Die Organisation Ihrer Festplatte in Partitionen ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, Ihre Daten zu verwalten, verschiedene Betriebssysteme zu installieren oder einfach Ihr System übersichtlicher zu gestalten. Traditionell erlaubt die Master Boot Record (MBR) Partitionierungsschema jedoch nur maximal vier primäre Partitionen. Was aber, wenn Sie mehr brauchen? Glücklicherweise gibt es eine Möglichkeit, dieses Limit unter Windows 10 zu umgehen. Dieser Artikel führt Sie durch den Prozess, wie Sie mit der Umwandlung einer primären Partition in eine erweiterte Partition und der anschließenden Erstellung logischer Laufwerke mehr als vier Partitionen auf einer MBR-Festplatte erstellen können.
Das MBR-Limit verstehen
Bevor wir uns in die Details stürzen, ist es wichtig zu verstehen, warum das MBR-Partitionierungsschema diese Einschränkung hat. MBR ist ein älterer Standard, der seit den frühen Tagen der PCs existiert. Die MBR enthält Informationen darüber, wie die Partitionen auf der Festplatte organisiert sind und welches Betriebssystem gebootet werden soll. Die MBR-Struktur ist jedoch begrenzt. Sie kann nur Informationen für maximal vier primäre Partitionen speichern.
Um diese Einschränkung zu umgehen, wurde das Konzept der erweiterten Partition eingeführt. Eine erweiterte Partition ist wie ein Container, der weitere Partitionen, sogenannte logische Laufwerke, enthalten kann. Obwohl Sie nur vier primäre Partitionen (oder drei primäre und eine erweiterte) erstellen können, können Sie innerhalb der erweiterten Partition eine beliebige Anzahl logischer Laufwerke erstellen. Dies ermöglicht es Ihnen, die Einschränkung von vier Partitionen effektiv zu umgehen.
Voraussetzungen
Bevor Sie beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Ein Windows 10-Computer: Die Anweisungen in diesem Artikel beziehen sich speziell auf Windows 10.
- Eine MBR-Festplatte: Diese Anleitung gilt nur für Festplatten, die das MBR-Partitionierungsschema verwenden. Sie können überprüfen, ob Ihre Festplatte MBR oder GPT (GUID Partition Table) verwendet, indem Sie die Datenträgerverwaltung aufrufen (suchen Sie nach „Datenträgerverwaltung” im Startmenü). Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Datenträger (z. B. Datenträger 0) und wählen Sie „Eigenschaften”. Gehen Sie zum Tab „Volumes”. Neben „Partition-Stil” sehen Sie entweder „Master Boot Record (MBR)” oder „GUID-Partitionstabelle (GPT)”.
- Nicht zugewiesener Speicherplatz (optional): Wenn Sie freien, nicht zugewiesenen Speicherplatz auf Ihrer Festplatte haben, ist das ideal. Wenn nicht, müssen Sie möglicherweise eine vorhandene Partition verkleinern, um Platz zu schaffen. Achtung: Sichern Sie wichtige Daten, bevor Sie Partitionen verkleinern, da dies zu Datenverlust führen kann.
- Administratorrechte: Sie benötigen Administratorrechte, um Partitionen zu erstellen und zu verwalten.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Erstellung von mehr als 4 Partitionen
Hier sind die Schritte zur Erstellung von mehr als 4 Partitionen auf einer MBR-Festplatte unter Windows 10:
- Öffnen Sie die Datenträgerverwaltung: Drücken Sie die Windows-Taste + R, um das Ausführen-Dialogfeld zu öffnen. Geben Sie „diskmgmt.msc” ein und drücken Sie die Eingabetaste. Dies öffnet die Datenträgerverwaltung.
- Identifizieren Sie Ihre MBR-Festplatte: Suchen Sie in der Datenträgerverwaltung nach der Festplatte, auf der Sie zusätzliche Partitionen erstellen möchten. Stellen Sie sicher, dass es sich um eine MBR-Festplatte handelt (wie oben beschrieben).
- Nicht zugewiesenen Speicherplatz erstellen (falls erforderlich): Wenn Sie keinen nicht zugewiesenen Speicherplatz haben, müssen Sie eine vorhandene Partition verkleinern. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Partition, die Sie verkleinern möchten, und wählen Sie „Volume verkleinern”. Geben Sie die Menge an Speicherplatz (in MB) ein, um die Sie die Partition verkleinern möchten, und klicken Sie auf „Verkleinern”. Dadurch wird nicht zugewiesener Speicherplatz erstellt. Achtung: Stellen Sie sicher, dass Sie alle wichtigen Daten von der zu verkleinernden Partition gesichert haben, bevor Sie fortfahren.
- Erstellen Sie eine erweiterte Partition: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den nicht zugewiesenen Speicherplatz und wählen Sie „Neues einfaches Volume”. Der Assistent für die Erstellung neuer einfacher Volumes wird gestartet.
- Assistent für die Erstellung neuer einfacher Volumes:
- Klicken Sie auf „Weiter”.
- Geben Sie die Größe des Volumes an. Verwenden Sie den gesamten nicht zugewiesenen Speicherplatz, um die gesamte Partition in eine erweiterte Partition umzuwandeln. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Weisen Sie einen Laufwerksbuchstaben zu oder akzeptieren Sie den Standardwert. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Wählen Sie das Dateisystem (NTFS wird empfohlen) und geben Sie eine Volumebeschriftung an (optional). Aktivieren Sie „Schnellformatierung durchführen”. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Überprüfen Sie die Einstellungen und klicken Sie auf „Fertig stellen”.
Anstatt ein einfaches Volume zu erstellen, erstellt der Assistent eine primäre Partition, da Windows nicht direkt eine erweiterte Partition erstellen lässt. Um diese in eine erweiterte Partition umzuwandeln, benötigen wir das Kommandozeilen-Tool Diskpart.
- Konvertieren Sie die primäre Partition in eine erweiterte Partition mit Diskpart:
- Drücken Sie die Windows-Taste, geben Sie „cmd” ein und klicken Sie mit der rechten Maustaste auf „Eingabeaufforderung”. Wählen Sie „Als Administrator ausführen”.
- Geben Sie die folgenden Befehle ein und drücken Sie nach jedem Befehl die Eingabetaste:
- `diskpart`
- `list disk` (Notieren Sie sich die Nummer der Festplatte, auf der sich die Partition befindet)
- `select disk [Disknummer]` (Ersetzen Sie [Disknummer] durch die Nummer Ihrer Festplatte)
- `list partition` (Notieren Sie sich die Nummer der gerade erstellten primären Partition)
- `select partition [Partitionsnummer]` (Ersetzen Sie [Partitionsnummer] durch die Nummer der gerade erstellten primären Partition)
- `delete partition override` (Dies löscht die eben erstellte primäre Partition. Keine Sorge, es wird als „frei” angezeigt und wir werden es im nächsten Schritt in eine erweiterte Partition umwandeln.)
- `create partition extended` (Erstellt nun eine erweiterte Partition im vorherigen „freien” Bereich.)
- `list partition` (Überprüfen Sie, ob die erweiterte Partition erfolgreich erstellt wurde. Sie sollte mit einem Sternchen gekennzeichnet sein.)
- `exit`
- Erstellen Sie logische Laufwerke innerhalb der erweiterten Partition: Klicken Sie nun mit der rechten Maustaste auf den freien Speicherplatz innerhalb der neu erstellten erweiterten Partition (die als „Frei” angezeigt werden sollte) und wählen Sie „Neues einfaches Volume”.
- Klicken Sie auf „Weiter”.
- Geben Sie die Größe des logischen Laufwerks an. Sie können die gesamte erweiterte Partition verwenden oder mehrere kleinere logische Laufwerke erstellen. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Weisen Sie einen Laufwerksbuchstaben zu oder akzeptieren Sie den Standardwert. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Wählen Sie das Dateisystem (NTFS wird empfohlen) und geben Sie eine Volumebeschriftung an (optional). Aktivieren Sie „Schnellformatierung durchführen”. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Überprüfen Sie die Einstellungen und klicken Sie auf „Fertig stellen”.
- Wiederholen Sie Schritt 7, um weitere logische Laufwerke innerhalb der erweiterten Partition zu erstellen, bis Sie den gewünschten Anzahl an Partitionen erreicht haben oder der gesamte Speicherplatz innerhalb der erweiterten Partition belegt ist.
Wichtige Hinweise und Überlegungen
- Sichern Sie Ihre Daten: Bevor Sie Änderungen an Ihren Partitionen vornehmen, sollten Sie unbedingt Ihre wichtigen Daten sichern. Obwohl der Prozess in der Regel sicher ist, besteht immer die Möglichkeit eines Fehlers oder unerwarteter Probleme, die zu Datenverlust führen können.
- Laufwerksbuchstaben: Windows weist automatisch Laufwerksbuchstaben zu. Sie können diese jedoch in der Datenträgerverwaltung ändern, falls erforderlich.
- Formatierung: Stellen Sie sicher, dass Sie die Partitionen mit dem gewünschten Dateisystem formatieren (normalerweise NTFS für Windows).
- Bootfähigkeit: Während Sie logische Laufwerke zum Speichern von Daten verwenden können, sind sie in der Regel nicht für die Installation von Betriebssystemen geeignet. Für das Betriebssystem sollte eine primäre Partition verwendet werden.
- GPT als Alternative: Wenn Sie mehr als vier Partitionen benötigen und die Möglichkeit haben, Ihr System im UEFI-Modus zu starten, sollten Sie in Erwägung ziehen, Ihre Festplatte in GPT zu konvertieren. GPT bietet viele Vorteile gegenüber MBR, einschließlich der Unterstützung für mehr als vier Partitionen und größere Festplattengrößen. Die Konvertierung von MBR zu GPT kann jedoch zu Datenverlust führen, daher ist es wichtig, Ihre Daten vorher zu sichern.
Fehlerbehebung
Hier sind einige häufige Probleme und wie Sie diese beheben können:
- „Nicht genügend Speicherplatz”: Wenn Sie beim Verkleinern einer Partition die Fehlermeldung „Nicht genügend Speicherplatz” erhalten, liegt dies möglicherweise daran, dass Dateien am Ende der Partition gespeichert sind, die nicht verschoben werden können. Versuchen Sie, die Festplatte zu defragmentieren, bevor Sie sie verkleinern.
- Probleme mit Laufwerksbuchstaben: Wenn einem Laufwerk kein Laufwerksbuchstabe zugewiesen ist, wird es im Datei-Explorer nicht angezeigt. Klicken Sie in der Datenträgerverwaltung mit der rechten Maustaste auf das Laufwerk und wählen Sie „Laufwerksbuchstaben und -pfade ändern”, um einen Laufwerksbuchstaben zuzuweisen.
- Beschädigte Partitionen: Wenn eine Partition beschädigt ist, können Sie versuchen, sie mit dem Windows-Tool CHKDSK zu reparieren. Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und geben Sie „chkdsk [Laufwerksbuchstabe]: /f” ein (ersetzen Sie [Laufwerksbuchstabe] durch den Laufwerksbuchstaben der Partition).
Fazit
Das Überschreiten des MBR-Partitionslimits von vier Partitionen unter Windows 10 ist mit der Verwendung einer erweiterten Partition und logischer Laufwerke durchaus möglich. Auch wenn es sich um eine etwas komplexere Methode handelt als die Verwendung des GPT-Partitionierungsschemas, bietet sie eine praktikable Lösung für ältere Systeme oder in Situationen, in denen GPT nicht verwendet werden kann. Denken Sie immer daran, Ihre Daten zu sichern, bevor Sie Änderungen an Ihren Partitionen vornehmen, und gehen Sie sorgfältig vor, um Datenverlust zu vermeiden. Mit dieser Anleitung sind Sie nun in der Lage, Ihre Festplatte optimal zu organisieren und die volle Kontrolle über Ihre Daten zu behalten.