Der Bambu Lab P1S hat sich schnell zu einem Favoriten in der 3D-Druck-Community entwickelt, bekannt für seine Geschwindigkeit, Benutzerfreundlichkeit und beeindruckende Druckqualität. Während er mit PLA glänzt, kann das Drucken mit PETG (Polyethylenterephthalatglykol) eine etwas größere Herausforderung darstellen. PETG ist ein robustes, flexibles und chemikalienbeständiges Material, das sich ideal für funktionale Teile und Anwendungen im Freien eignet. Dieser Leitfaden hilft Ihnen, das volle Potenzial Ihres Bambu Lab P1S auszuschöpfen und atemberaubende PETG-Drucke ohne Probleme zu erzielen.
Was ist PETG und warum ist es anders?
PETG ist ein modifiziertes PET (Polyethylenterephthalat), dem Glykol zugesetzt wurde. Diese Modifikation führt zu einem Material, das weniger spröde, haltbarer und schlagfester ist als reines PET. Es ist auch weniger anfällig für Verformungen, was es zu einer beliebten Wahl für eine Vielzahl von 3D-Druckanwendungen macht. Die erhöhte Flexibilität und Haltbarkeit von PETG haben jedoch auch Nachteile, insbesondere beim Drucken:
- Fadenbildung: PETG neigt dazu, Fäden zu ziehen, da es klebriger ist als PLA und leichter an der Düse haftet.
- Haftungsprobleme: PETG kann manchmal schwierig zu kleben sein, insbesondere bei größeren Drucken.
- Überhitzung: PETG ist temperaturempfindlicher und kann bei zu hohen Temperaturen zu Verformungen führen.
Glücklicherweise sind diese Herausforderungen mit den richtigen Einstellungen und Techniken leicht zu überwinden. Hier ist, wie Sie das Beste aus Ihrem Bambu Lab P1S herausholen, wenn Sie mit PETG drucken.
Vorbereitung ist der Schlüssel: Filament und Drucker einrichten
Ein erfolgreicher PETG-Druck beginnt mit der richtigen Vorbereitung. Das bedeutet, das richtige Filament auszuwählen und Ihren Drucker ordnungsgemäß einzustellen.
Filamentauswahl
Nicht alle PETG-Filamente sind gleich. Achten Sie auf ein hochwertiges Filament von einem renommierten Hersteller. Billige Filamente können Verunreinigungen oder Inkonsistenzen aufweisen, die zu Druckproblemen führen können. Achten Sie auch auf:
- Trockenheit: PETG ist hygroskopisch, was bedeutet, dass es Feuchtigkeit aus der Luft aufnimmt. Feuchtes Filament kann zu Blasenbildung, Fadenbildung und schlechter Haftung führen. Bewahren Sie Ihr Filament in einem luftdichten Behälter mit Trockenmittel auf. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Filament feucht ist, trocknen Sie es in einem Filamenttrockner oder einem Ofen (bei niedriger Temperatur) aus, bevor Sie es verwenden.
- Durchmesser: Stellen Sie sicher, dass der Filamentdurchmesser (normalerweise 1,75 mm) mit den Einstellungen in Ihrer Slicer-Software übereinstimmt.
Druckbett vorbereiten
Eine saubere und ordnungsgemäß vorbereitete Druckbettoberfläche ist entscheidend für die PETG-Haftung. Hier sind einige Optionen:
- Bambu Lab’s Textured PEI Plate: Die strukturierte PEI-Platte, die mit dem Bambu Lab P1S geliefert wird, funktioniert hervorragend mit PETG. Reinigen Sie die Platte vor jedem Druck mit Isopropylalkohol (IPA).
- Glattes PEI: Glattes PEI bietet eine glatte Unterseite für Ihre Drucke. Wie bei der strukturierten PEI-Platte sollten Sie diese vor jedem Druck mit IPA reinigen.
- Klebstoff: Während oft nicht notwendig, können Sie eine dünne Schicht Klebestift oder eine erste Schicht Spezialklebstoff für 3D-Drucke auftragen, um die Haftung zu verbessern, besonders bei größeren Drucken.
Drucker einrichten
Bevor Sie mit dem Drucken beginnen, vergewissern Sie sich, dass Ihr Bambu Lab P1S richtig kalibriert ist. Dazu gehört die Nivellierung des Bettes und die Z-Achsen-Korrektur. Der P1S verfügt über automatische Bettnivellierung, aber es ist immer eine gute Idee, die erste Schicht visuell zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie richtig haftet.
Die richtigen Slicer-Einstellungen für PETG
Die Slicer-Einstellungen, die Sie verwenden, haben einen großen Einfluss auf die Qualität Ihrer PETG-Drucke. Hier sind die wichtigsten Einstellungen, die Sie für den Bambu Lab P1S optimieren sollten:
Temperatur
Die richtige Temperatur ist entscheidend, um Fadenbildung und Verformung zu vermeiden. Beginnen Sie mit diesen Richtlinien und passen Sie sie nach Bedarf an:
- Drucktemperatur: 230-250 °C. Experimentieren Sie innerhalb dieses Bereichs, um die optimale Temperatur für Ihr spezifisches PETG-Filament zu finden. Eine zu hohe Temperatur führt zu Fadenbildung, während eine zu niedrige Temperatur zu schlechter Schichthaftung führen kann.
- Betttemperatur: 70-80 °C. Dies hilft dem PETG, während des Drucks am Druckbett zu haften.
Geschwindigkeit
PETG profitiert von langsameren Druckgeschwindigkeiten als PLA. Das gibt dem Material Zeit, richtig abzukühlen und sich zu verfestigen, wodurch Fadenbildung und Verformung reduziert werden.
- Druckgeschwindigkeit: 40-60 mm/s. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit für die erste Schicht auf etwa 20 mm/s, um eine gute Haftung zu gewährleisten.
- Bewegungsgeschwindigkeit: 100-150 mm/s.
Kühlung
Im Gegensatz zu PLA, das von einer starken Kühlung profitiert, benötigt PETG weniger Kühlung. Zu viel Kühlung kann zu Delamination und Rissen führen.
- Lüftergeschwindigkeit: 20-50 %. Beginnen Sie mit 20 % und erhöhen Sie die Geschwindigkeit nur, wenn Sie Probleme mit Überhängen oder Brückenbildung haben. Einige PETG-Filamente funktionieren ohne Kühlung sogar besser.
Einzug (Retraction)
Die Einzugseinstellungen sind entscheidend, um Fadenbildung zu minimieren. Experimentieren Sie mit diesen Einstellungen:
- Einzugslänge: 1-3 mm.
- Einzugsgeschwindigkeit: 40-60 mm/s.
- Zusätzlicher Neustart (Extra Restart): Ein leichter negativer Wert (-0,05 bis -0,1 mm) kann helfen, das Tropfen von Material während der Bewegung zu reduzieren.
Fluss (Flow)
Stellen Sie sicher, dass Ihr Fluss korrekt kalibriert ist. Überextrusion kann zu Unebenheiten und schlechter Detailwiedergabe führen, während Unterextrusion zu schwachen Schichten führt.
- Flussrate: Beginnen Sie mit 100 % und optimieren Sie ihn bei Bedarf. Viele Slicer bieten Flusskalibrierungs-Werkzeuge.
Sonstige wichtige Einstellungen
- Erste Schichthöhe: Eine etwas höhere erste Schichthöhe (0,25 mm für eine 0,4-mm-Düse) kann helfen, eine gute Haftung zu gewährleisten.
- Breite der Extrusionslinie: Die Standardeinstellung (normalerweise 0,4 mm für eine 0,4-mm-Düse) funktioniert im Allgemeinen gut, aber Sie können sie leicht erhöhen, um die Schichthaftung zu verbessern.
- Brim oder Raft: Erwägen Sie, einen Brim oder ein Raft zu verwenden, um die Haftung bei großen oder komplexen Drucken zu verbessern.
Fehlerbehebung bei PETG-Druckproblemen mit dem Bambu Lab P1S
Auch mit den richtigen Einstellungen können Sie immer noch auf Probleme stoßen. Hier sind einige häufige Probleme und wie man sie behebt:
Fadenbildung
- Ursache: Zu hohe Drucktemperatur, zu niedriger Einzug, feuchtes Filament.
- Lösung: Senken Sie die Drucktemperatur in 5-Grad-Schritten, erhöhen Sie die Einzugslänge und -geschwindigkeit, trocknen Sie das Filament.
Schlechte Haftung
- Ursache: Druckbett nicht sauber, Betttemperatur zu niedrig, falsche Z-Achsen-Korrektur, erste Schichthöhe zu niedrig.
- Lösung: Reinigen Sie das Druckbett mit IPA, erhöhen Sie die Betttemperatur, passen Sie die Z-Achsen-Korrektur an, erhöhen Sie die erste Schichthöhe, verwenden Sie einen Klebstift oder ein Raft.
Verformung
- Ursache: Ungleichmäßige Kühlung, Betttemperatur zu niedrig.
- Lösung: Verwenden Sie einen Brim oder Raft, erhöhen Sie die Betttemperatur, reduzieren Sie die Kühlungsgeschwindigkeit, stellen Sie sicher, dass der Drucker in einer zugluftfreien Umgebung steht.
Verstopfte Düse
- Ursache: Filament von schlechter Qualität, zu niedrige Drucktemperatur, Fremdkörper im Filament.
- Lösung: Verwenden Sie hochwertiges Filament, erhöhen Sie die Drucktemperatur, reinigen Sie die Düse mit einer Reinigungsnadel oder einem Kaltzugeverfahren.
Zusätzliche Tipps für erfolgreiche PETG-Drucke
- Experimentieren: Jedes PETG-Filament ist anders, also scheuen Sie sich nicht, mit den Einstellungen zu experimentieren, um herauszufinden, was für Ihr Filament am besten funktioniert.
- Testdrucke: Führen Sie kleine Testdrucke durch, bevor Sie einen großen, zeitaufwändigen Druck starten.
- Überwachen Sie den Druck: Behalten Sie den Druck während der ersten Schichten genau im Auge, um sicherzustellen, dass er richtig haftet.
- Halten Sie Ihren Drucker sauber: Reinigen Sie Ihren Drucker regelmäßig, um Staub und Ablagerungen zu entfernen, die die Druckqualität beeinträchtigen könnten.
Fazit
Mit den richtigen Einstellungen, der richtigen Vorbereitung und ein wenig Geduld können Sie mit dem Bambu Lab P1S problemlos PETG drucken und beeindruckende Ergebnisse erzielen. Experimentieren Sie, lernen Sie und genießen Sie die Leistung und Vielseitigkeit von PETG! Der Bambu Lab P1S ist ein unglaubliches Werkzeug, und mit diesem Leitfaden sind Sie bestens gerüstet, um seine volle Leistungsfähigkeit beim Drucken von PETG zu entfesseln.