Die Jagd nach dem perfekten Gaming PC kann sich anfühlen wie eine endlose Suche nach dem Heiligen Gral. Insbesondere in Zeiten, in denen die Verfügbarkeit von Grafikkarten einem Glücksspiel gleicht, stellt sich die Frage: Ist dieser vermeintliche Top-Deal wirklich ein Schnäppchen, sobald die lang ersehnte GPU endlich verbaut ist? In diesem umfassenden Preis-Leistungs-Check nehmen wir einen typischen Gaming PC unter die Lupe und analysieren, ob er sein Geld wert ist, sobald die Grafikkarte ihren Weg hinein gefunden hat. Wir betrachten die einzelnen Komponenten, die Gesamtleistung und vergleichen ihn mit Alternativen, um Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Die Ausgangslage: Ein Gaming PC ohne Grafikkarte
Viele Händler bieten aktuell Gaming PCs ohne dedizierte Grafikkarte an, oft zu vermeintlich attraktiven Preisen. Diese Systeme nutzen meist die integrierte Grafikeinheit der CPU, welche zwar für alltägliche Aufgaben und einige weniger anspruchsvolle Spiele ausreicht, aber für echtes Gaming-Erlebnis nicht geeignet ist. Der Vorteil liegt im niedrigeren Preis, da die teuerste Komponente fehlt. Der Nachteil ist offensichtlich: Ohne Grafikkarte ist es kein Gaming PC im eigentlichen Sinne.
Wir betrachten ein fiktives Beispielsystem, das momentan auf dem Markt häufig anzutreffen ist:
- Prozessor: Intel Core i5-12400F (oder AMD Ryzen 5 5600X)
- Mainboard: B660 (oder B450/B550 für AMD)
- RAM: 16GB DDR4 3200MHz
- SSD: 500GB NVMe PCIe 4.0
- Netzteil: 650W 80+ Bronze
- Gehäuse: ATX-Gehäuse mit guter Belüftung
Dieses System kostet aktuell, je nach Händler und Angebot, etwa 600-700 Euro. Auf den ersten Blick mag das ein fairer Preis sein, aber der Teufel steckt im Detail, insbesondere wenn wir die fehlende Grafikkarte berücksichtigen.
Die einzelnen Komponenten unter der Lupe
Prozessor
Der Intel Core i5-12400F oder der AMD Ryzen 5 5600X sind solide Prozessoren für den Gaming-Bereich. Sie bieten genügend Leistung für aktuelle Spiele und auch für anspruchsvollere Anwendungen. Beide CPUs sind in der Lage, selbst High-End-Grafikkarten ohne größere Probleme zu befeuern. Hier gibt es wenig zu beanstanden. Sie sind eine gute Basis für einen Gaming PC.
Mainboard
Das Mainboard ist die zentrale Schnittstelle aller Komponenten. Ein B660-Chipsatz (für Intel) oder ein B450/B550-Chipsatz (für AMD) sind in Ordnung, aber es ist wichtig, auf die Qualität der Spannungsversorgung und die Anschlussmöglichkeiten zu achten. Ein hochwertiges Mainboard sorgt für Stabilität und Langlebigkeit des Systems. Achten Sie darauf, dass das Mainboard genügend Anschlüsse für Ihre Bedürfnisse bietet (USB, SATA, etc.) und dass es mit dem gewählten Prozessor kompatibel ist.
RAM
16GB DDR4 RAM sind der aktuelle Standard für Gaming PCs. Die Geschwindigkeit sollte idealerweise bei 3200MHz oder höher liegen, um die Leistung des Prozessors optimal zu nutzen. Achten Sie darauf, dass der RAM im Dual-Channel-Modus betrieben wird, um die Bandbreite zu verdoppeln. 16GB sind ausreichend für die meisten Spiele und Anwendungen, aber für anspruchsvollere Aufgaben oder zukünftige Spiele könnte es sinnvoll sein, über 32GB nachzudenken.
SSD
Eine 500GB NVMe PCIe 4.0 SSD ist für das Betriebssystem und die wichtigsten Spiele ausreichend. PCIe 4.0 bietet deutlich höhere Geschwindigkeiten als PCIe 3.0, was zu schnelleren Ladezeiten führt. Wenn Sie viele Spiele installieren möchten, sollten Sie jedoch über eine größere SSD (1TB oder mehr) nachdenken oder eine zusätzliche HDD für weniger wichtige Daten in Betracht ziehen.
Netzteil
Ein 650W 80+ Bronze Netzteil ist ausreichend dimensioniert, um das System mit einer Mittelklasse-Grafikkarte zu betreiben. Es ist jedoch wichtig, auf die Qualität des Netzteils zu achten. Ein hochwertiges Netzteil schützt die Komponenten vor Schäden und sorgt für einen stabilen Betrieb. Achten Sie auf Zertifizierungen wie 80+ Gold oder Platinum, die eine höhere Effizienz und somit geringere Stromkosten bedeuten. Wenn Sie eine High-End-Grafikkarte planen, sollten Sie ein stärkeres Netzteil (750W oder mehr) in Betracht ziehen.
Gehäuse
Das Gehäuse sollte ausreichend Platz für alle Komponenten bieten und eine gute Belüftung gewährleisten. Achten Sie auf eine gute Luftzirkulation, um die Temperaturen der Komponenten niedrig zu halten. Ein gutes Gehäuse verfügt über Staubfilter, um das Innere des Systems sauber zu halten. Optisch ist das Gehäuse Geschmackssache, aber Funktionalität sollte Vorrang haben.
Der Knackpunkt: Die fehlende Grafikkarte
Der springende Punkt ist natürlich die fehlende Grafikkarte. Ohne sie ist der Gaming PC nur ein halbes Produkt. Die Kosten für eine passende Grafikkarte müssen also zum Gesamtpreis addiert werden. Und hier wird es knifflig.
Nehmen wir an, Sie möchten eine NVIDIA GeForce RTX 3060 oder eine AMD Radeon RX 6600 XT hinzufügen, um aktuelle Spiele in 1080p oder 1440p mit hohen Einstellungen spielen zu können. Diese Karten kosten aktuell (je nach Verfügbarkeit und Händler) etwa 350-500 Euro. Damit steigt der Gesamtpreis des Systems auf 950-1200 Euro.
Die Frage ist nun: Bekomme ich für diesen Preis ein besseres System, wenn ich es selbst zusammenstelle oder ein fertiges System mit Grafikkarte kaufe?
Alternative: Selbstbau oder Komplettsystem mit Grafikkarte
Selbstbau
Der Selbstbau eines Gaming PCs bietet den Vorteil, dass Sie die Komponenten selbst auswählen und auf Ihre individuellen Bedürfnisse abstimmen können. Sie können auch von besseren Preisen profitieren, da Sie die Komponenten einzeln kaufen und die besten Angebote nutzen können. Allerdings erfordert der Selbstbau ein gewisses Maß an technischem Verständnis und Zeitaufwand. Es ist auch wichtig, auf die Kompatibilität der einzelnen Komponenten zu achten.
Wenn Sie sich für den Selbstbau entscheiden, sollten Sie die Preise der einzelnen Komponenten vergleichen und auf Angebote achten. Achten Sie auch auf die Garantiebedingungen der einzelnen Hersteller.
Komplettsystem mit Grafikkarte
Fertige Gaming PCs mit Grafikkarte sind oft teurer als Selbstbau-Systeme, bieten aber den Vorteil, dass sie sofort einsatzbereit sind und keine Montage erforderlich ist. Achten Sie jedoch darauf, dass die Komponenten hochwertig sind und das System gut konfiguriert ist. Vergleichen Sie die Spezifikationen und Preise verschiedener Anbieter, bevor Sie sich für ein System entscheiden.
Ein weiterer Vorteil von Komplettsystemen ist die Garantie. Sie haben einen Ansprechpartner für alle Komponenten, falls es zu Problemen kommt.
Preis-Leistungs-Vergleich: Ist der PC seinen Preis wert?
Um die Frage zu beantworten, ob der betrachtete Gaming PC seinen Preis wert ist, sobald eine Grafikkarte hinzugefügt wurde, müssen wir ihn mit Alternativen vergleichen.
Angenommen, ein vergleichbares Komplettsystem mit einer RTX 3060 kostet ebenfalls 1200 Euro. Dann ist der Preis des Systems ohne Grafikkarte (600-700 Euro) plus die Kosten für die Grafikkarte (350-500 Euro) in Ordnung. Allerdings sollten Sie genau prüfen, welche Komponenten in dem Komplettsystem verbaut sind. Ist das Mainboard hochwertiger? Ist das Netzteil effizienter? Ist das Gehäuse besser belüftet?
Wenn Sie den PC selbst zusammenstellen, könnten Sie möglicherweise etwas Geld sparen, aber Sie müssen Zeit und Mühe investieren. Wenn Sie keine Erfahrung mit dem Zusammenbau von PCs haben, ist ein fertiges System möglicherweise die bessere Wahl.
Fazit: Eine Frage der Perspektive
Ob ein Gaming PC ohne Grafikkarte seinen Preis wert ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Preis der einzelnen Komponenten, die Verfügbarkeit von Grafikkarten und Ihre persönlichen Präferenzen spielen eine Rolle. Wenn Sie bereit sind, die Grafikkarte separat zu kaufen und zu installieren, kann ein solches System eine gute Option sein. Allerdings sollten Sie die Preise genau vergleichen und sicherstellen, dass die Komponenten hochwertig sind. Eine gründliche Recherche ist unerlässlich.
Achten Sie auf folgende Punkte, bevor Sie eine Entscheidung treffen:
- Vergleichen Sie die Preise der einzelnen Komponenten und des gesamten Systems.
- Achten Sie auf die Qualität der Komponenten (Mainboard, Netzteil, Gehäuse).
- Berücksichtigen Sie die Verfügbarkeit von Grafikkarten und deren Preise.
- Überlegen Sie, ob Sie den PC selbst zusammenbauen oder ein fertiges System kaufen möchten.
- Achten Sie auf die Garantiebedingungen der einzelnen Hersteller und des Systems.
Letztendlich ist die Entscheidung, ob ein Gaming PC ohne Grafikkarte eine gute Investition ist, eine persönliche. Wägen Sie die Vor- und Nachteile ab und treffen Sie eine Entscheidung, die Ihren Bedürfnissen und Ihrem Budget entspricht.