Der Kompatibilitäts-Check: Ist ein PC mit AMD Ryzen 5 2400G Prozessor wirklich für Windows 11 kompatibel?

Seit der Veröffentlichung von **Windows 11** im Oktober 2021 haben sich viele PC-Besitzer gefragt, ob ihr bestehendes System für das Upgrade bereit ist. Microsoft hat mit Windows 11 nicht nur ein optisch überarbeitetes Betriebssystem mit neuen Funktionen eingeführt, sondern auch strengere Hardware-Anforderungen als bei seinen Vorgängern. Dies hat insbesondere bei Nutzern von CPUs der älteren Generationen, die noch immer zuverlässig ihren Dienst verrichten, für Verwirrung und Sorge gesorgt. Ein häufig diskutierter Fall ist der **AMD Ryzen 5 2400G** Prozessor – ein beliebter Allrounder aus dem Jahr 2018, der für viele den Sweet Spot zwischen Leistung und Preis darstellte. Doch ist ein PC mit diesem Prozessor wirklich für Windows 11 kompatibel? Tauchen wir tief in die Materie ein.

Windows 11 und seine strengen Anforderungen: Eine Übersicht

Bevor wir uns dem **Ryzen 5 2400G** widmen, ist es wichtig, die Kernelemente der Windows 11-Kompatibilität zu verstehen. Microsoft hat diese Anforderungen klar definiert, um die Sicherheit, Leistung und Zuverlässigkeit des Betriebssystems auf neuerer Hardware zu gewährleisten. Die wichtigsten Punkte sind:

• Prozessor (CPU): Dies ist der Knackpunkt für viele. Offiziell werden nur Prozessoren der 8. Generation Intel Core (oder neuer), bestimmte Intel Celeron/Pentium-CPUs, und bei AMD Ryzen-Prozessoren der 2. Generation (Zen 2-Architektur) oder neuer unterstützt. Das schließt unter anderem die Ryzen 3000-, 4000-, 5000- und 7000-Serien mit ein.
• Arbeitsspeicher (RAM): Mindestens 4 Gigabyte (GB) RAM sind erforderlich. Dies ist für die meisten modernen Systeme, auch mit einem Ryzen 5 2400G, in der Regel kein Problem.
• Speicherplatz: Ein Festplattenplatz von mindestens 64 GB wird benötigt. Auch dies ist heutzutage Standard.
• Systemfirmware: UEFI, Secure Boot-fähig. Der sogenannte Secure Boot (sicherer Start) ist eine Sicherheitsfunktion, die verhindert, dass nicht autorisierte Software (wie z.B. Malware) während des Bootvorgangs geladen wird.
• TPM (Trusted Platform Module): Version 2.0 ist zwingend erforderlich. Das **TPM 2.0** ist ein kryptografischer Prozessor, der Hardware-basierte Sicherheitsfunktionen bereitstellt. Es ist eine der häufigsten Hürden für ältere Systeme.
• Grafikkarte: Kompatibel mit DirectX 12 oder höher mit WDDM 2.0-Treiber. Die integrierte Vega-Grafik des 2400G erfüllt dies.
• Display: High Definition (720p) Display mit einer Diagonale von mehr als 9 Zoll.

Diese Liste zeigt, dass Microsoft großen Wert auf moderne Sicherheitsfunktionen und eine bestimmte Leistungsbasis legt. Doch wie steht es im Detail um unseren Kandidaten?

Der AMD Ryzen 5 2400G: Ein genauer Blick

Der **AMD Ryzen 5 2400G** gehört zur „Raven Ridge”-Familie und basiert auf der originalen **Zen 1**-Architektur von AMD. Er wurde Anfang 2018 veröffentlicht und war als APU (Accelerated Processing Unit) besonders attraktiv, da er eine solide Quad-Core-Leistung mit acht Threads und eine überraschend leistungsfähige integrierte Vega 11-Grafikeinheit kombinierte. Für viele Office-Anwendungen, Multimedia und sogar leichtes Gaming war und ist er eine ausgezeichnete Wahl.

Nun kommen wir zur Gretchenfrage: Ist dieser Prozessor offiziell mit Windows 11 kompatibel? Die kurze und offizielle Antwort von Microsoft lautet: **Nein**. Der Ryzen 5 2400G ist nicht auf der offiziellen Liste der unterstützten Prozessoren zu finden. Microsoft listet für AMD-CPUs die Ryzen-Prozessoren der Generation 2000 (ohne „G” im Namen), also die auf Zen+-Architektur basierenden Modelle wie den Ryzen 7 2700X, sowie alle neueren Generationen (Zen 2, Zen 3, Zen 4) als kompatibel auf. Die „Raven Ridge”-APUs der ersten Generation, zu denen der 2400G gehört, basieren jedoch auf der Zen 1-Architektur und fallen durch das Raster.

Der Grund für diese scheinbare Diskrepanz liegt in der Unterscheidung zwischen den Zen-Generationen. Während die Ryzen 2000er Desktop-CPUs (z.B. Ryzen 7 2700X) auf der Zen+-Architektur basieren, die als „Generation 2” gezählt wird, gehören die APUs der 2000er-Serie (wie der 2400G) noch zur ursprünglichen Zen 1-Architektur. Microsofts Kompatibilitätsrichtlinien starten offiziell erst mit der Zen 2-Architektur (Ryzen 3000er-Serie) für APUs und mit Zen+ (Ryzen 2000er-Serie Desktop-CPUs ohne integrierte Grafik) für CPUs ohne integrierte Grafikeinheit. Der 2400G ist somit der „falschen” Generation zugeordnet, wenn es nach Microsofts Definition geht.

Kompatibilität prüfen: Schritt für Schritt

Auch wenn die offizielle Antwort negativ ist, lohnt es sich, die anderen Kriterien zu prüfen, da sie in den meisten Fällen erfüllt sein könnten oder sich aktivieren lassen. Microsoft bietet die **PC Health Check App** an, die eine erste schnelle Einschätzung liefert. Sie ist jedoch oft wenig aufschlussreich und teilt Ihnen einfach mit, ob Ihr PC die Anforderungen erfüllt oder nicht, ohne detaillierte Gründe zu nennen. Für eine genauere Analyse gehen Sie manuell vor:

1. Prozessor (CPU):

Da der Ryzen 5 2400G offiziell nicht unterstützt wird, ist dieser Punkt bereits geklärt. Sie können dies aber auch im Task-Manager unter „Leistung” > „CPU” überprüfen, um die genaue Modellbezeichnung zu sehen.

2. TPM 2.0 überprüfen und aktivieren:

Dies ist der kritischste Punkt für viele ältere Systeme.

1. Drücken Sie Win + R, geben Sie tpm.msc ein und drücken Sie Enter.
2. Ein Fenster öffnet sich. Wenn dort steht „Das kompatible TPM kann nicht gefunden werden”, ist es entweder nicht vorhanden oder im BIOS/UEFI deaktiviert. Wenn es gefunden wird, überprüfen Sie unter „TPM-Herstellerinformationen”, ob die „Spezifikationsversion” 2.0 ist.
3. **Aktivierung im BIOS/UEFI:** Falls TPM 2.0 vorhanden, aber deaktiviert ist, müssen Sie ins BIOS/UEFI Ihres Mainboards. Starten Sie Ihren PC neu und drücken Sie die entsprechende Taste (oft Entf, F2, F10 oder F12), um das BIOS/UEFI aufzurufen. Suchen Sie nach Einstellungen wie „Security” (Sicherheit), „Boot” (Start) oder „Advanced” (Erweitert). Hier kann die Option für TPM unterschiedlich benannt sein, z.B. „Trusted Platform Module”, „fTPM” (Firmware TPM für AMD-Systeme) oder „Intel Platform Trust Technology (PTT)” für Intel-Systeme. Aktivieren Sie die Option und speichern Sie die Änderungen.

Für AMD-Systeme ist es wichtig zu beachten, dass oft ein **fTPM** (firmware-based TPM) im Prozessor integriert ist, das im BIOS/UEFI aktiviert werden muss. Mainboards, die den Ryzen 5 2400G unterstützen, sollten diese Funktion grundsätzlich bieten können.

3. Secure Boot überprüfen und aktivieren:

1. Drücken Sie Win + R, geben Sie msinfo32 ein und drücken Sie Enter, um die Systeminformationen zu öffnen.
2. Suchen Sie nach „BIOS-Modus”. Er sollte „UEFI” sein. Wenn dort „Legacy” steht, müssen Sie Ihr BIOS/UEFI auf den UEFI-Modus umstellen (Vorsicht, dies kann Startprobleme verursachen, wenn Ihr Betriebssystem im Legacy-Modus installiert wurde).
3. Suchen Sie nach „Sicherer Startzustand”. Er sollte „Ein” sein. Wenn er „Aus” oder „Nicht unterstützt” ist, müssen Sie ihn im BIOS/UEFI aktivieren.
4. **Aktivierung im BIOS/UEFI:** Im BIOS/UEFI suchen Sie unter „Boot” oder „Security” nach „Secure Boot”. Aktivieren Sie diese Option. Möglicherweise müssen Sie zuerst den „CSM-Modus” (Compatibility Support Module) deaktivieren, da Secure Boot und CSM sich oft ausschließen. Speichern Sie die Änderungen und starten Sie neu.

Wenn Sie diese Schritte erfolgreich durchgeführt haben und sowohl TPM 2.0 als auch Secure Boot aktiv sind, wären die wichtigsten Hürden für eine theoretische Installation auf Ihrem System genommen. Dennoch bleibt die offizielle CPU-Inkompatibilität bestehen.

Die inoffizielle Installation: Eine Grauzone

Trotz der offiziellen Inkompatibilität haben viele Nutzer Wege gefunden, Windows 11 auch auf nicht unterstützter Hardware zu installieren. Dies geschieht in der Regel durch das Umgehen der Hardware-Checks während des Installationsprozesses. Die gängigsten Methoden beinhalten:

• Das Modifizieren des Windows 11 Installationsmediums (ISO), um die Überprüfung von TPM 2.0 und/oder Secure Boot zu deaktivieren.
• Das Verwenden eines Registry-Hacks während der Installation, um die CPU- und TPM-Prüfungen zu umgehen.

Es ist technisch möglich, Windows 11 auf einem System mit einem **Ryzen 5 2400G** zu installieren, indem diese Prüfungen umgangen werden. Doch diese Methoden sind von Microsoft **nicht unterstützt** und kommen mit erheblichen Risiken und Nachteilen:

• Keine garantierten Updates: Microsoft hat zwar bisher Updates auch an inoffiziell installierte Systeme ausgeliefert, aber es gibt keine Garantie, dass dies so bleibt. Zukünftige Feature-Updates oder wichtige Sicherheits-Updates könnten blockiert werden.
• Sicherheitsprobleme: Indem Sie Sicherheitsfunktionen wie TPM 2.0 und Secure Boot umgehen, schwächen Sie die Integrität Ihres Systems. Windows 11 wurde mit diesen Funktionen im Hinterkopf entwickelt, und das Deaktivieren kann Ihr System anfälliger für Malware und andere Bedrohungen machen.
• Leistungs- und Stabilitätsprobleme: Auch wenn der 2400G eine gute CPU ist, sind die Gründe für die Nichtunterstützung nicht nur Marketing. Microsoft geht davon aus, dass neuere CPUs bessere Unterstützung für die Virtualisierungs-basierten Sicherheitsfunktionen (VBS) und Hypervisor-enforced Code Integrity (HVCI) bieten, die Windows 11 standardmäßig nutzt. Auf älteren CPUs könnten diese Funktionen entweder deaktiviert sein (was die Sicherheit mindert) oder eine spürbare Leistungsdrosselung verursachen.
• Kein Support: Bei Problemen erhalten Sie von Microsoft keinen offiziellen Support, wenn Sie Windows 11 auf nicht unterstützter Hardware betreiben.

Kurzum: Eine Installation auf eigene Gefahr ist möglich, wird aber nicht empfohlen und sollte nur von erfahrenen Nutzern in Betracht gezogen werden, die sich der potenziellen Nachteile bewusst sind.

Die Entscheidung: Windows 10 behalten oder Hardware-Upgrade?

Für Nutzer eines PCs mit **AMD Ryzen 5 2400G** stehen Sie vor einer wichtigen Entscheidung:

1. Bei Windows 10 bleiben:

Dies ist oft die sinnvollste und stressfreiste Option. **Windows 10** wird von Microsoft noch bis zum **14. Oktober 2025** mit Sicherheitsupdates und Support versorgt. Das sind noch mehrere Jahre, in denen Ihr System voll funktionsfähig und sicher bleibt. Der Ryzen 5 2400G bietet unter Windows 10 eine hervorragende Leistung für die meisten Alltagsaufgaben, und die Unterschiede zu Windows 11 sind für viele Anwender nicht so gravierend, dass sie ein Hardware-Upgrade rechtfertigen würden.

2. Ein Upgrade der Hardware in Betracht ziehen:

Wenn Sie unbedingt die neuesten Features von Windows 11 nutzen möchten, langfristige Sicherheit und den vollen Support von Microsoft wünschen, dann ist ein Upgrade der Hardware die sauberste Lösung. In vielen Fällen könnte das Mainboard des Ryzen 5 2400G (oft B350 oder B450 Chipsätze) sogar neuere Ryzen-CPUs der Zen 2 oder Zen 3 Generation (z.B. Ryzen 5 3600 oder Ryzen 5 5600X) nach einem BIOS-Update unterstützen. Dies wäre ein relativ kostengünstiges Upgrade, das Ihr System auf die offizielle Kompatibilitätsliste bringt und Ihnen einen deutlichen Leistungsschub beschert. Bevor Sie jedoch eine neue CPU kaufen, überprüfen Sie die Kompatibilitätsliste Ihres Mainboard-Herstellers sorgfältig.

Fazit: Offiziell nicht, inoffiziell mit Vorsicht

Die klare Antwort auf die Frage, ob ein PC mit **AMD Ryzen 5 2400G Prozessor** wirklich für Windows 11 kompatibel ist, lautet: **Offiziell und von Microsoft unterstützt, ist er es nicht.** Der Prozessor erfüllt nicht die Mindestanforderungen in Bezug auf die Generation der Architektur. Obwohl die meisten Systeme mit einem 2400G Prozessor technisch in der Lage sein sollten, **TPM 2.0** und **Secure Boot** zu aktivieren, bleibt die CPU der limitierende Faktor für die offizielle Unterstützung.

Wenn Sie überlegen, Windows 11 auf Ihrem System mit Ryzen 5 2400G zu installieren, sollten Sie sich der damit verbundenen Risiken bewusst sein. Die beste und sicherste Vorgehensweise ist, entweder bei Windows 10 zu bleiben, bis Sie bereit sind, auf eine neuere, offiziell unterstützte Hardware-Plattform zu wechseln, oder ein gezieltes Upgrade Ihrer bestehenden Hardware durchzuführen, um die Windows 11-Anforderungen zu erfüllen. Bis 2025 haben Sie noch reichlich Zeit, um diese Entscheidung abzuwägen und in Ruhe zu planen. Nehmen Sie sich die Zeit, die für Sie beste Lösung zu finden!