Die frühen 2000er waren eine spannende Zeit für PC-Enthusiasten. Der Wettstreit zwischen Intel und AMD tobte, neue Technologien kamen fast monatlich auf den Markt und die Notwendigkeit, den eigenen Rechner ständig aufzurüsten, war fast schon ein Zwang. Inmitten dieser turbulenten Phase erblickte das ASUS P4P800SE Mainboard das Licht der Welt – ein Board, das vielen bis heute in guter Erinnerung geblieben ist. Doch war es wirklich so gut, wie wir es heute, mit dem Blick der Nostalgie, wahrnehmen? Dieser Retro-Check soll Licht ins Dunkel bringen.
Ein Blick zurück: Die Hardware-Landschaft um 2003
Um die Bedeutung des ASUS P4P800SE vollständig zu verstehen, müssen wir uns kurz die Hardware-Landschaft des Jahres 2003 vor Augen führen. Intel dominierte den Markt mit seinen Pentium 4 Prozessoren. Der Sockel 478 war der Standard und die Northwood- und Prescott-Kerne sorgten für hitzige Diskussionen (im wahrsten Sinne des Wortes). DDR-RAM war gerade dabei, den älteren SDRAM abzulösen und AGP war die vorherrschende Schnittstelle für Grafikkarten. SATA-Festplatten waren auf dem Vormarsch, aber IDE-Laufwerke waren noch weit verbreitet.
Das ASUS P4P800SE im Detail
Das ASUS P4P800SE basierte auf dem Intel 865PE Chipsatz, der speziell für Pentium 4 Prozessoren entwickelt wurde. Dieser Chipsatz bot eine gute Balance zwischen Leistung und Preis, was das Board für eine breite Zielgruppe attraktiv machte. Hier ein genauerer Blick auf die Spezifikationen:
- Prozessor-Unterstützung: Intel Pentium 4 (Sockel 478)
- Chipsatz: Intel 865PE / ICH5R
- RAM: 4 x DDR DIMM, max. 4GB DDR400 (PC3200)
- Erweiterungssteckplätze: 1 x AGP 8x, 5 x PCI
- IDE: 2 x IDE-Anschlüsse (ATA/100)
- SATA: 2 x SATA-Anschlüsse (SATA/150)
- Audio: ADI AD1985 6-Kanal Audio Codec
- LAN: Intel 10/100 Mbit Ethernet
- Anschlüsse (Rückseite): PS/2 Maus/Tastatur, Seriell, Parallel, USB 2.0, Audio Ein-/Ausgänge, RJ45
Ein Highlight des P4P800SE war der ICH5R Southbridge Chip, der RAID-Funktionen für die SATA-Anschlüsse bot. Dies war für damalige Verhältnisse ein attraktives Feature, da RAID-Systeme im Heimbereich noch nicht so verbreitet waren. Die vier DDR-DIMM-Slots ermöglichten den Betrieb von bis zu 4GB DDR400-RAM, was für die meisten Anwendungen ausreichend war.
Die Stärken des ASUS P4P800SE
- Stabilität und Zuverlässigkeit: ASUS war (und ist) bekannt für seine hochwertigen Mainboards. Das P4P800SE bildete da keine Ausnahme. Viele Nutzer berichten von jahrelangem, störungsfreiem Betrieb.
- Gute Übertaktungsfähigkeiten: Der Intel 865PE Chipsatz bot in Kombination mit dem ASUS-BIOS gute Möglichkeiten zum Übertakten der Pentium 4 Prozessoren. Dies war ein wichtiger Faktor für viele Enthusiasten, die das letzte Quäntchen Leistung aus ihrem System herausholen wollten.
- Umfangreiche Ausstattung: Zwei SATA-Anschlüsse mit RAID-Funktion, ausreichend USB 2.0-Ports, 6-Kanal Audio und ein Gigabit-LAN-Controller (je nach Modell) waren für die damalige Zeit eine gute Ausstattung.
- Benutzerfreundliches BIOS: Das ASUS-BIOS war bekannt für seine übersichtliche Struktur und seine umfangreichen Einstellmöglichkeiten, was sowohl Anfängern als auch fortgeschrittenen Nutzern entgegenkam.
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Das P4P800SE war zwar kein Billigboard, bot aber in Anbetracht seiner Features und Leistung ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Schwächen des ASUS P4P800SE
- SATA/150: Die SATA-Anschlüsse unterstützten lediglich den SATA/150 Standard. Dies war zwar damals ausreichend, bremste aber neuere SATA-Festplatten mit SATA/300 oder SATA/600 etwas aus, falls man das Board später mit aktuelleren Komponenten kombinieren wollte (was aber eher untypisch war).
- Kein PCI-Express: Das Board verfügte über keinen PCI-Express-Steckplatz. Dies war zu der Zeit noch kein großes Problem, da AGP die vorherrschende Schnittstelle für Grafikkarten war. Allerdings deutete sich bereits der Übergang zu PCI-Express an.
- Hitzeprobleme (teilweise): In Verbindung mit den hitzköpfigen Prescott Pentium 4 Prozessoren konnte es unter Umständen zu Hitzeproblemen kommen, insbesondere bei Übertaktung. Eine gute Kühlung war daher Pflicht.
Die Konkurrenz
Das ASUS P4P800SE hatte natürlich auch Konkurrenten. Boards von Herstellern wie MSI, Gigabyte und Abit buhlten ebenfalls um die Gunst der Käufer. Jedes Board hatte seine eigenen Stärken und Schwächen. Einige Boards boten beispielsweise mehr Übertaktungspotenzial, während andere mit einem günstigeren Preis punkteten. Letztendlich war die Wahl des Mainboards oft eine Frage des persönlichen Geschmacks und der individuellen Anforderungen.
War es gut oder schlecht? Das Fazit
Das ASUS P4P800SE war zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung ein hervorragendes Mainboard. Es bot eine gute Balance zwischen Leistung, Ausstattung und Stabilität. Die Übertaktungsfähigkeiten waren für Enthusiasten attraktiv und die RAID-Funktion der SATA-Anschlüsse war ein nettes Extra. Natürlich gab es auch Schwächen, wie die fehlende PCI-Express-Unterstützung und die Begrenzung auf SATA/150. Diese Punkte waren aber zu der Zeit, in der das Board aktuell war, nicht wirklich relevant. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass das ASUS P4P800SE ein sehr gutes Mainboard war, das seinen guten Ruf bis heute verdient hat. Es war ein solides, zuverlässiges und gut ausgestattetes Board, das viele Nutzer über Jahre hinweg begleitet hat. Die Nostalgie ist hier also durchaus berechtigt. Wer noch eines dieser Boards im Keller liegen hat, kann es durchaus noch einmal zum Leben erwecken und in Erinnerungen schwelgen.
Wo steht das P4P800SE heute?
Heutzutage ist das ASUS P4P800SE natürlich nicht mehr zeitgemäß. Moderne Anwendungen und Spiele stellen viel höhere Anforderungen an die Hardware. Dennoch hat das Board seinen Platz in der Geschichte der PC-Technik verdient. Es steht für eine Zeit, in der Innovation und Fortschritt in rasendem Tempo voranschritten und in der der PC für viele Menschen mehr war als nur ein Arbeitsgerät – er war ein Hobby, eine Leidenschaft. Und das P4P800SE war ein wichtiger Teil dieser Leidenschaft.