:** Wenn bereits ein adäquater **Internetzugang** (z.B. über DSL oder Glasfaser) im Gebäude vorhanden oder problemlos installierbar ist, der den Anforderungen des Mieters genügt.
* **Unverhältnismäßiger Aufwand/Kosten:** Wenn die Installation für den Vermieter (nicht für den Anbieter oder Mieter) mit unzumutbarem Aufwand oder hohen Kosten verbunden wäre, die über die übliche Duldung hinausgehen.
* **Unberechtigte Gründe:**
* **Reine Schikane oder Willkür:** Eine generelle Ablehnung von Modernisierungen ohne sachlichen Grund.
* **Fehlende Kenntnis der Notwendigkeit:** Unterschätzung der Bedeutung von **Breitbandinternet** für den Mieter.
* **Kein Interesse am Fortschritt:** Eine generelle Abneigung gegen neue Technologien, die jedoch nicht die Rechte des Mieters einschränken darf.

Entscheidend ist hier eine sorgfältige **Interessenabwägung** zwischen den Eigentumsrechten des Vermieters und dem Nutzungsinteresse des Mieters.

### 4. Mietminderung bei fehlendem Internetzugang: Die Rechtslage im Detail

Die Möglichkeit einer **Mietminderung** nach § 536 BGB setzt voraus, dass die Mietsache einen **Mangel** aufweist, der ihre Tauglichkeit zum vertragsgemäßen Gebrauch aufhebt oder mindert.

**Wann ist fehlendes (Kabel-)Internet ein Mangel?**
1. **Explizite Vereinbarung im Mietvertrag:** Wurde im Mietvertrag ausdrücklich ein **Kabelinternet**-Anschluss oder ein allgemeiner **Internetzugang** mit einer bestimmten Geschwindigkeit zugesichert, und dieser ist nicht verfügbar, liegt zweifelsfrei ein Mangel vor.
2. **Üblicher Zustand und Erwartungshaltung:** Auch ohne explizite Vereinbarung kann ein Mangel vorliegen, wenn **Breitbandinternet** in der Region oder im Gebäude als üblich und erwartbar gilt und der Vermieter die notwendige Installation aktiv verhindert. Dies ist besonders der Fall, wenn die Wohnung nicht mehr dem **Stand der Technik** entspricht, der für vergleichbare Wohnungen üblich ist.
3. **Keine zumutbare Alternative:** Das Fehlen von **Kabelinternet** ist dann ein Mangel, wenn es keine andere zumutbare Möglichkeit für einen adäquaten Internetzugang gibt. Ist beispielsweise nur sehr langsames DSL verfügbar, das für Homeoffice oder Streaming ungeeignet ist, oder müssen Mieter auf sehr teure Mobilfunkdatenlösungen (5G/LTE) ausweichen, die nicht vergleichbar sind, kann dies als Mangel gewertet werden. Die Zumutbarkeit wird dabei auch nach Kosten und Leistung beurteilt.

**Die Rolle der Verweigerung durch den Vermieter:**
Die aktive **Verweigerung** der **Zustimmung** durch den Vermieter ist hier ein entscheidender Punkt. Wenn der Vermieter die Installation einer eigentlich möglichen und üblichen Internetlösung verhindert, kann er damit selbst einen Mangel herbeiführen oder verschlimmern. Es geht dann nicht mehr nur um das passive Fehlen einer Ausstattung, sondern um eine aktive Behinderung der Nutzungsmöglichkeit.

**Höhe der Mietminderung:**
Die Höhe einer **Mietminderung** ist immer vom Einzelfall abhängig und in der Regel nicht pauschal festlegbar. Bei fehlendem **Internetzugang** fallen die Minderungsquoten meist gering aus, da der Zugang nicht direkt die Wohnqualität im physischen Sinne beeinträchtigt, aber die Nutzungsmöglichkeiten erheblich einschränkt.
* Fehlt *jeglicher* **Internetzugang** in einer Region, wo dieser Standard ist, können Minderungsquoten von 5-10% denkbar sein.
* Fehlt lediglich **Kabelinternet**, aber es gibt eine ausreichende DSL-Alternative, ist eine **Mietminderung** unwahrscheinlicher oder wesentlich geringer (oft im Bereich von 1-3%).
* Ist eine ausreichende Alternative nur mit deutlich höheren Kosten verbunden, könnte dies in die Berechnung einfließen.
Gerichte berücksichtigen auch, wie wichtig der Internetzugang für den jeweiligen Mieter ist (z.B. Homeoffice).

**Voraussetzungen für eine Mietminderung:**
Bevor Sie die Miete mindern, müssen Sie als Mieter folgende Schritte beachten:
1. **Mängelanzeige:** Informieren Sie Ihren Vermieter schriftlich und detailliert über den fehlenden **Internetzugang** und die **Verweigerung** der **Zustimmung** zur Installation. Beschreiben Sie genau, welche Beeinträchtigungen Ihnen dadurch entstehen.
2. **Fristsetzung:** Setzen Sie dem Vermieter eine angemessene Frist zur **Mängelbeseitigung** (z.B. Erteilung der **Zustimmung** oder die Schaffung einer Alternative).
3. **Warten auf Reaktion:** Erst wenn der Vermieter untätig bleibt oder die **Mängelbeseitigung** verweigert, können Sie die Miete unter Vorbehalt mindern.
4. **Beweislast:** Sie als Mieter tragen die **Beweislast** dafür, dass ein Mangel vorliegt und der Vermieter die **Zustimmung** zu Unrecht verweigert hat.

### 5. Der Weg zur Lösung: Handlungsempfehlungen für Mieter und Vermieter

Um eine Eskalation zu vermeiden und eine schnelle Lösung zu finden, sind folgende Schritte ratsam:

**Für Mieter:**
* **Dialog suchen:** Versuchen Sie zunächst, das Gespräch mit Ihrem Vermieter zu suchen. Erklären Sie ihm die Notwendigkeit des **Internetzugangs** und die Vorteile einer modernen Anbindung für die Immobilie.
* **Mietvertrag prüfen:** Sehen Sie genau nach, ob der Mietvertrag Klauseln zu **Internetzugang**, TV-Anschluss oder ähnlichem enthält.
* **Alternativen prüfen:** Erkundigen Sie sich bei allen gängigen Anbietern, welche **Internetzugangs-Technologien** (DSL, Glasfaser, Mobilfunk) an Ihrer Adresse verfügbar sind und welche Leistungen diese bieten. Dokumentieren Sie die Ergebnisse.
* **Mängelanzeige präzise formulieren:** Beschreiben Sie den Mangel und die Beeinträchtigungen klar. Nennen Sie verfügbare Technologien, die der Vermieter verweigert.
* **Rechtsberatung einholen:** Bevor Sie die Miete mindern, suchen Sie Rat bei einem **Mieterverein** oder einem auf **Mietrecht** spezialisierten Anwalt. Diese können die individuelle Situation einschätzen und die Erfolgsaussichten einer **Mietminderung** beurteilen.

**Für Vermieter:**
* **Offenheit zeigen:** Seien Sie gesprächsbereit und prüfen Sie die Argumente Ihres Mieters. **Internetzugang** erhöht in der Regel den Wert und die Attraktivität Ihrer Immobilie.
* **Gründe abwägen:** Prüfen Sie genau, ob Ihre **Verweigerung** der **Zustimmung** wirklich auf berechtigten Gründen beruht oder ob eine Lösung gefunden werden kann, die sowohl Ihre Interessen als auch die des Mieters berücksichtigt.
* **Modernisierungspflicht prüfen:** In bestimmten Fällen kann der Vermieter sogar zur Duldung einer Modernisierungsmaßnahme verpflichtet sein, wenn der Mieter diese auf eigene Kosten und ohne Wertminderung der Immobilie durchführt (ggf. auch mit Rückbauverpflichtung).
* **Rechtliche Beratung:** Lassen Sie sich ebenfalls rechtlich beraten, um die Konsequenzen einer **Verweigerung** und mögliche Pflichten zu verstehen.

### 6. Aktuelle Rechtsprechung und Ausblick

Die Rechtsprechung zum Thema **Internetzugang** in Mietwohnungen ist im Fluss und wird sich mit der fortschreitenden Digitalisierung weiterentwickeln. Tendenziell erkennen Gerichte die hohe Bedeutung des Internets an. Es geht jedoch in der Regel um die Sicherstellung eines *angemessenen* **Breitbandinternetzugangs** als Teil der üblichen Wohnqualität, nicht unbedingt um das Recht auf eine *bestimmte* Technologie wie **Kabelinternet**, wenn gleichwertige Alternativen existieren. Ein bloßes Festhalten an älteren Technologien durch den Vermieter, während der **Stand der Technik** moderne, schnellere Lösungen bietet, könnte jedoch als mangelhaft bewertet werden, insbesondere wenn diese Lösungen im Mietvertrag zugesichert wurden oder im Umfeld der Immobilie Standard sind.

### 7. Fazit: Ein individueller Rechtsfall

Die Frage, ob eine **Mietminderung** möglich ist, wenn der Vermieter die **Zustimmung** für **Kabelinternet** verweigert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf die genauen Umstände des Einzelfalls an:
* Was steht im **Mietvertrag**?
* Gibt es zumutbare **Alternativen** zum **Kabelinternet**?
* Welche **Gründe** hat der Vermieter für seine **Verweigerung**?
* Welche Bedeutung hat der **Internetzugang** für den Mieter?

Bevor Sie selbstständig die Miete kürzen, ist es unerlässlich, das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen, ihn schriftlich in Kenntnis zu setzen und sich unbedingt rechtlich beraten zu lassen. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie auf der richtigen Seite stehen und keine unwirksame **Mietminderung** riskieren, die im schlimmsten Fall zur Kündigung des Mietverhältnisses führen kann. Das Ziel sollte immer eine einvernehmliche Lösung sein, die den Bedürfnissen beider Parteien gerecht wird.