Ein Klick, der stört: Wie Sie „Im Editor bearbeiten” aus dem neuen Kontextmenü von Windows 11 entfernen

Windows 11 hat uns eine Fülle neuer Funktionen und ein frisches, modernes Design beschert. Doch mit jeder Neuerung kommen auch kleine Eigenheiten, die unseren Workflow stören können. Eine davon ist das oft als überflüssig empfundene „Im Editor bearbeiten” oder ähnliche Einträge wie „Mit VS Code bearbeiten” im neuen Kontextmenü. Dieser Artikel führt Sie detailliert durch die verschiedenen Methoden, um diese störenden Einträge dauerhaft zu entfernen und Ihr Rechtsklick-Menü nach Ihren Wünschen anzupassen.

Der unerwünschte Gast: „Im Editor bearbeiten” im Windows 11 Kontextmenü

Wer kennt es nicht? Man klickt mit der rechten Maustaste auf eine Datei, um schnell eine Aktion auszuführen, und findet sich in einem überladenen Menü wieder. Windows 11 hat das klassische Kontextmenü zugunsten einer kompakteren, aber oft weniger funktionalen Variante überarbeitet. Viele häufig genutzte Optionen wurden in das Untermenü „Weitere Optionen anzeigen” (oder „Show more options”) verschoben, was einen zusätzlichen Klick erfordert. Gleichzeitig tauchen dort und im Hauptmenü oft Einträge wie „Im Editor bearbeiten” auf, die man vielleicht nie benutzt oder die auf den falschen Editor verweisen.

Dieser Eintrag ist besonders ärgerlich, wenn Sie bereits einen bevorzugten Code- oder Texteditor wie Visual Studio Code, Sublime Text oder Notepad++ verwenden. Das ständige Auftauchen von „Im Editor bearbeiten” (das standardmäßig den Windows-Editor öffnet) kann Ihre Produktivität mindern und einfach nur nervig sein. Glücklicherweise gibt es Wege, dieses Problem anzugehen.

Warum ist „Im Editor bearbeiten” überhaupt da?

Microsofts Intention hinter solchen Einträgen ist oft, dem Benutzer schnelle Zugriffe auf gängige Programme zu ermöglichen. Für einfache Textdateien erscheint „Im Editor bearbeiten” als logische Option. Bei der Installation von Drittanbieter-Editoren registrieren diese sich ebenfalls oft im Kontextmenü, um den Zugriff zu erleichtern. Das Problem entsteht, wenn sich zu viele dieser Einträge ansammeln oder die Standardoption nicht die von Ihnen gewünschte ist.

Vorbereitung ist alles: Sichern Sie Ihr System

Bevor wir uns in die Tiefen des Systems begeben, ist es unerlässlich, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Änderungen an der Registry können, wenn sie falsch durchgeführt werden, zu Systeminstabilitäten führen. Daher empfehle ich dringend:

• Einen Systemwiederherstellungspunkt erstellen: Gehen Sie zu „Systemsteuerung” > „System und Sicherheit” > „System” > „Erweiterte Systemeinstellungen”. Wählen Sie unter „Systemschutz” den Reiter „Systemschutz” und klicken Sie auf „Erstellen…”.
• Die Registry sichern: Im Registrierungs-Editor (Regedit) können Sie unter „Datei” > „Exportieren” eine Sicherung Ihrer gesamten Registry oder nur des betreffenden Zweigs erstellen.

Methode 1: Der direkte Weg über die Registry – Die präziseste Lösung

Der Registrierungs-Editor ist das mächtigste Werkzeug zur Anpassung von Windows, erfordert aber Sorgfalt. Wir werden hier verschiedene Szenarien behandeln: das Entfernen des generischen „Im Editor bearbeiten” (oft für Notepad) und das Entfernen spezifischer Einträge von Drittanbieter-Editoren.

Szenario A: „Im Editor bearbeiten” (für den Windows Editor/Notepad) entfernen

Dieser Eintrag ist meist für Textdateien wie .txt, .log oder .ini aktiv und öffnet den Windows-Editor.

1. Drücken Sie die Tastenkombination Win + R, geben Sie regedit ein und drücken Sie Enter. Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung.
2. Navigieren Sie zum folgenden Pfad im Registrierungs-Editor:
   
   HKEY_CLASSES_ROOTSystemFileAssociationstextshelledit

   Der Schlüssel SystemFileAssociationstext ist für generische Textdateien zuständig. Der Unterordner shelledit repräsentiert den Eintrag „Im Editor bearbeiten”.

3. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Schlüssel edit und wählen Sie „Löschen”. Bestätigen Sie die Löschung.
4. Um die Änderungen sofort anzuwenden, müssen Sie den Explorer neu starten. Öffnen Sie den Task-Manager (Strg + Umschalt + Esc), suchen Sie den Prozess „Windows-Explorer” unter „Prozesse”, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie „Neu starten”. Alternativ können Sie Ihren PC neu starten.

Überprüfen Sie nun, ob der Eintrag bei Textdateien verschwunden ist.

Szenario B: Spezifische „Im Editor bearbeiten” Einträge für Dateitypen entfernen

Manchmal finden sich die Einträge nicht unter dem generischen SystemFileAssociationstext, sondern direkt unter bestimmten Dateierweiterungen.

1. Navigieren Sie zu einem der folgenden Pfade, je nach betroffenem Dateityp:
   • Für .txt-Dateien: HKEY_CLASSES_ROOT.txtshelledit
   • Für .log-Dateien: HKEY_CLASSES_ROOT.logshelledit
   • Für .ini-Dateien: HKEY_CLASSES_ROOT.inishelledit
   • Und so weiter für andere Dateiendungen, bei denen der Eintrag auftaucht.

   Beachten Sie, dass es hier auch Schlüssel wie OpenWithNotepad oder NotepadEdit geben könnte, die auf den Standard-Editor verweisen.

2. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Schlüssel, der den störenden Eintrag repräsentiert (z.B. edit), und wählen Sie „Löschen”. Bestätigen Sie.
3. Starten Sie den Explorer neu oder Ihren PC.

Szenario C: „Mit [Drittanbieter-Editor] bearbeiten” Einträge entfernen (z.B. VS Code, Sublime Text)

Viele beliebte Code-Editoren integrieren sich ebenfalls ins Kontextmenü. Das Entfernen dieser Einträge folgt einem ähnlichen Prinzip, die Pfade sind jedoch spezifischer.

So finden Sie den richtigen Registrierungsschlüssel:

Drittanbieter-Programme legen ihre Kontextmenüeinträge oft an verschiedenen Stellen ab. Die gängigsten Pfade sind:

• HKEY_CLASSES_ROOTApplications[EditorExeName.exe]shell[EintragName] (z.B. HKEY_CLASSES_ROOTApplicationsCode.exeshellOpenWithCode für VS Code)
• HKEY_CLASSES_ROOT[ProgID der Dateiart]shell[EintragName] (z.B. HKEY_CLASSES_ROOTVSCode.Assoc.txtshellOpenWithVSCode oder HKEY_CLASSES_ROOTSublimeText.txtshellOpenWithSublimeText)
• HKEY_CLASSES_ROOT*shell[EintragName] (für Einträge, die bei *allen* Dateitypen erscheinen)
• HKEY_CLASSES_ROOTDirectoryshell[EintragName] (für Ordner)
• HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREClasses*shell[EintragName] oder HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREClassesDirectoryshell[EintragName]

Schritt-für-Schritt-Anleitung am Beispiel von Visual Studio Code (oder ähnlichen Editoren):

1. Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (regedit).
2. Suchen Sie nach dem Namen des störenden Eintrags. Drücken Sie Strg + F, geben Sie den genauen Wortlaut des Eintrags ein (z.B. „Open with Code”, „Mit VS Code bearbeiten”, „Edit with Sublime Text”) und suchen Sie. Sie müssen möglicherweise mehrmals suchen, da der Text an verschiedenen Stellen erscheinen kann (z.B. als Anzeigename oder in einem Befehl).
3. Sobald Sie einen vielversprechenden Schlüssel gefunden haben (oft einen Unterordner von shell), überprüfen Sie dessen Unterordner command. Dort sollte der Pfad zur ausführbaren Datei des Editors (z.B. C:Program FilesMicrosoft VS CodeCode.exe) sichtbar sein. Dies bestätigt, dass Sie den richtigen Schlüssel gefunden haben.
4. Beispiele für Schlüsselpfade, die Sie löschen könnten:
   • Für Visual Studio Code:
     • HKEY_CLASSES_ROOTSystemFileAssociations.jsshellOpen with Code (für JavaScript-Dateien)
     • HKEY_CLASSES_ROOTSystemFileAssociations.jsonshellOpen with Code (für JSON-Dateien)
     • HKEY_CLASSES_ROOTApplicationsCode.exeshellOpenWithCode (generischer Eintrag für VS Code)
     • Suchen Sie auch unter HKEY_CLASSES_ROOT*shell und HKEY_CLASSES_ROOTDirectoryshell nach Einträgen, die „Code” oder „VS Code” enthalten könnten.
   • Für Sublime Text:
     • HKEY_CLASSES_ROOTSublimeText (und dessen Unterordner)
     • HKEY_CLASSES_ROOT*shellSublimeText
   • Für Notepad++:
     • HKEY_CLASSES_ROOT*shellopenasnotepad++
     • HKEY_CLASSES_ROOT*shellOpenWithNpp

   Wichtig: Löschen Sie den gesamten Schlüssel, der den Eintrag repräsentiert (z.B. den Schlüssel „Open with Code” oder „SublimeText”, nicht nur den command-Unterordner).

5. Löschen Sie den identifizierten Schlüssel (rechte Maustaste > „Löschen”).
6. Starten Sie den Explorer neu oder Ihren PC.

Diese Methode ist am effektivsten, erfordert aber ein genaues Vorgehen. Führen Sie die Suche und Löschung sorgfältig durch.

Methode 2: Drittanbieter-Tools nutzen – Der benutzerfreundliche Weg

Wenn Ihnen die manuelle Bearbeitung der Registry zu heikel ist, gibt es hervorragende Drittanbieter-Tools, die das Verwalten des Kontextmenüs vereinfachen. Diese Tools bieten oft eine grafische Oberfläche und sind sicherer in der Anwendung.

Empfohlene Tools:

1. ShellExView (von NirSoft):

   Dies ist ein kleines, portables Tool, das alle Shell-Erweiterungen auf Ihrem System auflistet. Auch wenn es nicht direkt „Im Editor bearbeiten” als Kontextmenüpunkt auflistet, können Sie damit problematische Erweiterungen (Shell Extensions) deaktivieren, die zu unerwünschten Einträgen führen könnten. Es erfordert ein wenig Experimentieren, da nicht jeder Eintrag klar benannt ist. Suchen Sie nach Einträgen, die mit Ihrem Editor in Verbindung stehen könnten.

   • Laden Sie ShellExView herunter und starten Sie es.
   • Sortieren Sie nach dem „Type”-Feld und suchen Sie nach „Context Menu”.
   • Suchen Sie nach Einträgen, die den Namen Ihres Editors oder „Notepad” enthalten.
   • Wählen Sie den entsprechenden Eintrag aus und klicken Sie auf das rote Symbol, um ihn zu deaktivieren.
   • Starten Sie den Explorer neu.
2. WinAeroTweaker:

   WinAeroTweaker ist ein umfassendes Anpassungstool für Windows, das auch Funktionen zur Bearbeitung des Kontextmenüs bietet. Es ist sehr benutzerfreundlich und bietet oft direkte Optionen zum Entfernen gängiger Einträge.

   • Laden Sie WinAeroTweaker herunter und installieren Sie es.
   • Navigieren Sie im linken Menü zu „Context Menu”.
   • Hier finden Sie verschiedene Kategorien und Optionen, um Einträge zu entfernen oder hinzuzufügen. Suchen Sie nach Optionen, die „Edit with” oder „Open with Notepad” betreffen.
   • Deaktivieren Sie die entsprechenden Einträge.
   • Das Tool wendet Änderungen oft sofort an, manchmal ist ein Explorer-Neustart erforderlich.
3. Easy Context Menu:

   Ein weiteres intuitives Tool, das sich auf die Kontextmenü-Anpassung konzentriert. Es erlaubt Ihnen, Einträge einfach hinzuzufügen oder zu entfernen.

   • Laden Sie Easy Context Menu herunter. Es ist ebenfalls portabel.
   • Starten Sie das Tool. Es zeigt Ihnen eine Liste der verfügbaren Kontextmenüeinträge an.
   • Suchen Sie nach „Edit with Notepad”, „Im Editor bearbeiten” oder ähnlichen Einträgen und entfernen Sie das Häkchen.
   • Klicken Sie auf „Apply Changes”.

Diese Tools sind eine gute Wahl für Anwender, die eine grafische Oberfläche bevorzugen und nicht direkt in die Registry eingreifen möchten.

Methode 3: Standard-App für Dateityp ändern – Eine Teillösung

Diese Methode entfernt den Eintrag „Im Editor bearbeiten” nicht direkt, kann aber die Notwendigkeit dafür beseitigen, indem Sie Ihre bevorzugte Anwendung zur Standard-App für bestimmte Dateitypen machen.

1. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf eine Datei, bei der der störende Eintrag erscheint (z.B. eine .txt-Datei).
2. Wählen Sie „Öffnen mit” und dann „Andere App auswählen”.
3. Wählen Sie im erscheinenden Fenster Ihre bevorzugte Anwendung (z.B. Visual Studio Code, Notepad++).
4. Ganz wichtig: Setzen Sie unten links ein Häkchen bei „Immer diese App zum Öffnen von .txt-Dateien verwenden”.
5. Klicken Sie auf „OK”.

Dies stellt sicher, dass beim Doppelklick auf diesen Dateityp immer Ihr bevorzugter Editor startet. Der Eintrag „Im Editor bearbeiten” könnte jedoch weiterhin im Kontextmenü vorhanden sein.

Das alte Kontextmenü zurückholen (nicht zur direkten Lösung, aber als Option)

Manche Nutzer empfinden das neue Windows 11 Kontextmenü generell als unpraktisch. Wenn Sie das alte, umfassende Kontextmenü von Windows 10 zurückhaben möchten (was das Problem der Überladung, aber auch die versteckten Optionen löst), können Sie dies ebenfalls über die Registry tun:

1. Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (regedit).
2. Navigieren Sie zu:
   
   HKEY_CURRENT_USERSoftwareClassesCLSID
3. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf CLSID und wählen Sie „Neu” > „Schlüssel”.
4. Benennen Sie den neuen Schlüssel {86ca1aa0-34aa-4e8b-a509-50c905bae2a2}.
5. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf diesen neuen Schlüssel und wählen Sie „Neu” > „Schlüssel”.
6. Benennen Sie diesen neuen Schlüssel InprocServer32.
7. Öffnen Sie den neuen Schlüssel InprocServer32. Auf der rechten Seite sehen Sie einen Standardwert (Standard). Doppelklicken Sie darauf.
8. Lassen Sie das Feld „Wertdaten” leer und klicken Sie auf „OK”.
9. Starten Sie den Explorer neu oder Ihren PC.

Nach diesem Schritt erscheint das klassische Kontextmenü mit allen Einträgen direkt. Das kann für manche Nutzer eine Erleichterung sein, auch wenn es das eigentliche Problem des „Im Editor bearbeiten”-Eintrags nicht direkt löst, sondern nur anders darstellt.

Änderungen rückgängig machen

Sollten Sie Ihre Meinung ändern oder Probleme auftreten, können Sie Ihre Änderungen rückgängig machen:

• Systemwiederherstellungspunkt: Wenn Sie einen Wiederherstellungspunkt erstellt haben, können Sie Ihr System zu einem früheren Zustand zurücksetzen.
• Registry-Sicherung: Wenn Sie eine Sicherung der Registry exportiert haben, können Sie diese über „Datei” > „Importieren” wieder einspielen.
• Manuelle Registry-Wiederherstellung: Wenn Sie nur einen einzelnen Schlüssel gelöscht haben, können Sie ihn manuell neu erstellen, indem Sie die oben genannten Schritte rückwärts befolgen und die Schlüssel wieder anlegen. Die Standardwerte müssen oft nicht geändert werden.
• Drittanbieter-Tools: Deaktivierte Einträge können in den Tools einfach wieder aktiviert werden.

Fazit: Weniger Klicks, mehr Kontrolle

Das Windows 11 Kontextmenü anpassen mag auf den ersten Blick komplex erscheinen, besonders wenn es um die Registry geht. Doch mit den richtigen Anleitungen und etwas Geduld können Sie Ihr System so gestalten, dass es Ihren Arbeitsgewohnheiten optimal entspricht. Das Entfernen unerwünschter Einträge wie „Im Editor bearbeiten” ist ein kleiner, aber feiner Schritt zu mehr Produktivität und Komfort. Nehmen Sie die Kontrolle über Ihr Rechtsklick-Menü zurück und genießen Sie ein schlankeres, effizienteres Windows 11 Erlebnis.

Egal, ob Sie den präzisen Weg über die Registry wählen oder die benutzerfreundlichen Drittanbieter-Tools bevorzugen – das Ziel ist dasselbe: ein Kontextmenü, das Ihnen wirklich dient und keine unnötigen Ablenkungen schafft. Probieren Sie die verschiedenen Methoden aus und finden Sie diejenige, die am besten zu Ihnen passt.