Kennst du das Gefühl? Du möchtest dich schnell über Remote Desktop mit einem Server oder einer Arbeitsstation verbinden, um wichtige Aufgaben zu erledigen, und plötzlich wirst du von einer Fehlermeldung ausgebremst: „Es sind keine Remote Desktop Services Client Access Licenses (RDS CALs) verfügbar.” Oder „Die Remote-Sitzung wurde getrennt, weil keine Lizenzserver für diesen Computer konfiguriert sind.” Frustration macht sich breit, die Produktivität leidet. Du bist nicht allein! Remote Desktop Lizenzierungsprobleme gehören zu den häufigsten Herausforderungen, mit denen IT-Administratoren und Benutzer konfrontiert sind.
Dieser Artikel ist dein Rettungsanker. Wir tauchen tief in die Welt der Remote Desktop Lizenzierung ein, beleuchten die Ursachen typischer Probleme und liefern dir eine detaillierte, schrittweise Anleitung zur Fehlerbehebung und Lösung. Egal, ob du ein erfahrener IT-Profi oder ein Anwender bist, der einfach wieder arbeiten möchte – hier findest du die Antworten, um die Blockade zu überwinden.
Was sind Remote Desktop Services (RDS) und warum ist die Lizenzierung so wichtig?
Remote Desktop Services (RDS), früher bekannt als Terminaldienste, sind eine Kernkomponente von Windows Server, die es Benutzern ermöglicht, von jedem Gerät aus auf Desktops und Anwendungen zuzugreifen. Sie sind unerlässlich für Remote-Arbeit, zentralisierte Anwendungsbereitstellung und effizientes Management. Damit mehrere Benutzer gleichzeitig auf einen Server zugreifen können, benötigt Microsoft ein Lizenzmodell, das die Nutzung regelt: die RDS CALs. Diese Lizenzen müssen auf einem dedizierten RDS-Lizenzserver installiert und verwaltet werden.
Ohne korrekt konfigurierte und gültige RDS CALs, oder wenn der Server den Lizenzserver nicht finden kann, stoppt das System den Zugriff. Dies geschieht in der Regel nach Ablauf einer anfänglichen Gnadenfrist (Grace Period) von 120 Tagen, in der der Server auch ohne Lizenzierung funktioniert, um dir Zeit zur Konfiguration zu geben. Nach dieser Frist ist Schluss – und genau hier beginnt das Problem.
Die häufigsten Symptome von Lizenzierungsproblemen
Bevor wir zu den Lösungen kommen, ist es wichtig, die Symptome zu erkennen. Typische Fehlermeldungen, die auf ein Lizenzierungsproblem hinweisen, sind:
- „Die Remotesitzung wurde getrennt, da keine Remote Desktop Services Client Access Licenses für diesen Computer verfügbar sind.”
- „Die Remotesitzung wurde getrennt, da der Lizenzserver keine CALs ausstellen oder erneuern konnte.”
- „Der Remote Desktop-Sitzungshostserver befindet sich in seiner Gnadenfrist und wurde mit keinen Lizenzservern konfiguriert.”
- „Lizenzierungsfehler: Es ist ein Problem mit der Remotedesktop-Lizenzierung aufgetreten und die Sitzung wird in 60 Minuten getrennt.”
Diese Meldungen sind klare Indikatoren dafür, dass Handlungsbedarf besteht.
Warum treten diese Probleme auf? Häufige Ursachen
Die Ursachen für RDS Lizenzierungsprobleme können vielfältig sein:
- Ablauf der Gnadenfrist: Dies ist die häufigste Ursache. Nach 120 Tagen ohne korrekte Lizenzserverkonfiguration sperrt das System den Zugriff.
- Fehlende oder abgelaufene CALs: Es wurden entweder keine RDS CALs installiert oder die installierten Lizenzen sind abgelaufen.
- Falscher Lizenzierungsmodus: Der RDS-Sitzungshostserver ist im falschen Lizenzierungsmodus (pro Gerät vs. pro Benutzer) konfiguriert.
- Lizenzserver nicht erreichbar: Der Sitzungshostserver kann den Lizenzserver nicht finden oder erreichen (Netzwerkprobleme, Firewall, falsche Konfiguration).
- Lizenzserver nicht aktiviert: Der Lizenzserver wurde installiert, aber nicht aktiviert, oder die CALs wurden nicht korrekt auf ihm installiert.
- Korrupte Lizenzdatenbank: Selten, aber möglich ist eine beschädigte Datenbank auf dem Lizenzserver.
- DNS-Probleme: Falsche DNS-Einträge können verhindern, dass der Sitzungshost den Lizenzserver auflöst.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Fehlerbehebung und Lösung
Phase 1: Vorab-Checks und grundlegende Schritte
Bevor wir tiefer graben, stellen wir sicher, dass die Grundlagen stimmen:
- Server neu starten: Manchmal reicht ein einfacher Neustart des RDS-Sitzungshostservers und des Lizenzservers, um temporäre Probleme zu beheben.
- Netzwerkkonnektivität prüfen: Stelle sicher, dass der Sitzungshostserver den Lizenzserver über das Netzwerk erreichen kann (Ping-Test, Firewall-Regeln prüfen, Port 135 und 445).
- Uhrzeit und Datum: Eine falsche Systemzeit auf einem der Server kann zu Lizenzierungsproblemen führen. Synchronisiere die Zeiten.
Phase 2: Überprüfen und Konfigurieren des RDS-Lizenzservers
1. Rolle des RDS-Lizenzservers installieren
Wenn du noch keinen Lizenzserver hast, ist dies der erste Schritt:
- Öffne den Server-Manager.
- Gehe zu „Verwalten” -> „Rollen und Features hinzufügen”.
- Wähle auf der Seite „Serverrollen” die Option „Remotedesktopdienste” aus.
- Erweitere die Remotedesktopdienste und wähle „Remotedesktop-Lizenzierung” aus.
- Schließe die Installation ab. Es ist ratsam, den Lizenzserver auf einem dedizierten Server zu installieren, der dauerhaft verfügbar ist.
2. RDS-Lizenzserver aktivieren und CALs installieren
Nach der Installation muss der Lizenzserver aktiviert werden, um Lizenzen ausstellen zu können:
- Öffne den Server-Manager, gehe zu „Extras” -> „Remotedesktopdienste” -> „Remotedesktop-Lizenzierungs-Manager”.
- Klicke mit der rechten Maustaste auf deinen Lizenzserver und wähle „Server aktivieren” aus.
- Folge dem Assistenten. Wähle die Methode zur Aktivierung (in der Regel „Automatisch”).
- Nach der Aktivierung klicke erneut mit der rechten Maustaste auf den Lizenzserver und wähle „Lizenzen installieren”.
- Folge dem Assistenten und gib die Lizenzschlüssel für deine RDS CALs ein. Stelle sicher, dass du die korrekten CALs für deine Windows Server-Version installierst (z.B. Windows Server 2019 RDS CALs).
Phase 3: Konfigurieren des RDS-Sitzungshostservers zur Nutzung des Lizenzservers
Dies ist der kritischste Schritt. Der Sitzungshostserver muss wissen, wo er seine Lizenzen beziehen kann.
Methode A: Über Gruppenrichtlinien (Empfohlen in Domänenumgebungen)
Wenn dein Server Teil einer Active Directory-Domäne ist, solltest du diese Methode verwenden, da sie zentrale Verwaltung ermöglicht.
- Öffne die Gruppenrichtlinien-Verwaltungskonsole (GPMC.msc) auf einem Domänencontroller oder einem Administrator-PC.
- Erstelle eine neue GPO oder bearbeite eine bestehende GPO, die auf deine RDS-Sitzungshostserver angewendet wird.
- Navigiere zu:
Computerkonfiguration -> Richtlinien -> Administrative Vorlagen -> Windows-Komponenten -> Remotedesktopdienste -> Remotedesktop-Sitzungshost -> Lizenzierung. - Konfiguriere folgende zwei Einstellungen:
- „Remotedesktop-Lizenzmodus festlegen”: Aktiviere diese Einstellung und wähle den korrekten Lizenzierungsmodus aus (entweder „Pro Gerät” oder „Pro Benutzer”). Wähle den Modus, für den du CALs erworben hast. In den meisten Unternehmensszenarien ist „Pro Benutzer” üblicher und flexibler.
- „Remotedesktop-Lizenzserver angeben”: Aktiviere diese Einstellung und gib den vollqualifizierten Domänennamen (FQDN) oder die IP-Adresse deines RDS-Lizenzservers ein. Du kannst auch mehrere Lizenzserver durch Kommas getrennt angeben.
- Wende die GPO auf die Organisationseinheit (OU) an, in der sich deine RDS-Sitzungshostserver befinden.
- Aktualisiere die Gruppenrichtlinien auf dem Sitzungshostserver, indem du in einer administrativen CMD
gpupdate /forceausführst und den Server anschließend neu startest.
Methode B: Über den Registrierungseditor (Für Einzelserver oder Arbeitsgruppen)
Wenn der Server nicht Teil einer Domäne ist oder du eine schnelle, lokale Konfiguration benötigst:
- Öffne den Registrierungseditor (regedit.exe) auf dem RDS-Sitzungshostserver als Administrator.
- Navigiere zu:
HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetControlTerminal ServerRCMLicensing Core. - Erstelle oder bearbeite den DWORD-Wert
LicensingMode:- Für „Pro Gerät” setze den Wert auf
2. - Für „Pro Benutzer” setze den Wert auf
4.
- Für „Pro Gerät” setze den Wert auf
- Navigiere zu:
HKEY_LOCAL_MACHINESYSTEMCurrentControlSetServicesTermServiceParametersLicenseServers. Wenn der Schlüssel nicht existiert, erstelle ihn. - Erstelle unter
LicenseServerseinen neuen Schlüssel mit dem Namen deines Lizenzservers (z.B.MyLicenseServer.domain.com). - Erstelle in diesem neuen Schlüssel einen String-Wert (REG_SZ) namens
Nameund setze seinen Wert auf den FQDN oder die IP-Adresse deines Lizenzservers. - Starte den RDS-Sitzungshostserver neu.
Methode C: Über den Server-Manager (für Windows Server 2012 R2 und neuer)
Diese Methode ist oft die einfachste, wenn du eine RDS-Bereitstellung über den Server-Manager verwaltest.
- Öffne den Server-Manager auf dem RDS Connection Broker (oder dem Sitzungshost, wenn es eine Einzelserver-Bereitstellung ist).
- Gehe zu „Remotedesktopdienste” im linken Navigationsbereich.
- Unter „Bereitstellungsübersicht” klicke auf „Aufgaben” -> „Bereitstellungseigenschaften bearbeiten”.
- Wähle im Fenster „Bereitstellungseigenschaften” die Option „RD-Lizenzierung” aus.
- Wähle den passenden Lizenzierungsmodus („Pro Gerät” oder „Pro Benutzer”).
- Füge unter „Lizenzserver” den FQDN oder die IP-Adresse deines Lizenzservers hinzu.
- Klicke auf „OK” und starte den RDS-Sitzungshostserver neu.
Phase 4: Erweiterte Fehlerbehebung und spezielle Szenarien
1. Überprüfung im Ereignisprotokoll
Die Ereignisanzeige ist dein bester Freund bei der Fehlerbehebung:
- Öffne die Ereignisanzeige (eventvwr.msc) auf dem RDS-Sitzungshostserver.
- Navigiere zu
Anwendungs- und Dienstprotokolle -> Microsoft -> Windows -> TerminalServices-Licensing -> Operational. Hier findest du Informationen über die Kommunikation mit dem Lizenzserver. - Prüfe auch
SystemundAnwendungauf Fehler, die mit „TerminalServices” oder „Lizenzierung” in Verbindung stehen. Typische Ereignis-IDs sind 4105, 4106, 4107, 4108.
2. Löschen der Lizenzdatenbank (bei hartnäckigen Problemen)
Wenn der Sitzungshostserver sich weigert, Lizenzen vom Lizenzserver zu beziehen, auch wenn alles korrekt konfiguriert zu sein scheint, kann eine beschädigte lokale Lizenzdatenbank die Ursache sein. **Vorsicht: Dies sollte nur als letzter Ausweg betrachtet werden.**
- Stoppe den Dienst „Remotedesktopdienste” (TermService) auf dem RDS-Sitzungshostserver.
- Navigiere zu
C:WindowsSystem32configRegBackoderC:WindowsSystem32configund lösche (oder benenne um) die DateiMSLicensingoder alle Dateien mit der Endung.clbim OrdnerC:WindowsSystem32config. (Diese Dateien enthalten die temporär auf dem Client zwischengespeicherten Lizenzen, nicht die CALs auf dem Lizenzserver selbst!) - Starte den Dienst „Remotedesktopdienste” wieder.
- Starte den Server neu.
3. Verwendung von rdlicmgr.exe
Der Remotedesktop-Lizenzierungs-Manager (rdlicmgr.exe) ermöglicht dir, den Status deiner Lizenzen und deines Lizenzservers zu überprüfen. Hier siehst du, welche CALs installiert sind und wie viele davon vergeben wurden.
4. Firewall-Konfiguration
Stelle sicher, dass die Firewall auf dem RDS-Sitzungshostserver und dem Lizenzserver die notwendigen Ports zulässt. Standardmäßig kommunizieren RDS-Lizenzierungsdienste über den RPC-Endpunkt-Mapper (Port 135) und dynamische Ports. Es kann notwendig sein, statische RPC-Ports für die RDS-Lizenzierung zu konfigurieren oder die Windows-Firewall-Regeln für die Remotedesktop-Lizenzierung zu aktivieren.
5. DNS-Überprüfung
Vergewissere dich, dass der RDS-Sitzungshostserver den FQDN des Lizenzservers korrekt auflösen kann. Ein einfacher ping [FQDN_Lizenzserver] vom Sitzungshost aus kann hier Aufschluss geben.
Best Practices, um zukünftige Probleme zu vermeiden
Einmal gelöst, möchtest du Remote Desktop Lizenzierungsprobleme sicherlich nicht erneut erleben. Hier sind einige Tipps:
- Regelmäßige Überprüfung: Überwache regelmäßig den Status deines RDS-Lizenzservers mit dem Lizenzierungs-Manager und überprüfe die Auslastung deiner CALs.
- Ausreichende CALs: Kaufe immer ausreichend RDS CALs, um deine maximale Benutzeranzahl zu decken, plus eine Reserve.
- Dokumentation: Dokumentiere alle Konfigurationen und Lizenzschlüssel.
- Separater Lizenzserver: Betreibe den RDS-Lizenzserver idealerweise auf einem dedizierten Server, nicht auf dem Sitzungshost selbst.
- Automatisierung: Nutze Gruppenrichtlinien für die zentrale Konfiguration, um Konsistenz zu gewährleisten.
- Sicherung: Sichere regelmäßig den Zustand deines Lizenzservers und dessen Lizenzdatenbank.
- Ablaufdaten beachten: Behalte die Ablaufdaten deiner Software Assurance und ggf. deiner CALs im Auge.
Fazit
Remote Desktop Lizenzierungsprobleme können eine echte Hürde sein, aber sie sind in den meisten Fällen lösbar. Mit den richtigen Kenntnissen über die Funktionsweise der RDS-Lizenzierung und einer systematischen Fehlerbehebung kannst du die Blockade effektiv beseitigen. Wir hoffen, diese umfassende Anleitung hat dir geholfen, dein System wieder zum Laufen zu bringen und zukünftige Ausfallzeiten zu vermeiden. Eine korrekte Lizenzierung ist nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern auch der Schlüssel zu einer stabilen und zuverlässigen Remote-Arbeitsumgebung. Viel Erfolg bei der Reaktivierung deiner Remote Desktop Services!