Vorsicht, Falle: **Kann man einfach so den Router tauschen** oder gibt es etwas zu beachten?

Die Vorstellung ist verlockend einfach: Der alte Router macht schlapp oder bietet nicht mehr die gewünschte Leistung, also kauft man einen neuen, steckt ihn ein und alles funktioniert wie von Geisterhand. Wäre das nicht schön? Die Realität sieht oft anders aus. Zwar ist der Austausch eines Routers kein Hexenwerk, doch gibt es einige wichtige Aspekte und potenzielle Fallen zu beachten, die den vermeintlich simplen Vorgang schnell zu einer nervenaufreibenden Odyssee machen können. Dieser Artikel beleuchtet umfassend, worauf Sie achten müssen, um Ihren Routerwechsel reibungslos zu gestalten und das Beste aus Ihrem neuen Gerät herauszuholen.

### Warum überhaupt den Router wechseln? Die Motivationsgründe

Bevor wir ins Detail gehen, lohnt sich ein Blick auf die Gründe, warum überhaupt ein Routerwechsel ansteht. Oft sind es nicht nur Defekte, die zum Austausch animieren:

1. **Schlechte WLAN-Abdeckung oder -Leistung:** Der alte Router schafft es einfach nicht mehr, alle Ecken der Wohnung mit stabilem und schnellem WLAN zu versorgen. Tote Winkel und langsame Verbindungen sind die Folge.
2. **Veraltete Hardware und Standards:** Mit dem Aufkommen neuer Wi-Fi-Standards wie Wi-Fi 6 oder gar Wi-Fi 7 können moderne Geräte deutlich höhere Geschwindigkeiten und eine bessere Effizienz im Heimnetzwerk bieten. Ein alter Router bremst das Potenzial neuer Smartphones, Laptops und Smart-Home-Geräte aus.
3. **Fehlende Funktionen:** Gastnetzwerk, VPN-Server, Mesh-WLAN-Unterstützung, integrierte DECT-Telefonie oder USB-Anschlüsse für Speicher und Drucker – viele moderne Router bieten eine Fülle an Funktionen, die älteren Modellen fehlen.
4. **Höhere Internetgeschwindigkeit:** Wenn Sie Ihren Internetvertrag aufgestockt haben (z.B. von 50 MBit/s auf 250 MBit/s oder gar 1 GBit/s), kann es sein, dass Ihr alter Router diese Geschwindigkeiten nicht vollständig verarbeiten oder per WLAN bereitstellen kann.
5. **Kostenersparnis:** Viele Internetanbieter vermieten ihre Router. Der Kauf eines eigenen, leistungsstärkeren Geräts kann auf lange Sicht Kosten sparen und bietet mehr Flexibilität.
6. **Anbieterwechsel oder Unzufriedenheit mit dem Provider-Router:** Oft sind die vom Anbieter gestellten Geräte funktional eingeschränkt oder bieten nicht die gewünschte Leistung. Die freie Routerwahl ermöglicht hier eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse.
7. **Sicherheitsbedenken:** Veraltete Router erhalten oft keine Sicherheitsupdates mehr, was sie zu einem potenziellen Einfallstor für Cyberangriffe macht. Ein neuer Router bietet aktuelle Sicherheitsstandards.

Die Gründe sind vielfältig und legitim. Doch die Wahl des richtigen Geräts und die korrekte Installation sind entscheidend für den Erfolg.

### Die erste Hürde: Der Modemzwang und die Anschlussart

In Deutschland gibt es seit 2016 das Gesetz zur Routerfreiheit, das besagt, dass Verbraucher das Recht haben, ihr Endgerät (also den Router) frei zu wählen. Das ist eine gute Nachricht! Allerdings bedeutet das nicht, dass jeder Router an jeden Anschluss passt. Hier kommt die Anschlussart Ihres Internetzugangs ins Spiel:

* **DSL/VDSL-Anschluss:** Hier benötigen Sie einen Router mit einem integrierten DSL-Modem. Geräte wie die FRITZ!Box sind hier sehr beliebt. Wichtig sind die Zugangsdaten (Benutzername und Passwort) Ihres Internetanbieters, die Sie für die Konfiguration benötigen. Ohne diese Daten wird keine Internetverbindung hergestellt.
* **Kabelanschluss:** Für Kabelinternet benötigen Sie ein spezielles Kabelmodem, das den DOCSIS-Standard unterstützt. Auch hier gibt es Kombigeräte (Router mit integriertem Kabelmodem). Anders als bei DSL müssen diese Geräte oft vom Provider freigeschaltet oder in dessen System registriert werden. Stellen Sie sicher, dass Ihr gewähltes Gerät mit dem Netzwerk Ihres Kabelanbieters (z.B. Vodafone, Unitymedia) kompatibel ist und fragen Sie gegebenenfalls vor dem Kauf nach.
* **Glasfaseranschluss (FTTH):** Bei reinen Glasfaseranschlüssen (Fiber to the Home) wird das Glasfasersignal meist von einem Glasfaser-Modem, dem sogenannten ONT (Optical Network Termination) oder AON-NT (Active Optical Network Network Termination), in ein Ethernet-Signal umgewandelt. An dieses Gerät schließen Sie dann einen beliebigen Router per LAN-Kabel an. Es gibt auch Router mit direktem Glasfaseranschluss, diese sind aber seltener und spezifischer. Auch hier sind die Zugangsdaten vom Provider unerlässlich.

**Merke:** Die Kompatibilität des Routers mit Ihrer Anschlussart ist das A und O. Ein DSL-Router funktioniert nicht an einem Kabelanschluss und umgekehrt. Erkundigen Sie sich genau, welche Art von Anschluss Sie haben und welches Gerät dafür geeignet ist.

### Welchen Router brauche ich? Der Gerätedschungel

Der Markt bietet eine riesige Auswahl an Routern. Um den passenden zu finden, sollten Sie nicht nur die Anschlussart, sondern auch Ihre individuellen Anforderungen berücksichtigen:

* **Modem-Router-Kombinationen:** Dies sind die gängigsten Geräte, insbesondere für DSL und Kabel. Sie vereinen Modem und Router in einem Gehäuse (z.B. eine AVM FRITZ!Box).
* **Reine Router:** Diese Geräte haben kein integriertes Modem und werden an ein bereits vorhandenes Modem (z.B. das ONT bei Glasfaser oder ein separates Kabelmodem) angeschlossen. Sie eignen sich gut, wenn Sie das Modem des Providers behalten möchten oder müssen.
* **Mesh-WLAN-Systeme:** Für größere Wohnungen oder Häuser, in denen ein einzelner Router keine ausreichende WLAN-Abdeckung bietet, sind Mesh-Systeme eine hervorragende Lösung. Sie bestehen aus mehreren Geräten (einem Router und mehreren Satelliten), die ein nahtloses und starkes WLAN-Netzwerk aufbauen.

**Technische Spezifikationen, auf die Sie achten sollten:**

* **WLAN-Standards:** Achten Sie auf aktuelle Standards wie Wi-Fi 6 (802.11ax) oder Wi-Fi 6E (mit 6 GHz Band). Diese bieten höhere Geschwindigkeiten, geringere Latenz und eine bessere Leistung in Umgebungen mit vielen Geräten. Zukünftig wird Wi-Fi 7 (802.11be) eine Rolle spielen.
* **Frequenzen:** Dual-Band (2,4 GHz und 5 GHz) ist Standard. Für höchste Leistung und geringere Störungen ist das 5 GHz Band oft besser geeignet. Wi-Fi 6E fügt ein drittes, ungestörtes 6 GHz Band hinzu.
* **LAN-Ports:** Gigabit-Ethernet (1000 MBit/s) ist heute Standard für kabelgebundene Verbindungen. Achten Sie auf die Anzahl der benötigten Ports für Computer, Smart-TVs, Spielkonsolen etc. Manche High-End-Router bieten auch 2,5 GBit/s oder sogar 10 GBit/s Ports.
* **USB-Ports:** Nützlich für den Anschluss von externen Festplatten (um einen einfachen Netzwerkspeicher zu erstellen) oder Druckern.
* **Telefonie:** Wenn Sie über Ihren Internetanschluss telefonieren (VoIP), benötigen Sie einen Router mit DECT-Basisstation für schnurlose Telefone oder TAE/RJ11-Anschlüsse für analoge Telefone. Die FRITZ!Box-Modelle sind hierfür bekannt.
* **Sicherheit:** Eine integrierte Firewall, WPA3-Verschlüsselung und eventuell VPN-Server-Funktionen sind wichtige Sicherheitsmerkmale.
* **Spezielle Funktionen:** Gastnetzwerk, Kindersicherung, Portfreigaben für Spiele oder Server, Dynamic DNS.

### Schritt für Schritt zum neuen Router: Die Praxis

Die Vorbereitung ist der halbe Erfolg. Nehmen Sie sich Zeit für die einzelnen Schritte, um Frustrationen zu vermeiden.

#### 1. Vorbereitung ist alles

* **Zugangsdaten bereitlegen:** Dies ist der absolute Schlüssel. Suchen Sie die Vertragsunterlagen Ihres Internetanbieters. Dort finden Sie die Zugangsdaten für die Internetverbindung (Benutzername und Passwort), oft auch separate SIP-Zugangsdaten für die Telefonie. Wenn Sie diese nicht finden, kontaktieren Sie Ihren Provider.
* **Alte Router-Einstellungen sichern:** Manche Router (z.B. FRITZ!Box) erlauben es, die gesamte Konfiguration in einer Datei zu sichern. Das ist hilfreich, wenn Sie viele individuelle Einstellungen (z.B. Portfreigaben, VPN-Konfigurationen, Telefonbucheinträge) haben. Prüfen Sie, ob der neue Router diese Sicherung wiederherstellen kann (oft nur bei Geräten des gleichen Herstellers und einer ähnlichen Modellreihe).
* **WLAN-Name (SSID) und Passwort notieren:** Wenn Sie den gleichen WLAN-Namen und das gleiche Passwort verwenden wie beim alten Router, müssen Sie nicht alle Ihre Geräte (Handy, Laptop, Smart-Home) neu verbinden. Das spart viel Arbeit.
* **Anschlüsse und Kabel prüfen:** Machen Sie sich ein Bild davon, welche Kabel am alten Router angeschlossen sind (DSL/Kabel/Glasfaser-LAN, Strom, Telefon, LAN zu PCs). Überprüfen Sie, ob Sie alle benötigten Kabel für den neuen Router haben.

#### 2. Der Austausch

1. **Alten Router trennen:** Schalten Sie den alten Router aus und ziehen Sie alle Kabel ab.
2. **Neuen Router anschließen:** Verbinden Sie den neuen Router gemäß der beiliegenden Schnellstartanleitung. Das Wichtigste sind die Internetverbindung (DSL-Kabel, Koaxialkabel für Kabel, LAN-Kabel zum ONT bei Glasfaser) und das Stromkabel.
3. **Einschalten und warten:** Schalten Sie den neuen Router ein und warten Sie, bis er vollständig hochgefahren ist. Dies kann einige Minuten dauern. Achten Sie auf die Status-LEDs, die anzeigen, ob eine Internetverbindung aufgebaut wird.

#### 3. Die Erstkonfiguration

1. **Verbindung zum neuen Router:** Verbinden Sie einen Computer direkt per LAN-Kabel mit dem neuen Router. Alternativ können Sie sich mit dem vordefinierten WLAN (SSID und Passwort stehen meist auf der Unterseite des Routers) verbinden.
2. **Webinterface aufrufen:** Öffnen Sie einen Webbrowser und geben Sie die IP-Adresse des Routers ein (oft 192.168.178.1 bei FRITZ!Box, 192.168.1.1 oder router.local). Geben Sie das Router-Passwort ein (ebenfalls oft auf der Unterseite des Geräts zu finden).
3. **Einrichtungsassistenten folgen:** Die meisten modernen Router verfügen über einen Assistenten, der Sie durch die ersten Schritte führt.
4. **Zugangsdaten eingeben:** Dies ist der entscheidende Schritt. Geben Sie die Zugangsdaten Ihres Internetanbieters genau ein. Ein Tippfehler kann hier die gesamte Verbindung verhindern.
5. **WLAN einrichten:** Wählen Sie einen WLAN-Namen (SSID) und ein sicheres Passwort. Wie bereits erwähnt, können Sie hier die alten Daten verwenden. Aktivieren Sie die stärkste verfügbare Verschlüsselung (WPA3, falls vom Router und Ihren Geräten unterstützt, ansonsten WPA2/WPA3-Transition-Mode).
6. **Firmware-Update:** Suchen Sie im Router-Interface nach der Option für ein Firmware-Update und führen Sie es durch. Veraltete Firmware kann Sicherheitslücken haben und zu Stabilitätsproblemen führen.
7. **Weitere Einstellungen (optional):** Wenn Sie spezielle Funktionen benötigen (Gastnetzwerk, Portfreigaben, VPN, Telefonie), konfigurieren Sie diese jetzt. Für die Telefonie benötigen Sie separate SIP-Zugangsdaten vom Provider.

#### 4. Testen

* **Internetverbindung prüfen:** Öffnen Sie Webseiten, laden Sie Dateien herunter.
* **WLAN-Abdeckung:** Gehen Sie mit Ihrem Smartphone durch die Wohnung und prüfen Sie die Signalstärke und Geschwindigkeit an verschiedenen Orten.
* **Geschwindigkeitstest:** Führen Sie einen Speedtest (z.B. auf speedtest.net) durch, um sicherzustellen, dass Sie die volle Bandbreite Ihres Internetanschlusses erreichen.
* **Angeschlossene Geräte:** Überprüfen Sie, ob alle wichtigen Geräte (Smart-TV, Drucker, Smart-Home-Geräte) wieder online sind und funktionieren.

### Häufige Fallen und Fehlerbehebung

Trotz sorgfältiger Vorbereitung kann es zu Problemen kommen. Hier sind die häufigsten Stolpersteine:

* **Falsche Zugangsdaten:** Dies ist der häufigste Fehler. Überprüfen Sie die Daten akribisch. Bei Unsicherheit kontaktieren Sie Ihren Provider.
* **Inkompatibles Gerät:** Der Router passt nicht zur Anschlussart oder zum Provider. Prüfen Sie die Modellbezeichnung und die Angaben auf der Verpackung.
* **Falsche Verkabelung:** Die Kabel sind falsch angeschlossen (z.B. LAN-Kabel in DSL-Port). Beachten Sie die Beschriftungen an den Ports des Routers und die Anleitung.
* **Provider-spezifische Probleme:** Insbesondere bei Kabelanschlüssen muss der Router oft beim Provider registriert werden. Dies ist kein Plug-and-Play-Prozess.
* **Kein Firmware-Update:** Veraltete Router-Firmware kann zu Kompatibilitätsproblemen oder fehlenden Funktionen führen. Aktualisieren Sie immer zuerst die Firmware.
* **Probleme mit der Telefonie:** Die VoIP-Telefonie erfordert oft separate Zugangsdaten und eine spezifische Konfiguration. Wenn das Telefon nicht funktioniert, überprüfen Sie diese Einstellungen.
* **IP-Adresskonflikte:** Wenn Sie im alten Netzwerk manuelle IP-Adressen vergeben haben, können diese mit dem Adressbereich des neuen Routers kollidieren. Setzen Sie die IP-Einstellungen Ihrer Geräte bei Problemen auf „automatisch beziehen” (DHCP).
* **Alte Geräte verbinden sich nicht:** Ältere WLAN-Geräte könnten Probleme mit neuen Sicherheitsstandards wie WPA3 haben. Versuchen Sie, den Router vorübergehend auf WPA2 umzustellen oder den „WPA2/WPA3-Transition-Mode” zu aktivieren, falls verfügbar.

### Wann ist der Provider gefragt?

Es gibt Situationen, in denen Sie nicht weiterkommen und der Internetanbieter der beste Ansprechpartner ist:

* **Fehlende oder ungültige Zugangsdaten:** Nur Ihr Provider kann Ihnen die korrekten Daten übermitteln.
* **Freischaltungsprobleme:** Besonders bei Kabelanschlüssen ist die Freischaltung des Geräts durch den Provider zwingend.
* **Generelle Verbindungsprobleme:** Wenn nach sorgfältiger Konfiguration immer noch keine Internetverbindung zustande kommt, könnte ein Problem mit der Leitung oder der Provider-seitigen Technik vorliegen.
* **Defektes Provider-Gerät:** Wenn Sie ein Leihgerät des Providers nutzen und dieses defekt ist, ist der Provider für den Austausch zuständig.

Seien Sie bei der Kontaktaufnahme vorbereitet: Halten Sie Ihre Kundennummer, die genaue Modellbezeichnung des neuen Routers und eine Beschreibung der bereits unternommenen Schritte bereit.

### Fazit: Kein Hexenwerk, aber mit Bedacht

Der Wechsel eines Routers ist keine Aufgabe, die nur IT-Experten vorbehalten ist. Mit der richtigen Vorbereitung, dem nötigen Wissen über Ihre Anschlussart und die Anforderungen an das neue Gerät sowie einer systematischen Vorgehensweise ist der Routertausch problemlos machbar. Die Vorteile eines gut gewählten, modernen Routers – von schnellerem WLAN über verbesserte Sicherheit bis hin zu erweiterten Funktionen – sind die Mühe wert.

Sehen Sie es nicht als lästige Pflicht, sondern als Chance, Ihr Heimnetzwerk zu optimieren und fit für die Zukunft zu machen. Nehmen Sie die „Falle” als Herausforderung an, informieren Sie sich umfassend und genießen Sie dann die Vorteile Ihres neuen, leistungsstarken WLAN-Routers.