Der Einstieg in das faszinierende Hobby des Modellbaus – sei es mit Drohnen, Flugzeugen, Helikoptern oder ferngesteuerten Autos – ist oft mit einer grundlegenden Frage verbunden: Welche RC Fernsteuerung ist die Richtige für mich? Der Markt bietet eine überwältigende Auswahl, von wenigen Euro bis hin zu mehreren hundert. In diesem Spektrum taucht immer wieder ein Name auf, der besonders bei Einsteigern für Aufsehen sorgt: die Flysky FS-i6. Mit ihrem verlockend niedrigen Preis verspricht sie einen unkomplizierten Start. Doch hält sie wirklich, was sie verspricht, oder entpuppt sie sich als teurer Fehlkauf? Wir haben die beliebte Fernsteuerung auf Herz und Nieren geprüft, um diese Frage ein für alle Mal zu beantworten.
Die Qual der Wahl: Warum die FS-i6 oft in Betracht gezogen wird
Als Anfänger steht man vor einer großen Hürde: Man möchte das Hobby ausprobieren, ohne gleich ein Vermögen zu investieren. Hier kommt die Flysky FS-i6 ins Spiel. Sie ist seit Jahren ein fester Bestandteil vieler Starter-Kits und wird oft als „die” Einsteiger Fernsteuerung schlechthin beworben. Ihre Attraktivität liegt nicht nur im Preis, sondern auch in der scheinbaren Einfachheit und der breiten Verfügbarkeit von kompatiblen Empfängern. Doch ist diese Einfachheit auch mit genügend Leistung und Zuverlässigkeit verbunden, um den Spaß am Modellbau nicht zu trüben?
Erster Eindruck & Lieferumfang: Was bekommt man fürs Geld?
Beim Auspacken der Flysky FS-i6 fällt sofort ins Auge: Sie ist leicht. Sehr leicht sogar. Das Gehäuse besteht vollständig aus Kunststoff, was dem geringen Preis geschuldet ist. Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick solide, auch wenn man keine Premium-Haptik erwarten darf. Die Tasten und Schalter haben einen deutlichen Druckpunkt, fühlen sich aber nicht besonders hochwertig an. Ein kleines monochromes LCD-Display ziert die Mitte. Im Lieferumfang findet sich neben dem Sender meist ein passender Empfänger (oft der FS-iA6B oder FS-iA6), eine Bindebrücke und eine kurze Bedienungsanleitung. Für den Betrieb werden vier AA-Batterien benötigt, die nicht im Lieferumfang enthalten sind. Das ist schade, denn ein integrierter Akku wäre komfortabler gewesen.
Technische Daten im Überblick: Was kann die FS-i6 auf dem Papier?
Die Flysky FS-i6 arbeitet im 2,4-GHz-Band und nutzt das proprietäre AFHDS 2A (Automatic Frequency Hopping Digital System 2A) Protokoll von Flysky. Dieses Protokoll ist bekannt für seine gute Störfestigkeit und Reichweite. Standardmäßig bietet die FS-i6 6 Kanäle, was für viele einfache Modelle (Flächenflugzeuge, kleinere Drohnen, RC-Cars) ausreichend ist. Einige Empfänger, wie der FS-iA6B, bieten sogar Telemetrie-Funktionen, beispielsweise für die Batteriespannung des Modells oder die Empfangsstärke (RSSI). Die Reichweite wird von Flysky mit bis zu 500 Metern angegeben, was für die meisten Hobby-Anwendungen mehr als genug ist. Das LCD-Display ist zwar klein, aber kontrastreich genug, um grundlegende Einstellungen abzulesen.
Bedienung & Ergonomie: Passt sie in die Hand?
Die Ergonomie der Flysky FS-i6 ist überraschend gut. Die Griffe sind konturiert, sodass sie auch bei längeren Sessions angenehm in der Hand liegt. Das geringe Gewicht trägt ebenfalls zum Komfort bei. Die beiden Sticks (Gimbals) sind aus Kunststoff gefertigt. Ihre Leichtgängigkeit ist für den Preis akzeptabel, aber sie erreichen natürlich nicht die Präzision und das sanfte Gefühl von Hall-Gimbals in teureren Fernsteuerungen. Für Anfänger sind sie jedoch völlig ausreichend. Die Position der Schalter und Trimmknöpfe ist logisch und gut erreichbar. Die Menüführung erfolgt über einen Scroll-Knopf und mehrere Tasten unterhalb des Displays. Sie ist intuitiv und schnell erlernbar, auch wenn die englischen Menüpunkte für absolute Neulinge eine kurze Einarbeitung erfordern könnten.
Das Binden von Empfängern ist denkbar einfach: Empfänger mit Strom versorgen, Binde-Taste drücken, Sender einschalten – fertig. Ein unkomplizierter Prozess, der gerade Einsteigern den Frust erspart.
Funktionen für Einsteiger: Mehr als nur Gas und Steuerung
Obwohl die Flysky FS-i6 eine Budget-Fernsteuerung ist, bietet sie eine Reihe von Funktionen, die auch erfahrenere Piloten zu schätzen wissen:
- Modellspeicher: Sie kann bis zu 20 verschiedene Modelle speichern, was den Wechsel zwischen Drohne, Flugzeug und Co. kinderleicht macht.
- Dual Rates & Exponential (Expo): Diese Funktionen ermöglichen es, die Empfindlichkeit der Steuerung an die eigenen Vorlieben oder an verschiedene Flugphasen anzupassen. So lässt sich beispielsweise die Steuerung um die Mittelstellung weicher einstellen, was präziseres Fliegen ermöglicht.
- Reverse: Zum Umkehren der Steuerrichtung eines Kanals, falls das Servo oder der Motor falsch herum reagiert.
- Sub-Trimmung: Feineinstellung der Mittelstellung eines Kanals.
- Mixer: Für komplexere Modellkonfigurationen, z.B. für ein V-Leitwerk bei Flugzeugen oder spezielle Funktionen bei Drohnen.
- Failsafe: Im Falle eines Signalverlusts können vordefinierte Steuerbefehle gesendet werden, um das Modell sicher zu Boden zu bringen (z.B. Motor aus, Ruder neutral).
- Trainer-Port: Ermöglicht den Anschluss an einen Flugsimulator oder die Nutzung als Schülersender in einem Lehrer-Schüler-System. Ein großer Pluspunkt für Anfänger!
Diese Funktionen machen die FS-i6 zu einer überraschend fähigen Fernsteuerung, die weit über das reine Steuern hinausgeht und erste Schritte in fortgeschrittene Einstellungen erlaubt.
Der Praxistest: Was kann die Flysky FS-i6 wirklich?
Im praktischen Einsatz zeigt die Flysky FS-i6 ihre Stärken. Die Reichweite ist für den normalen Hobbygebrauch absolut ausreichend. Auch in Umgebungen mit vielen 2,4-GHz-Störungen (z.B. WLAN) erwies sich das AFHDS 2A Protokoll als robust und zuverlässig. Signalabbrüche waren während unserer Tests selten und traten nur bei extrem großer Entfernung oder starken Hindernissen auf, was im regulären Betrieb kaum relevant ist. Die Steuerpräzision ist für den Preisbereich gut. Zwar fühlen sich die Gimbals nicht so seidig an wie bei hochpreisigen Modellen, aber sie sind präzise genug, um auch anspruchsvollere Manöver mit einer Drohne oder einem Kunstflugmodell durchzuführen.
Die Akkulaufzeit mit vier AA-Batterien ist solide. Je nach Qualität der Batterien und Nutzungsintensität sind mehrere Stunden Betriebszeit möglich. Wer längere Sessions plant, sollte über wiederaufladbare NiMH-Akkus nachdenken. Ein kleiner Kritikpunkt ist die Lesbarkeit des Displays bei direkter Sonneneinstrahlung, die etwas schwierig sein kann. Für Innenräume oder bewölkte Tage ist es jedoch gut lesbar.
Vorteile der Flysky FS-i6: Warum sie immer noch eine Empfehlung ist
- Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: Dies ist der größte Pluspunkt. Für das gebotene Feature-Set und die Zuverlässigkeit ist der Preis extrem niedrig.
- Anfängerfreundlich: Einfache Bedienung, intuitives Menü und unkompliziertes Binden machen den Einstieg leicht.
- Zuverlässiges Protokoll: AFHDS 2A bietet gute Reichweite und Störfestigkeit.
- Günstige Empfänger: Die passenden Flysky-Empfänger sind ebenfalls sehr preiswert und leicht erhältlich.
- Umfangreiche Funktionen für den Start: Dual Rates, Expo, Mix-Funktionen und Modellspeicher sind für den Anfang mehr als ausreichend.
- Firmware-Upgrade-Möglichkeit: Ein entscheidender Punkt, der im nächsten Abschnitt beleuchtet wird.
Nachteile & Schwachstellen: Wo Kompromisse eingegangen werden
- Geringe Haptik: Das Kunststoffgehäuse und die Gimbals fühlen sich nicht besonders hochwertig an.
- Standardmäßig nur 6 Kanäle: Für komplexere Modelle mit vielen Funktionen (z.B. Fahrwerk, Landeklappen, Gimbal-Steuerung) schnell limitierend.
- Kein integrierter Akku: Der Betrieb mit AA-Batterien ist weniger komfortabel.
- Monochromes Display: Nicht so informativ oder ansprechend wie Farbdisplays teurerer Modelle.
- Proprietäres Protokoll: Man ist an das Flysky-Ökosystem gebunden; keine Kompatibilität mit OpenTX/EdgeTX oder anderen Protokollen (FrSky, Spektrum).
- Gimbals nicht einstellbar: Die Federspannung der Sticks kann nicht individuell angepasst werden.
Das große Geheimnis: Firmware-Update und 10 Kanäle – Ein Game Changer?
Einer der Hauptkritikpunkte an der Flysky FS-i6 ist die Begrenzung auf 6 Kanäle. Doch die Community hat hier Abhilfe geschaffen! Es existiert ein inoffizielles Firmware-Update, das die Fernsteuerung von 6 auf ganze 10 Kanäle erweitert. Dieses Update ist relativ einfach durchzuführen und eröffnet der FS-i6 völlig neue Möglichkeiten. Plötzlich können Modelle mit Fahrwerk, Landeklappen, Lichtanlagen oder komplexeren Drohnenfunktionen gesteuert werden, ohne dass man eine neue Fernsteuerung kaufen muss. Dieses Upgrade hebt die FS-i6 auf ein völlig neues Niveau und macht sie zu einem noch attraktiveren Paket für den ambitionierten Einsteiger. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass es sich um ein inoffizielles Update handelt und man sich vorab über die genaue Vorgehensweise informieren sollte.
Alternativen zum Flysky FS-i6: Was gibt es sonst noch?
Wer über die Flysky FS-i6 hinausblickt oder spezifische Anforderungen hat, findet natürlich Alternativen. Im gleichen Preisbereich gibt es kaum vergleichbare Optionen. Eine Stufe höher, bei etwa 100-150 Euro, finden sich Sender wie die Radiomaster Zorro oder Jumper T-Lite V2. Diese bieten oft Hall-Gimbals, sind OpenTX/EdgeTX-kompatibel und unterstützen Multi-Protokoll-Module, was eine viel größere Auswahl an Empfängern und Modellen ermöglicht. Für absolute Mini-Drohnen gibt es auch sehr einfache Sender im Bereich unter 50 Euro, die aber in puncto Funktionen und Reichweite deutlich eingeschränkter sind. Die Flysky FS-i6 besetzt damit eine einzigartige Nische zwischen den absoluten Billig-Sendern und den fortgeschritteneren Einsteiger-Modellen.
Für wen ist die Flysky FS-i6 die richtige Wahl?
Nach unserem ausführlichen Test lässt sich sagen: Die Flysky FS-i6 ist definitiv kein Fehlkauf, sondern ein hervorragender Einsteiger-Tipp – unter bestimmten Voraussetzungen:
- Der absolute Anfänger: Wer zum ersten Mal eine RC-Fernsteuerung in der Hand hält und das Hobby ohne hohes finanzielles Risiko erkunden möchte, findet hier ein perfektes Startpaket.
- Der Budget-orientierte Modellbauer: Wenn das Budget begrenzt ist, bietet die FS-i6 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt.
- Besitzer einfacher Modelle: Für 2-6 Kanal-Modelle (oder bis zu 10 Kanäle mit Firmware-Update) wie einfache Flächenflugzeuge, Segler, kleine Drohnen oder RC-Cars ist sie ideal.
- Simulator-Nutzer: Dank des Trainer-Ports ist sie eine kostengünstige Möglichkeit, Flugsimulatoren zu nutzen und erste Erfahrungen zu sammeln.
Wer jedoch von Anfang an auf High-End-Gimbals, Open-Source-Software (OpenTX/EdgeTX), eine integrierte Ladefunktion oder eine breitere Protokollkompatibilität Wert legt, sollte direkt zu teureren Modellen greifen. Für alle anderen ist die FS-i6 ein cleverer Schachzug.
Fazit & Empfehlung: Einsteiger-Tipp mit Sternchen
Die Frage „Einsteiger-Tipp oder Fehlkauf?” lässt sich klar beantworten: Die Flysky FS-i6 ist ein absoluter Einsteiger-Tipp! Sie bietet ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, eine solide Zuverlässigkeit und alle grundlegenden Funktionen, die man für den Start in den Modellbau benötigt. Die Option, sie über ein Firmware-Update auf 10 Kanäle zu erweitern, macht sie zudem erstaunlich zukunftssicher und flexibel für spätere, komplexere Projekte. Ja, man muss bei der Haptik und einigen Komfortfunktionen Abstriche machen. Aber für den Preis ist das völlig gerechtfertigt. Wer günstig und unkompliziert ins RC-Hobby einsteigen möchte, findet in der Flysky FS-i6 einen treuen und fähigen Begleiter, der weit mehr bietet, als sein Preisschild vermuten lässt. Sie ist der perfekte Beweis dafür, dass man nicht viel Geld ausgeben muss, um viel Spaß zu haben.